AUTO Nr. 7 (Juni 2001) / Revisionismus(kritik)
Horst Lummert: Der Revisionismus zeigt Schwächen (Dieser Text erschien in der Vierteljahres-Druckzeitschrift kuckuck, feder 17/18. Der Autor und kuckuck-Herausgeber ist vom Amtsgericht Tiergarten
wegen “Volksverhetzung” verurteilt worden... Horst Lummerts Presseerklärung dazu hier.)
Vraiheit. - "Revolution" ist nicht widergesetzlich, sondern ausdrücklich neue Rechtsetzung, Restauration des Gesetzes und damit der durchgehenden Rechtssicherheit für alle und
jeden; dies aber besagt: Gleichheit vor dem Gesetz. Rechtsgleichheit. In dieser Hinsicht bleiben allerlei unerwartete, politisch erquälte Probleme zu lösen. Wie die antishemitischen Eiferer HaShems Wünsche
erfüllen, so sind die Vertreter des Rechtsstaats emsig dabei, diesen in Frage zu stellen. Diese Dialektik ist auch im kleinen der geheimnisvolle Weg der Geschichte. Ignoranten und Antidialektiker müssen (und
sollen wohl auch) an eine Verschwörung glauben. Sie spielen bei der Heraufkunft des Unerwarteten eine hervorragende Rolle. Ihre Fehlinterpretationen ändern nicht die Geschichte, nein, diese widerlegt naturgemäß
jene. Um so besser! Da hatte also doch der "jüdische" Teufel seine Hand mit im Spiel. Und alles funktioniert gleich viel besser.
Der Revisionismus zeigt Schwächen. Er kann es sich nicht (mehr) leisten, seine Kritiker unverkürzt zu Wort kommen zu lassen. Die 'Vierteljahreshefte
für freie Geschichtsforschung (VffG)' haben auch den Makel der finanziellen und ideologischen Abhängigkeit nicht loswerden können; sie haben ihn noch verstärkt. Denn Remer ist immer dabei. Noch aus seinem Grabe bestimmt Otto Ernst, was Sache ist.
Lohnt es sich überhaupt, die Zeit damit zu verbringen? Der NS-Revisionismus erledigt sich selbst, und die Unzulänglichkeiten der neuen linken Theorie laufen schließlich mit den
revisionistischen Tendenzen zusammen.
Problematisch wird's mit dem Staat, der sich anschickt, seine von den alliierten Besatzungsmächten ererbten Freiheiten und Grundrechte peu à peu abzuschaffen. Ich weiß heute nicht, ob
meine privaten Gespräche abgehört werden. Ich weiß nicht mehr, ob es der Milchmann oder der Postbote ist, wenn's morgens an der Wohnungstür klingelt. Die Rechtssicherheit hat erheblich gelitten. Was früher
den Unterschied zwischen einer Demokratie und dieser oder jener Diktatur ausmachte, verliert mehr und mehr an Schärfe. Das Verlangen, daß der Staat sich endlich konsequent um das Organisierte Verbrechen kümmern
möge, findet mittlerweile seine merkwürdige Erfüllung in der zunehmenden Verunsicherung derer, die die Forderung stellten. Der Staat zeigt die Zähne, und der Normalbürger kann keineswegs das Gefühl haben, daß es
zu seinem Schutze geschieht. Die Stunde der Denunzianten steht sozusagen unter dem Protektorat der Bundesrepublik Deutschland. Das ist ein schlechtes Zeichen.
Vieles spricht dafür, daß der demokratische Staat sich seiner nicht mehr sicher ist. Seine - antirevisionistische - Sondergesetzgebung ist der Art, daß sie jede Diktatur überdauern und
von dieser gegen ihre politischen Gegner angewandt werden könnte. Das ist höchst bedenklich. "VoIksverhetzung" ist kein Delikt, auf dessen Erfindung und Definition ein Rechtsstaat stolz sein kann.
Meinungsdelikte sind in der Demokratie einfach ein Unding. Der schleichende Entzug demokratischer Grundregeln und -rechte ist ein teuflisches Spiel mit dem Feuer, in das viele politische Hände verschlungen sind.
