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[Dies ist die aktuelle (Apr. 2001 bis Okt. 2001) Netzpräsenz der deutschsprachigen Nationalanarchisten. Es sind Ausweichseiten, da die nA-Domäne (www.nationale-anarchie.de) derzeit nicht bearbeitet (und nun auch nicht mehr besucht) werden kann.
Zuerst wurde am 7. Dezember 2000 von der Polizei der Rechner beschlagnahmt, auf dem sich die zur Bearbeitung nötige Datei befindet (zu Hausdurchsuchung und Kriminal-Ermittlungen siehe
hier; Stellungnahme zur Anzeige hier).
Dann sind - nachdem die Ermittlungen eingestellt wurden und der Prozeß kläglich gescheitert ist - am 12.4.02 die nationale-anarchie.de-Seiten und auch der Netzort
www.volksheil.de vom Provider Strato AG ganz und gar  stillgelegt worden: alles reiner  Zufall... Begründung: rechtswidriger Domain-Name (!), erotische, extremistische usw. Inhalte
www.nationale-anarchie.de wird demnächst wieder überarbeitet im Netz sein mit neuen Positionen und Weiterentwicklungen  (Nationenbegriff, antideutsch, aber nicht antinational... siehe z.B.
Text von Flo). Anleitung zum Öffnen gesperrter Seiten. Techniken zur Umgehung von Internet-Zensur. Siehe www.vgt.ch und www.ioz.ch.]

=> Die Netzseiten von Sleipnir, Zeitschrift für Kultur, Geschichte und Politik (www. freespeech.org/sleipnir) sind von Freespeech skandalöserweise ohne Benachrichtigung und Kommentar abgestellt worden. Sleipnir wird hier als Gast beherbergt.<=

AUTO: -chthon & -nom
  nationalanarchistische Stromzeitschrift
 

Pierre Guillaume: Die Freidenker und das freie Denken
(Dieser Aufsatz erschien zuerst in Sleipnir. Zeitschrift für Kultur, Geschichte und Politik 4 und 5/1998)

Presseerklärung der Nationalen Föderation der Freidenker vom 9. Mai 1995: Richtigstellung und Warnung vor einer Einnahme des Namens „Freidenker“ Die Nationale Föderation der Freidenker hat von einer Broschüre erfahren, die den Titel trägt „Vom intellektuellen Elend an den Universitäten, insbesondere in der Zunft der Historiker“  und von Pierre Guillaume, ehemals [sic – P.G.] Leiter des Verlages La Vieille Taupe, verfaßt und veröffentlicht wurde. Es sei daran erinnert, daß Pierre Guillaume es sich zur Aufgabe gemacht hat, die Thesen der Bestreiter der Gaskammern zu veröffentlichen, zu verlegen, zu vertreiben und zu plebiszitieren. Diese Broschüre trägt den Untertitel „Aktionskomittee der Freidenker“. Die Nationale Föderation der Freidenker verurteilt diese Veröffentlichung und die widerrechtliche Aneignung des Namens „Freidenker“ als eine offene und absichtliche Provokation derer, die versuchen, den Nazismus und seine Komplizen von ihren Verbrechen gegen die Menschlichkeit freizusprechen, indem sie den Völkermord an Millionen Juden und Zigeunern während des Zweiten Weltkrieges bestreiten. Den Völkermord an Millionen Männern, Frauen und Kindern im Namen einer rassistischen Theorie zu übergehen, bedeutet, den Nationalsozialismus in eine Diktatur und einen Totalitarismus umzuformen, wie es so viele in der Geschichte und besonders im 20. Jahrhundert gegeben hat. Es bedeutet, seine Besonderheit zu bestreiten. Aus dem Nazismus einen Totalitarismus wie jeden anderen zu machen, bedeutet, all jene aus ihrer Verantwortung zu entlassen, die ihm dabei geholfen haben, seine verbrecherischen Absichten umzusetzen, so das von der katholischen Kirche und allen ihren Prälaten unterstützte Vichy-Regime des Marschalls Pétain. Die Nationale Föderation der Freidenker verurteilt aufs schärfste diesen Versuch, die GESCHICHTE neu zu schreiben. Die Freidenker warnen in aller Form jeden, der ihren Namen großen Ansehens für seine Machwerke zu verwenden beabsichtigt. Sie weisen darauf hin, daß Pierre Guillaume nichts mit ihnen zu tun hat. Sie bittet die Vereinigungen und Medien, diesem Dementi zu weiter Verbreitung zu verhelfen. Paris, den 9. Mai 1995

Den Text Pierre Guillaumes, von dem in der Mitteilung der Freidenker die Rede ist, gibt es wirklich. Er ist zunächst an eine gewisse Zahl von Freunden der Vieille Taupe und an einige Anwälte verschickt worden, um diese nach ihrer Ansicht über eine mögliche Veröffentlichung hinsichtlich des von Herrn Rocard, damals Premierminister, verkündeten, von Laurent Fabius, damals Präsident der Nationalversammlung, inspirierten und nach dem „kommunistischen“ Abgeordneten Gayssot, dem Autor, benannten Gesetzes3  zu befragen. Dieses Gesetz ist in der Parlamentsdiskussion vom derzeitigen Justizminister4  Jacques Toubon als „stalinistisch“ bezeichnet worden; das Gesetz stelle „ein Rückschritt für das Recht und eine Schwächung der Geschichtsschreibung“ dar.  Dieser Entwurf eines für eine spätere Veröffentlichung vorgesehenen Textes ist als Fotokopie verbreitet worden.  Um die ganze Wahrheit zu sagen: Ein Exemplar dieses Entwurfes hing eine Zeit lang im Schaufenster der Buchhandlung in der Rue Malebranche im 5. Pariser Arrondissment aus, die von einem französisch naturalisierten Buchhändler rumänischer Abstammung betrieben wird, der zu Ceaucescus Zeiten zum politischen Flüchtling wurde, nachdem er in den Gefängnissen des Conducators gesessen hat, und der nichts davon wußte, daß es in Frankreich keine Meinungsfreiheit mehr gibt.  Doch nicht auf diesem Weg hat die Nationale Föderation der Freidenker von der Existenz dieses Textes erfahren. Demnach muß geschlossen werden, daß entweder ein Anwalt so unfein indiskret war, den Pflichtenkodex seines Berufsstandes zu verraten und das Briefgeheimnis zu verletzen, oder daß einer der Freunde der Vieille Taupe unter den Mitgliedern der Freidenker absichtlich den fraglichen Text an die Führung der Nationalen Föderation der Freidenker weitergegeben hat.  In der Tat gehören mehrere langjährige Mitglieder der Nationalen Föderation der Freidenker wie die inzwischen verstorbenen Maurice Dommanget und Mystag zum Freundeskreis der Vieille Taupe und treiben es im Freidenken so weit, sich tatsächlich frei zu informieren und Texte von Autoren zu lesen, die ihre Nationale Föderation auf den Index gesetzt hat!  In diesem Falle wäre die Führung der Nationalen Föderation so wenig vornehm gewesen, einen öffentlichen Bannfluch über einen noch nicht veröffentlichten und ihnen persönlich übermittelten Text auszusprechen, der in der Hoffnung geschrieben wurde, Reflexion und Diskussion auszulösen.  Die Nationale Föderation der Freidenker trägt also die ganze Verantwortung dafür, wenn nicht den Text selber, so doch die Information über das Vorhandensein eines solchen Textes an die Öffentlichkeit weitergetragen zu haben, und dafür, daß sie diese Werbung mit einer Anzahl von Verleumdungen versehen hat, die ihrer Mitteilung den Ton eines religiösen Bannfluches verleiht, mit der sie die Zensur des Staates vorweggenommen hat.  Die Nationale Föderation der Freidenker verurteilt nicht etwa allein die in diesem Text vorgestellten Thesen, sondern sie verurteilt „diese Veröffentlichung“.  Die Mitteilung der Freidenker verdient weitere eingehendere Betrachtung.  Pierre Guillaume hat es sich tatsächlich zur Aufgabe gemacht – und bekennt sich dazu –, die Thesen der revisionistischen Historiker zu verlegen, zu veröffentlichen und zu verbreiten, und zwar aus dem einzigen Grund, da Tugendbünde wie die MRAP und die LICRA5  diese Arbeiten vom Staat verboten sehen wollen, ihre Autoren verfolgen und mittels der Medien alle Arten von Verleumdungen über sie verbreiten, ohne daß den Beschuldigten die Gelegenheit gegeben wird, Stellung zu nehmen.  Doch was soll heißen, „die Thesen der Bestreiter der Gaskammern zu plebiszitieren“? Hat der Autor dieser Mitteilung – da das Wort „plebiszitieren“ in diesem Zusammenhang keinen Sinn hat – Pierre Guillaume den Vorwurf machen wollen, diese Thesen der Plebs zur Kenntnis geben zu wollen? Ist er etwa der Meinung, daß gewisse Diskussionen nur innerhalb einer Elite geführt werden sollten? Welche Art Elite soll das aber sein? Oder drückt der Autor nur naiv seine Beunruhigung darüber aus, daß die revisionistischen Thesen eine immer größere Verbreitung finden und sie schließlich, trotz Unterdrückung und Zensur, bei der Plebs eine gewisse Bekanntheit erlangen? Doch woher beziehen diese Thesen, noch vor kurzem allseits abgelehnt, diese ungeheure Verführungskraft, wenn sie doch nichts als Schwindel sind? Und woher nähmen die Revisionisten diese erstaunliche Macht, mit der sie ihre Thesen „plebiszitieren“ können, ohne daß man ihnen gestatte, sie in der Öffentlichkeit darzulegen?  Ist es etwa eine göttliche Macht? Oder eine teuflische?   Jene „Broschüre“, die nur der Entwurf zu einer Broschüre war, trug mitnichten den Untertitel „Aktionskomittee der Freidenker“. Hierbei handelte es sich nicht um einen Untertitel, sondern, in aller Deutlichkeit, um die Angabe zur Herausgeberschaft.

