|
Serge Thion: Palästina (Dieser Aufsatz erscheint gleichzeitig in
Sleipnir, Zeitschrift für Kultur, Geschichte und Politik, Heft 32, März 2001)
- - -> Kommt alle am 14.4.01 zur Pali-Demo nach Jena!
<- - -
Die Lösung des israelisch-palästinensischen Problems ist sehr einfach. Wir werden es später erörtern. Doch zuvor einiges zu den Grundlagen, an die erinnert werden muß, denn
es kann keine Lösung ohne Berücksichtigung der Umstände geben, die das Problem überhaupt erst geschaffen haben.
Im Jahre 1917, kurz vor der Balfour-Deklaration, haben wir in Palästina eine arabische Bevölkerung: moslemisch und christlich. Einige Juden sind vor Ort und einige Juden, die mit dem Geld
jüdischer westeuropäischer Bankiers aus Rußland kamen. Diese arabische Bevölkerung lebt unter osmanischer Herrschaft, die der Oberschicht unter der Bedingung, die Steuern einzutreiben und einige einfache Regeln
zu beachten, freie Hand läßt. Auch wenn die Bevölkerung nicht vom modernen Nationalismus erfaßt wird, lebt sie quasi in faktischer Autonomie. Sie hat ihre Beamten, treibt Handel und Gewerbe. Die ein paar Dutzend
seit ewigen Zeiten ansässigen orientalischen Juden haben nie ein Problem dargestellt. Die Zuwanderung von russischen und polnischen, vom zionistischen Traum bewegten Juden bildete eine Art exotisches Element.
Alles ändert sich mit der Ankunft der Briten bei Ausgang des Ersten Weltkrieges. Sie nisten sich mit Gewalt ein, teilen sich die Region mit anderen Geiern ihrer Art auf, die sich, wie sie
selbst, auf die Reste des osmanischen Reiches stürzen.
Zwischen 1917 und 1948 liegen 30 Jahre Fremdherrschaft, englischer Terror, Aufstieg eines jüdischen Systems der Landhamsterei, der Enteignung der Palästinenser zugunsten verschiedener
Cliquen von Dieben, Aufkaufwucherern, Mördern, Naivlingen und Bankiers aus Polen, Bessarabien, Rumänien, Rußland, Litauen, kurz: Juden voller Geld, Ländereien und diverser Privilegien, die das Land
vampirisieren. Sie transferieren den örtlichen Reichtum unter den Augen der englischen Komplizen aus den Händen der palästinensischen Araber in die der Juden; ein Transfersystem, das Sinn und Ziel allen
Kolonialismus’ ist.
Dem französischen Leser die Lage deutlich zu machen, ein Vergleich: Stellen Sie sich vor, Nazi-Deutschland hätte mit Waffengewalt Millionen von Deutschen, Polen, Russen und Balten nach
Frankreich geholt, die nach und nach alle Ländereien aufgekauft, Städte besiedelt, Schulen und Banken aufgemacht, ausschließlich Angehörigen des Dritten Reiches vorbehaltene Gewerkschaften und ethnische Milizen
gegründet hätten.
1948 nimmt sich eine Bündnis, genannt „Vereinte Nationen“, das Recht heraus, das es natürlich gar nicht hatte, in Palästina einen Judenstaat zu proklamieren. Es ist absolut klar,
daß die Juden nach vergangener und gegenwärtiger Rechtslage überhaupt nie ein Recht hatten und dieses auch heute noch nicht haben, auch nur die geringste Parzelle palästinensischer Erde zu konfiszieren, genauso
wenig wie eine einzige Parzelle in Madagaskar, in Uganda oder in Birobidschan. Alles, was die Juden seit 1948 in Palästina getan haben, ist vom Standpunkt des Rechts, und zwar dem von den Leuten gelebten Recht,
das im Herzen der Bewohner dieses Landes lebt, null und nichtig.