Der Revisionismus lebt davon, daß man ihn wissenschaftlich, jedenfalls offiziell, nicht zur Kenntnis nimmt und obendrein politisch verfemt und juristisch verfolgt. Damit wird ein Anschein
erweckt, der den Revisionisten nur guttun kann. Die Bundesrepublik präsentiert sich - staatlich und gesellschaftlich - in geistiger Entsagung vor dem Dritten Reich. Der NS-Revisionismus aber "ist ein
Gespenst, das zurückschreckt, sobald sich ihm einer nähert" (feder 7, S.5). Seine Ausgrenzung freilich ist "eine Beleidigung des mündigen Bürgers" (a.a.O.). Im übrigen bleibe ich bei der
wiederholten Feststellung, daß der Revisionismus "als Wissenschaft tot" ist. Der "Revisionismus" ist eine nationalsozialistische, spezifisch antijüdische "Weltanschauung". Insofern
fällt er unter die Grundfreiheiten für Meinung und Presse. Doch auch der nicht-wissenschaftliche Publizist orientiert sich korrekterweise an Tatsachen. Die Wahrheitsfindung von Fall zu Fall bedient sich des
logischen Zusammenhangs vorliegenden Faktenwissens und eingebrachter Argumente.
In feder 15/16 wurden revisionistische Themen mehrmals angesprochen. Das Heft beschäftigte sich zu fast zwei Dritteln seines 100-Seiten-Volumens mit der Holocaust-Problematik und ihren
aktuellen Folgen. Eine ähnliche Darstellung und Kritik der Freisprüche von Amberg und Ettlingen wie die im 'kuckuck' vorgelegte Arbeit von Hermann Schaber mit beigefügter Dokumentation der Amberger
Urteilsschrift etc. ist meines Wissens bisher nirgendwo erschienen. Warum? Auch in den 'VffG' habe ich darüber nichts gelesen. Paßt da etwas nicht ins vorgefaßte Bild?
Revisionistische Positionen sind erschüttert:
1. Die von David Irving ganz unverdächtig herausgegebenen Goebbels-Tagebücher von 1938 widerlegen die revisionistische These, die "Reichskristallnacht" sei wahrscheinlich von
"jüdischen Drahtziehern" in Frankreich angezettelt worden. Goebbels selber schildert sich mehrmals als Auftraggeber und Antreiber.
2. Die Zahl der ermordeten Juden wird beim behaupteten Wegfall der Gaskammern nicht geringer. Die Zahl der Tatverantwortlichen und Täter nimmt hingegen zu. Allein die Geiselerschießungen
werden (vgl. Schaber in feder 13) mit 5 Millionen toten Juden beziffert. Rechnet man die nicht verstummenden 6 Millionen Gastoten hinzu, kommen wir auf die da und dort bereits genannten 11 Millionen ermordeten
Juden. Diese Zahl, erstmals errechnet in feder 15/16 (= YISHMAEL 11), unterliegt gleichwohl dem angefügten alten englischen Sprichwort: "Wer rechnet, irrt". Wer nur einen Menschen vernichtet, hat eine
ganze Welt vernichtet. Dieses Denken aber sollte (und soll wieder) vernichtet werden. Und eben dies, heißt es auf Seite 90 (feder 15/16), macht den Krieg gegen den Nazismus (und seine antishemitischen Erben) zu
einem heiligen Krieg.
3. Germar Rudolf schreibt unter ethischen Gesichtspunkten wider besseres Wissen. In seiner Auseinandersetzung mit Johannes Peter Ney bekannte er, "daß selbst ohne die
Massenvernichtung die Behandlung der Juden vier der im StGB aufgeführten fünf Punkte des Völkermordes erfülle" (vgl. feder 9, S.2; Brief Rudolf an Lummert vom 18.7.95). "... selbst ohne die
Massenvernichtung", die nun freilich als Faktum hinzukommt. Das heißt: Der Völkermord an den Juden ist nach allen fünf Rechtsdefinitionen im Strafgesetzbuch (§ 220a) "erfüllt". Warum stellt Rudolf
seine Arbeit nicht schleunigst ein? Was will er denn noch beweisen: "Wir haben sie nicht vergast, sondern allesamt totgeschlagen etc.pp."? Rudolf weiß auch, daß neue "Maßnahmen" gegen "die Juden" - von Entrechtungen à la ''Nürnberger Gesetze" über Deportationen bis zu Massakern und Massenmord - intellektuell begründet, geplant und praktisch vorbereitet sind (vgl. feder 10).
