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Nationalanarchismus

 letzte Aktualisierung: 30. Mai 2007

AUTO:  -CHTHON & -NOM
Nr. 15,  März  2005
– Übersicht –

 

Hubertus Mynarek

Zur Intoleranz gewisser Atheisten

Intolerante, fanatisch Intolerante gibt es nicht nur unter Christen und Moslems. Es gibt sie leider auch unter Atheisten, bei denen man es doch an sich weniger erwarten dürfte, weil sie sich als Erben und Nachfahren von Humanismus und Aufklärung verstehen. Im Folgenden möchte ich ein eklatantes Beispiel dieser Intoleranz servieren. Der – allerdings recht exemplarische – Fall liegt zwar schon ein paar Jahre zurück, aber es ist wiederum bezeichnend, daß ich meinen Aufsatz darüber erst jetzt und hier in einer wirklich toleranten atheistischen Zeitschrift, d.h. den Ketzerbriefen, in extenso, also seiner ganzen Originalfassung publizieren kann, während ich vorher diesbezüglich praktisch nur Absagen sogenannter humanistisch-atheistischer und freigeistiger Blätter erhielt, z.B. von ›Diesseits‹ (der Zeitschrift des Humanistischen Verbands Deutschlands) und von ›Wege ohne Dogma‹ (seitens des damaligen Redakteurs der Zeitschrift Dr. E. Pilick). Nun zur Sache selbst:

Es begann damit, daß mich ein Herr Gerhard Kern, damals »ständiger Mitarbeiter« der atheistischen Zeitschrift MIZ, in der Nr. 1/2001 scharf angriff. Meine Erwiderung wurde von dieser Zeitschrift zwar dankenswerterweise abgedruckt, aber eben nur partiell und selektiv unter Auslassung einer Reihe von Passagen, die mir noch immer, auch heute, wichtig erscheinen, weswegen ich sehr dankbar bin, jetzt den ganzen Wortlaut meiner Replik hier in den Ketzerbriefen veröffentlichen zu können.

Ich stimme Herrn Gerhard Kern voll zu, wenn er schreibt, daß »es zu verhindern gilt, daß faschistoide Einflüsse unter die Menschheit gebracht werden,… daß eine inhumane Einflußnahme auf die LeserInnen… verhindert werden sollte«. Nur befürchte ich aus sehr triftigen Gründen das Ende aller Demokratie, Toleranz, Liberalität, einer echten Streitkultur und weltanschaulichen Offenheit, wenn Leute wie Gerhard Kern und ähnlich Gesinnte bestimmen, was »faschistisch«, »faschistoid«, »inhuman«, »neurechts« und dergleichen ist.

Ehe ich mich den eigentlichen Behauptungen des Herrn Kern gegen mich zuwende, möchte ich schon auf seinen verächtlichen Ton hinweisen, mit dem er beachtliche Errungenschaften der Aufklärung bedenkt. Die Toleranz ist ihm eine »Phrase«, Leute, die »die Kritik des Peter Kratz an Herrn Mynarek« nicht teilen, sind ihm »Ignoranten«. (Zu Peter Kratz kommen wir später, daher erspare ich es mir jetzt, ihn vorzustellen.)

Dann aber erfolgen die direkten Angriffe gegen meinen Standpunkt, wobei merkwürdig ist, daß Kern jede Originalität, jegliche Selbständigkeit im Denken vermissen läßt, daß kein einziger seiner Angriffe von ihm selbst stammt, alles ist von Peter Kratz und einem Manfred Gebhard, der in ›Diesseits‹ schreibt, geradezu sklavisch übernommen.

Schon dazu muß ich sagen: Eine meiner schmerzlichsten Erfahrungen nach meinem Kirchenaustritt war, daß nicht wenige Atheisten ihren Papst ebenso brauchen wie die Katholiken den in Rom. Für Gerhard Kern ist es Peter Kratz. Kern hat offensichtlich kein einziges meiner Bücher gelesen. Aber das braucht er auch nicht: Für Katholiken liest und dekretiert der Papst, was richtig ist, für Herrn Kern Papa Kratz. Der hat zwar meine Bücher auch nicht gelesen (das wäre unter der Würde eines gestandenen Stalinisten), aber er kennt – im Unterschied zu Kern – wenigstens fast alle Titel meiner Bücher, und aufgrund der Titel denkt er sich dann (sehr »kreativ« und »originell«!) aus, was darin stehen könnte. Und das gibt er dann als meine Aussagen aus. Ich habe noch kein einziges richtig wiedergegebenes Zitat von mir bei Kratz gefunden. Eklatantes Beispiel: In meinem Buch ›Ökologische Religion‹ stelle ich den ökologischen Menschen dem technokratischen Menschen gegenüber und behaupte, daß ersterer eine neue Achtung und Hochschätzung vor der Natur, vor Tieren und Pflanzen hegt. Was macht Kratz daraus: Mynarek erwecke damit den arischen Herrenmenschen zu neuem Leben, der achtlos und brutal mit seinen Erobererstiefeln über die Erde marschiert.

Das ist zwar das genaue Gegenteil meiner These. Aber was macht das schon? Die Kirche, vor der Kratz und Kern die größte Hochachtung haben, weswegen sie mir eine »undifferenziert fanatische Haltung gegenüber den Kirchen« attestieren, hat das ja ebenso gemacht. Sie hat die Aussagen der Ketzer solange verfälscht, bis man sie guten Gewissens auf dem Scheiterhaufen verbraten konnte.