„Die Freidenker warnen in aller Form jeden, der ihren  Namen großen Ansehens für seine Machwerke verwenden möchte. Sie weisen darauf hin, daß Pierre Guillaume nichts mit ihnen zu tun hat.“

Das ist allerdings schon mal amtlich: Pierre Guillaume hat in der Tat nichts mehr mit den Freidenkern und ihrer Nationalen Föderation zu tun. Es schien uns im übrigen, daß die Nennung des „Aktionskomitees der Freidenker“ genau dies bedeutete und ausreichend kenntlich machte, steht doch die Nationale Föderation der Freidenker eher für Aktionslosigkeit in puncto Verteidigung des freien Gedankens in den siebzehn Jahren, die die Affäre Faurisson inzwischen andauert, und in den fünf Jahren, seit in Frankreich ein Zensurgesetz verabschiedet wurde, mit dem ein Meinungsverbrechen eingeführt worden ist.  Insbesondere ist von den Freidenkern nicht der kleinste Protest zu vernehmen gewesen, als die Vieille Taupe ihren Buchladen wegen der Überfälle, der Demonstrationen und Gewalttätigkeiten ganz in der Nähe des Vereinslokals der Freidenker schließen mußte.  Wir möchten dieser Föderation nicht zu nahe treten, doch wenn der Name „Freidenker“ so viel Ansehen hat, dann, weil es die Ausübung des freien Denkens ist, die bei manchen Zeitgenossen noch ein gewisses Ansehen genießt. Der Geist aber weht, wo er will, und es ist noch nicht damit getan, sich einen Namen zu geben, um diesem auch gerecht zu werden. Beansprucht die Nationale Föderation der Freidenker etwa tatsächlich das Monopol aufs freie Denken? Maßt sie sich allen Ernstes die Behauptung an, nur die Mitglieder der Nationalen Föderation der Freidenker könnten frei denken? Hat sie das freie Denken gepachtet?  Damit eins klar ist und keine Konfusion entsteht: Falls dieser Text Pierre Guillaumes veröffentlicht werden sollte, dann werden die, die für seine Veröffentlichung verantwortlich zeichnen, dies namens des „Aktionskomitees des freien Gedankens“ tun, und sie werden diesem Text die obige Mitteilung der Nationalen Föderation der Freidenker voranstellen.  Die tatsächliche Ausübung des freien Denkens setzt zunächst einmal voraus, daß gedacht wird und daß dieses Denken keiner anderen Autorität unterliegt als dem Denken selber. Doch das Denken ist nur frei, insofern es sich eben den Forderungen des Denkens, den Forderungen der Vernunft unterwirft, was intellektuelle Redlichkeit, Strenge, Logik und die Ablehnung jeglicher äußerer Autorität im Denken einschließt.   Diese fundamentalen, im Verlaufe des viele Jahrhunderte währenden Kampfes gegen den Konformismus, gegen die dem breiten Publikum eingetrichterte Meinung und gegen jede offenbarte oder tabuisierte Wahrheit von vielen Freidenkern erstellten Prinzipien – die insbesondere in Zeiten, als die katholische Kirche den größten Gegner des freien Geistes darstellte – sind doch wohl die Ursache des Ansehens, dessen Dividende die Nationale Föderation der Freidenker heute einheimsen will.  Aber es sind eben genau diese Prinzipien, die die Nationale Föderation mit ihrer Mitteilung vom 9. Mai 1995 verhöhnt. Es sei denn, die Nationale Föderation nimmt für sich ein freies Denken in dem Sinne in Anspruch, als das Denken frei von jeder Regel und jedem Zusammenhang, d.h. auch frei sein könne, auf seinen Vorurteilen bestehen zu dürfen.

„Den Völkermord an Millionen Männern, Frauen und Kindern im Namen einer rassistischen Theorie zu übergehen, bedeutet, den Nationalsozialismus in eine Diktatur und einen Totalitarismus umzuformen, wie es so viele in der Geschichte und besonders im 20. Jahrhundert gegeben hat. Es bedeutet, seine Besonderheit zu bestreiten. Aus dem Nazismus einen Totalitarismus wie jeden anderen zu machen, bedeutet, all die aus ihrer Verantwortung zu entlassen, die ihm dabei geholfen haben, seine verbrecherischen Absichten umzusetzen, wie das von der katholischen Kirche und allen ihren Prälaten unterstützte Vichy-Regime des Marschalls Pétain. Die Nationale Föderation der Freidenker verurteilt aufs schärfste diesen Versuch, die GESCHICHTE neu zu schreiben.“

Den Freidenkern zufolge ist die GESCHICHTE also ein für alle Male festgeschrieben. – In welcher Bibel soll das denn stehen?! Es geht den Freidenkern nicht darum, die Argumente „dieses Versuches, die GESCHICHTE neu zu schreiben“, zu widerlegen. Die Freidenker verurteilen!  Aber haben die Freidenker damit nicht gerade unvorsichtiger- und naiverweise erkennen lassen, wie diese GESCHICHTE geschrieben worden ist, ohne dabei zu bemerken, wie tautologisch und absurd ihre teleologische Argumentation ist, wie sie sich nur im Kreise dreht?   In ihrer Litanei kann man den „Völkermord an [warum nicht sechs?] Millionen Männern, Frauen und Kindern“ durch die 75000 von der „französischen“ „kommunistischen“ Partei Erschossenen und durch die Verantwortlichkeit der Sozialnationalisten6  beim Reichstagsbrand oder am Massaker von Katyn ersetzen und solcherart alles mögliche „aufzeigen“, und sei es die Erfindung von Atombombe und AIDS durch die Sozialnationalisten.  Vielleicht liegt es daran, daß zu viele „HISTORIKER“, zu viele „Zeugen“ gerade diese Methode benutzt haben, GESCHICHTE zu schreiben, wenn sich heute die jungen Leute immer öfter fragen: „Was ist wahr an dem, was man uns jeden Tag über Hitler und die Nazis erzählt?“  Dies erst recht, als es sich abzuzeichnen beginnt, warum die Helfershelfer eines „Totalitarismus wie jedes anderen“ oder die ehemaligen Helfershelfer eines vergangenen Totalitarismus „wie jedes anderen“ ein gesteigertes Interesse daran haben, daß Hitler und die Nazis der teuflischen Hintergrund bleiben müssen, vor dem „alle aus ihrer Verantwortung [entlassen werden], die ihm dabei geholfen haben, seine verbrecherischen Absichten umzusetzen“. Es wird nun verständlich, warum der Nationalsozialismus immer wieder so „besonders“ sein muß; doch das ist genau das Gegenteil von einer wissenschaftlichen Herangehensweise und von einem Kampf gegen den Totalitarismus, eines Kampfes, dessen beste Waffe immer noch darin besteht, die Meinungsfreiheit aller zu verteidigen.   In den „Gedanken“ der Freidenker steht das erwünschte Ergebnis schon vor jeglicher Untersuchung fest.  Die Hölle ist mit den besten Absichten gepflastert. Den Irrtum im Namen einer WAHRHEIT zu verurteilen, in deren Besitz man ist: Genau darin liegt die Anmaßung der Zensoren. Freie Denker hätten wissen müssen, daß sich die Wahrheit nur in der Dialektik einer Diskussion mit Rede und Gegenrede herausstellen kann. Die Mitteilung der Freidenker ist die Verkündung eines „demokratischen“ Dogmas und ein Bannfluch gegenüber den Schlechtdenkern!

Die Wahrheit kann sich ganz allein verteidigen. Nur die Lüge muß sich auf anderes als sich selber stützen und zur Zensur greifen.

Der freidenkerische Kampf gegen die Prälaten der katholischen Kirche ist von dem ausgesprochenen Wunsch geprägt, daß die Waagschale, auf der die katholischen Verbrechen aufgehäuft und gewogen werden, so schwer wie möglich beladen sei. Dieser Wunsch ist der Vater des Beweises.

Dieses ausdrückliche Geständnis einer erstaunlichen Toleranz gegenüber dem Totalitarismus, solange er nur „wie jeder andere“ ist, da er dabei bedienlich sein kann, den „besonderen“ Totalitarismus zu stigmatisieren, ist schon bemerkenswert.

Hat diese Stigmatisierung des „besonderen“ Totalitarismus aber nicht ihre hauptsächliche Funktion darin, Toleranz für den „normalen“ Totalitarismus walten zu lassen?

