AUTO Nr. 7 (Juni 2001) / von anderen Seiten: [Wenn Texte hier nicht in weißer Farbe erscheinen, heißt das, daß sie von anderen Seiten stammen, hier aber der Einfachheit und der Sparsamkeit halber übernommen wurden. Die URL des folgenden Textes
lautet: http://www.nadir.org/nadir/initiativ/aal/Internationalismus/Baskisch/hauptteil_baskisch.html]
Als weiterer Beleg für die Rückwendung vom Antinationalismus zum Internationalismus auf antifaschistischer Seite und damit für Konvergenz und Querfront soll der folgende Text
stehen. (Oder waren die Lüdenscheider gar nie unter die Herrschaft der Antinationalen geraten?...)
Internationalismus Gruppe der Autonomen Antifa Lüdenscheid (AAL
)*: Der Unabhängigkeitskampf des baskischen Volkes
Warum diese Seite? Wir dokumentieren hier verschiedene Passagen aus Büchern über das Baskenland, weil wir denken, das sehr viele Leute wenig über die Probleme im Baskenland wissen und
weil wir das Thema und den Kampf des baskischen Volkes um Befreiung interessiert verfolgen.
Wir wollen euch eine Möglichkeit geben, einen leichten Einstieg in die Thematik zu bekommen und euch für das Thema zu interessieren.
Als Grundlage für unsere Infos haben wir folgende Bücher benutzt:
Operation Menschenfresser-Trikont Kramer Verlag ISBN Kramer Verlag 3-87956-038-2
Bewaffneter Kampf in Europa-Schwarze Risse Verlag ISBN 3-924737-12-6
Fiesta Colonialista ISP Verlag ISBN 3-929008-39-4
Baskenland autonoom De Rode Hond ISBN 90-9003022-0
Auf das Buch der Gruppe Demontage zum Thema Baskenland haben wir dankend verzichtet.
Im ersten Teil unserer Dokumentation über das Baskenland gehen wir auf die Geschehnisse zwischen 1959 und 1975 ein. Die wohl bekannteste Gruppe und Organisation im Baskenland,die für ein
freies und sozialistisches Baskenland eintritt ist die ETA (Euskadi ta Askatasuna/Baskenland und Freiheit). Sie wurde 1959 gegründet und entstand zu einem Zeitpunkt, in der sich die baskische Gesellschaft in
einer dramatischen Situation befand. Die Wirtschaft erlebte in dieser Zeit eine enorme Expansion und konnte diese ohne große Widerstände der Arbeiter ausbauen. Aufgrund der drastischen Ausbeutung der
Arbeiterklasse, die seit der Niederlage im Bürgerkrieg sämtlicher Rechte beraubt worden war, war es für die Unternehmer im Baskenland ein leichtes, hervorragende Vorraussetzungen zu schaffen, um das Baskenland
und seine Bevölkerung auszubeuten und deren Kultur zu zerstören. Die Wirtschaftsentwicklung bildete allmählich eine reine Industriegesellschaft heraus, mit einer Bevölkerungskonzentration in den städtischen
Zentren. Der zunehmende “Bedarf” an Arbeitskräften in den baskischen Städten, hatte eine wachsende Immigration zufolge; viele Arbeiter aus anderen Regionen Spaniens kamen nun mit ihren Familien ins
Baskenland. Das Proletariat der Einwanderer war in seiner übergroßen Mehrheit castellano sprachig. In den Schulen, Behörden, in den Medien wurde nur noch spanisch gesprochen; dies stellte ein großes Problem für
die baskische Bevölkerung dar. Daraus resultierend gab es einen enormen Rückgang der baskischen Sprache. Jede nationale Äußerung, die auch nur auf die Existenz des baskischen Volkes hinweisen könnte, war
verboten. Aufgeteilt auf zwei Staaten (Spanien/Frankreich), unterdrückt durch die andauernde Diktatur Francos (die auf einer Millionen Toter während des Bürgerkrieges errichtet wurde), die Gewerkschaften und
andere Oppositionskräfte zerschlagen hatte, in dieser Atmosphäre wurde die ETA gegründet. Die Politik der ETA bestand anfangs aus Gegenthesen zu den aktuellen Gegebenheiten:
Gegen Zentralismus -für einen unabhängigen baskischen Staat
Gegen die Zerstückelung und Auflösung der baskischen Nation, setzen sie die Vereinigung aller baskischen Kulturgebiete
Gegen das Aussterben der baskischen Sprache sollte sie die einzige Nationalsprache werden.
