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Auseinander- und Zusammensetzung mit “Antifaschisten”
“Der Weg des antifaschistischen Kampfes ist ein anderer. Es ist ein Weg des klaren, erbarmungslosen Erkennens der historischen und biologischen Gründe, die zu
solchem Morden führten. Einzig und allein aus solchem Erkennen wird die Vernichtung der faschistischen Pest hervorgehen, und nicht aus ihrer Imitation. Man kann den Faschismus nicht durch Imitation und
Überbieten seiner Methoden besiegen, ohne selbst, gewollt oder ungewollt, faschistisch zu entarten.” (Wilhelm Reich, Die Massenpsychologie des Faschismus, Fischer TB S. 295)
Brief an “Antifaschisten” (Dieser Offene Brief erschien in Sleipnir. Zeitschrift für Kultur, Geschichte und Politik )
[Vorbemerkung: Es hat irgendwann mal 1997 oder 98 eine Kampagne gegen Andreas Röhler und Peter Töpfer als VdF- bzw. Sleipnir -Mitarbeiter gegeben, mit der sich eine gewisse
“FelS-Antifa-AG” wichtig machen wollte. Es kam zu Abend- bzw. “Informations”-Veranstaltungen und einer Demo vor unseren Verlagsräumlichkeiten. (Hier ist das auf dieser Demo verteilte
Flugblatt zu sehen.) Wir suchten wie immer das Gespräch mit den Heißspornen bei einer Veranstaltung, wurden aber gewaltsam des Saales verwiesen und zum Abschied mit einer Briese Reizgas bedacht. Daraufhin
schrieben wir diesen Brief. Als einzige Reaktion darauf gab es dieses Foto mit Bekenner-Text im Antifaschistischen Infoblatt Nr. 46/99. Über die “Penaten-Creme” haben wir - nachdem der Schmerz und
die Aufregung nachgelassen hatten - herzlich gelacht, und eine Zeitlang hieß ich bei Freunden nur noch “Penaten-Peter”... Dazu muß aber gesagt werden, daß ich mich nach ärztlicher Behandlung - mit
Salbe im Gesicht - abermals zum Lokal der “Antifaschisten” in der Zielonagorarer Str. 73 in Friedrichshain begeben habe, da ich den jungen Leuten zeigen wollte, was sie angerichtet haben, und um
nochmals zu versuchen, mit ihnen ins Gespräch zu kommen. Vergeblich. Ich wurde abermals mit sehr rohen Argumenten davongejagt, wobei es zum Fototermin kam, zu dem ich mich allerdings (aus der Sicherheit meines
Autos) bereitwillig zur Verfügung stellte. Wenn die Antifaschos solch ein flüchtiges Foto verwenden, soll das wahrscheinlich auf ihren mutigen Einsatz bei der Foto-Guerilla-Aktion hindeuten... Hier jetzt
mein Brief darauf an sie:]
Liebe junge Leute von der FelS-Antifa-AG, liebe “Antifaschisten”,
ein neues Jahr ist angebrochen und schon ein Monat ins Land gegangen, nachdem Ihr Eure Demo gegen den Verlag der Freunde und die Zeitschrift Sleipnir abgehalten habt. Nach kleineren
Aufregungen ist nun wieder alles im alten Trott, so als sei nichts geschehen. Tatsächlich ist die Sache vorbei und abgeschlossen. Ist aber wirklich nichts geschehen? Ist da vielleicht doch noch etwas, was nicht
vorbei und abgeschlossen ist?
Da ist zum Beispiel diese Reizgas-Attacke gegen mich. Sie bedeutet nichts mehr für mich persönlich; es ist an sich vorbei und abgeschlossen; Leute rufen an, wollen wissen, was vorgefallen
ist, aber es langweilt schon. Aber andererseits: Sollte man es dabei einfach so belassen? Soll das wirklich der Umgang zwischen Menschen sein? Muß ich nicht von meinem Persönlichen absehen (daß ich es eigentlich
schon vergessen habe) und mich dazu überwinden, darin ein Problem für uns alle zu sehen? Denn es kann ja immer wieder dazu kommen, und auf die Dauer und bei Wiederholung könnte es schon lästig werden. Ich will
mich also bemühen, weiter meinen Beitrag zu leisten, daß diese Art Umgang aus der Welt kommt. Ich kenne mich in juristischen Dingen nicht aus; es gibt vielleicht eine Art Hausrecht. Eure Veranstaltung aber zur
Vorbereitung der Demo war öffentlich; jeder war eingeladen; Ihr hattet plakatiert. Wenn Ihr mich dennoch rausschmeißt, kann ich das irgendwie verstehen. Aber daß Ihr mir noch Gas ins Gesicht sprüht draußen auf
der Straße: Das kann doch nicht die Norm sein.