Die vorangegangenen Überlegungen haben mit dem „verurteilten“ Text Pierre Guillaumes eigentlich nicht so viel zu tun. Daraus wird ersichtlich, daß die Freidenker die Funktion und den Stil des Großen Inquisitors eingenommen haben. Es wäre an den Freidenkern, dafür zu sorgen, daß dieser Text einem jedem zugänglich gemacht wird, der ihn in aller Freiheit untersuchen und sich selbst ein Urteil bilden will, um herauszufinden, ob der ketzerische Text die Regeln des freien Denkens verletzt. Es wäre auch an ihnen, ihre Verurteilung dieses Textes zu erklären und mit präzisen Zitaten zu belegen, um aufzuzeigen, inwiefern dieser Text den Regeln der Logik widerspricht, sich an eine offenbarte Wahrheit hält – falls ja: welche? – und sich einer anderen Autorität als der der Vernunft –  falls ja: welcher? – unterwirft. Ansonsten festzuhalten wäre, daß es die Nationale Föderation der Freidenker ist, die mit ihrem Namen großen Ansehens Schindluder treibt.

Es ist nun an der Nationalen Föderation der Freidenker, klar und deutlich zu sagen, ob ihr etwas an der Verteidigung der Meinungsfreiheit und der freien Untersuchung aller Totalitarismen liegt oder ob es von nun an Wahrheiten gibt, die von der Zensur geschützt werden müssen?

Im zur Debatte stehenden Text Pierre Guillaumes werden weder die Prälaten der katholischen Kirche, noch der Marschall Pétain, noch Hitler, noch die Nazis genannt. Sein Titel lautet: „Hat man Pressac gelesen? Oder: Pressac – eine Gebrauchsanweisung“ Der für die Veröffentlichung vorgesehene Titel lautet: „Vom intellektuellen Elend an den Universitäten, insbesondere in der Zunft der Historiker. Wahrhaftiger Bericht über einen bestürzenden Fall von kollektiver Blindheit und affektierter Pedanterie, in dem repräsentative Persönlichkeiten auftreten werden, die, bei Abwesenheit von Reaktionen, imstande sind, Mißkredit und Verruf auf die Gesamtheit der intellektuellen Klasse zu ziehen.“

Und wenn wir einmal von der Sache sprächen?

Dieser Text besteht aus der detaillierten historischen Analyse des Buches von Jean-Claude Pressac „Die Krematorien von Auschwitz. Die Technik des Massenmordes.“7  Er enthält außerdem einige vorangehende Bemerkungen über die Haltung der Medien, über die Meinungsfreiheit und über François Bédarida und einige seiner Gehilfen: intellektuelle Bürgen des Apothekers und Dirigenten der ganzen Operation samt ihrer medialen Ausbeutung. Er enthält schließlich einige überraschende Enthüllungen über die Persönlichkeit des Autors.

Das Buch Jean-Claude Pressacs ist einhellig und in den Medien der ganzen Welt gefeiert worden. Es ist als das endgültige Buch zur Gaskammerfrage hingestellt worden, das endlich, mittels völlig neuer und unwiderlegbarer Dokumente, auf die impertinenten Fragen Faurissons die Antworten gäbe. Dieses Buch, so behauptete man, hat die Antwort auf die Frage erbracht, „wie der Massenmord technisch möglich gewesen ist“, und begnügte sich nicht länger mit der dogmatischen Herumeierei der HISTORIKER Poliakov und Vidal-Naquet („Er war technisch möglich, denn er hat stattgefunden. Von diesem Punkt müssen alle Forschungen zu diesem Gegenstand ausgehen. An uns ist es, diese Wahrheit schlicht in Erinnerung zu rufen: Zur Frage der Existenz der Gaskammern gibt es keine Diskussion und kann es keine geben.“8 ) Man wollte im übrigen – nun, da man die Antwort zu haben schien – anerkennen, daß die von Faurisson gestellten Fragen durchaus eine gewisse Logik hatten und daß es legitim gewesen war, sie zu stellen. Man ging sogar soweit, zuzugeben, daß die Geschichtsschreibung bislang zu wünschen übrig gelassen hatte, da sie auf sich widersprechenden und zweifelhaften Zeugenberichten und auf halluzinatorischen, unter der Folter gemachten, manchmal erhandelten und sich gegenseitig widersprechenden Geständnissen beruhte. Aber das Buch Pressacs nun hatte die Antwort auf alles parat und leistete endlich Abhilfe. Es lieferte präzise, technische und mit Dokumenten belegte Antworteten, auch wenn es dabei die bis dato zugelassene – und aufgezwungene – Geschichtsschreibung in Grund und Boden stampfte.

Das Wunderbuch thronte übrigens gleich nach Erscheinen im Schaufenster der Freidenker-Buchhandlung in der Rue des Fosseés-St.-Jacques Nummer 12 im 5. Arrondissement. Seltsamerweise ist es, einige Tage, nachdem Pierre Guillaumes Text unter den weiter oben beschriebenen Umständen an einen Freidenker übermittelt worden war, wieder aus der Auslage verschwunden. Doch ist keine Erklärung weder für seine Zurschaustellung, noch für sein Verschwinden gegeben worden.

Als ich das Buch für ausländische Leser, die das Pressac’sche Original meiner Analyse gegenüberstellen wollten – denn bei den Revisionisten liest man die Bücher und verlangt nicht deren Verbot –, kaufen gehen wollte, hat man es sogar abgelehnt, es für mich beim Verleger zu bestellen! Diese Tatsache könnte darauf hindeuten, daß die Führung der Freidenker auf wenigstens einige meiner Argumente und auf bestimmte Enthüllungen aufmerksam gemacht worden sind, denn, kaum hatten sie davon Kenntnis erlangt, war das gleiche, eben noch als wundersam gefeierte Buch verteufelt und verflucht!

Mein Text, auf den ich den Leser hinweisen möchte, zeigt in der Tat, jedenfalls solange ihm kein Argument entgegengestellt wird, daß Pressacs Buch, ganz im Gegenteil zu dem, was überall von ihm behauptet wird, sich auf eine beachtliche Dokumentation stützt, die den revisionistischen Standpunkt, was die Krematorien von Auschwitz anlangt, bestätigt. Wenn Pressac in letzterem Punkt das Gegenteil behauptet – notwendige Bedingung dafür, daß seine Dokumentation über einen vertrauten Kreis hinaus Bekanntheit erfährt –, dann indem er seine verfänglichen Überlegungen auf einen sehr langen Schnurfaden auffädelt, die den Weg absteckt und die es ausreicht zurückzuverfolgen wie die Kieselsteine von Hänsel & Gretel!

Ich erwarte von der Führung der Nationalen Föderation, die sich offensichtlich von manchen – nur weiß ich nicht, welchen – meiner Argumente hat überzeugen lassen, daß sie diejenigen Argumente benenne, die ihr als falsch erscheinen, und daß sie sie widerlege.

Sollte es ihnen gelingen, auch nur eines der im Text enthaltenen Argumente zu widerlegen, so steht es außer jedem Zweifel, daß das Ansehen ihrer Föderation weltweit und schlagartig wiederhergestellt ist, und daß ihre Beweisführung ein solches Echo und großes Lob finden wird, daß sie selbst davon erstaunt sein werden.

Sollten die Freidenker – unsere Denker vom Dienst – sich aber als unfähig herausstellen, ein einziges Argument zu widerlegen, so muß geschlossen werden, daß die Führung der Freidenker dazu unfähig ist und mich aus diesem Grunde mit einem Bannfluch belegt hat.

Diese Freidenker-Führer würden also nicht nur ihren Namen zu unrecht tragen, sondern sie hätten auch das Ansehen des Freidenkertums und der Vernunft (das ist der Titel der Wochenzeitschrift, in der die Mitteilung veröffentlicht worden ist – La Raison) vernichtet. Sie würden nun zur Schande der Freidenker und zum Gespött der Öffentlichkeit: bis hin zu den Prälaten der katholischen Kirche, die sich eins ins Fäustchen lachen werden in saecula saedulorum. Amen.

Wie ein solch schreckliches Schicksal abwenden?

Die Führung der Freidenker kann, solange noch Zeit ist, ihre Kritik an meinem bislang unveröffentlichten Text kundtun und seine Widerlegung liefern. Sind ihre Argumente überzeugend, werde ich meine Meinung ändern und ihr dafür dankbar sein, etwas Positives zur Wahrheitsfindung beigetragen zu haben. Wenn mich ihre Argumente nicht überzeugen, werde ich meine Gründe dafür nennen, und jeder wird selbst urteilen können. Alle werden den Freidenkern dankbar sein, sich für die Vertiefung der Diskussion nützlich gemacht zu haben.

Auf jeden Fall könnte die Freidenker-Führung wieder ihre Ehre herstellen, indem sie öffentlich bedauerte, den Karren vor die Pferde gespannt und noch vor jeder Argumentation ein Urteil abgegeben zu haben. Sie gewönne ihre Ehre wieder, indem sie wirklich die Zensur verurteilen und indem sie die verschiedenen, der Veröffentlichung revisionistischer Texte angelegten Fesseln anprangern würde. In diesem Fall würde ich meinem Text die Kommentare und Widerlegungen der Freidenker folgen lassen. Doch selbst wenn sie anerkennen müßten, daß sie, alles in allem wohl bedacht, den in meinem Text entwickelten Argumenten nichts Ernsthaftes entgegensetzen können außer der Tatsache, daß meine Schlußfolgerung sie schocken würde und sie ihnen mißfällt, so wäre die Lage doch nicht so schlimm.

