Nationalanarchismus

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Nationalanarchismus

 letzte Aktualisierung: 30. Mai 2007

Nationalanarchismus

AUTO:  Nr. 14,  September 2004
 

Was heißt eigentlich „Normativismus“?

Stärkt die Front der Primitiven, Heiden, Ketzer, Punks und Nazis
gegen die Sozialingenieure und deren Hintermänner, die Pfaffen
aller Art: Wissenschaftler, Philosophen, Theoretiker...
Ungläubige gemeinsam in der Agnostischen Front!
Schwimmen wir Nihilisten auf der Flut der Menschenbilder!
Reiten wir auf den Wellen der Weltanschauer!

                                                                       „Acting on your best behaviour
                                                                       Turn your back on mother nature
                                                                        Everybody wants to rule the world
                                                                        All for freedom and for pleasure
                                                                        Nothing ever lasts forever
                                                                        Everybody wants to rule the world“
                                                                        Tears For Fears

Es vergeht keine Minute, in der – meistens, wenn man in Schwierigkeiten steckt oder jemand dies von einem annimmt – nicht dieser Jemand mit Hinsicht darauf, wie man sich verhalten soll, um einigermaßen angenehm durch’s Leben zu kommen, dir erzählt, was und wie der Mensch sei. Ich darf mir hier ersparen, all die Beschreibungen und Definitionen des Menschen wiederzugeben; jeder kennt sie.

Jeder kennt sie aber dermaßen gut, daß der Wald vor lauter Bäumen nicht gesehen wird. Und deswegen hier doch ein zwei Attribute des Menschen, willkürlich herausgegriffen: Der Mensch sei ein soziales Wesen. Der Mensch brauche Herausforderungen, benötige Reibung und Konflikte. Der Mensch brauche Betätigung (Arbeit mache sogar den Menschen aus) usw.

Der Leser, der noch nicht weiß, worauf ich hinaus will, wird denken, daß ich mit den genannten Eigenschaften des Menschen nicht einverstanden sein könnte und andere Schwerpunkte entgegenhalten möchte – daß ich mich am Kampf der diversen „Menschenbilder“, am Weltanschauungskampf beteiligen möchte.

Dem ist allerdings überhaupt nicht so. Wenn ich mich reiben möchte, reibe ich mich; ob „der Mensch“ sich reiben will, weiß ich nicht, weil ich ihn nicht kenne.

Für mich sind alle diese Bilder, was der Mensch sei, nur für eine Sache ein untrügliches und erschreckendes Zeichen: Die Menschen – ich rede jetzt von denen, die dir in jeder freien Minute ungefragt in den Ohren liegen, was und wie der Mensch sei – sind a) vollständig von sich selbst entfremdet, haben b) keinen Kontakt zu sich selbst, fühlen sich – c) – nicht und nehmen sich nicht wahr, haben d) keinen eigenen Willen, ja wissen e) nicht einmal, was sie wollen.

Eines ist klar: Mit all den Bildern, was ein Mensch sei, soll nur gesagt sein: Man solle sich lieber nach diesen Bildern richten, sich an diese halten. Es ist durchaus kein freundlicher Rat, denn, zu politischer Macht gekommen, mutieren diese freundlichen Ratschläge blitzartig in mit der Androhung von Gewalt abgesicherte Vorschriften. Jeder, der sein Menschenbild in Form freundlicher Ratschläge verbreitet, tut dies in der Hoffnung, man möge sich nach ihnen richten, und er tut es in der Hoffnung, sein Menschenbild eines Tages Wirklichkeit werden zu lassen. Er kann sich alles Seiende nur als etwas vorstellen, daß nach einem Bild geformt ist. Daß etwas einfach da ist, das kann er nicht akzeptieren; sogar der höchste aller Hersteller formt: natürlich nach seinem eigenen Bilde.

