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florian suittenpointner: castor-erlebnisbericht
also, ich erzähle einfach mal, was ich so erlebt hab:
ich bin per wochenendticket rauf, hat den ganzen sonntag gedauert (v. a. hab ich die zeitumstellung verpennt und
kam darum erst spät weg ...). im zug hab ich nur kurz vor lüneburg mal nen bgs'ler mit hund im waggon gehabt. ich hatte mich schon im vorfeld nach ner pennmöglichkeit erkundigt, über die
x1000malquer-bettenbörse (war aber dann kein bett, sondern nur der flur von der wg). dort hab ich zwei mädels, die ich im zug kennengelernt hatte, mitgenommen. im verlauf des abends und näxten morgens hab ich
dann aber schnell rausgefunden, dass ich NICHT mit denen weiterziehen werde ;-) ich hab sie später im x1000malquer-camp noch öfter gesehen, aber naja ...
am montag morgen dann raus nach wendisch evern,
das war das camp des pazifistischen widerstands von x1000malquer; erste größere bullenansammlungen, im "camp" etwa 600 loitz. "camp" darum in anführungszeichen, weil da keine zelte stehen
durften, die bullerei hat nur eine "mahnwache mit sleep in" genehmigt (diese scheisser!! dabei war's da echt superwindig an der stelle ...). im verlauf des montags war ich dann auch nochmal auf den
schienen: sone art generalprobe, was die bullen wohl auch wussten, die ham uns eigentlich ziemlich lange machen lassen, was wir wollten (am ernstfalltag war das dann komplett anders). im camp war's geil,
RAMPENPLAN waren wieder da, das is ne niederländische gruppe, die bei solchen gelegeneheiten umsonst küche und verpflegung macht ("eschen un propaganda, allesch für äin' präisch!"). viele haben in
diesem "mahnwachen"-camp dann unter freiem himmel geschlafen, bei temps um gefrierpunkt ... wir (meine "bezugsgruppe" und auch einige andere) konnten im nachbardorf deutsch evern zelte im
hintergarten von so brokdorf-veteranen-loitz aufbauen, die heute kleine kinder haben und sich darum eher im hintergrund engagieren. ich konnte im zelt von nem mitaktivisten pennen.
am dienstag dann
ernstfalltag für die gleisbsetzer in wendisch evern: nur ganz wenige haben's für kurze zeit auf's gleis geschafft. die bullerei hat wie schon am vortag einen gefangenenzug an die stelle geschickt, der
die loitz nach lüneburg brachte, von wo aus sie in viele kleine dörfer im ganzen nordostniedersächsischen raum deportiert wurden (machte aber nix, denn die x1000malquer-orga hat sie einfach wieder eingesammelt,
die waren abends jeweils wieder da). so um den späten nachmittag wurde der castorzug dann erwartet, bloß kam ihnen dann eben das mit den einbetonierten dazwischen. eigentlich wollte ich am dienstag abend
aufgeben und nach berlin weiterfahren, aber dann ham mich bayrische mitaktivisten noch überredet, mit nach dannenberg zu fahren, wo an diesem abend dieser (gnadenlos aufgebauschte) krawall war, mit
LEUCHTSPURMUNITION (ach gott, ach gott). ich bin an dem abend in sonem x1000malquer-nahen kleinbus gesessen und hab die ganze propaganda über's radio mitbekommen: angeblich wär ne bombendrohung gegen den
lüneburger bahnhof eingegangen, angeblich hätten aktivisten überall im wendland essigsäure eingekauft usw. ich hab mir schon im bus gedacht, dass das die bullen wohl alles selber erfunden haben, um ihr
sündenkonto auszugleichen: denn gewalttätig war im wendland v. a. die polizei! nach ner zeit, wo man ständig schikaniert wird und um seine freiheit und unversehrtheit rennen muss, freut man sich dann fast schon,
wenn man von militanten aktionen hört. jedenfalls gab's keine weiteren meldungen über bomben oder säureattentate, ich denke, da war nur jemand mal etwas kreativ in der polizeipressestelle ...
was
einem überhaupt am meisten aufstößt, ist, dass die bullerei in den medien als neutraler informationspartner behandelt wird! ich mein, das ist sicher nix neues, aber wenn man's mal wieder so geballt mitkriegt
- das riecht schon etwas nach reichsschrifttumskammer.
also schön, von dienstag auf mittwoch hab ich in der dannenberger kirche geschlafen, alle wendländer kirchen waren offen, um loitz aufzunehmen; das
war verdammt eng da drin, da waren echt hunderte in der kirche, meister jehova wird sich gefreut haben ;-) in dannenberg war das aktivistenzentrum auf der berühmten esso-wiese. am morgen hab ich erfahren, dass
der castorzug zurückfahren musste, weshalb natürlich noch ne ganz gute stimmung war. ich hab dann allerdings beschlossen, nach berlin aufzubrechen, weil ich da geschäftlich zu tun hatte. naja, viel versäumt hab
ich ja nicht, es ging zum schluss ultraschnell, als das ding erst mal von der schiene runter war - von wegen "von der strasse auf die schiene" ;-)
insgesamt muss ich sagen, dass ich viel zu
schlecht vorbereitet war, zu kalt angezogen (aber ich hab eben was gegen diese goretex-plastikkleidung usw.), viel zu wenig gedanken gemacht im vorfeld. außerdem ist das mit den vor ort gebildeten bezugsgruppen
blödsinn, so was hält nicht, es ist echt besser, da in der herde hinzufahren.
aber ich bin zufrieden. ich hab sonem bullen auch mal gesagt: is doch geil, uns machz spaß und ihr kriegt geld dafür! aber er war wohl etwas humorlos drauf in dem augenblick
... überhaupt, wir haben's glaubich schon geschafft, die bullen aus der fassung zu bringen, die waren definitiv nicht mehr entspannt am schluss; und dabei waren die MINDESTENS doppelt so viele, wenn ich das
richtig einschätze (15.000 bullen im wendland - und aktivisten? hm, vielleicht 5.000? oder doch mehr?).
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