Alles weitere (4.) muß ich breiter anlegen. Es begann mit einem Leserbrief des Psychiaters Wolfgang de Boor in der 'FAZ' vom 8.5.95 zum Deckert-Verfahren (Auschwitz-Lüge).
Daraufhin schrieb Germar Rudolf einen Offenen Brief an de Boor, worin er dessen Thesen sehr gründlich verwarf. Der Kölner Professor der Psychiatrie hatte empfohlen, die neuen Rechten mit ihren abstrusen Ideen
als Geisteskranke zu behandeln und kurzerhand klinisch wegzuschließen. Rudolfs Entgegnung war ein Plädoyer für die Rechtsstaatlichkeit, kein Zweifel.
Ich habe mir Wolfgang de Boors jüngstes Buch angesehen ("Wahn und Wirklichkeit") und feststellen können, daß der von ihm aus dem elisabethanischen England entlehnte Begriff der
"Monoperceptose" sich leicht auch auf ihn, de Boor, anwenden ließe. Er weiß das, und mit Bezug auf Schopenhauer hat er schließlich von seiner rigorosen Position Abstand genommen. Das persönliche
Zusammentreffen mit Deckert scheint ihn ohnehin verwandelt zu haben. Er hält ihn nicht für verrückt. Daß de Boors Theorien aus bestimmten, eher gesellschafts-positivistischen Grundanschauungen resultieren, ist
nicht Thema dieser Überlegungen, kann jedoch in den zwei Bänden "Über den Zeitgeist" nachgelesen werden.
In den Heften der "freien Geschichtsforschung" ist nun jüngst mit den gleichen "Waffen" gegen die Opfer und Überlebenden des Holocaust "argumentiert" worden.
Die Juden seien in Wahrheit Opfer ihres eigenen "induzierten Irreseins". Germar Rudolf läßt dergleichen geschehen, obwohl er nach eigenem Bekunden genau weiß, daß an den Juden ein VöIkermord verbrochen
wurde.
Es lag nahe, diese infame Methode umzudrehen und auf die Revisionisten anzuwenden. Ich tat das in feder 15/16 (S.74f.). Daraufhin sandte mir Germar Rudolf ein FAX, worin er mitteilte, daß
er zum Thema gern "Passagen aus Ihrem letzten Kuckuck als Leserbrief in VffG 4/97 abdrucken" würde. "Falls Einwände bestehen..." Nein, ich hatte keine Einwände dagegen, obwohl ich mich
natürlich fragte, warum er nicht einfach aus dem 'kuckuck' zitierte, warum es ein "Leserbrief" sein mußte. Es ist nicht meine Aufgabe, derlei Absichten vorab zu zensieren oder anderswie zu
beeinflussen. "Zensuren" erteilen kann ich dann immer noch. Mir fiel auch auf, daß er unvollständig zitierte. Der "Leserbrief" erschien in der besagten Ausgabe auf Seite 286.
Für Rudolfs Verfahren bieten sich vier mögliche Erklärungen an:
1. Er wollte nicht aus dem 'kuckuck' zitieren, um für das Blatt nicht Reklame zu machen.
2. Er wollte nicht aus dem 'kuckuck' zitieren, weil er auf diesem Wege die anderen revisionismus-relevanten Themenstellungen in feder 15/16 nicht ohne weiteres hätte übergehen
können.
3. Er mußte diese Themen jedoch übergehen, weil die revisionistische Diskussion darauf nicht oder noch nicht eingerichtet ist.
4. Er wollte auf das abgedruckte Zitat nicht verzichten, weil er damit übereinstimmt, es aber so nicht sagen und schreiben will. Als Leser des 'kuckuck' aber konnte er leicht in
den Verdacht geraten, seine Argumente vom Feinde zu beziehen, also wählte er die Umformung zum "Leserbrief".