Jeder, der mit dem freundlichen Rat nichts anfangen kann, stellt das entsprechende Bild, wie der Mensch sei, in Frage. Dadurch wird er zur Bedrohung für den Ratgeber, denn der könnte seine Orientierung verlieren, indem er anerkennen könnte bzw. müßte, daß der vermeintlich Rat suchende auch ohne seine Ratschläge weiterlebt, womöglich sogar mit größerer Zufriedenheit. Anstatt aber sein Menschenbild zu revidieren, phantasiert er Rache: Der Ratausschlagende wird eines Tages die Quittung bekommen. Eines Tages werde ich dafür sorgen, daß der, der meinen Rat ausschlägt, dazu gezwungen wird, sich nach meinem Bild zu verhalten. 

Weltanschauer brauchen den Überzeugten – den, der sich was von ihnen erzählen läßt, ihren Rat annimmt und sich nach ihnen richtet – als Bestätigung: Bei ihm klappt es auch.

Ich will gar nicht bestreiten, daß der Mensch dies oder jenes und so oder so sei, genau so wenig ich mich in einen Streit darüber hineinziehen lasse, ob es Gott gibt oder nicht. Wenn der Mensch dies oder jenes ist, dann wird es schon so sein, dann werde ich mich nicht weiter darum kümmern müssen, dann werde ich, da ja Mensch, auch so sein. Wenn es also so etwas wie ein „Wesen des Menschen“ gibt, dann werde ich sicherlich dessen Kriterien erfüllen. Wenn ich mich anstrengen muß, wenn ich mir Mühe geben muß, diese Kriterien zu erfüllen, dann können diese wohl schlecht Merkmale eines „Wesens“ oder einer „tiefsten Bestimmung“ sein. Wenn es einen Gott gibt, dann wird es diesen auch geben, wenn ich nicht an ihn glaube.

Nur interessiert mich das alles überhaupt nicht.

Mich interessieren die Fragen nicht, was und wie der Mensch sei und ob es einen Gott gibt. Mich interessiert nur – weil ich meine Ruhe haben will –, ob jemand mich nach einem Bild formen will, ob mich jemand in eine Form zwingen will, ob mich jemand in ein Bild und unter einen Gott zwingen will und ob mir jemand einen Ring durch die Nase ziehen will.

Die einzige Chance, in einer Zeit des Exzesses von Menschenbildern und Wesen den Zwingern zu entkommen, besteht darin, die verschiedenen Weltanschauungen gegeneinander auszuspielen. 99 Prozent der Menschen haben ein Menschenbild, d.h. wollen dich in ihre Schablonen pressen; daran gibt es keinen Zweifel. Die Chancen, daß du ihnen entkommst, stehen aber nicht all zu schlecht, weil sie miteinander beschäftigt sind und sich gegenseitig überzeugen wollen. Im Krieg der Religionen und Ideologien gibt es Nischen, in denen der Primitive und Ungläubige überleben kann.

Komischerweise freuen sich die Weltanschauer aber nicht, wenn man keine Weltanschauung präsentiert. Sie müßten doch froh sein, einen Konkurrenten weniger zu haben! Aber nein – die Weltanschauungs-Konkurrenten, mit denen sie sich herumstreiten können, sind ihnen viel lieber. Der Nihilist ist der Todfeind des wissenschaftlichen Weltanschauers, den kann er überhaupt nicht leiden! Da kann ihm der Nihilist tausendmal versprechen, ihn in Ruhe zu lassen, wenn er ihn auch in Ruhe läßt.

Es ist sinnlos, von einem Menschenbilder Toleranz zu erwarten. Er hat sein Menschenbild nicht umsonst, und schwerste emotionale Erschütterungen, die er auf jeden Fall verhindern will, wären die Folgen eines Risses in seinem Menschenbild. Andererseits unternimmt er prompt in dem Moment Revisionen an seinem Bild, wo er zum Objekt emotionaler Erschütterungen wird. Eine weitere Technik, dem Eifer des Menschenbilders zu entkommen, würde also darin liegen, ihn emotional zu verunsichern. Aber das ist anstrengend. Besser ist, ihm aus dem Weg zu gehen. Aber für den Notfall sollte man einige Gefühlsguerilla-Techniken parat halten.