Dann die Lügen, Unwahrheiten, Verleumdungen und vorallem die Dummheit, mit der Ihr Euch selber straft. Das tut mir am meisten leid. Die Lügen machen mir an sich nichts aus. Es ist die
Gewohnheit, und ich rechne auch überhaupt nicht mit Journalisten, Beamten oder sonstigen zufällig Involvierten, denen irgendetwas an der Wahrheit liegt. Das ist mir im Grunde völlig gleichgültig. Diese Leute
haben ihre kleine Rolle zu spielen; sie sind keine freie Menschen, sondern kleine Zahnräder in einem großen Mechanismus, an dessem Funktionieren der eine mehr, der andere nicht so viel Interesse hat. Nein, im
Grunde tut es mir nur leid um Euch, die Ihr eben nicht so cool seid wie die. Ihr seid keine kalten Zahnräder. Ihr seid eher zwischen und unter die Räder Geratene, ganz heiß von der Reibung. Ihr seid voller
Leidenschaft; Ihr meint es ernst und ehrlich. Dann greift Ihr auch mal zur Reizgasbüchse und sprüht einem Einzelnen, im Prinzip Wehrlosen, jedenfalls einem, der überhaupt nicht auf Gewalt eingestellt ist, eine
Brise Gift ins Gesicht. Ihr seid keine Schreibtischwichser. Ich glaube Euch, daß Ihr gegen etwas Böses, gegen etwas vorgehen wollt, das nicht in die Welt gehören sollte (was den Schreibtischwichsern völlig
gleich ist). Das glaube ich Euch einfach, auch wenn manche sagen (und dies ihnen leicht fällt und die Logik auch danach aussieht), daß sich das nicht damit verträgt, wie Ihr vorgeht, daß Ihr ja schon so seid wie
die, die Ihr bekämpft, indem Ihr gewalttätig seid. Nein, das alles verzeihe ich Euch (was meine Person anbelangt); es ist überhaupt keine Frage für mich. Es kann nur Angst sein, die Euch zu so etwas treibt, und
ich kann mit ängstlichten Menschen nicht böse sein. Aus Angst habt Ihr mich gewaltsam verjagt, als ich kam, mich friedlich mit Euch zu unterhalten; wie die Zombies seid Ihr aufgestanden aus Euren Sitzreihen und
seid gegen mich gegangen. Das alles tut mir leid für Euch. Und aus Angst hat einer von Euch mir Gas ins Gesicht gesprüht. Das alles ist halb so schlimm. Es zwiebelt ein, zwei Stunden, doch dann ist es vorbei.
Und schon während es noch zwiebelt, denkt man doch nur an all die schlimmen Dinge, die Tag für Tag in der Welt geschehen (und an die Dinge, die in der Vergangenheit geschehen sind und wegen derer die Atmosphäre
ja noch heute so geladen ist) und wie nichtig so ein kleiner sinnloser Angriff ist. Und genau um diese schlimmen, anderen Dinge geht es mir jetzt hier, wenn ich jetzt noch einmal auf diesen Vorfall und auf Eure
Demo zurückkomme. Ich habe zwar eigentlich keine große Lust, darauf noch länger herumzureiten, aber ich habe auch keine Lust, daß es zu diesen Dingen sowohl für mich persönlich als für uns alle kommt. Aber die
Gefahr, daß es zu schlimmen Dingen kommt, ist da. Und daher dieser Brief.
