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Nationalanarchismus

 letzte Aktualisierung: 30. Mai 2007

Nationalanarchismus

AUTO:  Nr. 11,  Juni 2004
 

Leif-Thorsten Kramps: Für den Multikulturalismus

Neben „Globalisierung“ dürfte das Schlagwort „multikulturelle Gesellschaft“  wohl einer der am häufigsten gebrauchten Begriffe in den gegenwärtigen politischen Diskussionsrunden unserer westlichen TV-Gesellschaft sein. Das Modewort „Multikultur“ stellt aber in Wahrheit nur eine hohle Worthülse dar, die unterschiedlich verstanden und mit Inhalt gefüllt werden kann. Deshalb stellt sich für mich in erster Linie auch nicht die Frage nach einem Ja oder Nein der bioregionalistischen Bewegung zur „multikulturellen Gesellschaft“. Sondern ich frage mich eher, wie eine bioregionalistische Vision von „Multikultur“ aussehen könnte.

„Multikultur“ heißt im Grund genommen nichts anderes als kulturelle Vielfalt (multipel =  vielfältig). Somit wäre die Bezeichnung der historischen Vielfalt der „deutschen“ Stammeskulturen – also das Bild eines „Deutschlands“ der Niedersachsen und Franken, der Bayern und Friesen, der Westfalen und Pommern, der Schwaben und Rheinländer – als „multikulturell“ durchaus zulässig. An dieser Stelle möchte ich anmerken, daß die Homogenität der „deutschen Landsmannschaften“  (und Landsfrauschaften!) untereinander teilweise geringer ist, als im Vergleich mit Stammeskulturen außerhalb „Deutschlands“. Die friesische Kultur weist beispielsweise mehr Gemeinsamkeiten mit der dänischen oder der niederländischen Kultur auf als mit der bayerischen oder schwäbischen Kultur. Darum ist die vielbeschworene „deutsche Kulturnation“ für mich auch nicht erkennbar.

Eine gänzlich andere Version der „multikulturellen Gesellschaft“ vertreten hingegen neoliberalistische Zeitgenossen wie z.B. Heiner Geißler, Jesuitenzögling und langjähriges Mitglied im Bundesvorstand der CDU. Hier mutiert „Multikultur“ zu einer Schmelztiegel- oder, modern ausgedrückt, melting-pot-Ideologie. Doch der melting pot bedroht in Wirklichkeit die kulturelle Vielfalt. Die Vereinheitlichung, Vermischung und Einebnung  menschlicher Kulturen und Lebensweisen führt letztendlich nicht zur Multikultur, sondern zur one world, d.h. der Welteinheitszivilisation, der globalen Monokultur! Die one world stellt das Endziel des Kapitalismus dar: Die Welt als grenzenlose Absatzmarkt für westliche Produkte. Die gewachsene ethnische und kulturelle Vielfalt auf unserem Planeten wird dabei der globalen McDonaldisierung, CocaColonisierung, MTVisierung geopfert.

Leider fallen nur allzu viele Gutmenschen, die sich besonders weltoffen und kosmopolitisch wähnen, auf diese kapitalistische promotion rein. In dem Interview mit der Zeitschrift Tidal Times erklärt Peter Berg:

„Wir wollen mannigfaltige Kulturen. Einer der Hauptgrundsätze des Bioregionalismus ist kulturelle Diversität.“ Eine „multikulturelle Gesellschaft“, die diese Grundsätze respektiert, müßte demnach nicht universalistisch, sondern „ethnopluralistisch“ geprägt sein.

Der Begriff des „Ethnopluralismus“ wurde in den späten 70er Jahren von dem linken Befreiungsnationalisten Henning Eichberg entscheidend geprägt. Er begreift jedes Volk, jeden Stamm, jede gewachsene Ausformung der menschlichen Kultur als Wert an sich, den es angesichts weltweiter Nivellierungstendenzen zu wahren gilt. „Ethnopluralistischer Multikulturalismus“ (Hilfe, welch ein Wortungetüm!) beinhaltet demnach ein ausdrückliches Bekenntnis zur kulturellen Vielfalt, der Unterschiedlichkeit der Menschen und gebietet, diese Prinzipien einer bioregionalen Neuordnung zu Grunde zu legen.

Diese Form der „multikulturellen Gesellschaft“ führt alsdann auch nicht zur Schwächung der eigenen kulturellen Identität, sondern fördert durch respektvollen und verantwortungsbewußten Kontakt mit anderen Kulturen das Bewußtsein für das Eigene, für Unterschiede aber auch für Gemeinsamkeiten.
 

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