Rudolf hat unvollständig zitiert. Warum? War, was er wegließ, unwichtig, nebensächlich? Was fehlt? Nun, was er gegen die Holocaust-Opfer gelten ließ, löschte er im Vergleich mit den
Revisionisten aus:
"Alle Induktoren sind zugleich induziert. Außerdem ist eine nicht unwesentliche Anzahl der Induktoren bzw. Induzierten selbst nicht normalen sondern hochgradig pathologischen
Persönlichkeitstypen zuzurechnen." "Die Wahnvorstellungen können induziert werden, ohne daß die Opfer krankhaft oder abnorm zu sein brauchen. Es liegt eine Blockierung der normalen neurologischen
Mechanismen höherer Ordnung vor. Etwas populär formuliert handelt es sich um 'geistiges AIDS'. Auch im weiteren Sinn ist die Parallelität gegeben " (feder 15/16, S.74, nach 'VffG' 2/97,
S.82f.).
Was ferner fehlt, worauf auch nicht eingegangen wird, obwohl es zur Sache gehört: "'Die Absicht der Täuschung ist zwar erkennbar, tritt aber mehr in den Hintergrund, weil sie
zusätzlich durch eine andere Psychoseform überlagert ist, nämlich die des 'Verfolgt-Seins'. Das 'Verfolgt-Sein' entspringt wahrscheinlich einem Kompensationsmechanismus, um die inneren Spannungen
erträglich zu machen, die sich aus dem Widerspruch zwischen Ehrgeiz und der Fähigkeit, dessen Forderungen zu erfüllen, ergeben' (a.a.O.). Was auf die Juden gemünzt war, liest sich wie eine
Selbstcharakterisierung des NS-Revisionismus. 'Nicht zu ermessen ist der Schaden, wenn eine Gruppe krankhafter aber schlauer Schwindler Wahnvorstellungen hervorruft, um ihre Opfer erpressen zu können'
(83)" (feder 15/16, S.75).
Das sind, zugegeben, für den Revisionismus im allgemeinen und Germar Rudolf im besonderen äußerst heikle "Passagen" - egal, in welcher "Richtung" man sie liest. Denn
hier wird - wider besseres Wissen, wohlweislich! - suggeriert: Die Juden wurden gar nicht verfolgt, und einen Völkermord an ihnen, meine Güte, das bilden diese Psychopathen sich bloß ein, eine wahnsinnige Bande
schlauer Schwindler, die ihre Opfer nur erpressen wollen. Ja, Germar Rudolf, diesmal kommen Sie nicht so einfach davon. Sie wissen, daß es so nicht ist. Sie kennen die Wahrheit. Dennoch heißt es in einer
"Anmerkung der Redaktion" zu meinem "Leserbrief":
"Allerdings blieb es dem Holokaustismus überlassen, alle Gesellschaften weltweit zu infizieren, womit jede Heilung erschwert wird" (286). Zu "infizieren" mit was, mit
dem "induzierten Irresein", der "Lüge" von der Judenverfolgung und dem VöIkermord an den Juden? Diese jüdischen Spinner und Betrüger haben sich alles nur eingebildet, erfunden, nicht wahr?
Und genau damit endet die Wissenschaft des "Revisionismus".
Die "VHO" - "Vrij Historisch Onderzoek" - in Berchem/Flandern
(Belgien) entwickelt sich zu einer nationalsozialistischen Propaganda-Zentrale, Sektion "Geschichte".
Ich finde , nun, die ganze "Revisionismus"-Debatte sollte sich auf die Sicherheitsproblematik konzentrieren, auf die Germar Rudolf in feder 10 hinwies. Dann endlich könnte man
von "Verfolgung" sprechen, und diese schließlich wäre im demokratischen und rechtsstaatlichen Sinne legitim.
Um noch einen Türspalt offenzuhalten: Als Wissenschaft hätte der "Revisionismus" einen enormen Nachholbedarf. Als NS-Propaganda braucht er nur so weiterzumachen.
kkk-feder 17/18
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