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Constantin von Hoffmeister
WARUM AMERIKA GEIL IST
William Burroughs, dekadente und faul-intellektuelle Schwuchtel, ballerte sich Heroin rein, alles mit Stil, verschlossen und introvertiert,
erschoss er (aus Versehen) seine Frau, schrieb die besten experimentellen Cut-Up Romane aller Zeiten, hatte Visionen der Apokalypse, die USA honorierten ihn mit einer Briefmarke
alte Art-Deco-Architektur in Hot Springs, Arkansas: jetzt sind dort die Arbeitslosen süchtig nach Metamphetaminen, faszinierender Zerfall, alte
Hotels aus den goldenen Zwanzigern strahlen einen geisterverseuchten und modrigen Glanz aus, man kann dort prima Cocktails saufen, ganz allein, und sich mit der alten schrulligen Bardame unterhalten, das
Wachsfigurenkabinett gleich um die Ecke, Kleinstadtflair mit billigen Wachsfigurenfolterszenen, man fühlt sich dort ganz allein, und es ist unheimlich, wie Vincent Price in HOUSE OF WAX
eine amerikanische und gleichzeitig uralte Mythologie der Grossen Alten, erschaffen von H.P. Lovecraft, die Monster mit Tentakeln, schleimig und
grundauf gleichgültig gegenüber der Menschheit, haben uns erschaffen, jetzt schlafen oder hausen sie in Höhlen, unter Friedhöfen oder unter der Meeresküste des immer noch einen Hauch von viktorianischer
Verstocktheit und Opulenz ausstrahlendem Neu-England (dort in den Kleinstädten wo die amerikanischen Fahnen über den Diners wehen, kann man laufen und laufen und sich mehr im alten Europa fühlen als in Europa selbst)
Edgar Allan Poe, Amerikas Shakespeare, der grösste Schriftsteller aller Zeiten, beschrieb Wahnsinn, Liebe und unterkühlten Hass, starb einsam,
traurig und erfroren im Suff in Baltimore, nur durch die Übersetzungen des französischen Dichters Charles Baudelaire wurde Poe weltberühmt, auf seinem Grab steht heute ein Denkmal eines französischen
Literaturvereins, umwuchert von Efeu
Neu Orleans, Sodom und Gomorrha, geplantes Domizil von Napoleon Bonaparte nach dessen Niederlage, Hurricane-Cocktails, schmierige Kneipen mit
ruchlosen Barschlampen, die gerne ficken für ein paar Whisky-Shots, Schwuchteln als Vampire verkleidet geistern durch die Gassen, sich selbst entfremdet und der alt-französisch tropisch-kolonialen Atmosphäre
angepaßt, abgefuckte Neger, die Crack-rauchend durch die Strassen schlendern, rappend und den weißen Mann verfluchend, in Cajun-Restaurants kann der Gourmet mit Genuß fritierte Alligator-Stücke verspeisen (zart und
nach Hähnchen schmeckend), und im Hare-Krischna-Tempel kann der Sparsame oder der Geizige umsonst gut vegetarisch essen
im Gas Light District von San Diego herumspazieren, dann mal schnell über die Grenze nach Tijuana, sich dort mit Tequila und Marijuana zudröhnen,
in einer mexikanischen Cerveza Cantina Billard mit den Banditos und Pistoleros spielen, Streit anfangen und dann durch die megagefährlichen Strassen abhauen zurück nach Amerika, um sich in einem billigen Motel einen
runterzuholen, sich selbst in dem Spiegel über dem Bett betrachtend
die Konföderierten Staaten von Amerika: HEIL Jefferson Davis (der einzig legitime Präsident der Südstaaten)! die keltischen Krieger der CSA haben
sich tapfer gegen die Yankee-Aggressoren gewehrt, leider haben sie verloren und wurden geknechtet, jetzt gibt es ein Südstaaten-Revival, die Südstaatenfahnen flattern wieder mannigfach im Wind, und der Dixie-Stolz
wird auf Aufklebern auf der Rückseite von Pick-Up-Trucks verkündet, Johnny Rebel ist wieder da!, die Schlachten des Bürgerkriegs (Krieg der nördlichen Aggression) werden nachgespielt, man zieht sich die graue
Uniform an, und für ein Wochenende kämpft man wieder auf der Seite der Freiheit und Unabhängigkeit
NASA: ohne diese großartige Organisation wäre die Menschheit noch nicht so weit gekommen auf dem wichtigen Weg ins All, das Ziel ist gnadenlose
Kolonisation der Galaxis, Amerika ist auf diesem Gebiet sehr wichtig, da es die führende Raumfahrtnation ist, Wernher von Braun wurde von Amerika aufgenommen, und ein Raumfahrtszentrum in Louisianien ist nach ihm
benannt
Gott segne Amerika!
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