Der Führung der Freidenker bleibt immer noch die Möglichkeit, die Prinzipien des freien Denkens in Anwendung zu bringen, und sie bräuchte nur anzukündigen, sie sei von nun an bereit, all jenen, die danach fragen sollten, eine Kopie des Textes Pierre Guillaumes zur Verfügung zu stellen, auf daß ihn ein jeder in aller Freiheit selber beurteile; und ihr verbliebe nur eine grundlegende Diskussion einzuberaumen, an der teilzunehmen ich mit dem erforderlichen Umgang bereit bin.

Es ist allerdings klar, daß die Führung der Freidenker baldmöglichst zeigen muß, daß sie es mit dieser neuen Haltung ernst meint, von der sie sich erst gar nicht hätte abbringen lassen sollen, in der nämlich der Daseinsgrund für ihren Verein und für die Verwendung ihres Namens liegt. In jedem der Fälle müssen die Freidenker, damit ihre Mitteilung vom 9. Mai 1995 vergessen werden kann, diese neue Haltung zeigen und dazu stehen, während die Zeit noch heiß ist und es noch des Mutes und der Intelligenz bedarf, zu sagen, daß die Prinzipien des freien Denkens universell sind und ausnahmslos auf alle Fälle angewandt werden müssen, also auch auf diesen Fall des Revisionismus.

Noch bedarf es des Mutes, um die Tabus zurückzuweisen, und der Kühnheit, um sich der Gedankenpolizei und den neuen Dogmen zu widersetzen. Diese wiedererlangte Kühnheit wird den begangenen Schnitzer entschuldigen und den Freidenkern das Ansehen, die das Freidenkertum genießt, wiedergeben.

Und dann – aber nur dann – wird einst in den Geschichtsbüchern stehen, daß die erste öffentliche Diskussion zur Affäre Faurisson in den Räumen der Freidenker in der Rue des Fossés-St.-Jacques anläßlich der Vorstellung des Faurisson-Films, in dem der Professor das Ergebnis seiner Forschungen vorstellt, stattgefunden hat und daß Pierre Guillaume in denselben Räumen von Zeit zu Zeit an den Versammlungen von Défense de l’homme teilgenommen hat. Es wird heißen, daß Faurisson dort Mystag begegnet ist und bei mir zu Hause den Präsidenten Labrusse empfangen hat.

Es wird heißen, daß sogar Paul Rassinier eine Zeitlang Mitglied von Défense de l’homme gewesen war.

Robert Jospin, Lionels Vater9 , hatte Anfang der 80er Jahre in diesen Räumen der Freidenker einen Vortrag gehalten, bei dem ich anwesend war. Wir hatten uns gemeinsam an den kämpferischen Pazifisten Paul Rassinier erinnert, den Robert Jospin gut kannte und den er geschätzt hatte. Schließlich werden sich die Alten daran erinnern, daß Rassinier Freund von Marceau Piverts, Maurice Dommenget, Pierre Monate und Robert Louzon und der ganzen Mannschaft von La Révolution prolétarienne war; daß er von Maurice Joyeux, Jean Paulhan, Albert Camus, Raymond Asso und auch von Edmond Michelet unterstützt worden war. Und es wird heißen, daß er an der Gründung des Widerstands-Netzwerks Libération-Nord beteiligt gewesen war; daß er so gut er konnte den Juden während des Krieges geholfen hat, daß er gegen den Faschismus vor 1945 gekämpft hat und daß er ungefähr zu dem Zeitpunkt festgenommen und deportiert worden war, als François Mitterand, Ex-Vorsitzender der Sozialistischen Partei und Ex-Präsident der Französischen Republik mit der Francisque10  ausgezeichnet worden war.

Die Jüngsten werden sich noch an mehrere Texte Pierre Guillaumes in den Cahiers Spartacus erinnern, die heute noch in der Buchhandlung der Freidenker verkauft werden.

Man wird sich an das Vorwort von Noam Chomsky zu Faurissons „Mémoire en défense“11  erinnern. Und all diese Erinnerungen werden weitere Erinnerungen auslösen, und die Vieille Taupe wird etwas nachhelfen, wenn manches nicht mehr so klar sein sollte.

Doch was war geschehen, daß die Freidenker fünfzehn Jahre lang von einem mysteriösen antirevisionistischen Fieber befallen waren, derart, daß sie alle Grundsätze, auf denen ihre Gemeinschaft basierte, verleugnet haben, wo sie ihnen doch zu Beginn dieser Affäre noch treu geblieben waren, und es ihre Aufgabe gewesen wäre, in diesen Streit etwas Struktur und intellektuelle Redlichkeit hineinzutragen?

Wie ich bereits sagte, sind ohne Probleme mehrere kontroverse Veranstaltungen samt Vorstellung des Videos von Professor Faurisson mit dem Einverständnis der Führung der Freidenker in den Räumen der Nationalen Föderation der Freidenker abgehalten worden, bis ein Anwalt, dem eine Einladung zugegangen war, einen Skandal auslöste, anstatt, wie üblich, den Gegenstandpunkt in die Diskussion einzubringen. Ich hatte sogar die Führung der Freidenker gebeten, den Thesen Faurissons gegenüber von vornherein feindlich Gesinnte zu diesen Veranstaltungen einzuladen, um so sicherzustellen, daß wir dort entgegen den Anschuldigungen keine rassistischen oder antisemitischen Reden hielten. Welchem Vorschlag nachgekommen wurde. Doch zu Anfang dieses letzten Zusammentreffens kam ein zionistisches Kommando, die Video-Kassette zu stehlen, das Videogerät (welches Monsieur Nahon, dem Besitzer des HiFi- und Fernseh-Ladens in der Rue des Fossés-St.-Jacques 19, gehörte) zu zertrümmern und drei Anwesende zu verletzen, einen davon schwer. Zu diesem Attentat hat man sich im übrigen auf Radio J12  und in der jüdischen Presse bekannt. Die Führung der Freidenker hat diesen Vorfall bedauert, hat aber nicht öffentlich protestiert und hat es dabei bewenden lassen. Im Angesicht der Gefahr hat sie sich für die Vogel-Strauß-Politik entschieden: Kopf in den Sand und Schwanz in die Höh’, dabei Gefahr laufend, eines Tages das Schicksal dieses Geflügels zu teilen.

Schließlich haben die Freidenker das Einverständnis, ihre Räumlichkeiten zur Verfügung zu stellen, zurückgezogen. Die ansteigende Flut von Hysterie und sich überschlagender Beschimpfungen, die wir über uns ergehen lassen mußten, haben es zur damaligen Zeit nicht gestattet, diesen Zwischenfall unter vielen anderen gesondert herauszuheben und diese Feigheit beim Namen zu nennen.

Die Zeit mußte erst vergehen.

Und die Zeit ist vergangen.

II.

Die Geschichte des Buches von Jean-Claude Pressac ist eher ungewöhnlich. Von den Medien zwar einhellig in den Himmel gehoben und jedes Mal über die Maßen gelobt, wenn es darum ging, die Öffentlichkeit davon zu überzeugen, daß der Geschichtsrevisionismus tot und begraben sei, ist seine Geschichte schließlich doch kurz und wie eine Sternschnuppe gewesen. Es scheint von genau denen seinem traurigen Schicksal überlassen worden zu sein, die es erst über das Taufbecken gehalten hatten; jetzt wird sein Autor gebeten, er möge in der Vergessenheit verschwinden. Kaum hatte das Wunderbuch die Druckerei verlassen, erhielt der Autor enthusiastische Übersetzugsangebote aus Deutschland, Portugal, Italien und England; man dachte schon begeistert an eine Unzahl von Dialekten, in denen die Frohe Botschaft auch noch unter die Menschen getragen werde könnte.

Von diesen phantastischen Projekten sahen nur die deutsche und die italienische Ausgabe das Tageslicht, letztere gerade noch so, denn die wütenden Kündigungen folgten den enthusiastischen Anfragen fast auf den Fuß. Die englische Übersetzung löste den plötzlichen Wandel der herrschenden Winde aus. Diese besondere Empfindlichkeit der angelsächsischen Meteorologie scheint direkt mit den Problemen der Leitung des Holokaust-Museums in Washington zusammenzuhängen. Diese schien als erste darauf gekommen zu sein, das die Pressac’schen Thesen nicht gerade mit der Ikonografie des Holokausts, wie die Museumsleitung sie zu propagieren gedenkt, übereinstimmten.

Die Zeremonien zum 50. Jahrestag der Befreiung des Konzentrationslagers Auschwitz und die gigantische Kopfarbeit, die die Ideologen und Bekenntnisdirektoren aus diesem Anlaß entwickelt haben müssen, waren der zweite Faktor, der dazu beigetragen hat, das Buch Pressacs auf den Index setzen zu lassen.