Oder ist es keine Angst, wenn Ihr am Tag nach meinem Besuch bei Euch, als Ihr Eure Veranstaltung zur Vorbereitung der Demo gemacht habt und nach Eurem Angriff auf mich bei Andreas Röhler
anruft (seit wann rufen denn “Antifaschisten” bei angeblichen Faschisten an?) und ihn anfleht, - sinngemäß: - “Nimm diesen Verrückten aus dem Schußfeld!” Denn das wollt Ihr nämlich im
Grunde auch nicht: daß einer zu Schaden kommt. Ihr tönt zwar herum, von wegen “Keine Toleranz mit Intoleranten!”, “Angriff!” usw., aber ich weiß, daß Ihr das alles gar nicht wirklich so
meint und wollt. Es täte Euch leid, wenn etwas Schlimmes passiert. Aber nun tönt Ihr nun mal so rum und es gibt den Zwang (den man aber sein lassen kann), auch danach zu handeln. Und dann geratet Ihr in
Panik: Da kommt doch einer einfach so zu uns, den wir, so schwören wir es uns immer wieder, nur verprügeln, am besten endgültig aus dem Weg räumen sollten. Ich sage Euch aber: Das wird Euch mit mir immer wieder
passieren. Ich werde nicht aufhören, ins Schußfeld zu rennen und zu versuchen, Euch (und andere) vom Schießen abzuhalten. Das solltet Ihr wissen; darauf solltet Ihr Euch einstellen. Und ich sage Euch auch: Ihr
braucht keine Angst zu haben vor uns.
Auch hier können wir wieder einen Erfolg in unserem Bemühen um Kontaktaufnahme und Gespräche verbuchen: Es ist uns bisher nicht bekannt geworden, daß “Antifaschisten”
überhaupt bei “Faschisten” anrufen (“Keine Diskussion mit Faschos!”). Und Ihr habt es bereits zwei Mal getan. Wir werden also weitergehen auf unserem Weg und stets die Hand ausstrecken.
In Eurer Sprache (auf Eurem Flugblatt) heißt das: weiter “rechtsextreme Propaganda” vertreiben. Ja richtig: Wir “lassen uns nicht durch die Hausdurchsuchungen davon abhalten, unsere
Verlagstätigkeit vortzuführen”! Denn der freie Zugang zu absolut allen Informationen, die totale Meinungsfreiheit ist unserer tiefen Überzeugung nach nicht nur eine absolute Selbstverständlichkeit unter
freien Menschen, sondern auch der einzig wirkliche Garant für eine freiheitliche, d.h. auch menschlichen und zu Veränderungen befähigten Ordnung.
Ich weiß, es fällt Euch schwer, mir das abzunehmen, weil diese radikale libertäre Haltung tatsächlich nicht gerade weit verbreitet ist und weil sie Euch über uns immer wieder belogen
haben. Aber so ist es. Und ich habe in Euren ängstlichen Augen gesehen, daß Ihr schon begonnen habt, uns Glauben zu schenken. Es ist nur manchmal verwirrend, sich von Bildern und Meinungen zu lösen, sein
Bewußtsein zu verändern. Doch nun versteht Ihr uns langsam und Ihr beginnt zu begreifen, wie billig es ist, das zu tun, was Ihr tut: nämlich den alten, längst vergangenen Faschismus zu bekämpfen, und wie billig
es ist, mit staatlicher Unterstützung auf jene einzuhacken, die bereits vom Staat drangsaliert werden. (Ihr wollt nicht wahrhaben, daß Ihr staatlich unterstützt werdet? - Wer bezahlt denn Euren Laden in der
Grünberger Straße?) Und Euch schwant, wie schwierig und auch manchmal entmutigend (aber auch erhebend) es ist, gegen die Ungerechtigkeit, gegen den Faschismus von heute die Stimme zu erheben, wenn man fast ganz
allein steht gegen eine Mauer aus Lüge, Schweigen und Verleumdung. Ja, all das beginnt Ihr nun zu begreifen.
Und aus reiner Sympathie muß ich Euch sagen, daß Eure Demo kein Erfolg für Euch war. Die Leute merken doch sofort, daß da etwas nicht stimmt: Da demonstrieren Leute gegen
“Rechtsextremisten” (d.h. also gegen Gewalt), aber Eure Art zu demonstrieren überzeugt die Leute nicht; und daß Ihr im Vorfeld Eurer Demo schon mal selber Gewalt anwendet (wovon die Nachbarschaft
erfahren hat) - das ist natürlich auch nicht günstig und Ihr erscheint wenig glaubwürdig. Ihr wißt nun aus eigenem Erleben genau, daß ich geradezu danach lechze, mich mit Leuten zu unterhalten, zu verständigen,
die mich als ihren vermeintlichen Gegner betrachten und daß ich mich offensiv darum bemühe. Insofern hätte ich mich über jeden Besuch eines Nachbarn gefreut, aber Eure Aufforderung an die Nachbarschaft,
“Sagen Sie Herrn Töpfer, was Sie von seiner Betätigung halten!”, hatte leider keinen Erfolg: Nicht einer ist gekommen. Ihr seid nur negativ aufgefallen. Wollt Ihr überhaupt Erfolg? Wollt Ihr
überhaupt wirklich etwas erreichen?