Jemandem, der er selber ist, d.h. der sich fühlt und weiß, was er will, bedeutet es nichts, zu hören, was und wie der Mensch sei. Er hört da gar nicht hin. Was soll es ihm bringen?

Wie schlimm muß es um jemanden bestellt sein oder wie altruistisch muß der sein, der den ganzen Tag damit beschäftigt ist, den Menschen zu definieren und anderen Ratschläge zu erteilen! Dieser Mensch ist entweder völlig selbstlos und sorgt sich Tag und Nacht um seine Mitmenschen, oder er ist total orientierungslos und muß sich selbst einreden, was er ist. Das einzusehen würde ihn erschüttern, also spricht er von einem menschlichen Wesen, dessen Kriterien auch er zu erfüllen habe.

Dieser Mensch fühlt nichts mehr. Oder er fühlt seine Bedürfnisse, kann aber nicht nach ihnen leben, muß infolge dessen auf die Befriedigung verzichten und rationalisiert das damit, daß es ja nicht sein Wesen sei. Kann er die Nichtbefriedigung verschmerzen, d.h. hat er keine Angst vor Schmerzen, dann baut er kein Menschenbild auf, phantasiert er kein „Wesen“. Doch er kann nur dann keine Angst vor Schmerzen haben, wenn in seinem bisherigen Leben keine all zu starken Schmerzen vorgekommen sind, d.h. wenn er kein gebranntes Kind ist. Die Schmerzen der Wiederselbstwerdung des geformten, gebildeten, d.h. durchschnittlich zerstörten Normalzivilisierten nimmt keiner auf sich.

Früher gab es für die, die nicht mehr wissen, was sie fühlen und wollen, die nicht mehr wissen, wer sie sind, Gebote. Da sagte man ihnen, du sollst deine Eltern ehren, niemanden umbringen usw. Wenn du dich an die Gebote hältst, kannst du nicht großartig was falsch machen und kommst einigermaßen sicher durchs Leben. Was man für seine Eltern tatsächlich empfand, spielte keine Rolle, darauf wurde keine Rücksicht genommen. Dieser Mensch tat lieber so, wie ihm geboten. Das nannte man Religion.

Heute spielt angeblich die Religion keine Rolle mehr; die Leute treten massenhaft aus der Kirche aus, Gott – was auch immer das sein mag – sei tot usw.

Nun ist es eine Frage der Definition, was man unter „Religion“ versteht. Wenn man darunter aber ein System von Handlungsanweisungen für Leute versteht, die von selbst nicht wissen, wie sie sich verhalten sollen, dann bleibt nur eine Schlußfolgerung: Die Religion blüht so herrlich wie nie! Ich weiß gar nicht, was die professionellen Religiösen neuerdings immer nur klagen!

Die Religionen ändern sich andauernd; keine schafft es, den Gläubigen so anzuleiten, daß dieser tatsächlich befriedigt ist. Denn das kann er nur selber schaffen. Die Profis müssen sich, wenn sie weiter den Leuten sagen wollen, was sie zu tun und lassen zu haben, den Orientierungssüchtigen nur etwas besser anpassen. Sie müssen „mit der Zeit gehen“, dürfen nur nicht die Entwicklungen verpassen und müssen „neue Angebote machen“, wie es immer so schön in Kreisen diverser Christen heißt. Es kann doch nicht so schwer sein, sein Menschenbild etwas zu verändern, wenn der Bestand des Priesteramtes dadurch gewährleistet ist!

Ich schlage den beruflichen Christen vor, einfach den Gott auszuwechseln, einen neuen einzuwechseln, sich also dem Trend anzupassen. Die Kirchen sollten ab sofort den Humanwissenschaften geöffnet werden. Na gut, dann würden ja die Wissenschaftler die Pfaffen ersetzen und arbeitslos machen, das wollen wir ja gerade vermeiden. Okay, kein guter Vorschlag.