Auch ein Inquisitionsbüro wie der Papst hat Herr Kratz. Es nennt sich pompös ›Berliner Institut für Faschismusforschung (BIFFF)‹, auch wenn es nur das Einmannbüro des Peter Kratz ist. Aber es wirkt seriöser und günstiger, nicht nur für Kratz, sondern auch für Herrn Kern, wenn man sich nicht ständig auf Kratz, sondern auch auf so ein Forschungsinstitut berufen kann (merke: Inquisition heißt ja zunächst auch nur ganz unschuldig Erforschung).

So gerüstet, können dann Kratz und sein totaler Nachbeter Gerhard Kern locker und gravitätisch zugleich behaupten, daß »die Vordenkerin der extremen Rechten«, Sigrid Hunke, auch meine Vordenkerin und der NS-Theologe Wilhelm Hauer mein Vorbild sei. Von diesen soll ich »fast die komplette Weltsicht übernommen« haben. Nun wissen wir ja schon: Kern liest nicht, er läßt lesen, nämlich seinen Papst Peter Kratz. Aber auch der hat nicht gelesen, er tut nur so, was Kern nicht durchschaut, sonst müßte er gemerkt haben, daß Hauer ein ganz anderes System und ganz andere Inhalte hat als Mynarek, der auch mit der Sigrid Hunke nichts gemein hat, außer vielleicht der Hochachtung für gewisse pantheistische Denker wie Goethe, Spinoza, Schelling oder Einstein (merke: Jeder Pantheist, auch die größten der Philosophie- und Wissenschaftsgeschichte, sind für Leute wie Kratz und Kern mindestens halbe Faschisten!). Also mag Mynarek auch ein ganz anderes Denksystem als Hauer oder Hunke haben, das interessiert doch einen Kratz und seinen Genossen Kern gar nicht. Es geht (sehr tolerant und liberal!) um Diffamierung, und da ist weniger Lektüre und Wissen besser als zu viel.

Daß Kratz überdies die Praxis vernachlässige, kann man ihm auch nicht vorwerfen. Die stalinistische Diamat-Einheit von Theorie und Praxis hat er durchaus verinnerlicht, und deshalb marschiert er – wiederum in »echter Toleranz« – mit seiner ihm total ergebenen Horde in Säle ein, um mich am Reden zu hindern, was ihm auch gelingt, da ich im Gegensatz zu ihm ein Einzelkämpfer bin, dem keine rot eingefärbten Skinheads, geschweige denn irgendwelche rechtsextremen Gruppierungen zur Verfügung stehen.

Im Gefolge seines Gewährsmanns Kratz greift dann Kern mein »zumindest wohlwollendes Verhältnis« zu dem im anthroposophischen Achberger Verlag erschienenen Buch ›Abschied vom Wachstumswahn‹ an. Ich habe bis zum heutigen Tag nichts davon gehört, daß der Achberger Verlag ein »von der Neuen Rechten infiltrierter« Verlag sei, wie Kratz behauptet. Als mich der Verlag um einen Beitrag mit dem Titel ›Ökologischer Humanismus als weltanschaulicher, ethischer und religiöser Impuls‹ bat, habe ich daher keine Bedenken gehabt, zuzusagen. Nach dem Charakter und der politischen Einstellung der anderen Beiträger zu diesem Buch habe ich nicht gefragt. Es ist ja auch völlig unüblich, daß Verlage, die einen Sammelband herausgeben, den Autoren mitteilen, wer alles daran beteiligt ist und welchen Charakter, welche politische Einstellung die einzelnen Mitverfasser haben. Kern ist ein wissenschaftsmethodologischer Ignorant, wenn er nicht einmal wissen sollte, daß in Sammelbänden, anders als in Fest- und Jubelschriften, auch ganz konträre Autoren mit ihren Beiträgen zu Wort kommen können. Es ist hanebüchen anzunehmen, ich sei einer Meinung mit dem von Kratz als »rechtsextremer Nationalrevolutionär« apostrophierten Günter Bartsch, nur weil ich zu einem Sammelband, in dem auch er steht, einen Beitrag geliefert habe. Aber diese unsaubere Art von wissenschaftlicher Arbeit kennzeichnet Herrn Kratz und, wie man sieht, auch seinen Kopierer Kern. Übrigens habe ich bei meinem Besuch im Achberger Kreis seinerzeit derart viele Grüne, auch führende, angetroffen, daß ich gar keinen Zweifel bezüglich der politischen Einstellung dort hegen konnte.

Aber es gehört eben auch zu den »sauberen« Methoden der Herren Kratz, Kern etc., daß sie nie eine mächtige Gruppe wie die Grünen angreifen werden, daß sie sich vielmehr immer die politisch und sozial schwächsten Opfer für ihre Angriffe und Diffamierungen aussuchen. Sie scheinen von der »Macht« derart fasziniert, daß sie sie auch dann noch bewundern und mit ihr sympathisieren, wenn diese Macht auf der ideologisch eigentlich entgegengesetzten Seite steht. Gegen einen Anthroposophen wie den Innenminister Otto Schily zum Beispiel oder dessen Bruder Konrad, Mitbegründer der Anthroposophischen Universität Witten-Herdecke, werden sie nie diffamierend opponieren, weil die der mächtigen SPD angehören und ihr Angriff gegen dieses Brüderpaar ihnen zu viele Nachteile einbringen könnte, denn in Wirklichkeit sind die Herren Kratz, Kern usw., auch wenn sie gern in die Märtyrer-Rolle schlüpfen – Feiglinge, die genau darauf achten, wie die heutigen Machtkonstellationen aussehen. Ich frage mich überhaupt immer wieder bei vielen karrierebewußten und machtgeilen Leuten von heute, die ihre Betroffenheit über die Nazi-Verbrechen so öffentlich-aufdringlich zur Schau tragen, wie die sich wohl im Dritten Reich benommen hätten, wo man zu Karriere- und Machtzuwachs nur kommen konnte, wenn man konform und sklavisch-unterwürfig dem Mega-Verbrecher Hitler diente. Heutige »Heroen« gegen das Nazi-Reich kommen mir immer ein wenig lächerlich und komisch vor. Gegen heutige Diktatoren und Schein-Demokraten opponieren sie ja meist auch nicht.