Etwas schlechten Nachgeschmack hat bei mir eine Behauptung der Rednerin hinterlassen, wonach Andreas Röhler und ich zu Brandstiftungen aufgerufen hätten. Sicher gab es noch weitere
Unwahrheiten dieser Art. Mir ist nur diese berichtet worden. Persönlich habe ich auch hier wieder damit keine Probleme; ich weiß was ich tue. Ich gebe auf Lügen von Journalisten und Beamten und den Kolporteuren
nichts. Aber ich kann mir jetzt vorstellen, wieviel Lügen im Umlauf sind, die völlig unnütz für Zwietracht und Konflikte sorgen. Unnütz? Den Leuten, die sie streuen und die unreinen Herzens sind und die hinter
ihren Schreibtischen in ihren sicheren Quartieren verschanzt sind, denen nützen sie schon was. Aber uns, den Betroffenen, den potentiellen Opfern, uns nützen sie überhaupt nichts. Im Gegenteil. Und deshalb
dieser Brief; deshalb die Frage an Euch: Woher habt Ihr das? (Daß wir zur Brandstiftung aufgerufen hätten.) Wer hat Euch das gesagt? Ich möchte eine Antwort auf diese Frage und werde später etwas Druck ausüben,
damit ich diese Antwort auch erhalten werde. Ihr wolltet nicht hören, als ich auf Eurer Vorbereitungs- und “Informations”veranstaltung Lügen und Unwahrheiten über Sleipnir und den Verlag der Freunde
korrigieren wollte; Ihr habt mich rausgeschmissen. (Welche Angst Ihr haben müßt, eine solche Gelegenheit auszulassen!) Fragt mich nicht, warum ich mich nun wieder aufdränge und woher ich das Recht nehme, nun mit
etwas Druck in Euch zu dringen, um die Lügner und Drahtzieher herauszufinden. Es ist einfach so; nennt es Gefühl für Gerechtigkeit.
Als Ihr mich rausgeschmissen habt, sagte ich Euch - nichts unversucht zu lassen, ein Gespräch mit Euch in Gang zu kriegen -, ich sei nicht dieser “Rechte”, für den Ihr mich
haltet. Damit meinte ich prinzipiell, daß ich überhaupt nicht der bin, für den Ihr mich haltet; und ich schämte mich etwas für diesen dummen und etwas schleimig wirkenden Spruch, denn ich bin der Meinung, daß
man überhaupt niemanden des Saales verweisen dürfte, der friedlich und in der Absicht kommt, Konflikte zu entschärfen, ob es nun ein “Rechter” ist oder sonstwer. Das hat überhaupt nichts damit zu
tun, was ich bin und was Ihr seid, für was wir uns und uns gegenseitig halten. Dieser Spruch war einfach in der Hitze des Augenglickes notwendig; es war aber auch die Wahrheit, mit der ich hoffte, Euch umstimmen
zu können. Es spielt aber prinzipiell überhaupt keine Rolle, ob ich Rechter oder Linker bin. Und ich merkte es Euch an, daß Ihr mir glaubtet (auch wenn mir das jetzt peinlich ist, und ich das wie einen Verrat
erlebe an meinen Prinzipien: daß es nämlich scheißegal ist, was einer ist: Wir sollten alle miteinander reden können, denn wenn die Rede aufhört, beginnt die Gewalt: Das haben wir ja wieder mit Euch gesehen.