Das Recht der internationalen Institutionen, dieses Recht kann, wie man gesehen hat, in alle Richtungen verdreht werden. Israel hat uns gezeigt, wie man Dutzende von UNO-Resolutionen ohne
nachteilige Konsequenzen als Klopapier benutzt. Israel ist eine durch Gewalt entstandenes Faktum. Selbst die ungerechten UN-Resolutionen aus dem Jahre 1947 sind ungültig und verfallen, denn sie sahen die
Schaffung zweier Staaten in Palästina vor. Das Völkerrecht ist also eine Fiktion, das man je nach Interessenlage benutzt; das ist bekannt. Doch das Recht der Menschen, in Würde zu leben, ist absolut
unveränderbar. Man kann es den Leuten nicht nehmen, jedenfalls nicht, ohne ihnen auch das Leben zu nehmen. Palästina gehört den Palästinensern. Es kann, durch welche Kunstgriffe auch immer, weder Moldawiern,
Polen, Ukrainern, noch Marokkanern oder Jemeniten oder Iranern gehören, die aus ihren Heimaten ausgewandert sind und sich zum Diebstahl des Bodens, der Bäume, des Wassers, der Straßen, der Häuser von Leuten, die
vor Ort leben, organisieren. Man hätte alle Palästinenser töten müssen – was sich die Jabotinskis, Begins, Schamirs und Scharons auch immer gewünscht haben. Sie, die im Wahn der Judenausrottung leben,
haben nur ein Ziel: die Araber auszurotten. Siehe Sabra und Chatila. Die Zionisten haben immer die gleichen völkischen Ideen wie die Hitleristen gehabt. Es sind nur die Umstände, die es gestatten, daß diese
Ideen umgesetzt werden, jene aber nicht. Diese Tatsache ist es, die aufmerksame und sensible Juden erschauern läßt, wenn sie an Ariel Scharon, den Massenmörder, denken: Sie wissen, daß er zu allem fähig ist.
Seit 1917, und mehr noch seit 1948, gründet sich die jüdische Herrschaft auf Gewalt.(1) Wir müssen es vor dem Hintergrund modischer Sprachverwirrung deutlich machen: Mit Gewalt ist nicht eine potentiell mögliche Entwicklung zu dieser hin und auch nicht die bloße Androhung derselben, sondern ihre Anwendung gemeint: Die Fälle von Massenfestnahmen, von Prügel und Folter auf den Polizeistellen, von Gefängnisstrafen aus nichtigen Gründen und von Morden gehen in die Hunderttausende. Bei allen Menschenrechts- organisationen liegen dicke Dossiers über den alltäglichen Horror in den Regalen. Die jüdischen Polizisten und Soldaten stehen unter einem starken rassistischen Schub, der sie zu einem besonders bösartigen Sadismus verleitet, der von den Offizieren zugelassen und für gut befunden wird. Rassismus und Folter sind in diesem Land, das von unseren Sozialisten so geliebt wird, Institutionen.
Die ganze Presse regt sich darüber auf, daß der derzeitige Krieg der Israelis zum Tod eines Kindes geführt hat, wie im Fernsehen in Echtzeit zu sehen. Aber der Mord an Frauen und Kindern
ist eine alte Spezialität der „jüdischen Kämpfer“, die sich auf diesem Gebiet seit 1948 in Deir Jassin einen Namen gemacht haben. Sie verdienen hier ganz bestimmt den ersten Platz im Guinnes-Buch der
Rekorde. Die alten handwerklichen Methoden des NKWD und der Gestapo konnten substantiell verbessert werden.
Palästina, das ist ganz und gar nicht mit dem Spanien des General Franco zu vergleichen, dessen Regime sich nach einem furchtbaren Krieg und einer gewaltsamen Unterdrückung auf seiner
Diktatur ausruhte. Man sah dort keinen Bullen in den Straßen. Die Ordnung regierte von allein. In Palästina hat der 48er Krieg keine Ordnung gebracht. Er trieb mehr als die Hälfte der Bevölkerung aus dem Land.
Der Rest hat wie Hunde weitergelebt, dem Wohlwollen der jüdischen Soldaten ausgeliefert, denen es besonders darum ging zu zeigen, daß die Gettojuden Warmduscher gewesen waren, sie aber im Gegensatz dazu echte
harte Jungs sind.
Der Krieg dauert, mal mehr, mal weniger intensiv, seit 1948 an. Israel hat geglaubt, sich Erleichterung verschaffen zu können, indem es die arabischen Nachbarn angriff. Um eine mächtige
Armee aufzustellen, hat Israel ein internationales Netz zum Geldeintreiben aufbauen müssen. Das ist die Holocaust-Industrie. Israel hat alle Kriege gewonnen: 1948, 1956, 1967, 1973 und selbst den 1982. Doch
jeder Sieg zeigt alsbald seine Nutzlosigkeit. Es hat ein riesiges thermo-nukleares Arsenal aufgebaut: ja, und nun?