Aber ein schlauer Pfaffe könnte es geschickt anstellen und sich den Zulauf, die Aufmerksamkeit und die Kollekte ja mit einem Wissenschaftler teilen: Sein Kapital ist die Räumlichkeit, das Dach der Kirche. Die Pfaffen, meist mit den Herrschern im Bunde, haben aber auch oft gewußt, sich der Opposition anzupassen und ihr Dach verschiedensten Gruppen zur Verfügung zu stellen, um sich so unentbehrlich zu machen. Die Pfaffen haben große Übung darin, sich anzupassen. Und außerdem glauben sie selbst inzwischen an den neuen Gott „Mensch“.

Der Pfaffe hat längst den Kampf mit seinem Priesterkollegen, dem Wissenschaftler, aufgegeben und sich ihm unterworfen. Die Humanwissenschaft ist zur unangefochtenen Religion, ja man kann sagen zum Volkssport geworden. Jeder, ausnahmslos jeder kann heute ein Wörtchen mitreden und seinen höchst bedeutsamen Senf dazu abgeben, was und wie der Mensch sei. Die ganze Menschheit ist heute Experte auf dem Gebiet des Menschen. Humanwissenschaftliche TV-Sendungen, Vorträge, Zeitschriftenartikel usw. finden beim Volk ein Interesse, wie es nie in der Kirche der Fall gewesen sein mag. Wie trockene Schwämme saugen die Leute die Zuweisungen von menschlichen Eigenschaften durch die Wissenschaftler auf und geben sich die größte Mühe, diesen gerecht zu werden. So fromm und eifrig war nie ein Christ.

Stolz, voller Inbrunst und ohne jeden Zweifel verkünden die Menschen ihren Katechismus – die sog. Biologie. Mit der „Entschlüsselung des Genoms“ sind alle Probleme gelöst. Das Gen ist das humanistische Theologem par excellence. Jetzt weiß er endlich alles und ist sich selbst bekannt. Noch nie haben Menschen so innig an etwas geglaubt wie an das Gen. Sie wissen, daß die Minigötter namens „Gene“ dieses und jenes Verhalten von ihnen verlangen, daß sie sich so und so verhalten müssen, um „im Einklang mit der Natur zu leben“. Das beruhigt ungemein. Kein Pfaffe konnte je eine solche Sicherheit geben. Ich und meine Gene – die dicksten Kumpels!

Die aus dem „Wissen“ um die Gene entstehende Sicherheit wird nur durch die Ethologie, besonders die Verhaltensforschung bei Tieren getopt. Der Zivilisierte weiß, daß er keine Instinkte mehr hat und daß es die wiedererwachten Instinkte sein könnten, die seinen Existenzängsten und -zweifeln ein Ende bereiten würden.

Was läge also näher als sich die Tiere anzuschauen? Die sind nicht so instinktlos wie er. Von ihnen glaubt er, das richtige Verhalten abgucken zu können; seine Lieblingssendungen im Fernsehen sind Dokumentarfilme über Tiere. Der Ton, der Kommentar des Wissenschaftlers allerdings ist von größter Bedeutung und darf auf keinen Fall fehlen! Allein mit den Bildern, würde der Zivilisierte auf dumme Gedanken kommen. So aber, mit Hilfe des modernen Pfaffen, weiß er, was die Motive im Verhalten der Tiere sind. Auf gar keinen Fall ist der Verhaltensgrund des Tieres Lust und die Befriedigung nackter, körperlicher Bedürfnisse – das wahre Motiv ist stets etwas Höheres, Edles, Erhabenes: die Weitergabe der Gene.