Aber wollt Ihr das wirklich??); ich hatte Euer Herz erreicht. Als Beweis dafür sehe ich Eure Antwort an; aber in ihr klingt auch das an, was Euch im Moment noch zu viel ist und was es Euch nicht
gestattete, Euer Herz zu öffnen: Ihr riefet unisono: “Ja, aber Du bist Auschwitz-Leugner!” Also war unsere Arbeit im Verlag und in der Sleipnir-Redaktion doch nicht umsonst gewesen: Daß wir keine
“Nazis” sind, keine “Bestien”: das scheint uns schon mal (trotz der Berge von Lügen) rüberzubringen gelungen zu sein. Aber selbst wenn ich Nazi wäre und Bestie und Menschenfresser (ich
glaube an all das nicht; wir sind im Grunde alle gut; und wenn wir unsere Herzen öffnen, verschwindet die Gewalt), würde ich mir selbst immer ein Platz am Tisch zuweisen. Ich verurteile keinen Nazi, so wenig wie
ich Euch verurteile. Für diese lächerliche Nazi-Hysterie habe ich nur Verachtung übrig und Mitleid mit den Pädagogen, die hilflos 14jährigen Skinheads ausgeliefert sind; und Haß für die, die sie immer wieder
aufwärmen und die die Leute verhetzen. Habt Ihr einmal darüber nachgedacht, wie einfach die Dinge wären, und wie schön, wie lebensfroh, wenn Ihr mal auf Eure vermeintlichen Feinde zuginget, ohne Mißtrauen, ohne
Vorurteile, mit gutem Willen, ohne Hintergedanken? Wenn Ihr einfach mal Eure Herzen sprechen lassen würdet? (Nein, das ist keine “Gefühlsduselei” und keine “Harmoniesucht”. Ihr sollt
ruhig alles Eurer Wahrheit nach sagen und radikal Eure Vorwürfe formulieren. Schreit alles heraus! - Aber laßt es uns an einem gemeinsamen Ort machen; laßt uns einen dünnen Faden zwischen uns bewahren! Laßt uns
diesen Faden spinnen und spannen und laßt unsere Herzen dafür sorgen, daß er nicht abreißt!) Gefällt Euch diese Vorstellung nicht? Könnt Ihr nicht etwas Positives an dieser Vorstellung finden? Ich weiß, Ihr seid
verhärtet und voller Haß, ich habe Euch gesehen, ich habe Eure panische Angst gesehen. Aber in dieser Angst sehe ich auch die Sehnsucht nach dem Frieden; ich glaube an Euch.
Nun kommen wir also zum “Auschwitz-Leugner”. Immerhin und zunächst einmal scheint es zu Euch gedrungen sein, daß es linke “Auschwitz-Leugner” (was auch immer das
bedeuten soll) gibt. Auch dafür wieder alle Achtung und Lob für unsere insbesondere französischen Kollegen Serge Thion, Pierre Guillaume und andere, wie für uns selbst, die wir alle beharrlich die Lüge bekämpft
haben, wonach Leute, die auf Ungereimtheiten im Bild, das der größte Teil der Menschen über die Konzentrationslager und das Geschehen dort hat, hingewiesen haben, nicht unbedingt Leute sein müssen, die am
liebsten heute schon wieder genau das tun würden, was über das Geschehen der Kriegszeit berichtet wird bzw. was es ja auch wirklich an Unmenschlichkeiten gegeben hat. Ihr wißt also, daß Serge Thion, Pierre
Guillaume oder Noam Chomsky keine Nazis, sondern Anarchisten sind. Aber auch hier gilt das vorhin bereits gesagte: Es spielt überhaupt keine Rolle, was einer ist, wenn es darum geht, die Wahrheit herauszufinden
und Konflikte aus der Welt zu schaffen und Frieden zu stiften, was auf der Wahrheit basierend immer am besten gelingt. Und wieder muß ich an Eure Güte appellieren und Euch eindringlich fragen: Wollt Ihr den
Frieden? Wollt Ihr wirklich Eurem Antifaschismus gerecht werden? Und zwar nicht nur im Photoalbum oder in Eurer Phantasie, sondern konkret und real heute und hier. Falls Ihr diese Frage jeder allein mit ja
beantwortet, sage ich Euch: Dann fangt endlich damit an, friedlich zu sein, hört auf - der Vorwurf klingt vielleicht brutal für Euch, aber es ist etwas wahres dran -, faschistisch zu sein. Oder ist das etwa