Das einzige Kriegsziel, das die Israelis verfolgen können, ist, was sie demagogisch „den Frieden“ nennen, shalom, d.h. das Hinnehmen einer sich auf Enteignung,
Vergewaltigung und Vertreibung der Einheimischen gründenden Anwesenheit durch die arabischen Völker der Region und besonders durch das palästinensische Volk. Keiner der Kriege hat die Israelis diesem Ziel näher
gebracht. Sie haben Vereinbarungen mit Nachbarn treffen können, die sie angegriffen haben und denen sie Territorium genommen haben. Daß sie diese nach zehn, zwanzig oder dreißig Jahren der Okkupation wieder
zurückgegeben haben, macht Israel kein Stück akzeptabler.
Angesichts der Nutzlosigkeit des Krieges, der Unbrauchbarkeit der Atombomben, der Ineffizienz der Raketen und der U-Boote und den Kosten der militärischen Besetzung der ihren Nachbarn
entwendeten Territorien sind die Israelis auf eine nicht zu überbietende List gekommen: Sie haben aus den palästinensischen Organisationen Hilfskräfte der israelischen Polizei gemacht [nach deutschem Vorbild,
möchte man sagen – d. Ü.]. Mit einer Serie von Abkommen (Camp-David, Oslo, Washington usw.) haben die Juden Jassir Arafat zum Chef der jüdischen Hilfspolizei gemacht, dessen Aufgabe die Sicherstellung des
Überlebens der Juden ist. Im Gegenzug haben die Juden Konzessionen versprochen (Autonomie und Palästinenser- gebiete), die effektiv nicht gewährt werden, beim nächsten „Friedensabkommen“ wieder
versprochen werden, wieder nicht eingehalten und wieder versprochen werden... Diese Leute stehen nie zu ihrem Wort, nie und nimmer. Warum? Sie wollen die Mohrrübe behalten, mit der sie Arafat zum Laufen bringen.
Und da die Amerikaner, die weltläufigen Schlepper und Nepper in dieser Geschichte, nie von den Israelis verlangen, ihren Teil des Abkommens einzuhalten, beginnt man jedes mal von vorn.
Was halten die Palästinenser von diesem Hütchenspiel? Es interessiert so sehr wie der Berliner Opernstreit. Vor Ort sehen sie, daß es nicht besser, sondern immer schlechter wird, viel
schlechter. Der Grad an Unterdrückung ist heute viel höher als vor zehn oder zwanzig Jahren. Das Land ist in Hunderte von Mikroterritorien regionalisiert, zwischen denen der Verkehr sehr schwierig ist und oft
völlig zum Erliegen gebracht wird. Die israelische Unterdrückung hat also zugenommen, was auch an der Neutralisierung eines Teiles der palästinensischen Organisationen liegt, die sich der Mauschelei und dem
In-die-eigene-Tasche-wirtschaften, dem Geldfluß vor allem aus Europa („den Friedensprozeß zu unterstützen“), ergeben haben.
Beim ersten Zwischenfall – es war Scharon, aber es hätte auch etwas anderes sein können – sind palästinensische Massen mit dem Ruf „Tod den Juden!“ in
Richtung der jüdischen Siedlungen losgestürzt. Was erwartet man denn, was sie schreien? „Es lebe Clinton und die fritierten Kartoffeln!“? Wer ist der Unterdrücker, der Mörder, der Dieb, der jeden Tag
durchsucht, verbietet, kontrolliert, verprügelt, vergewaltigt, aushungert und foltert? Es ist der Jude, in Uniform oder ohne Uniform. Sie sind alle bewaffnet und zu Pogromen bereit, was wir hierzulande als
„Kanakenklatschen“(2) verurteilen.
Was machen nun die Israelis angesichts dieser Jungen, die mit Steinschleudern und Katapulten herumrennen? Sie könnten ihre Tornister ablegen, die Ärmel hochkrempeln und den
Kontakt suchen und sich, Mann gegen Mann, gegenseitig auf die Schnauze hauen! Aber nein, sie haben Schiß. Sie haben doch ultramodernes Gerät, Gewehre mit Zielfernrohr (snipers) und Kampfhubschrauber: also
schießen sie. Und töten. Sie zielen gut. Sie schießen, um zu töten. Sie wissen nichts anderes zu tun. Alle Staatsführer sind ausgezeichnete Killer, Ehemalige der Geheimdienste und der Armee. Barak hat in den
70er Jahren an den Kommandos teilgenommen, die vom Meer aus nach Beirut eingedrungen sind, um palästinensische Führer in ihren Betten zu ermorden. Er war dabei. Das ist seine offizielle Biographie, und er ist
stolz darauf. Es ist die Herrschaft der Blutrünstigen.