Selbst bei Kern taucht im weiteren Verlauf seines Artikels aber doch einmal ein kleiner Zweifel an seinem atheistischen Gewährsmann Kratz auf, wenn er die »schlechten Erfahrungen mit Kratz« andeutet, die möglicherweise die MIZ-Redaktion mit ihm gemacht habe. Nun, diese schlechten Erfahrungen hat ebenfalls die Redaktion von ›Publik-Forum‹, aber auch andere Redaktionen und Organisationen mit ihm gemacht, weil er überall die Hauptgeige spielen möchte. Aber wehe, wenn man den hysterisch-demagogisch agierenden und reagierenden Agitator Kratz abblitzen ließ. Alle, die ihm in irgendeiner, selbst der unschuldigsten Weise zu nahe traten, wurden danach von ihm zu Faschisten, faschistoiden, rechtsextremen oder antisemitischen Elementen gemacht. Es ist bei Kratz wie bei Jesus: »Wer nicht mit mir ist, der ist gegen mich, der zerstreut!« Unter diesem Guru-Niveau macht es auch Kratz nicht. Nichts außer der Komintern, dem dogmatischsten Stalinismus bleibt vor seiner extrem ungerechten, verfälschenden Kritik verschont, alles was rechts von dieser stalinistischen Linie ist, ist faschistoid. Im Moment befindet sich noch Herr Kratz nach Mitgliedschaften bzw. längeren Auftritten bei SPD und Grünen inzwischen bei der PDS. Aber wie lange wird ihn diese Partei noch aushalten?

Ein zweiter Gewährsmann für Kern ist ein Leserbriefschreiber der atheistischen Zeitschrift ›Diesseits‹, Herr Manfred Gebhard. Aber auch der ist kein selbständiger Denker, sondern ein Imitator des Sekten-Beauftragten (ja: den gibt es nicht bloß bei den Kirchen, sondern auch bei manchen atheistischen Vereinigungen!) der ›Diesseits‹-Redaktion, Herrn Ulrich Tünsmeyer. Der geriet nun in unbeschreibliche Wut, als es einer der prominentesten und liberalsten Kirchenkritiker Deutschlands, Prof. Dr. Horst Herrmann, wagte, mein 1999 erschienenes Buch ›Die Neue Inquisition. Sektenjagd in Deutschland‹ in ›Diesseits‹ überaus positiv zu besprechen. Es sei ein hervorragend geschriebenes Standardwerk, und er könne nur von wenigen Büchern behaupten, daß er sie selbst gern geschrieben hätte. Aber Mynareks Buch sei ein solches, für das er gern als Autor fungiert hätte.

Ein solches Urteil über mein Buch mußte natürlich höchste Empörung in dogmatisch-atheistischen Gemütern auslösen. Flugs erstellte Tünsmeyer einen an mangelnder Objektivität und Gehässigkeit kaum mehr überbietbaren Artikel gegen mein Buch ›Die Neue Inquisition‹. Die gesamte Redaktion von ›Diesseits‹ setzte in »echt humanistischer« Gesinnung und Toleranz noch eins drauf und gab dem Artikel von Tünsmeyer im Inhaltsverzeichnis der Zeitschrift noch den Titel: ›Mynarek hat ein schlechtes Buch geschrieben‹. Übrigens fühlte sich Tünsmeyer offenbar noch besonders bemüßigt, etwas gegen mein Buch zu unternehmen, weil ihm die evangelische Sektenbeauftragte des Berliner Senats die Notiz zukommen ließ, Mynarek habe bei der Sekte Universelles Leben dieses Buch herausgegeben, man müsse doch unbedingt dagegen etwas tun.

In Tünsmeyers Artikel gegen mich finden sich wörtlich oder fast wörtlich alle Elemente, die Kerns zweiter Gewährsmann, Herr Gebhard, zur Sprache bringt. Da wird mir z.B. eine Nähe zum Universellen Leben attestiert, in dessen Verlag ich auch mein Buch ›Die Neue Inquisition‹ herausgebracht hätte. Was für eine Schande also: Mynarek publiziert sein Buch in einem solchen Verlag! Tünsmeyer hätte sich sicher nicht aufgeregt, wenn ich mein Buch in einem evangelischen oder katholischen Verlag herausgebracht hätte, obwohl der Katholizismus und der Protestantismus auch beanspruchen, die wahre Weltreligion zu repräsentieren und exklusiv zu wissen, wie das urchristliche Leben ausgesehen hat. Für einen Atheisten wie Tünsmeyer oder Gebhard sollte es doch egal sein, welche Gruppen einen solchen massiven Anspruch erheben. Sie sollten allesamt von ihm kritisiert und widerlegt werden. Statt dessen mokieren sie sich nur über die »Neureligion« des Universellen Lebens (UL), obwohl Tünsmeyer in einem anderen Artikel derselben Nummer von ›Diesseits‹ salbungsvoll tönt: »Niemand soll im Namen welcher Religion, Ideologie oder Ideale auch immer bedrängt, geängstigt, verhöhnt etc. werden.«