nicht schon der erste Schritt zum Faschismus (es ist doch völlig gleich, unter welcher Ideologie er daherkommt: Es geht doch um die Auswirkungen, um den Schmerz und um das Leid: Nur darum geht es doch bei einem
wirklichen Antifaschismus, d.h.bei einem Kampf, der Leid und Schmerz verhindern will; nicht um die Ideologie), wenn Ihr mir ausgerechnet mit der Begründung, ich würde die Gaskammern leugnen, Gas ins Gesicht
sprüht? Fällt Euch da nicht etwas auf? Ist da nicht ein kleiner Widersprch drin? Gut, das eine kann man mit dem anderen nicht vergleichen, da gebe ich Euch recht. Und ich verstehe auch sehr gut - auch wenn Ihr
mir das nicht glaubt - Eure Empfindlichkeit, Eure Erregung und Empörung in puncto Drittes Reich. Ich finde diese Empfindlichkeit höchst berechtigt und Eure Menschlichkeit wäre geschmälert, wäret Ihr nicht
empört. Aber ist ein solcher Gasangriff nicht bereits ein erster Schritt? Was hättet Ihr mit mir getan, wenn die Situation günstiger für Euch (als - in diesem Moment - Faschisten) gewesen wäre, d.h. wenn wir
nicht gottseidank doch noch eine Situation hätten, in der größeres Unheil noch verhindert werden kann (obwohl!... : Es ist schon viel zu viel Schlimmes, auch Mord, passiert!)? Überlegt Euch das mal! Gebt Euch
auf diese Frage eine ehrliche Antwort! Hättet Ihr gezögert, mich umzubringen? Und wenn Ihr diese letzte Frage mehr oder weniger still, mit mehr oder weniger Gewissensregung bei Euch bejahend beantworten solltet,
dann laßt mich Euch wieder und als letztes noch fragen: Wollt Ihr das wirklich? Wollt Ihr wirklich zu Mördern werden?
Doch damit der Weg der Gewalt beendet wird, will ich noch kurz auf Euren Vorwurf eingehen, will ich es - wie unsere Freunde und wir es immer und beharrlich getan haben - nicht unversucht
lassen, meinen Teil dazu beizutragen, die Mißverständnisse, die sehr schlimme Folgen haben könnten, aus dem Weg zu räumen.
“Auschwitz-Leugner” sagt Ihr. Was soll das heißen? Ich kenne keinen Revisionisten, ich kenne überhaupt niemanden, der leugnen würde, daß es “Auschwitz” (als
Begriff, als Ortschaft, als Konzentrationslager) gibt bzw. gegeben hat. Es ist eine alberne, in ihren Folgen aber böse Behauptungen von Journalisten und Beamten (wieder all die herzlosen und feigen
Schreibtischwichser, die um ihren Sold fürchten, denen ihnen die Zyniker verwehren könnten), wenn sie das bestimmten Leuten (den sog. Revisionisten) unterstellen und eine bewußte, willentliche Desinformation, um
die Revisionisten als Dummköpfe zu diskreditieren. Ich muß Euch als nächstes in aller Deutlichkeit sagen, daß ich mich als öffentliche Person überhaupt auf nichts eingelassen habe und in der Zukunft auch nicht
einlassen werde, was Angelegenheit von Historikern und anderen Fachleuten ist. Ich kann eine persönliche Meinung haben aufgrund von Informationen, deren Wahrheitsgehalt ich letztendlich nur schwer einschätzen
kann. Aber es interessiert mich nicht, diese meine persönliche Meinung irgendwie in eine öffentliche Diskussion einzubringen. Ich bin also weder “Auschwitz-Leugner”, noch überhaupt nicht einmal
Revisionist, weil ich mich dazu gar nicht befähigt sehe. Was mich aber sehr wohl interessiert, ist, daß es - generell und überhaupt! - Diskussion gibt, daß - ganz allgemein, egal, um was es geht - Gespräche
stattfinden, daß es Austausch gibt: daß die Wahrheit in gemeinsamer Anstrengung und in der Konfrontation gesucht wird, daß wir uns alle gegenseitig korrigieren und daß somit Konflikte friedlich gelöst werden.