Niemand erkennt die jüdische Herrschaft an, weil diese illegitim ist: Wer auf der Welt würde akzeptieren, wenn sich Eindringlinge aus vielen fernen Ländern des Bodens und der Häuser
bemächtigen, die ihnen nicht gehören, das soziale und kulturelle Leben zerstören, die Eingeborenen politisch entmachten, diese wie Kulis taxieren, ihnen die Freizügigkeit verwehren... Wer würde diese Sklaverei
akzeptieren?!
Deshalb sind sich die Palästinenser in einem Ziel einig, das sie vor den eilig herbeigeschleppten Kameras aussprechen: Sie wollen, daß die Israelis verschwinden. Nicht nur aus der Ecke,
wo sie leben: Sie wollen, daß sie aus ihrem Dorf, aus ihrer Stadt, aus ihrem Bezirk, aus dem ganzen Land verschwinden. Sie wollen sie verjagen, wie einst Jeanne d’Arc die Engländer aus Frankreich verjagte.
Mit Kampf, mit Religion, mit einer Entschlossenheit, die sehr wohl bis in den Tod gehen kann: wie die gute Johanna von Orlean – die wir verehren, die wir sehr weise finden.
Und man muß anerkennen, daß kein anderer Weg in Sicht ist. Die schreckliche Anzahl von Menschenrechtsverletzungen, Kriegsverbrechen und Verbrechen gegen die Menschlichkeit, die vom
israelischen Unterdrückungsapparat seit über 50 Jahren Tag für Tag begangen wird, ist viel zu groß, als daß sich noch eine wirkliche Diskussion vorstellen ließe. Wenn sich Ihr Nachbar bei Ihnen einrichtet und
Ihnen mit dem Hammer über den Kopf schlägt, um Ihnen das zu nehmen, was Sie zu essen haben: Was wollen Sie dann noch für einen „Frieden“ mit ihm schließen, der ihm das Recht geben würde, Ihnen mit der
Gabel auf dem Teller herumzuwirtschaften?
Wenn das passieren sollte, würden Sie wollen, daß er verschwindet. Genau wie die Palästinenser heute. Und um ihren Willen Nachdruck zu verleihen, setzen sie ihr Leben ein am Ende der
Visierlinie der jüdischen Soldateska, die nicht zögert, alle umzulegen, Frauen und Kinder zuerst.
Die Frauen wollen Knüppel, die Kinder sammeln Steine, die Männer erwürgen die Okkupanten, von denen sie wie Dreck behandelt werden, mit bloßen Händen. Diese Dinge muß man verstehen; man
muß verstehen, daß sie Ausdruck eines legitimen Rechtes sind, in allen Menschenrechtschartas der Welt anerkannt, das Recht, sich gegen die Ungerechtigkeit und die Unterdrückung aufzulehnen. Und wenn sie keine
anderen Waffen haben werden als ihre nackten Hände, dann werden sie sich mit ihren nackten Händen zur Wehr setzen. Die Juden Israels wissen es jetzt. Zur Zeit steht es ihnen noch frei, Palästina zu verlassen.
Die Lösung wird also der geordnete Abzug aller Juden in Richtung der Länder ihrer Herkunft, oder eines anderen, sie aufnehmenden Landes sein, wenn sie es finden. Die Lösung wird die
Abwicklung Israels als Instrument der Plünderung und des Terrors sein. Mögen Juden im Nahen Osten leben: Das hat bis 1948 niemanden gestört. Es gibt kein Recht, das sie sich erworben hätten; sie haben nicht
versucht, von der ansässigen Bevölkerung akzeptiert zu werden. Sie haben es vorgezogen, immer wieder auf Gewalt zurückzugreifen. Daraus entsteht kein Recht.