Herr Tünsmeyer wird zwar schon wieder empört sein, aber ich persönlich halte es für gar nicht so verkehrt, daß da eine einfache Hausfrau und Prophetin des UL auftritt und behauptet, sie habe dasselbe Recht auf Unfehlbarkeit wie der Papst. Sie erhalte ebenfalls ihre Offenbarungen aus göttlicher Höhe. Ich halte es zwar mehr mit Freud, Adler und Fromm, wonach diese Offenbarungen als Inspirationen den Tiefen des Unbewußten entspringen, aber im Prinzip sollte doch gleiches Recht für alle gelten, das Tünsmeyer und ähnlich Gesinnte gröblich verletzen, indem ihnen nicht einmal einfiele, den Papst wegen dessen Unfehlbarkeit zu kritisieren, dafür aber um so mehr auf die einfache Hausfrau aus Würzburg eindreschen. Genau so machte es die Kirche ja auch mit den sich auf göttliche Offenbarung berufenden, aus dem einfachen Volk stammenden Wiedertäufern in Münster. Sie ließ ihnen den Kopf abhauen. Aber soweit dürfte das Geschichtswissen gewisser Atheisten um Kratz, Tünsmeyer usw. herum ja nicht gehen. Ich wäre jedenfalls dafür, und als »Humanist« müßte es eigentlich auch Tünsmeyer sein, daß möglichst viele Frauen im Namen eines richtig verstandenen Feminismus zu »Prophetinnen«, sprich Verkünderinnen einer neuen, den Frauen endlich auch praktisch-faktische Gleichberechtigung in allen Ämtern und Positionen gewährleistenden Politik würden. Warum sollten nicht Hunderte, ja Tausende Frauen aufstehen und verkünden: »Wir sind mindestens so unfehlbar wie der Herr in Rom oder die EKD mit ihren Grundsatzpapieren.«

Es kann wohl nur zwei Gründe dafür geben, daß Tünsmeyer die Frau vom UL so attackiert: 1. Gewöhnung. An den Unfehlbarkeitsanspruch des Papstes hat man sich gewöhnt. Aus Gewöhnung, vielleicht auch aus einem Rest von Ehrfurcht, den ich unverständlicherweise bisweilen gerade bei nicht wenigen Atheisten vorfinde, billigt man dem Papst oder den Herren der EKD zu, was man vielen hervorragenden Frauen der Geschichte und Gegenwart nicht gestattet. Was aber dem einen recht ist, sollte dem anderen billig sein. Merke: Einige »Prophetinnen« büßten sogar mit dem Leben für ihre Wahrheit, von einem Papst hat man solches nie gehört. Die meisten wissen nicht einmal, daß die ersten Päpste dem römischen Kaiser unterwürfig Unfehlbarkeit attestierten, nicht sich selbst! 2. Törichte Kumpanei: Ein Herr Tünsmeyer fühlt sich geschmeichelt, wenn ihm Sektenbeauftragte der Kirche in wohlwollend herablassender Weise auf die Schulter klopfen und sagen: »Gut so, Du verrichtest ja im Grunde unsere Arbeit.« Denn seine Argumente sind doch in der Tat die der Kirche.

Vor allem der Okkultismus-Vorwurf, den sie ständig gegen die neuen Religionen erheben, trifft vielmehr auf sie selbst zu. Es war ja gerade ein Anliegen meines Buches, zu zeigen, daß es keinen Irrationalismus, Okkultismus, keine Blödheit und Blindheit in den Sekten gibt, die nicht tausendfach massiver von den Kirchen begangen worden sind. Sollten Atheisten wie Tünsmeyer, Gebhard, Kern usw. das leugnen, dann fehlen ihnen eben elementare Geschichts- und Kirchenkenntnisse. Jedes Dogma der Kirche ist ein totaler Irrationalismus und Okkultismus. Aber eine solche These wird man bei Kern, Tünsmeyer und Co. vergeblich suchen. Da wirft man dann lieber einem Mynarek »undifferenziert fanatische Haltung gegenüber den Kirchen« und »unreflektierte Parteilichkeit« für jegliche Formen von neuer Spiritualität vor. Dabei haben diese Herren Atheisten noch nicht einmal gecheckt, daß die beiden Großkirchen sich unendlich beeilen, auf allen neuspirituellen Klavieren mitzuspielen, um ja nicht noch mehr Leute an die »bösen« Sekten zu verlieren. Und es sollte atheistischen Humanisten doch vielmehr um die attackierten und diffamierten religiösen Minderheiten in unserem Lande gehen, als um die staatlich so bombastisch privilegierten, dickbäuchigen Großsekten, sprich: evangelische und katholische Kirche. Übrigens haben ja auch der Stalinismus und das Nazi-Reich die Großkirchen sehr viel weniger verfolgt als die kleinen Sekten. Da liegen Kratz und Genossen wieder richtig.

Sie vergessen auch, daß einst auch die Atheisten als Sektierer, Ketzer, Kriminelle etc. blutig verfolgt wurden und heute nur deshalb die Toleranz der Kirchen genießen, weil man sie für eine unwichtige, harmlose Minderheit hält, die es nicht einmal mehr verdient, gegen sie zu kämpfen. Aber man hat natürlich nichts dagegen, wenn auch Atheisten die Drecksarbeit gegen die Sekten machen.

Jedenfalls sollte ein atheistischer Humanist die Hysterie der um ihren Besitzstand fürchtenden Kirchen gegen die Sekten nicht mitmachen. »Kirche steht ständig auf dem Sprung, die Scheiterhaufen wieder aufflammen zu lassen« (Karl Jaspers). Wer das nicht sieht, der macht sich zum Komplizen.

