AUTO: -CHTHON & -NOM Nr. 26, Mai 2006 Kampf zurück zum Leitartikel
Die Auflösung. Ein fotorealistischer Roman
Einen Tag nach der Preisausschreibaktion des eigner verlages vom 29. April 2006 wurde in den Medien gemeldet, daß das sowjetische Ehrenmal im Treptower Park in Berlin „vermutlich von Rechtsradikalen beschmiert“ worden sei. Das könnte am 29. April 2006 gewesen sein. „Unbekannte Täter“ hätten „mit schwarzer Farbe den Sockel und das ebenfalls auf dem Areal befindliche Denkmal der ‚Mutter Heimat’ mit unleserlichen Tags, der Zahl 88 und Hakenkreuzen verunstaltet“; der polizeiliche Staatsschutz sei informiert worden.
Wer auch immer jene „unbekannten Täter“ gewesen sind: Diese Meldung wies zumindest bei der Beantwortung der Preisfrage in keine
falsche Richtung. Sollte der polizeiliche Staatsschutz etwa seine Hände im Rätselspiel gehabt haben?
Zuletzt hatten Schmierereien am sowjetischen Ehrenmal am 3. Januar 1990 für Schlagzeilen gesorgt. Damals versuchten die SED und andere
kommunistische Organisationen wie die „Gesellschaft DDR-Israel für Verständigung und Zusammenarbeit e.V“ mit allen möglichen Mitteln, die sog. Wiedervereinigung zu verhindern, und überall tauchten
in der DDR plötzlich „rechtsradikale Schmierereien“ auf. Ehrenvorsitzender der neugegründeten DDR-Israel-Gesellschaft, die inzwischen in der früheren Machtzentrale, dem ZK der SED, residierte, war
übrigens der jüdische Schriftsteller und Honecker-Freund Stephan Hermlin. Sofort nach „Bekanntwerden“ der Graffiti rief die SED/PDS zu einer „Kampfdemonstration“ auf, und 250.000 DeutschInnen
folgten sogleich. Auf dieser Veranstaltung sagte Gregor Gysi, daß „unser Land in Gefahr“ sei, und „wir diese Gefahr bannen müssen“. Die DDR sei „dem jüdischen Volk in einer besonderen Weise
verpflichtet, und wir sollten diese Verpflichtung auch wahrnehmen“, hatte Gysi schon Ende 1989 gesagt.
Einige Tage später wurden Gregor Gysi und Irene „IM Stefan“ Runge mit einem riesigen Davidstern auf der
Luxemburg-Liebknecht-Demonstration gesehen, und die Regierung Modrow erklärte am 8. März 1990, „Israel“ diplomatisch anerkennen zu wollen. Gysi tat alles, die Juden weltweit gegen die
Wiedervereinigung zu mobilisieren.
Zu dieser Zeit konnte man gut das Verhalten von Juden in Wendezeiten studieren; und niemand sollte bei der nächsten Wende wovon auch
immer überrascht sein. „Derselbe Personenkreis, der larmoyant klagte, daß das Israel-Bild in der DDR revidiert werden müsse, hatte es jahrelang mitgeprägt“, schrieb dazu die Historikerin Ulrike
Offenberg. (1)
Zurück in die Zukunft und zur Auflösung des ev-Preisaus- schreibens:
Die Preisfrage lautete, was unter dem absonderlichen Wort
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