Die ETA formuliert erstmals die Notwendigkeit zu den Waffen zu greifen.
Zu Beginn ihres politischen Kampfes wurde die ETA auf der kulturellen Ebene aktiv; es wurden Wandgemälde angefertigt und die verbotene baskische Fahne
gehisst. Vorbild für die ETA zu dieser Zeit war die kubanische Revolution, die gerade einen Sieg gegen den Us -Imperialismus errungen hatte. 1962 gibt es eine
erste Prinzipienerklärung der ETA; sie sieht sich als revolutionare Bewegung, anti-konfessionell und anti-rassistisch. Mit der nationalen Bewegung, die sich um die
ETA formierte, begann eine intensive und breite Politisierung in allen gesellschaftlichen Bereichen des Baskenlandes; eine starke Arbeiterbewegung
wuchs heran und die ETA begleitete von nun an viele Streiks mit Aktionen und umgekehrt fanden viele Aktionen der ETA Unterstützung in der Arbeiterschaft. An
der Frage des Klassenkampfes und deren Umsetzung wird sich die Organisation jedoch oft zerstreiten und teilweise spalten.Die ersten bewaffneten/militanten
Aktionen der ETA wurden Mitte/Ende der 60er Jahre durchgeführt;es folgt eine starke Repressionswelle des faschistischen spanischen Staates und seiner Polizei (Guardia Civil/GC).
Die GC wurde in den 40er Jahren des 19.Jahrhunderts als Polizei des ländlichen Raums gegründet und dem Heeresminister unterstellt. Mit ihrer militärischen
Verteilung im ganzen Land steht die GC für den Zusammenhalt des spanischen Einheitsstaates. Unter Franco wurde sie mit ihrer geheimdienstlichen Abteilung zur
wichtigsten politischen Polizei. Nach dem Tode Francos wurde mit dem Polizeigesetz von 1986 Polizei und Militär getrennt (aber nur formal). Die GC
behielt ihren Namen und ihre Struktur. Die GC ist mitsamt ihren Familien in Kasernen untergebracht, die mit Mauern und Wachtürmen nach außen
abgeschottet sind. Sie spielt im Kampf gegen die ETA, zusammen mit anderen Spezialkommandos ,die bedeutenste Rolle. In den 60er Jahren werden mehrere
tausend Menschenb verhaftet. Es gibt die ersten Opfer bei Demonstrationen. Am 2.August 68 führt die ETA ihr erstes tödliches Attentat durch. Der Polizeikommissar
Melitän Manzanas, der als Folterer bverüchtigt war, wird in seinem Haus exikutiert. Diese Aktion rückt die ETA immer mehr in die öffentliche Diskussion
und verschaft ihr bei einem Teil der baskischen Bevölkeung sehr viele Sympathien. Im Jahr 1968 werden in der nähe von Bilbao zwei Demonstranten von der Polizei
getötet. Trotz der anhaltenden Repression blüht in allen Bereichen die baskische Kultur auf (in der Literatur, der Poesie, der Musik und im Untergrund werden die
ersten Grundschulen errichtet auf denen wieder baskisch gelehrt wird). Die ETA beschließt eine neue Front im Kampf gegen den faschistischen spanischen Staat zu
bilden, die Arbeiterfront (Frente Obrero). Zu Beginn der 70er Jahre steigt die Zahl, der bei Auseinandersetzungen getöteten Mitglieder und Sympathisanten der ETA
rasant an. In den Jahren 72/73 wird der Gedanke der Arbeiterfront in die Praxis umgesetzt und die ETA strukturiert ihren Einfluß auf die Arbeiterklasse neu. Sie
zerstört mehrere Sitze von konservativen Gewerkschaften, zündet einige Autos und Villen von Unternehmern an und entführt zwei von ihnen: Zabala und Huarte. In
“ihren” Unternehmen wird zu diesem Zeitpunkt gestreikt und es kommt zu schweren Arbeitskämpfen. Die ETA fordert die Erfüllung der Forderungen der
streikenden Arbeiter, einen Teil des Eigentums Huartes und ein Lösegeld von (2-2.5 Mill. DM). Die Bedingungen der ETA werden erfüllt und Huarte wird wenige
Tage darauf freigelassen. In anderen Betrieben geht der Arbeitskampf mit unverminderter Härte weiter; es kommt zum ersten Generalstreik nach dem
Bürgerkrieg in einer spanischen Provinz. Darauf folgen wiederum massive Verhaftungswellen, es gibt Tote und Verletzte. Innerhalb von 2 Jahren werden 9
Mitglieder der ETA von der spanischen Polizei niedergeschossen; die Presse triumphiert und Spanien jubelt:
Das Ende der ETA - ETA endgültig zerschlagen!