Jetzt ist der Zivilisierte beruhigt und erträgt das öde Eheleben und das Generve schon viel besser: Die Bestien machen’s doch auch so! Und wenn die sich nur um ihre Gene kümmern, dann bin ich hier in meiner langweiligen und maschinellen Familie goldrichtig! Jetzt heißt es „durchhalten!“

Doch wehe der Ton vom Fernseher fällt mal aus und unser Zivilisierter läßt die Bilder unkommentiert auf sich einwirken!... Den Löwen darf er nicht faul rumlümmeln sehen, nein, der ruht sich nur mit dem Ziel aus, später erfolgreich seine Gene weitergeben zu können. Der Löwe hat ein Motiv, von dem er gar nichts weiß, von dem wir aber – nicht so doof wie der Löwe, den wir heiligen und gleichzeitig verachten – wissen. Jetzt sind wir doppelt abgesichert: Die Tiere, die geheiligt werden, von denen die Antwort auf unsere tiefsten Fragen erwartet werden, machen’s wie wir; dazu kommt, daß alles sich perfekt mit unserem höheren oder tieferen Wissen ergänzt. Daß sich dabei die Katze in den Schwanz beißt, das merken wir nicht. Lieber bestaunen wir das „Wunderwerk der Natur“ und die „Majestät des menschlichen Geistes“.

Das Kommentieren spielt überhaupt eine große Rolle in der Verabreichung von Informationen an das Schaf. Hitlers „Mein Kampf“ dem freien Informationsfluß übergeben? – Na klar, solange es kommentiert ist. Nicht für uns, oh nein, wir sind abgeklärt – für die anderen!

Die Wissenschaftler und noch mehr ihre fanatischen Gengläubigen sind mit dem hier Gesagten natürlich nicht einverstanden. Sie erklären, daß die Gene und das Reproduktionsmotiv unbewußt und unabhängig von ihren Ichen wirken, daß sie also nicht den Genen nachäffen. Warum sie aber das Genom entschlüsseln müssen bzw. andächtig über die Biopfaffen staunen und sich riesig darüber freuen, wenn sie von den großen Fortschritten der Genetiker in der Zeitung lesen, wo ihnen doch das Genom – das ja eh nur unbewußt wirkt – vollkommen egal sein müßte, das wissen sie nicht. Eine solche Frage stellt sich der Gläubige nicht. Er ist froh, wenn ihm jemand die Verantwortung abnimmt und ihm sagt, daß seinem Sohn angeboren ist, was er an ihm verbricht. Oder daß die Krankheit seiner Tochter, die er nie in Ruhe und die er sich nie in ihrem Rhythmus entwickeln lassen kann, „körperlich bedingt“ sei.

Daß man es einem Kind auf dem ersten Blick „körperlich“ ansieht, wenn es nicht in seinem Rhythmus leben kann – diesen Blick hat er nicht. Er sieht keinen Unterschied zwischen Lebendigkeit und Tod, zwischen rötlichen Wangen und blasser Nase. Überleben ist für ihn alles, und er weiß, was für das Kind gut ist: die Anpassung an diese beschissene Gesellschaft und ihre Zombies. Rote Wangen und strotzende Gesundheit verstören ihn, lieber wirft er Pillen in seine Kinder, wenn diese nicht mehr wie Maschinen funktionieren.

Der orientierungslose Mensch verinnerlicht den Gen-Katechismus und das Materie-Manifest ohne jeden Unterricht, daß es nur so eine Freude ist. Die Wissenschaftler lehnen sich ganz entspannt zurück und genießen ihren Triumph: Sie sind die Superstars, ihre Ideen verbreiten sich wie Lauffeuer im Volk. Alles geschieht mit Ruhe und Gelassenheit; die Wissenschaftler sind die Bescheidenheit in Person. Die Humanisten sind sich ihres Sieges absolut sicher. Ihr „Wissen“ verbreitet sich von ganz allein: Jeder kaut heute dem anderen ein Ohr ab, was der Mensch sei. Menschenbilder sind en vogue. Die neue Religion hat eine Verbreitung gefunden, von der die Pfaffen keine Vorstellung hatten. „Gott“, „Jesus“ – alles sehr blasse Gesellen im Vergleich mit „Mensch“, „Gen“ oder „Natur“.