Wohlgemerkt: Ich gehöre dem UL nicht an, ich halte keine Prophetin, keinen Propheten, weder die Frau Gabriele aus Würzburg noch den Papst in Rom, für unfehlbar, glaube auch nicht an die Utopie eines reinen Urchristentums. Um so dankbarer bin ich dem UL, weil es mein Buch herausbrachte, und das – in echter Humanität ohne alle Vorbedingungen –, nachdem ich vorher mit meinem Manuskript bei anderen, auch atheistischen Verlagen abblitzte, und das nicht etwa – wir kommen gleich noch darauf zu sprechen – wegen mangelnder Qualität meines Buches, sondern weil das staatskirchliche, öffentliche und gesellschaftliche, auch verlegerische Leben in Deutschland Bücher unterdrückt, die die selbst vom amerikanischen Kongreß und anderen internationalen Instanzen verurteilte Sektenjagd in Deutschland zum Thema haben.

An vielen Stellen liest sich die Kritik gewisser Atheisten wie Kern, Kratz, Gebhard und Tünsmeyer an mir und meinem Buch wie eine Apologie (= verteidigende Rechtfertigung) der christlichen Kirchen und ihrer Ideologie. Allen Ernstes sprechen Tünsmeyer und in seinem Gefolge Gebhard und Kern vom »Rationalismus der Theologen«! Nun kann man diesen Herren zugute halten, daß sie Theologie nicht studiert haben, somit auch keine Ahnung von ihr besitzen. Sonst müßten sie doch wissen, was die Hauptaufgabe der Theologen ist: pseudorationale Beweise und Argumente zu erbringen für die »Tatsache« der Offenbarung durch einen unsichtbaren Gott und für die von der Amtskirche aufgestellten Dogmen. Jedes dieser Dogmen ist eine nicht mehr überbietbare Irrationalität, Abstrusität, Obskurität. Ob es sich nun um das Dogma der erbsündlichen Verdorbenheit aller Menschen handelt oder um das Dogma der Geburt Jesu aus einer unberührten Jungfrau oder das Dogma des einen Gottes in drei Personen oder um das der Eucharistie, des kannibalistischen Verzehrs des Fleisches und Blutes der Gottheit oder um sonst eine dogmatisch fixierte Glaubenswahrheit. Und da können dann die evangelischen und katholischen Theologen scheinbar noch so rational argumentieren: Man kann das grundlegend Irrationale (= das Dogma) nicht durch noch so vernünftig erscheinende Tricks der Theologie in etwas Rationales umwandeln. Hier ist also die Naivität, um nicht zu sagen: Simplizität atheistischer »Humanisten« wie Tünsmeyer, Gebhard und Kern den Theologen mächtig auf den Leim gegangen. Hier rächt sich, was der englische Dramatiker Sir Noёl Coward einmal überzeugend so ausgedrückt hat: »Die Kritik an anderen hat noch keinem die eigene Leistung erspart!«

Übrigens sind Tünsmeyer, Kern und Gebhard offenbar noch gar nicht aus dem Atheismus des 19. Jh. erwacht. Damals bemühten sich Teile der Theologie tatsächlich, den Atheismus »rational« und »wissenschaftlich« zu widerlegen. Gingen Tünsmeyer, Kern und Co. zu Theologischen Hochschulen oder auf Seminare katholischer und evangelischer Akademien, dann würden sie sich wundern, wieviel Esoterik, New Age, Parapsychologisches, Spirituelles, Mystisches und Neureligiöses, in ihren Augen also Okkultes und Obskures von den Kirchen und der Theologie heute angeboten wird. Atheisten wie Tünsmeyer, Kern, Gebhard, Kratz usw. aber sehen den Obskurantismus einzig und allein in den Sekten, ohne vom Urteil der meisten Soziologen überhaupt zu wissen, daß die Kirchen ebenfalls Sekten sind, heute eben aufgrund ihrer Macht Großsekten, die aber einst ebenfalls als ganz kleine Splittergruppen angefangen haben: Der Katholizismus als jüdische Sekte, der Protestantismus als Sekte hoch zwei, nämlich als Absplitterung der katholischen Kirche.

Merke: Stellen kirchliche Sektenbeauftragte esoterische Elemente in den Kirchen fest, ist das gut. Stellen sie solche Elemente außerhalb der Kirche fest, ist das schlecht. Es bedarf wirklich der Naivität und Simplizität eines atheistischen Sektenbeauftragten wie des Herrn Tünsmeyer und seiner ihn nachbetenden Kumpanen, um diese Strategie nicht zu durchschauen. Und da kommen ausgerechnet Tünsmeyer, Gebhard und Kern daher und unterstellen mir, mein Buch genüge weder »sozialwissenschaftlichen Kriterien« noch sei es eine »religions-soziologische Analyse«. Ich würde »auf sozialwissenschaftliche Kriterien« im Dienste einer obskuren Religion verzichten. Überhaupt entspreche mein Buch nicht »der Art wissenschaftlicher Analyse und Erkenntnisse, wie sie unter Wissenschaftlern und im weltlichen Humanismus diskutiert werden«. Abgesehen von der unbeholfenen und unpräzisen Ausdrucksweise Tünsmeyers und Gebhards im letzten Satz sollten Leute, die sich durch keine von akademischen Instanzen geprüften Magister-, Doktor- oder Habilitationsarbeiten ausweisen können, nicht ständig die Wissenschaft in den Mund nehmen. Es dürfte wohl nicht meine Einzelerfahrung sein, daß sich die größten Ignoranten am meisten und öftesten auf die Wissenschaft berufen. Auch auf die Wissenschaftler sollten sich Kern, Tünsmeyer, Gebhard und Genossen nicht so großspurig und selbstsicher beziehen. Denn unter ihnen bekennen sich nur ganz wenige offen zum Atheismus. Man lese diesbezüglich einmal dazu das vom Nachfolger Werner Heisenbergs am Max-Planck-Institut für Physik in München, Prof. Hans-Peter Dürr, herausgegebene Buch ›Physik und Transzendenz‹, um zu sehen, daß kein einziger Großer unter denen, die die Grundlagen der Theoretischen Physik des 20. Jh. gelegt haben, Atheist war. Ich will damit gar nicht sagen, daß diese Leute im Recht sein müssen. Nur macht es einen dümmlichen Eindruck, sich auf die Wissenschaftler zu berufen, wenn kaum einer von ihnen sich für den Atheismus ausspricht.