Kurz darauf gelingt der ETA ihre verwegenste und spektakulärste Operation.
Die Operation “Menschenfresser”
Der spanische Admiral und zugleich Francos “rechte” Hand Carrero Blanco wird von der ETA ermordet. Am 20. Dez. 73 sprengt die ETA mit ca. 250kg Sprengstoff
das Auto des Admirals in die Luft. Die 2 begleitenden Autos werden ebenfalls getroffen. Nachdem die durch die Explosion entstandene Rauchwolke
verschwunden war, wurde das ganze Ausmaß der Detonation deutlich. Die von der Bombe verletzten Personen erblickten unmittelbar vor ihnen einen Krater mit
einem Durchmesser von ca. 12 Metern, doch das Auto des Admirals war verschwunden. Minutenlang dauerte die Suche nach dem Auto des Regierungspräsidenten. Es wurde durch die Detonation über ein 5 stöckiges Haus
auf die Terasse eines Jesuitenhauses geschleudert. Mit diesem Attentat machte die ETA endgültig Schluß mit dem Mythos, der Unangreifbarkeit des faschistischen
Spaniens. Die ETA sah dieses Attentat als direkte Antwort auf die Toten aus ihren Reihen an, die in den letzten 2 Jahren durch den spanischen Staat getötet wurden.
Die ETA gibt mehrere Kommuniques zum Attentat und zu ihrem “Antifaschistischen Kampf”. Sie bekennt sich klar zum revolutionären
Antifaschismus und zum Sozialismus. Während der gesamten 70er/80er Jahre gibt es im Baskenland schwere Arbeitskämpfe, mit zunehmender Repression. 1974
beginnen 154 politische Gefangene einen Hungerstreik; der größte Teil von ihnen sind Mitglieder und Sympathisanten der ETA. Die Resonanz auf den Hungerstreik
ist enorm. Zehntausende demonstrieren in den baskischen Städten, über 200 000 ArbeiterInnen beginnen einen Solidaritätsstreik. Viele junge Leute /Militante treten der ETA bei.
Innerhalb eines Monats werden über 4000 Menschen verhaftet, öffentliche Plätze in Gefängnisse umfunktioniert. Jede Woche gibt es neue Opfer,
Hausdurchsuchungen, Verhaftungen, ganze Stadtviertel werden umstellt und nach mutmaßlichen ETA Aktivisten durchsucht. Ein Höhepunkt der Brutalität des
spanischen Staates, stellt die Erschießung von Luis Arriola dar, der von der GC getötet wird, weil er es gewagt hatte ein baskisches Lied vor einer Polizeikaserne
zu singen. Zusätzlich zur GC tretten jetzt immer mehr paramilitärische faschistische Gruppen auf, die im Laufe der Zeit, mit Unterstützung des spanischen Staates über
200 Attentate begehen. Trotzdem bleibt die ETA bei ihrem Konzept, offensiv gegen Folterer vorzugehen und sie zu liquidieren. Die Solidarität mit der ETA ist groß; es
kommt zu großen Sympathiekundgebungen in Nord-Euskadi und in Frankreich. Am 20. November stirbt der Diktator und Faschist Franco. Nach dem Willen Francos
wird der heute noch amtierende Juan Carlos zum König Spaniens ernannt. Nach dem Tode Francos steht das Baskenland und Spanien vor einer ganz besonderen
Art der “Demokratisierung”. Darum und wie es im Baskenland nach 1975 weiterging wird es in unserem nächsten Teil über den Befreiungskampf im Baskenland gehen.
Mit internationalistischen Grüßen
Internationalismus Gruppe der AAL
Quelle: http://www.nadir.org/nadir/initiativ/aal/Internationalismus/Baskisch/hauptteil_baskisch.html
AAL: http://www.nadir.org/nadir/initiativ/aal/ oder http://www.antifa-luedenscheid.de.vu/
Siehe u.a. auch auf den Seiten der Antiimperialistische Koordination:
Baskenland: Wer sind die Demokraten?
|