Die Gedenkbürokraten, zuerst noch froh darüber, endlich über eine Arbeit zu verfügen, die den Revisionisten etwas entgegenzubringen schien und von der man behauptete, sie würde die Faurisson’schen Thesen erledigen, haben mit einem Mal bemerkt, daß es nicht angebracht ist, anläßlich der Feierlichkeiten, von denen weltweit in den Medien berichtet wurde, die Opferzahl offiziell unter die Millionengrenze zu drücken, dieser symbolischen Mindestzahl, auf die sich besagte Bürokraten gerade mühsam geeinigt hatten, wobei sie sehr wohl wußten, daß diese Zahl wissenschaftlich keinen Deut solider fundiert war als die bis dato ausgegebenen symbolischen Zahlen. Diese Revision der Revision hätte bedeutet, einen Raum unkontrollierbarer Diskussion und Fragenstellens zu eröffnen und sich auf eine Rampe zu begeben, von der man wußte, wie glitschig sie war. Hatten dieselben Bürokraten nicht gerade die neunzehn Bronzeplaketten abnehmen lassen, auf denen in neunzehn Sprachen von eine Opferzahl von vier Millionen allein für das Lager Auschwitz die Rede gewesen war? Und haben sie sich nicht gerade noch so und nach etlichen Zusammenkünften über die Inschrift auf den neuen Plaketten, die keine Opferzahl mehr nennen, einig werden können?

Dies um so mehr, als die neuen Erkenntnisse über die Lager im Osten (Treblinka, Belzec, Sobibor, Maidanek) – wie es insbesondere während des Demianjuk-Prozesses ersichtlich wurde – keinen Drang nach Osten13  der Toten mehr gestatteten, d.h. keine seelenruhige und unendliche Abschiebung in die bis vor kurzem noch so geheimnisvollen Lager „des Ostens“ der Rechengrundlage für die Opferzahl mit variablen Summanden (deren Summe aber immer sechs Millionen ergibt), die nun Auschwitz und den Lagern im eigentlichen Reichsgebiet zuzuschreiben nicht mehr möglich war.

Das Projekt einer Kino- und Fernsehfassung des Buches, von Philippe Alfonsi angedacht, wurde ebenfalls schlagartig fallen gelassen.

Währenddessen begann mein eigener Text „Hat man Pressac gelesen? Oder: Pressac – Gebrauchsanweisung“ sich auf unvorhersehbare Art in unterschiedlichsten, ganz neuen Kanälen auszubreiten. Und so ist dieser Text auch in die Hände der Führung der Freidenker geraten, wo er sogleich die Presseerklärung vom 9. Mai 1995 verursachte. Ich antwortete darauf mit einer ersten Fassung dieses Textes „Die Freidenker und das freie Denken“, die nicht die kleinste wahrnehmbare Reaktion seitens dieser respektablen Institution hervorgerufen hat.

Doch in der Ausgabe Juni/1995 von La Raison, der Monatszeitschrift der französischen Freidenker, nimmt die Racheerklärung die ganze letzte Seite des Heftes ein. Ich habe also dem Herausgeber der Zeitschrift, Joseph Berny, der auch Präsident der Nationalen Föderation der Freidenker ist, einen Text als Gegendarstellung zukommen lassen, dem ein Begleitschreiben anhing, in dem ich den Abdruck des folgenden, kürzeren Textes in der kommenden Nummer der Raison verlangte, der alle gesetzlichen Voraussetzungen, die es für Gegendarstellungen gibt, erfüllt:

    Gegendarstellung Pierre Guillaumes Falls es unter den Lesern der in La Raison (Juni/1995) veröffentlichten „Richtigstellung und Warnung“ gegen den Text von Pierre Guillaume noch Freidenker gibt, die den allgemein anerkannten Grundsätzen, auf denen das Dasein ihrer Vereinigung beruht, treu geblieben sind, so werden es diese sicherlich wünschen, den verurteilten Text lesen zu können, um sich über ihn in aller Freiheit selbst ein Urteil bilden zu können. Sie werden dies um so mehr wünschen, als es ihnen am Herzen liegt, Argumente zu entwickeln, die in dem als unheilvoll erklärten Text enthaltenen Argumente außer Kraft setzen zu können, was voraussetzt, daß diese bekannt sind, d.h. daß der Text überhaupt gelesen werden kann. Aus diesem Grunde erlaube ich Ihnen, von meinem Text so viele Fotokopien zu machen, wie es notwendig sein wird, um für die nötige Information im Inneren Ihrer Vereinigung zu sorgen. Ihre „Richtigstellung“ liest sich wie eine Bannfluch ex cathedra gegen einen Häretiker; der Leser wartet vergebens auf ein Argument gegen den verurteilten Text. Falls die Freidenker die Argumente nicht aufzeigen, auf denen ihre Widerlegung dieses Textes gründet, setzen sie sich dem Verdacht aus, die „Veröffentlichung“ dieses Textes nur aus dem Grund verurteilt zu haben, weil sie nicht in der Lage waren, ihn zu widerlegen. Sie wären dann Anstifter zur Zensur. Ich danke Ihnen, darauf hingewiesen zu haben, daß „Pierre Guillaume nichts mit den Freidenkern zu tun hat“. Außerhalb der Kirche aber gibt es kein Heil! „Die Nationale Föderation der Freidenker verurteilt aufs schärfste diesen Versuch, die GESCHICHTE neu zu schreiben“: Wollen die Freidenker damit sagen, daß die – großgeschriebene – GESCHICHTE ein für alle Male fertig geschrieben sei? Wo in der BIBEL soll das denn stehen?! Ich habe es mir tatsächlich zur Aufgabe gemacht – zu der ich mich bekenne –, unter vielen anderen Texten die Thesen der nonkonformistischen Historiker zu verlegen, zu veröffentlichen und zu vertreiben. Es liegt nicht in meiner Macht, sie zu „plebiszitieren“; ich verstehe nicht recht, was Sie mit diesem Wort haben ausdrücken wollen. Dem dritten Absatz Ihrer Mitteilung fehlt es nicht an Logik, und er läßt die exzellenten Motive erkennen, die sie haben, um vom „Völkermord an Millionen Männern, Frauen und Kindern“ u.s.w. zu sprechen, um die katholische Kirche und ihre Prälaten besser stigmatisieren zu können, doch ist das ein theologisches Argument, das keinen anderen Wert hat als eben ein theologisches Argument haben kann und sollte alle Freidenker, die um das Ansehen ihrer Föderation besorgt sind, zur weiteren Suche nach besseren Argumenten anspornen; dies um so mehr, als Sie im vorherigen Absatz vom „Völkermord an den Zigeunern“ in einem Atemzug mit dem Völkermord an den Juden sprechen, wo doch ein Forschungsbeauftragter des Institut für Zeitgeschichte am CNRS in einem eben erschienenen, höchst gelehrten Buch nachgewiesen hat, daß es diesen Völkermord nicht gegeben hat. Außerdem könnte dieser Absatz zur Annahme verleiten, die Freidenker übten eine gewisse Nachsicht gegenüber dem Totalitarismus, sobald dieser nicht die „Besonderheit“ des Nazismus besitzt, genüge es doch, von ihm als einem „Totalitarismus wie jedem anderem“ zu sprechen, um „alle von ihrer Verantwortung freizusprechen, die ihm dabei geholfen haben“. Mit vorzüglicher Hochachtung und den freiesten Gedanken: Pierre Guillaume (Mitglied Nr. 1613)

Dieser Text hätte – als sowohl im Persönlichen als auch in der Sache bedeutsame Richtigstellung –, den Prinzipien folgend, auf denen die Freidenkerei überhaupt erst beruht, in der folgenden Ausgabe der Raison als Gegendarstellung veröffentlicht werden müssen. Prinzipien nämlich, zu denen die Diskussion sich widerstreitender Meinungen, das freie Erörtern der Materie und der freie Ausdruck der Meinungen zählen. Darüber hinaus war die Raison gesetzlich verpflichtet, diese Antwort in der allernächsten Ausgabe nach dem Empfang meines eingeschriebenen Briefes, d.h. also in der Nummer, die am 11. Juli in den Vertrieb gelangt ist, zu veröffentlichen. Trotzdem war vom Text dort nichts zu sehen. In Anbetracht von Verzögerungen im redaktionellen Bereich, bei der Herstellung und durch die in der Ferienzeit entschuldbare Schwerfälligkeit eines Vereins, entschied ich mich, die nächste Ausgabe abzuwarten, um erst dann zu verifizieren, ob die sträfliche Auslassung meines Textes willentlich und absichtlich geschah und ob ich möglicherweise auf Schadensersatz klagen sollte.

Auch die folgenden Nummern der Raison enthielten meine Gegendarstellung nicht. Doch inzwischen hatten die Freidenker im August 1995 ihren jährlichen Nationalkongreß in Lézignan abgehalten. Keine der entscheidenden, von dieser Angelegenheit aufgeworfenen Fragen kam auf diesem Treffen zur Debatte. Höchstens indirekt. Und wo das gesamte Führungspersonal aus Paris auf jeden Fall über die Angelegenheit Bescheid wußte und sich mit ihr beschäftigte, wurde keiner der Delegierten aus der Provinz nicht einmal von ihr in Kenntnis gesetzt. Diese Fragen wurden nichtsdestotrotz auf dem Kongreß von Lézignan indirekt angeschnitten, und zwar in Form eines Antrages der Pariser Führung, der einstimmig angenommen wurde.

