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Über die ersten Nationalanarchisten
aus: Otto-Ernst Schüddekopf: Linke Leute von rechts. Die nationalrevolutionären
Minderheiten und der Kommunismus in der Weimarer Republik, Stuttgart 1960
„Bei der Unklarheit über das, was man nun wollte, konnte es nicht ausbleiben, daß sich ein besonders aktiver Teil der Jugend geradezu mit der
Bewegung an und für sich identifizierte. ‚Denn der Krieg, das waren wir selbst’, dieser prägnanten Formel ohne Inhalt werden wir nun oft bei ‚preußischen Anarchisten’ (Ernst Jünger) und
‚National-Anarchisten’ (Helmut Franke) begegnen. Gegen diese revolutionär-anarchistischen Kräfte, die erst viel später sich um geistige Klarheit über ihr Wollen bemühen sollten, setzten kurz nach
Beginn des Weltkonfliktes Bestrebungen ein, ein deutsches Programm zu entwickeln, das über die Grenzen hinaus werbende Wirkung besaß.“ (S. 39)
"Auch Otto Strasser und die sozialrevolutionären Nationalisten suchten nach den Wahlen vom September 1930 verstärkt Anschluß an
'nationalanarchistische Bauernkreise'. (...) Die Bauern haben sich aber weder von der KPD noch von den Nationalrevolutionären überzeugen lassen." (S. 307/312)
„Die radikalen Nationalrevolutionäre waren ‚irrationale Aktivisten’, chiliastische Schwärmer, deren endzeitliche Reichsidee sie zum
kommunistischen Proletariat führte. In diesem Zusammenhang gewann die Vorstellung, an die Tradition des Bauernkrieges anzuknüpfen, eine tiefe mythische Bedeutung (‚Die schwarze Fahne’, die
schwarzen Fahnen der Bünde, die Verwendung von Decknamen aus dieser Zeit in programmatischem Sinne). Der revolutionäre Nationalismus wurde insofern als konkrete Anwendung des dialektischen Materialismus
auf die deutsche Situation von 1930 verstanden.“ (S. 247)
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