Und welchen sozialwissenschaftlichen und religionssoziologischen Kriterien sollte mein Buch nicht genügen, wenn ich in drei Kapiteln meines Buches die raffiniertesten Foltermethoden der Kirche behandle, vor denen selbst NKWD und KGB, Gestapo und SS mit Verwunderung und sadistisch-entzückter Bewunderung stramm stünden? Wenn ich ein ganzes Kapitel den Methoden der Kirche gegen die Frauen, ein anderes dem Terror gegen die Juden widme, dann soll das soziologischen und sozialwissenschaftlichen Kriterien nicht entsprechen, obwohl ich nichts anderes gemacht habe als Dr. Karl-Heinz Deschner in ›Abermals krähte der Hahn‹, Prof. Horst Herrmann im Taschenbuch-Bestseller ›Passion der Grausamkeit‹ oder Prof. Franz Buggle in ›Denn sie wissen nicht, was sie glauben‹.

Und ausgerechnet diese Koryphäen der historischen, soziologischen bzw. psychologischen Wissenschaft und zugleich Bestseller-Autoren haben mein Buch ›Die Neue Inquisition‹ im Gegensatz zu den diesbezüglich alleinstehenden Herren Tünsmeyer, Gebhard und Kern positiv beurteilt. Buggle: Gerade »die ersten Kapitel Ihres Buches haben eine außerordentlich wichtige Funktion. Sie sollten eigentlich Pflichtlektüre jedes mündigen Staatsbürgers sein, insbesondere das sehr instruktiv geschriebene Unter-Kapitel (für angehende evangelische Theologen), um ein wenig die ungeheure Ignoranz in Sachen Christentum und Religion und die sich daraus ergebende Schafsköpfigkeit in dieser Gesellschaft abzubauen.« Horst Herrmann: »Mynareks Buch ist ein Standardwerk. Es war überfällig, und es ist hervorragend geschrieben… Ich empfehle Staatsanwälten, Richtern, Verfassungsschützern… die Lektüre dieses einen Buches, das kenntnisreich und engagiert den Zustand beschreibt, den die geistige Verwahrlosung in diesem unserem Land erreichte. Mynareks Werk gehört in jede Bibliothek, und wer Jugendlichen einen Dienst erweisen will, halte sie an, dieses Buch zu lesen. Sie lernen daraus mehr über die innere Gefährdung der Demokratie als aus einem Dutzend Verfassungsschutzberichten.« Die Zeitschrift ÖDA nennt mein Buch »ein kenntnisreiches Grundlagenwerk für die vielen, die sich mit dem Thema Sekten auseinandersetzen müssen – Eltern, Journalisten, Pädagogen, Beamte und Angestellte des Öffentlichen Dienstes etc. –, denen bislang eine sinnvolle (und maßvolle) Beurteilungsgrundlage mit Sekten fehlte«. Nach Rainer Schepper, Autor des Klassikers ›Die Ethik des Alten Testaments auf dem Prüfstand‹, ist »die Fülle des zusammengetragenen Materials so stupende, daß eine auf einen bestimmten Raum begrenzte Rezension sie auch nicht annähernd erfassen mag… Mynareks Buch vermittelt weit mehr, als sein Titel ahnen läßt: geschichtliche Überblicke, Gegenwartsanalysen, Methodennachweise über das verfassungswidrige Verhalten und Betreiben von kirchlichen und staatlichen Instanzen, Entlarvung der Großkirchen als antidemokratische, menschenverachtende Institutionen, denen gleichwohl vom Staat ständig ungeheure Geldmittel für ihre menschenrechtswidrige Wühlarbeit zufließen… eine gewichtige Dokumentation.«

Doch was machen die »atheistischen« Kirchenapologeten Tünsmeyer, Gebhard, Kern und Co.? Sie werfen mir »unreflektierte Parteilichkeit« und eine »undifferenziert fanatische Haltung gegenüber den Kirchen« vor, wobei sie wiederum keine blasse Ahnung davon haben, was heute so alles in den Kirchen passiert, sonst wüßten sie doch, daß selbst Insider wie z.B. Eugen Drewermann weit schärfere Kirchenkritik als ich üben. Nach Drewermanns Bestseller ›Kleriker‹ ist die Kirche eine durch und durch »faschistoide Organisation«, ja das exemplarische Beispiel einer solchen.

Es riecht schon stark nach Schizophrenie, wenn mit offensichtlicher Billigung des gesamten Redaktionsstabs der Zeitschrift ›Diesseits‹ meine Kirchenkritik als gehässig, fanatisch, mit Unterstellungen arbeitend, als »schlechtes Buch« verurteilt wird, zur gleichen Zeit aber in jeder Nummer von ›Diesseits‹ für das Video mit der an Schärfe gar nicht mehr überbietbaren Kirchenkritik Deschners (Kirche = »verbrecherischste Organisation aller Zeiten«) ständig massiv Werbung gemacht wird. Eine solche Doppelmoral und Widersprüchlichkeit leistet sich mit Sicherheit keine andere Zeitschriftenredaktion in Deutschland!