Hier der Wortlaut dieses Antrages, der durchaus beachtenswert ist:

Kongreß der Freidenker im August 1995 in Lézignan Antrag Nr. 3 Für die absolute Meinungsfreiheit Die Freidenker verteidigen seit jeher zwei große öffentliche Freiheiten: die Gewissensfreiheit und die Meinungsfreiheit. Es gibt keine Gedankenfreiheit im eigentlichen Sinne des Wortes, wenn es die eine der genannten Freiheiten nicht gibt oder wenn sie eingeschränkt werden.  Diese beiden Freiheiten sind absolute Freiheiten. Sie wurden in die juristische Erbmasse Frankreichs durch zwei große Gesetze der Republik aufgenommen: - das Gesetz aus dem Jahre 1881, welches lautet: „Druck und Buchhandel sind frei“, - das Gesetz aus dem Jahre 1905, welches lautet: „Die Republik sichert Gewissensfreiheit zu.“    Wie die Gewissensfreiheit, so wird auch die Meinungsfreiheit teils verdeckt, teils offen angegriffen und in Frage gestellt.  Die Zensur findet, in der unterschiedlichsten Form, immer öfter statt: Das Verlags- und Zeitungswesen, das Filmschaffen  und die Herstellung von Videos sind, unter moralischen Vorwänden, von Verboten, von Geld- und Haftstrafen betroffen. Die verschiedensten Vorwände werden angeführt, um die Informationen für den Bürger zu kontrollieren. Alle philosophischen, moralischen, wirtschaftlichen, gesellschaftlichen und politischen Probleme müssen ohne Einschränkung Gegenstand der öffentlichen Diskussion sein, und sei es in polemischer oder satirischer Form. Es ist ein volles und uneingeschränktes Recht für jeden Bürger. Nur eine wirkliche Meinungsfreiheit ermöglicht tatsächliche Konfrontationen und echte Widerlegungen. Probleme zu kaschieren hat noch nie zu ihrer Lösung beigetragen.  Die Zensur ist immer eine Niederlage des Denkens. Die Freidenker bestreiten jeder Institution, Kommission, Konfession, Vereinigung sogenannter moralischer Autorität – überhaupt jedem, wem auch immer – das Privileg und die Macht, eine Zensur auszuüben. Die Freidenker verweisen erneut auf den absoluten Charakter der Meinungsfreiheit. In diesem Zusammenhang verfolgt der Kongreß mit Interesse die Aktion des Netzwerkes Voltaire. Er erteilt der C.A.N. das Mandat, die notwendigen Vorkehrungen zu treffen, Kontakt mit dieser Gruppe aufzunehmen. Einstimmig angenommen bei zwei Stimmenthaltungen.

Der Text dieses Antrages wurde in der Raison-Ausgabe von Ende September an herausragender Stelle gebracht; ganz im Gegenteil zu meiner Gegendarstellung, von der immer noch nichts zu sehen war.

Die Führung der Freidenker schien also zu meinen und tat so, als ob die spektakelhafte Bestätigung ihrer Prinzipien sie davon befreien würde, sie in allen konkreten Fällen, wo diese Prinzipien auf dem Spiel standen, auch anzuwenden.

Ich reichte also Klage wegen des Nichtabdruckes meiner Gegendarstellung ein und beauftragte einen Anwalt (Maître Stévenin). Die Freidenker reagierten erst nach zwei Wochen und beauftragten ihren Anwalt (Maître Patrick Maisonneuve, 92, rue de Rennes, 75006 Paris). Wir erwarten seit einem Monat die Schriftsätze dieses Anwalts als Antwort auf unsere Anträge. Denn die Tatsache, einen Anwalt beauftragt zu haben, anstatt unsere Forderung zu erfüllen, zeigt, daß die Freidenker uns in einen Prozeß verwickeln wollen. Wir erwarten diese Schriftsätze um so mehr, als wir nicht so recht sehen können, wie dieser Anwalt die Ablehnung unserer Gegendarstellung anders rechtfertigen könnte als mit der totalen Negation aller Prinzipien, auf denen die Freidenkerei beruht. Doch Geduld, wir verlieren im Augenblick bloß Wartezeit – obwohl wir nicht sicher sein können, daß sich nicht auch noch ein Gericht finden wird, das es fertigbringt, uns unser Recht auf Gegendarstellung zu verwehren, und zwar mit der Begründung, daß die Wortergreifung eines notorischen Revisionisten allein schon eine Verletzung der moralischen oder der öffentlichen oder was weiß ich welcher Ordnung darstellt. Die Freidenker dabei zu beobachten, wie sie Zensur-Rechtssprechung und Zensurgesetze, die sie offiziell verdammen und verurteilen, zu ihrer Hilfe herbeiziehen, wäre gleichwohl ein beachtliches Schauspiel. Diese Stolperstrecke von der denkerische Inkohärenz über die Inkonsequenz hin zur Inquisition würde eine schöne Lachnummer abgeben; allein es gibt kein Publikum mehr, das darüber lachen könnte.

Kann man aber überhaupt noch von Inkohärenz sprechen, wenn sich dieser geistige Gemischtwarenladen, wenn der Stil des Ideentrödels sich als der allgemeine ausbreitet und normal wird? Ist diese Schizophrenie als Grundlage ritualisierten Fluchtverhaltens in Permanenz nicht schon Bedingung für den sozialen Zusammenhalt geworden? Ist die Schizophrenie nicht die Lebens-und Überlebensart des modernen Menschen?

Die Menschenrechtsliga hat jetzt vom MRAP und von der LICRA den Staffelstab mit der Aufgabe übernommen, für die Beschlagnahme der Annales d’histoire révisionnistes per Beschluß eines Gericht zu sorgen. Im Namen der Rechte welches Menschen und welcher Menschheit überhaupt, wenn die Revisionisten davon ausgeschlossen sind?

Der derzeitige Justizminister Jacques Toubon, der vormals noch die Aufhebung des Fabius-Gayssot-Gesetzes verlangt hatte14 , das seinen eigenen Worten zufolge „ein Rückschritt für das Recht und eine Schwächung der Geschichtswissenschaft darstellt“, unternimmt, nun, da er Minister ist, nichts dagegen, die Gerichte in ihrer repressiven Raserei etwas zu bremsen.

Die christliche Zeitschrift Golias greift in ihrer der dénonciation der alten und neuen Kircheninquisition gewidmeten Ausgabe15  die Haltung eines Torquemada auf und übertrifft diesen noch: Es gelte, die Revisionisten zu stigmatisieren und die Repression und die Zensur im Namen einer dogmatisch proklamierten Wahrheit zu verlangen. Es gibt unzählige weitere solcher Beispiele; die Pariser Führung der Freidenker befindet sich in ausgezeichneter Gesellschaft.

So stehen die Dinge. Wir warten also darauf, daß das Pariser Gericht einen Verhandlungstermin für diesen Prozeß benennt, der mit Sicherheit lehrreich und aufschlußgebend werden wird.

Aus La Raison Nr. 421, Mai 1997, Seite VI-VIII des den Mitgliedern vorbehaltenen Mittelheftes:

Gibt es Freidenker, die nicht die Revisionisten verurteilen? Frage: In der Raison-Ausgabe Nr. 402 und aus Anlaß des in Gang befindlichen Prozesses gegen Pierre Guillaume hat die Nationale Föderation der Freidenker Position gegen die revisionistischen Historiker bezogen, ihren „Versuch, die GESCHICHTE neu zu schreiben“ und „den Nazismus und seine Komplizen von ihren Verbrechen gegen die Menschlichkeit freizusprechen“ verurteilt.  Gaspard Angeleri, Freidenker-Mitglied seit 1964 und Vizepräsident des Bezirkes 06, lehnt diese offizielle von der Nationalen Föderation angenommene Position ab, von der angenommen werden könne, sie reflektiere die Meinung aller Mitglieder. Bevor er den Austritt in Erwägung zieht, möchte er mit folgender Anzeige den Wunsch ausdrücken, daß 1. die Freidenker, die seinen Standpunkt teilen, dies ihm bitte mitteilen. Ziel dieser Meldungen ist es, festzustellen, ob diese Freidenker mehr als eine zu vernachlässigende Minderheit sind; 2. jeder, der die Gründe für seine Haltung kennenlernen möchte, diese von ihm erfrage. Er wird jedem antworten. Seine Anschrift lautet: B.P. 152, F-06406 Cannes Cedex Antwort: Lieber Kamerad Angeleri, ich habe Deinen Brief vom 28. Januar erhalten und danke Dir für Deine Offenheit. Ich habe ihn, wie es sich gehört, dem Exekutivbüro der Nationalen Föderation vorgelegt, damit er diskutiert werde und wir sehen können, was zu tun ist. Diese Antwort ist also kollektiv geschrieben. Ich beantworte Deine konkreten Fragen wie folgt: 1. Um Mitglied der Freidenker zu werden, muß die Grundsatzerklärung (Artikel 2 des Statutes) unterschrieben werden, muß man sich zu einer weltlichen Bestattung verpflichten, seine minderjährigen Kinder keine religiöse Feierlichkeiten begehen lassen, und man muß den jährlichen Beitrag entrichten. Das sind die einzigen den Freidenkern, die der Nationalen Föderation beitreten, auferlegten Bedingungen. Die Verurteilung der Thesen der Leugner der Gaskammern zählt demnach nicht zu den „Pflichten“ eines Freidenkers. 2. Entsprechend wird Dein Brief und Dein Text „Gibt es Freidenker, die nicht die Revisionisten verurteilen?“, da Du eine Diskussion über diese Frage wünschst und weil wir Anhänger einer freien Gegenüberstellung der Ansichten zwischen Freidenkern sind und wir keine Zensur ausüben werden, in der Beilage der nächsten Raison, die den Mitgliedern vorbehalten ist, im Mai 1997 veröffentlicht. Natürlich – und das wirst Du verstehen angesichts der Natur des zur Debatte stehenden Gegenstandes – wird auch die vorliegende Antwort veröffentlicht werden. 3. Du wirst auch verstehen, daß wir auf Deine Frage, ob andere Freidenker Deinen Standpunkt teilen, nicht antworten können. Es ist nicht unsere Art, über diese oder jene Meinung unserer Mitglieder Listen zu führen. Wir überlassen dies anderen, die dies sehr gut können. Du wirst Dir ein genaues Bild machen können, wenn Dir andere Freidenker schreiben werden. Was Deine Absicht betrifft, die Freidenker zu verlassen, falls Dein Standpunkt nur von wenigen Kameraden geteilt wird, so wäre das Deine alleinige Entscheidung. Natürlich möchten wir das nicht; im Gegenteil: Wir möchten, daß Du bei uns bleibst. Man kann zahlreich sein und recht haben, und allein sein und unrecht haben. Das Gegenteil kann natürlich auch richtig sein. Es gibt in dieser Sache keine Regel, und die Begriffe Mehrheit und Minderheit sind in diesem Zusammenhang von keinerlei Bedeutung. Wie es die Gründer der Konföderierten Lehrergewerkschaft so gut gesagt haben: „Die mathematischen Wahrheiten sind von den politischen Mehrheiten, die die Regierung oder den Bildungsminister tragen, unabhängig.“ Wir hoffen, daß diese Ausführungen Dir erlauben, bei den Freidenkern zu bleiben. Kommen wir jetzt zum eigentlichen Kern der Debatte. Zu allererst: Wenn wir einen Text gegen die Revisionisten veröffentlicht haben, dann weil Pierre Guillaume (Verleger der Vieille Taupe) öffentlich den Namen der Freidenker für seine niederen Werke benutzt hat. Er soll veröffentlichen, was er will; das ist sicherlich und vielleicht sein Recht, aber ganz bestimmt nicht, indem er so tut, als seien wir mehr oder weniger an seinen Aktivitäten beteiligt. Es war eine beabsichtigte Provokation seinerseits; das konnten wir so nicht hinnehmen. Im Gegensatz zu dem, was Dir Georges Campos (der die Dinge offenbar nicht mehr auseinanderhalten kann) geschrieben hat, haben wir uns nicht „in diese Debatte hineinreißen lassen“. Wir haben im Gegenteil die Ehre der Freidenker verteidigt. Es gibt keine „offizielle“ Position der Freidenker über die Leugnung der Gaskammern, denn diese Frage war niemals Gegenstand auf einem Kongreß: Dennoch verurteilen viele Kameraden diese Position. Wir sind für die absolute Meinungsfreiheit; wir sind gegen das Fabius-Gayssot-Gesetz, das die Freiheit tötet und totalitär ist.16  Es ist nicht Aufgabe der Gerichte, die historische Wahrheit festzulegen, sondern es ist die Aufgabe der Historiker, sie zu diskutieren. Es ist ein der Inquisition würdiges Gesetz. Wir sind gegen jede gesetzliche und polizeiliche Unterdrückung in Sachen historischer und politischer Diskussion. Unsere Position ist die der Laizität schlechthin. Wir bekämpfen die religiösen Ideen von Angesicht zu Angesicht als Bürger und freidenkerische Aktivisten. Wir sind gegen den staatlichen Atheismus und dagegen, die Gegner unserer Ideen ins Gefängnis oder in Lager zu stecken. Stacheldraht darf nicht als Grenze zwischen verschiedenen Meinungen dienen. Das betrifft jegliche Diskussion, also auch diese. Übrigens glaube ich Dich etwas zu kennen. Jean Coutanceau hat mir von Dir stets Gutes erzählt und auch durch viele gewisse Dinge, die wir gemeinsam haben. Ich bin überzeugt, daß Du in die Falle von der „Staatslüge“ gegangen bist, die von den Revisionisten in den Vordergrund geschoben wird. Es ist, für einen Freidenker sehr verführerisch anzunehmen, es gäbe ideologische Verschwörungen. Diese ist nur eine mehr davon. Du bist nicht der erste und wirst auch nicht der letzte sein, der sich von denen kriegen läßt, die den Heiligenschein des Märtyrers und Justizopfers vor sich herschieben, was der Beweis dafür sein soll, daß sie recht haben: „Wenn man uns verfolgt, dann weil wir stören.“ Das ist nur eine Neuauflage der Argumente der ersten Christen, die zu sagen vergaßen, daß sie unterdrückt wurden, weil sie zur Revolte gegen das römische Reich aufgerufen haben, und nicht aufgrund ihrer religiösen Ideen (die Römer waren in Sachen religiöser Kulte sehr tolerant). Deshalb sind die Freidenker gegen Unterdrückungsmaßnahmen, wenn es um Überzeugungen geht. Diese wären völlig sinnlos; die Geschichte hat es ausreichend gezeigt. Ich weiß sehr genau, worum es in dieser Debatte geht, denn ich habe die Revisionisten ganz aus der Nähe in der Union der Atheisten bekämpft. Ich erinnere mich ganz besonders an eine Diskussion, bei der es hoch her ging, als einer von ihnen, mit den Nerven am Ende, mich anschrie: „Drecksjude!“ Das war schon eine eigenartige Auffassung von einer Diskussion um historisches Geschehen... Die grundlegende Methode der Revisionisten besteht darin, verschiedene Zeugenaussagen von Überlebenden der Nazi-Lager gegenüberzustellen und zwischen ihnen Widersprüche zu entdecken, um dann den Schluß zu ziehen, daß sie daher wertlos seien.  Ihr klassisches Beispiel ist der „fünfzehn Meter hohe Berg von Schuhen“, wie er von einem Entkommenen der Nazi-Lager beschrieben wird. Eine solche Höhe ist unmöglich, der Zeuge hatte die Höhe „übertrieben“, um zu zeigen, welche Bedeutung der Schuhhaufen für ihn hatte. Die Nazis hatten ihm im übrigen nicht die Zeit gegeben, die genaue Höhe dieses Schuhhaufens zu ermitteln. Die Methode der Revisionisten ist ungefähr folgende: Ein Unfall hat stattgefunden; es gibt mehrere Zeugen, die sich in diesem oder jenem Detail widersprechen. Schlußfolgerung: Die Zeugenaussagen sind nicht zuverlässig, es hat also keinen Unfall gegeben. Diese Methode hat Vorläufer: Schon manch Genius hat „bewiesen“, daß es Napoleon nie gegeben hat.  Die historische Forschung hat aufgezeigt, daß es keine Gaskammern außerhalb der in Polen gelegenen Lager gegeben hat. Der traditionelle Antisemitismus dieses Landes hat die industrielle Vernichtung der Juden möglich gemacht.17  In Deutschland hatten die Nazis 1938 mit der Vernichtung von Geisteskranken und Behinderten begonnen. Angesichts der Reaktion in der Bevölkerung haben sie einsehen müssen, daß die Liquidierung von Millionen Juden nicht ohne Probleme vonstatten gehen würde. Deshab haben sie es in Polen getan, wo es den dafür nötigen „Humus“ gab. Bei Kriegsende und angesichts des Schreckens der Lager und des Nazismus hat die öffentliche Meinung die Arbeitslager, die Konzentrationslager und die Vernichtungslager, die völlig unterschiedliche Funktionen hatten, in eine einzige Kategorie zusammengefaßt. Da es in den Nazi-Lagern sehr viele Tote gegeben hat, ist eine Art Vulgata entstanden: Alle Unterschiede sind verwischt worden und ein einheitliches Bild von den Lagern, wie sie überall identisch gewesen seien – mit Gaskammern und Krematorien – ist entstanden. Mit der Zeit haben die historischen Forschungen Klarheit in diesen Fragen geschaffen. Und sicher werden die Dinge auch in Zukunft immer genauer beschrieben werden.  Kommen wir jetzt zu der Frage, warum die Leugner immer wieder versuchen, diese Debatte in Gang zu bringen. Ist es eine Manie, oder eine Marotte eines Pseudohistorikers namens Faurisson? Hinter all dem verstecken sich – immer schlechter – Nostalgiker des Nationalsozialismus. In den Reihen der Revisionisten stehen einer Handvoll Ehemaliger von „Sozialismus oder Barbarei“ Legionen von Glatzköpfen und Hakenkreuzlern gegenüber. Das ist die wirkliche Alchimie der Leugner der Gaskammern. Und man kann gut verstehen, warum. Zieht man nämlich vom Nazismus die Frage der geplanten und industriellen Massenvernichtung der Juden ab, verschwindet dessen Besonderheit. Der italienische Faschismus hatte eine Einheitspartei, eine Einheitsgewerkschaft, eine politische Polizei, Lager, und es gab unter seiner Herrschaft die Ermordung von Oppositionellen, jedoch nicht in der Größenordnung wie in Deutschland. Das bevorzugte Mittel der italienischen Schwarzhemden war das Rhizinusöl, das der deutschen SA aber die Revolverkugel ins Genick. In Italien gab es seitens Mussolinis keinen Willen, die Juden physisch zu vernichten. Du weißt wohl, daß der nach der französischen Niederlage 1940 von den Italienern eingenommene Südosten ein Zufluchtsort für die Juden, die vor der deutschen Armee und der Pétain-Miliz flüchteten, gewesen ist. Zieht man die Vernichtung der Juden ab, wird aus dem Dritten Reich eine Diktatur wie jede andere: etwa das Spanien Francos, das Italien Mussolinis, das Portugal Salazars und das Rußland Stalins. Und dem folgt die Entschuldigung für die Mörder und das Vergessen für die Opfer. Kennst Du das berühmte Interview einer italienischen Zeitschrift mit Faurisson, wo dieser erklärt, daß „die SS in vielerlei Hinsicht als Besatzer korrekter mit der Bevölkerung umgegangen ist als manch anderer Besatzer“, weil sie disziplinierter war. Wenn das nicht die Rehabilitierung des Nazismus ist, was ist es dann? Ich weiß nicht, ob dieser Brief Dir dabei helfen kann, Deinen Standpunkt zu ändern, aber ich glaube, er hat wenigstens den Verdienst, ein paar Dinge klarzustellen. Es wäre mir eine Freude, mich mit Dir über all das in Nizza persönlich unterhalten zu können, aber mir ist wie man sehen kann der Aufenthalt im Département Alpes-Maritimes untersagt. Wenn es nach einigen Freidenkern ginge, müßte ich auch einen gelben Stern tragen, aufgrund meiner Ideen als Aktivist und Bürger. Schade drum.  Ich grüße dich brüderlich im Namen des Exekutivbüros. Christian Eyschen, Generalsekretär.