Im Zentrum jedes Menschenbildes steht jeweils das Ziel, auch „Zweck“, „Bestimmung“ oder „Sinn des Lebens“ genannt. Im nationalsozialistischen Menschenbild, das heute etwas aus der Mode gekommen ist, aber jederzeit wieder aufflackern kann, ist es die Bestimmung des Menschen, seine Rasse rein zu halten bzw. diese im Kampf gegen eine andere Rasse siegen zu lassen.

Der Leser wird die verschiedenen Menschenbilder bereits zu Genüge kennen.

Kommen wir zu der Frage zurück, warum wir uns überhaupt mit dem Phänomen „Menschenbild“ beschäftigen, ohne uns dabei jedoch in irgendeine inhaltliche Debatte einzulassen oder unser Menschenbild – wir haben keins – in den Kampf zu schicken.

Die Antwort lautet ganz einfach: Weil wir wollen, daß sich die Agnostische Front, die Front der Ungläubigen und Primitiven, der Heiden und Ketzer, die sich keiner Religion und keiner Herrschaft unterwerfen wollen, daß diese Front gestärkt werde.

Reinhold Oberlercher ist ein Philosoph, der der Wissenschaft und dem Humanismus äußerst kritisch gegenübersteht. Er sagt sogar als Hegelianer: „Leider ist Hegels Wunsch, die Philosophie möge aus einer Weisheitsliebe zur Wissenschaft werden, in Erfüllung gegangen; seitdem scheint die Lieber zur Weisheit und zum vollendbaren, erschöpfenden Wissen aus der Welt verschwunden zu sein…“ Dieses vollendete Wissen kann nur das Bewußtsein des Individuums von sich selbst (in seiner Umgebung) sein, das es zu einer ganzen Person macht.

Oberlercher macht jetzt den Vorschlag, staatlicherseits ein „Gebot der Persönlichkeit“ zu erlassen, d.h. er verläßt die Szientologie (die Wissenschaftsgläubigkeit), um in die alte Religiosität der Gebote zurückzufallen, obendrein in die Staatskirche. Doch niemand wird durch Gebot Person, nur durch Selbstbehauptung und -bewußtsein, denn jeder ist von Anfang an Person und kann nur wieder Person werden, wenn er einmal keine Person mehr war.

Oder meint Oberlercher mit dem „Gebot der Persönlichkeit“ etwas ganz anderes, nämlich eine Zuweisung von Verantwortung? Auch die Übernahme von Verantwortung kann nicht geboten werden; das wäre nichts als Zwang. Übernahme von Verantwortung entsteht nur durch die Freiheit des anderen: Meine Freiheit veranlaßt dich, dein Leben in deine Hand zu nehmen. Wenn du siehst, wie ich dir die Kartoffeln wegesse, wirst du schlagartig zur Persönlichkeit.

Leider glaubt Oberlercher nicht an die Erstnatürlichkeit der Person, sondern daran, daß sie erst gebildet werden muß, und er glaubt an die Möglichkeit, daß die Persönlichkeit geboten werden kann. Er gehört nicht zur Primifront. Für uns Primis ist jeder Fötus bereits Person (die freilich bei uns den Schutzinstinkt auslöst).

Ich laß mir nichts bieten. Erst recht nicht meine Person, also mich selbst, denn die oder der bin ich schon.


 1 Reinhold Oberlercher, Entwurf eines Hundert-Tage-Programms der nationalen Notstandsregierung in Deutschland, F) Recht und Staat und Souveränität wiederherstellen durch (…) 45. Verbot der Ideologie der Menschlichkeit, damit der kurze Weg von der Humanität zur Bestialität unterbrochen wird.

 2 Reinhold Oberlercher, Lehre vom Gemeinwesen, Berlin 1994, Kapitel „Wissenschaft und Gesellschaft“, S. 98.

 3 Reinhold Oberlercher, Entwurf eines Hundert-Tage-Programms der nationalen Notstandsregierung in Deutschland, F) Recht und Staat und Souveränität wiederherstellen durch (…) 46. Gebot der Persönlichkeit.