Übrigens hat sich auch Deschner vor einigen Jahren nicht geniert, von der »Sekte Universelles Leben« organisierte Vorträge und Podiumsdiskussionen zu halten, weil er es als seine humanitäre Pflicht ansah, dieser von den Kirchen verfolgten Minderheit durch seine Kritik an den Kirchen beizuspringen.

Gegen Ende seiner Polemik gegen mich wartet Herr Kern noch mit dem Denk-Salto eines seiner Genossen aus Trier auf, wonach ich zwar kein Faschist, aber Antisemit sei. Ich glaube, es läßt sich stringent beweisen, daß die Denkfigur »Faschist nein – Antisemit ja« einen Widerspruch enthält. Wer Antisemit ist, ist auch immer Faschist, weil er ein Volk, eine Rasse, eine Gruppe aus der Gleichheit und Gleichberechtigung aller ausschließt. Wenn ich in meinem Trierer Vortrag auch die Verbrechen der Israelis an den Palästinensern erwähnte, tat ich das gerade aus diesem Gefühl für Gerechtigkeit und Gleichheit aller Länder, Völker und Rassen heraus. Ich bin der Meinung, daß derjenige, der alle möglichen Verbrechen in der Welt anklagt, jedoch die Vergehen Israels an den Palästinensern dabei ausklammert, den Grund für die nächste antisemitische Angriffswelle legt.

Wieso messen »Atheisten« wie Kratz, Kern, Tünsmeyer, Gebhard und Genossen immer und immer wieder mit unterschiedlichem Maß?! Aus Feigheit, Opportunismus oder aus welchen anderen wenig ehrenwerten Motiven?

 

Nachwort der Ketzerbriefe-Redaktion:

Die Redaktion der Ketzerbriefe freut sich, in dieser dafür besonders geeigneten Nummer ihrer Zeitschrift auch Prof. H. Mynarek zu ihren Autoren zählen zu dürfen. Das Thema, zu dem er – wieder einmal unfreiwillige! –Insiderinformationen liefert, ist diesmal strukturell eng mit der Frage verwandt, welche im Streit zwischen Jesuiten (als Angreifern) und Jansenisten (als Opfern) aufgeworfen worden war: nämlich ob ein Satz auch dann bei einem Autor stehe, wenn er zwar in dessen Schriften nicht zu finden ist, wohl aber der Papst eben dieses behauptet. Die Angreifer vertraten die Position, in letzterem Fall stehe er doch darin.

Die genau analoge Haltung – die auf den ersten Blick exklusiv religiös zu sein scheint – nehmen nun auch die organisierten Freidenker des IBKA bzw. im Umfeld der Zeitschriften MIZ und ›Diesseits‹ gegenüber Mynarek ein. Des Rätsels Lösung für dieses scheinbar religiöse Verhalten – analog auch zu demjenigen der Kardinäle vor den Jupitermonden in Galileis Fernrohr – ist die Hoffnung auf einen Stehplatz im Religionskartell des Hitlerkonkordats: auch Atheistenfunktionäre wünschen sich Steuergelder. Diese müssen sie sich allerdings durch hundertfünfzigprozentige ideologische Treue zu allen ministeriellen und journalistischen Vorgaben erst einmal verdienen, und dazu gehört nicht nur das auf dem Boden der fdGO schon ganz selbstverständliche sacrificium intellectus, wie es die Jesuiten im Kampf gegen Jansenius so wohlformuliert forderten, sondern sie müssen auch die für sie noch ungewohnte Kröte schlucken, die privilegierten Kirchen als Seniorpartner im Steuerfresserkartell zu behandeln, welche man folglich nicht »hassen« darf. Denn diese Kröte allein bringt Hoffnung auf Kröten; und das Schicksal der verfolgten nicht-privilegierten Religionen zeigt auch den staatsnahen oder vielmehr: möchtegern-staatsnahen Atheisten, was für Weltanschauungsgemeinschaften außerhalb des an den Staatsapparat gebundenen und mit ihm verfilzenden Kartells vorgesehen ist, und Scientologe o.ä. in der verpapsteten EU ist man so ungerne wie Jude nach Hitlers Machtergreifung. Vor deren jeweiligem Schicksal schützt nur, wenn man sich der Staats- und Kirchenhetze gegen die Schwachen, aber Unabhängigen bedingungslos anschließt, jeder Toleranz, wo sie benötigt wird, abschwört, und immer mit den Wölfen heult.

Nun hat ein Unrechtssystem eine echte Kirche immer noch lieber als die ideologiefrömmsten Atheisten; deshalb konnten sich deren Funktionäre auf Kirchensteuergelder bis vor kurzem noch keinerlei Hoffnung machen. (Es klingt ja auch abenteuerlich; aber die geplante Ausweitung der Kirchensteuer auf alle Staatsbürger unter Phantasienamen als »Hartz«-Bestandteil macht auch das Unmögliche möglich. Berufsatheisten sollen dann die andernfalls ideologisch unkontrollierten und vor allem für ihre relativ höhere Vernunft bis vor dieser Maßnahme finanziell wenigstens etwas entlasteten Konfessionslosen zum Ausgleich für ihren fehlenden Primärknall ideologisch besonders streng an der Leine halten und vor allem Kronzeugen für die im Vergleich zu Entrechteten – wie den standhaften unter den religiösen und politischen Zwergoppositionen – grundsätzliche Harmlosigkeit der steuerfressenden Religionsgemeinschaften sein: eine unverzichtbare Aufgabe beim Fortbestand der staatlichen Zielsetzung, die aus dem Pferch der Hitlerkonkordatsreligionen ausgebrochenen Schafe eines Tages bei veränderter Großwetterlage wieder in diesen zurückzuholen. Da brauchen die Hirten schon ein paar Schafe unter den Ausgebrochenen, die ihnen als Hilfshirten dienen.