Zu Pfingsten fand der traditionelle Kongreß der Atheisten statt, auf dem ich die Offenbarung eines Wunders erlebte: Die Bekehrung von Christian Eyschen, dem Generalsekretär der Freidenker, zu den Prinzipien des... freien Denkens!

Dieses Wunder, an dem ich nicht ganz unbeteiligt bin, beweist, daß Gott die Menschen braucht, um die Vorsehung realisieren zu können, und daß er sogar den Teufel braucht, um die Menschen auf die Probe zu stellen. Die folgenden Texte sind Auszüge aus der internen Mitteilung, die den Mitgliedern der Freidenker vorbehalten sind und die der Ausgabe Nr. 421 von La Raison (Mai 1997) beigelegt war. Die Lektüre ist um so köstlicher, wenn man daran denkt, daß am 27. Mai 1997 die Berufungsverhandlung gegen die Raison wegen Nichtabdrucks meiner Gegendarstellung stattfindet. In erster Instanz war der Raison recht gegeben worden!

Ich hatte gegen dieses Urteil Berufung eingelegt, das mich zu allem noch zu einer Zahlung von 8000 Franken an die Raison verurteilt hat. Ich habe Punkt für Punkt die Urteilsbegründung in meinem Berufungsantrag auseinandergenommen (siehe Bulletin Nr. 3, 9/96).

Nachdem sie drei Monate lang ruhig geblieben sind und nicht einmal einen Anwalt bemüht haben, was darauf schließen ließ, daß sie sich für die Sache nicht interessierten, haben sich die Freidenker durch den Chefredakteur der Raison, Joseph Berny, schließlich doch aufgerafft und einen Stellungnahme zur Entgegnung verfaßt. Diese Entgegnung nun beruft sich – als dem einzigen Gesetz, das eine Ablehnung der Veröffentlichung gesetzlich rechtfertigen könnte – tatsächlich auf das Fabius-Gayssot-Gesetz!

Es ist amüsant, wenn man bedenkt, daß ich am Anfang, d.h. Ende 1994, als ich völlig vereinsamt und isoliert war, versucht hatte – es war vor Ausbruch der Garaudy-Affäre –, eine Diskussion über das Buch Jean-Claude Pressacs in die Reihen der Freidenker zu tragen. Das hatte zur Bannfluch-Mitteilung der Freidenker vom 9. Mai 1995 und zu meiner Gegendarstellung geführt, mit der ich dachte, eine klitzekleine Tür in einen klitzekleinen Randgruppen-Laden aufzustoßen.

Die mediale Aufregung um die Garaudy/Abbé-Pierre-Affäre ließ diese Versuche in Vergessenheit geraten, und die Erfolge der Jäger Berny, Maisonneuve und Pariser Gericht gegen die revisionistische Hexerei erscheinen jetzt nur noch lächerlich, denn all diese Anstrengungen, den Teufel daran zu hindern, in einer doch eher vertraulichen „Tribüne“ zu schreiben, haben nichts verhindern können.

Die Vieille Taupe verfügt heute über eine viel größere Bekanntheit und muß sich nicht großartig darum sorgen, eine Gegendarstellung in der Raison unterzukriegen. Doch – abgesehen von der Frage des Prinzips – sind nicht nur die Leser der Raison betroffen, sondern auch die Justiz durch ihr Urteil in erster Instanz, das beweist, daß sie – gegen das Gesetz – der Verleumdung und der Zensur Vorschub geleistet hat.

Das bedeutet überhaupt nicht, daß ich mir sicher bin, in der Berufung zu gewinnen. Man kann die Verblüffung der Richter nicht ausschließen und auch nicht, daß diese noch nicht von den ersten Wellen des Erdbebens, das bereits im Anmarsch ist, erfaßt sind, doch ist schon heute sicher, daß, wenn das Gericht am Ende den Zensoren recht geben sollte, es damit nur die Verfolgung, zu deren Opfer wir geworden sind und noch werden, deutlich sichtbar machen würde, ohne das geringste verhindern zu können, denn alle Ziele, die ich mir gesetzt habe, als ich die Gegendarstellung schrieb, sind erreicht und sogar weit übertroffen.

Ein die Zensur rechtfertigendes Urteil zugunsten der Freidenker, auf Basis des Fabius-Gayssot-Gesetzes, würde nur die Verwirrung in den Reihen der Freidenker vergrößern.

Auf jeden Fall warten wir das Urteil des Berufungsgerichtes ab, um die endgültige Fassung unserer Broschüre über die Freidenker und diese ganze Affäre zu schreiben. La Vieille Taupe hat durchaus die Absicht, an der sich abzeichnenden Debatte teilzunehmen.

Die vorläufig letzte Meldung dieser unendlichen Geschichte: Beim Prozeßtermin am 27. Mai haben wir vom Tod Joseph Bernys, dem Chefredakteur von La Raison erfahren. Ein gewisser J. Salamero nimmt seinen Platz ein. Der Prozeß ist auf einen späteren Termin verschoben worden.

Übersetzung: Peter Töpfer
 

Anmerkungen:

 1 Im Original plébisciter, was „durch eine Volksabstimmung entscheiden“ heißt, vielleicht auch „dem Volke vorlegen“. Was die Freidenker hiermit meinen, ist nicht ganz klar, Guillaume kommt darauf später zurück – d.Ü.

 2 Im Original l’Histoire. Dingwörter werden im Französischen im allgemeinen nicht groß geschrieben –  d.Ü.

 3 Das Fabius-Gayssot-Gesetz ist mit unserem § 130 StGB vergleichbar.

 4 Dieser Text ist von Pierre Guillaume am 17.11.1995 geschrieben worden.

 5 „Antirassistische“ und „antiantisemitische“ Unterdrückungsorganisationen, die es so in Deutschland nicht gibt.

 6 Guillaume schreibt socialistes-nationaux oder so ähnlich (ich habe den Original-Text nicht mehr [von FDGO-Polizisten beschlagnahmt!]), was in der Tat eine treuere Übersetzung unserer „Nationalsozialisten“ als nationalsocialistes ist. Da socialistes-nationaux aber – obwohl also richtig – in Frankreich unüblich ist und ich als alter Brechtianer den „Verfremdungseffekt“ schätze, schreibe ich hier – obwohl als Rückübersetzung falsch – „Sozialnationalisten“: Somit weiß man, wie sich bei den Transrhenaniern der Name dieser berühmten Doktrin anhört – Anm. d.Ü.

 7 Jean-Claude Pressac, Die Krematorien von Auschwitz. Die Technik des Massenmordes. Piper, München 1994;

frz. Original: Les Crématoires d’Auschwitz. La machinerie du meurtre de masse, CNRS Édition, Paris 1993; siehe hierzu auch den Text Serge Thions „Ist es die Nacht oder ist es der Nebel?“ auf diesen Seiten.

 8 Le Monde vom 21.2.1979, S.23

 9 Siehe Guillaumes „Offenen Brief an Lionel Jospin“ auf diesen Seiten.

 10 Francisque: höchster Orden im Vichy-Regime – d.Ü.

 11 Demnächst auch hier zu lesen – Anm. des NA-Seitenmeisters

 12 dem jüdischen Radio in Paris – d.Ü.

 13 deutsch im Original – d.Ü.

 14 siehe Guillaumes Text „Wider besseres Wissen“ auf diesen Seiten – Anm. des NA-Seitenmeisters

 15 Golias, Nr. 35, Winter 1993/94

 16 Hört hört! So ein Aussage aus dem Munde der verklemmten Schwuchteln von deutschen „Freidenkern“ zu erwarten, ist wohl noch zu viel verlangt. Von denen hört man nichts, aber auch gar nichts, wenn Leute wegen Meinungsäußerungen hinter Gitter wandern – Anm. des NA-Seitenmeisters.

 17 Ein schöner Gruß an die Kollegen vom polnischen Freidenkerverband! – Anm. des NA-Seitenmeisters.

 

Pierre Guillaume