Es wird immer mehr Palästinenser geben: immer mehr nackte Körper vor Gewehrläufen. Schon verachten sich die Juden selbst in Israel für diese mühelos angerichteten Massaker. Natürlich
werden die Gemeinden im Ausland zu Demonstrationen der Unterstützung aufgerufen. In Frankreich geben sich die jüdischen Organisationen die Ehre, sich mit Massenverbrechen, mit Massakern an Kindern und der
systematischen Barbarei ihrer Religionsbrüder in Verbindung zu bringen. Großrabbiner Sitruk sät Angst und Haß. Sie haben alle einen Riesenschiß vor den Reaktionen auf die Gewalt, die sie gegen die Araber
anwenden, hier wie dort. [Die Berliner Regierungsdemo zum 9. November startete vor der wilhelminischen Synagoge, um an ein Massaker vor sechzig Jahren zu erinnern, ohne der über hundert in diesen Tagen
ermordeten Palästinenser zu gedenken – d. Ü.]
All diese Sekundanten sind Komplizen der Verbrecher und müssen eines Tages vor internationale Gerichtshöfe gestellt werden. Gleiches Recht für alle bedeutet eben gerade nicht
„Antisemitismus“ – die Komplizen der Verbrecher gegen die Menschlichkeit müssen nur zur Verantwortung gezogen werden. Dieser Volkszorn ist sehr verständlich. Sein Ziel sind weder die Juden im
allgemeinen, noch diejenigen, die jeden Tag mehr werden und sich vom neonazistischen Zionismus distanzieren.
Es ist ein im Entstehen begriffener Krieg. Er wird von der totalen Unfähigkeit der Israelis verursacht, einfach nur das zu tun, was sie sagen, sie würden es tun: Selbstverwaltung
gewähren. Die Autonomie der besetzten Gebiete ist seit dem Begin-Carter- Sadat-Treffen zwanzig Mal versprochen worden.
Es ist der sogenannte „Friedens“prozeß, der den Palästinensern, alten wie jungen, das Leben noch unerträglicher macht als zuvor. Die arabischen Staaten sind völlig an
der Leine und können den Israelis, die für gewöhnlich Krieg führen, um Zeit zu gewinnen (ein guter Krieg beschert ihnen fünf bis zehn Jahre Aufschub), nicht mehr als Ableiter dienen. Die Intifada, die jetzt
beginnt, ist der erste israelisch-palästinensische Krieg. Diesmal haben die Palästinenser einige Gewehre und bedienen sich ihrer. Je mehr Zeit vergeht, desto schwerer wird das Gerät – Panzer und
Kampfhubschrauber –, das die Israelis, die Angst davor haben, in der Straße zu kämpfen, ins Feld führen werden. Die Antwort Israels wird eine verstärkte Politik der „Trennung“ (normalerweise mit dem
Wort Apartheid bezeichnet) sein. Doch was ist das für ein Leben, jedes mal, wenn sie ihren Hund Gassi führen, Zielscheibe Hunderter Gewehre, Tausender Messer, Zehntausender Fäuste zu sein?
(1) Israel, dieser Staat ohne Verfassung, ohne Grenzen, der auf einer vagen religiösen Idee gegründet ist,
anerkennt jeden Juden der Welt als potentiellen Staatsbürger. Den nach 1948 am Ort gebliebenen Palästinenser – Moslems, Christen und Drusen – ist in letzter Zeit eine unvollständige
Staatsbürgerschaft aufgezwungen worden, was mit Sicherheit auch wieder rückgängig gemacht werden kann. Aus diesen außergewöhnlichen juristischen Anomalien folgt, daß der einzige genaue Begriff, mit dem die
israelischen Staatsbürger zu bezeichnen sind, „Jude“ ist. Das ist von den Behörden dieses Pseudostaates so gewollt. Das ist auch das begriffliche Instrument, das es erlaubt, die Diaspora schwer zu
besteuern, deren Leichtgläubigkeit grenzenlos ist.
(2) In Frankreich sagt man ratonnade, was so viel heißt wie Rattenklatschen.
Übersetzung: Peter Töpfer
Hier weitere Aufsätze Serge Thion auf deutsch. Thion-Texte auch auf
AAARGH (1), AAARGH (2), AAARGH-International und im Serge-Thion-Archiv. Informative Palästina-Seiten auf deutsch.
Zeichnung entnommen aus N. G. Finkelstein, L’Industrie de l’Holocauste, La Vieille Taupe, Paris 2000 a raison: hat recht
Wer wissen will, worin die einzelnen recht haben: die Namen sind verlinkt....
[zurück zur Übersicht Auto 6]
|
|