Und gewaltsame Konflikte verhindern: Das geht nun mal nur über Gespräche und Kontaktaufnahme der Konfliktparteien. Wenn aber Leute, die friedlich um Inforamtionsaustausch, um Gespräche bemüht sind, nicht nur in
ihrem ehrlichen und friedlichen Ansinnen abgewiesen (und dazu noch verleumdet) werden, sondern darüberhinaus Gewalt gegen sie ausgeübt wird, indem Sie anonym terrorisiert werden oder staatlicherseits ins
Gefängnis gesteckt werden (wohlgemerkt dies alles nur aufgrund ihrer Meinungsäußerung, also ihres Beitrages zur Verständigung), dann schreit mein Gerechtigkeitsempfinden auf. Dann sehe ich, wie guter Wille und
Liebe mit Füßen getreten wird. Und das kann ich nicht geschehen lassen; da muß ich etwas dagegen tun. Und nichts anderes habe ich gemeinsam mit Andreas Röhler getan: Wir haben diesen Verfolgten Raum und
Gelegenheit gegeben, zum einen ihre Meinung und ihre Thesen zur öffentlichen Diskussion zu stellen und zum anderen von ihren Verfolgungen zu berichten. Wir haben darauf hingewiesen, welch Konflikpotential
sich bereits aufgebaut hat und wie verantwortlicherseits angesichts dieses Konflikpotentials agiert wird: nämlich denkbar ungeeignet: mit Desinformation, Lüge, Verleumdung. Sind diese Verantwortlichen wirklich
an der Lösung von Konflikten, an der Beilegung und Ausräumng von Mißverständnissen interessiert? Sorgen sie dafür (wie es ihre Aufgabe wäre), daß alles getan wird, daß Konflikten ein Raum gegeben wird, in dem
sie friedlich gelöst werden können? Was aber tun die Staatsbeamten? Sie verbreiten Lügen und tun genau das ihrem Amt Entgegengesetzte: Sie bringen mit ihren Lügen die Konflikte noch zum Kochen. Schließlich
hetzen sie Euch, liebe gutgläubige junge Leute, mit ihren Lügen gegen uns auf.
“Lügen?”, werdet Ihr vielleicht fragen. “Wieso sollen das Lügenn sein?!” Gutgläubig, wie Ihr ansonsten seid, werdet Ihr mir nicht glauben. Ich möchte Euch aber
einige Lügen sagen und ich möchte, daß Ihr mir zuhört und daß Ihr in aller Ruhe bei vollem Verstand nachprüft, was ich Euch sagen werde. Doch dazu muß ich leider etwas Druck auf Euch ausüben, weil ich Grund zur
Annahme habe, daß Ihr nicht mit uns reden wollt. Es tut mir leid, es geht gegen meine eigentliche Gefühle, aber ich muß es tun: Ich will Euch - so wie ich es bereits persönlich und direkt getan habe - zwingen,
mir und uns zuzuhören. Und zwar wie folgt:
Ihr habt mich angegriffen. Ihr seid Täter gewesen, ich bin Opfer geworden. Es gibt eine sinnvolle und löbliche Institution, die sich Täter-Opfer-Ausgleichs nennt. Diese Institution
habe ich bemüht: Ich wollte Euch (genauer gesagt einen Verantwortlichen Eures Stadtteilladens, den Referenten, der auf der Demovorbereitungsveranstaltung Unwahrheiten über uns verbreitet hat und mein
Angebot, quasi aus erster Hand nähere Informationen zu erfahren bzw. Unkorrektheiten sofort korrigiert zu bekommen, ausgeschlagen hat, und den eigentlichen Täter, der mir das Gas ins Gesicht gesprüht hat) also
jenseits und unter Ausschluß des Staates an einen Tisch zu einem Gespräch bitten. Ihr habt dem Verantwortlichen vom Täter-Opfer-Ausgleich, der Euch angeschrieben hat, mitgeteilt, daß Ihr “zu dem
beschriebenen Vorfall nichts sagen” und “mit Angaben zum Täter bzw. den Tätern nicht helfen” könnt. Ich werde also nun Strafanzeige stellen müssen zum einen wegen Körperverletzung und zum
anderen wegen Verleumdung, übler Nachrede, Verhetzung; und ich werde mich zivilrechtlich um die Erstattung meines Lohnausfalls in dieser Nacht (wie Ihr gesehen habt, war ich mit meinem Taxi unterwegs und hatte
vor, nach der Veranstaltung meine Schicht fortzusetzen) bemühen müssen: alles Dinge, die wir ohne die Polizei und außergerichtlich hätten regeln können. Ihr wolltet es nicht. Ihr zieht es vor, Euch in Eurem Loch
zu verstecken. Das Angebot eines Gespräches im Rahmen des Täter-Opfer-Ausgleichs bleibt meinerseits bestehen; die Ermittlungen können jederzeit eingestellt werden.
Mit freundlichen Grüßen
Peter Töpfer
Kopien dieses Offenen Briefes gehen u.a. an: Landeskommission Berlin gegen Gewalt Täter-Opfer-Ausgleich Senator für Justiz Senator des Innern Bürgermeister Diepgen Bürgermeister von
Friedrichshain H. Mendiburu
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