Ein unscheinbares Indiz und Leitfossil für die Richtigkeit dieser Vermutung ist der Wortlaut eines höchst eigenartigen Vorwurfs aus Atheistenmund gegen Mynarek, nämlich dessen schön fdGO-deutsch »undifferenziert fanatische Haltung gegenüber den Kirchen«. Ein fast wortgleicher Vorwurf wird nämlich in einer äußerst versteckten jedoch ministeriellen Hetzbroschüre*) auch gegen uns erhoben (den Bund gegen Anpassung), und es ist sehr unwahrscheinlich, daß solche praktisch nur intern verbreiteten Sprachregelungen und Hetzstandardisierungen ohne intimen und mindestens mittelrangigen Bürokratiekontakt vor ihrer flächendeckenden Presseübernahme (welche in diesem Fall noch nicht erfolgt ist oder war) von selbst zustandekommen. Wir vermuten diesen bei den Gewerkschaftsfunktionären hinter der ›Diesseits‹-Redaktion und auf etwas niederer Ebene bei ein paar MIZ-Spezis.

Fritz Erik Hoevels

*) Andreas Klump, Neuer politischer Extremismus?, Baden-Baden (Nomos) 2003, p. 147.

Nationalanarchismus
Hubertus Mynarek

Vorbemerkung der AUTO-Redaktion:

Enttäuscht hatte Peter Töpfer im Februar 2004 in seinem Artikel “Ranking der Religionen” den Bund gegen Anpassung hart attackiert, weil dieser in den Ketzerbriefen “mit Elendsgestalten und Jammerlappen vom Schlage französischer sogenannter Freidenker” sympathisiere.

Im Dezember 2004 erschien der hier mit freundlicher Genehmigung reproduzierte Artikel von Hubertus Mynarek in den Ketzerbriefen (Nr. 123).

Wir freuen uns sehr, daß die Ketzer sich nun endlich auch auf diese lächerlichsten der Flitzpiepen (“Freidenker” usw.) einschießen. Wenn wir was abgrundtief verachten und dieses Gewürm am Boden zertrampeln könnten, dann sind es jene Großmäuler, die sich andauernd aufplustern und sich dann dem erstbesten Despoten unterwerfen. Erscheint ein Diktator und drückt ein klein wenig auf die Tränendrüse (die heutige Diktatorentechnik), fallen sie auf die Knie, schmeißen sich vornüber, legen brav ihre Hände und ihre Stirn auf den Boden und beginnen, ihm zu huldigen.

Erinnert sich jemand an den Italowestern, wo Terence Hill in einer Postkutsche durch die Prärie fährt und ein Mitreisender tönt, wie er, falls Räuber erscheinen sollten, diesen “die Hölle heiß machen” werde usw., dann aber, als solche wirklich die Kutsche stoppen, herausspringt und wie Boris Becker einst über den Centercourt von Wimbledon rennt, so hoch riß er seine Arme? Dieser Ulkwestern fällt mir immer ein, wenn ich “Humanisten”, “Menschenrechtlern”, “Freidenkern”, “Atheisten” usw. begegne.

Lieber Leser, gehen Sie diesen Kreaturen aus dem Weg die Gefahr ist zu groß, daß Sie sich mehr aus dem Leib kotzen wollen als Ihnen lieb ist. 

Die Ketzerbriefe-Redaktion stellte dem Artikel von Hubertus Mynarek folgende Einführung voran (siehe auch das Nachwort von Fritz Erik Hoevels) :

Der Religionswissenschaftler, Philosoph und Theologe Hubertus Mynarek ist einer der prominentesten Kirchenkritiker des 20. und 21. Jahrhunderts. Nach dem Studium der Philosophie, Psychologie und Theologie promovierte er im Fach Theologie und habilitierte sich an der Universität Würzburg für Vergleichende Religionswissenschaft und Fundamentaltheologie. Als Professor lehrte er an den Universitäten Bamberg und Wien u.a. Vergleichende Religionswissenschaft, Religionsphilosophie und Fundamentaltheologie. 1972 war er Dekan der Katholisch-Theologischen Fakultät der Universität Wien. Mynarek war der erste Universitätsprofessor der Theologie im deutschsprachigen Raum des 20. Jahrhunderts, der es wagte, aus der Katholischen Kirche auszutreten.

Als Mynarek 1973 das Buch ›Herren und Knechte der Kirche‹ über die innersten Zustände in der Kirche, über das, was so alles hinter den Kulissen und Fassaden der Wohlanständigkeit und Heuchelei passiert, herausgab, wurde er mit 15 Gerichtsprozessen und Schadensersatzklagen von seiten sich durch sein Buch beleidigt fühlender Kirchenvertreter attackiert. Ein Neuerscheinen des Buches war wegen der einstweiligen Verfügungen und der schwebenden Prozesse jahrzehntelang blockiert, faktisch verboten. Erst 2002 erschien die noch wesentlich brisantere, aktualisierte Neuauflage (s. Anzeigenteil in dieser Zeitschrift).

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