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Nationalanarchismus

 letzte Aktualisierung: 30. Mai 2007

Nationalanarchismus

AUTO:  -CHTHON & -NOM
Nr. 16,  April 2005
– Übersicht –

 

Detlef Nolde

Das wunderbare Gefühl der inneren Freiheit
zum Buch des Ex-Nationalsozialisten Stefan Jahnel „Mythos Neonazi – Abrechnung eines Aussteigers“
[1]

Es gibt kaum etwas, worauf eine Sekte allergischer reagiert, als auf Menschen, die ihrer Ideologie und Gruppe den Rücken gekehrt haben. Diese Aussteiger werden dann von den zurückgebliebenen Gralshütern der reinen Lehre entweder schamhaft ignoriert oder ins Lächerliche gezogen. Der Titel „Verräter“ wird sowieso automatisch vergeben. Bisweilen wird auch behauptet, sie hätten nie richtig dazugehört und wären somit gar keine Aussteiger.

Das funktioniert freilich nicht bei Ex-„Kameraden“, die über Jahre hinweg hohe Leitungspositionen in der „Bewegung“ innehatten. Dazu kann man beispielsweise Michael Petri zählen, den ehemaligen Bundesvorsitzenden der „Deutschen Nationalisten“. Der Journalist und Buchautor Burkhard Schröder hat ihm in seinem im Jahre 2002 erschienenen Buch „Aussteiger – Wege aus der rechten Szene“[2] ein Kapitel gewidmet. Da schäumt natürlich die „nationalsozialistische“ Sekte, denn Schröder ist ein Andersdenkender und gilt deshalb als „Feind“.

In diese Reihe ist nun auch Stefan Jahnel einzureihen. Er war über zehn Jahre in der „NS-Bewegung“ aktiv, unter anderem als Geschäftsführer des FAP-Landesverbandes Bayern, später als Bundesschatzmeister der Nationalen Offensive (NO). Über ihn wurde nicht geschrieben – wo sich zwangsläufig auch Fehler und Ungenauigkeiten einschleichen können –, sondern er selbst schrieb ein Buch über seine politische Vergangenheit und benennt eigene Schlußfolgerungen. Das hat dann den Vorteil, daß man weitestgehend alles für bare Münze nehmen kann und Stefan sich mit seinem Buch vorbehaltlos identifizieren kann.

Im Vergleich zu Jörg Fischer, der aus NPD und DVU herausgeworfen wurde, um dann zu behaupten, er sei aus eigenen Antrieb aus diesen Kreisen „ausgestiegen“, und der nun als „Rechtsextremismus-Experte“ sein Taschengeld verdient und jegliches nationale Denken, wahrscheinlich psychologisch begründet, als „faschistisch“ angreift, fällt Stefan Jahnel durch seine Glaubwürdigkeit auf. Er biedert sich auch nicht den anationalen Linken oder der antideutschen Antifa an, sondern betont, durchaus sympathisch, daß die nationale und soziale Frage den Nationalsozialisten und ihren Bündnispartnern entwunden werden muß, damit sie nicht weiter mißbraucht werden kann. Er schreibt:

„Deutschsein und stolz darauf zu sein, sollte nicht länger alleine rechten Gruppierungen überlassen werden. Es gibt zahlreiche historische Vorbilder, daß das Bekenntnis zu Deutschland nicht gleichzusetzen ist mit einem übersteigerten Nationalismus. So muß man auch klar erkennen, daß national und sozial zusammengehören. Eine der Ursachen für den Erfolg des Nationalsozialismus war es, daß es den Nationalsozialisten gelang, die Begriffe national und sozialistisch zusammenzuführen. Dabei war freilich allenfalls sozial und mehr nationalistisch als national gemeint. Die Zusammenführung der Begriffe national und sozial sollte nicht einfach rechten Gruppierungen überlassen werden. Sinn der Nation ist eben zu einem Großteil die Solidargemeinschaft, also sich um einen sozialen Ausgleich zu bemühen. Ebenso gilt: Wer an einem funktionierenden sozialen Ausgleich interessiert ist, kommt an die Nation nicht vorbei.“[3]

Solcherlei mutige Worte eines NS-Aussteigers werden mutmaßlich bei bestimmten Kreisen nicht auf Gegenliebe stoßen. Vermutlich wird keiner von ihm Notiz nehmen wollen, oder er wird, wie das bei mir der Fall war, als „angeblicher Nazi-Aussteiger“ betitelt, da man jegliches „nationale Denken“, erst recht, wenn es sich mit dem Sozialen verbindet, dem „Rechtsradikalismus“ zuordnet, um es zu diskreditieren. Das freut die NS-Szene, die sich ebenfalls als alleiniges Sprachrohr nationaler Politik geriert. Mehr als zu Unrecht, wie ich Jahnel zustimmen muß.

Bestimmte Kreise wollen „Aussteiger“, die ihnen nach dem Munde reden und das nationale Kind mit dem nationalsozialistischen Bade ausschütten. Sie wollen reuige Sünder wie Matthias Adrian, den seine peinlichen Talk-Show-Auftritte auch nicht glücklich machen dürften. Ich glaube, er merkt, daß er nicht seinen Weg gegangen ist, sondern sich hat mißbrauchen lassen. Ob er auf Noch-Nationalsozialisten überzeugend wirkt, gerade auf die, die selbstkritisch ihre momentane Verortung in Frage stellen, wage ich zu bezweifeln. Von Fischer ganz zu schweigen. Eher dient derlei Gerede und Getue dazu, alle von der NS-Sekte aufgebauten Klischees vom bösen, verlogenen oder nicht ernstzunehmenden „Nazi-Aussteiger“ zu bestätigen.

Nach mir ist nun mit Stefan Jahnel ein weiterer ehemaliger nationalsozialistischer Führungskader auf die Bühne getreten, der diese neonationalsozialistische Mythenbildung ad absurdum führt. Der – das zeichnet ihn weiter aus – einige wichtige Gründe benennt, die der NS-Szene den unverdienten Zulauf bescheren. Der bundesdeutsche Rechtsstaat schneidet dabei nicht unbedingt gut ab. Zitat Jahnel:

„Tatsächlich denke ich, da gibt es eine gemeinsame irrige Grundhaltung zwischen Neonazis und Demokraten. Beide scheinen davon auszugehen, daß dieses demokratische System zusammenbrechen würde, wenn die Leute nicht mehr an den Holocaust glauben würden. Ich halte das für hanebüchenen Unsinn. Das Dritte Reich hat sich in seiner Gesamtheit als nicht wünschenswerte Alternative zu unserer Demokratie gezeigt. Selbst, wenn man Krieg und Judenvernichtung abzieht, bleibt doch soviel Schlechtes als abschreckendes Beispiel über. Daher sollte man den Ideen des Nationalsozialismus nicht Verbote entgegensetzen, sondern unsere Vorstellung von Freiheit. Das ist nämlich der eigentliche Propagandatrick der NS-Bewegung. Es wird einem ja nicht gesagt, dir wird die Freiheit genommen, sondern im Gegenteil: Man sagt den Leuten: Seht her und erlebt es selbst, es sind die anderen, es sind die Demokraten, die euch die Freiheit wegnehmen. Die sprechen von Freiheit, und dann kramen sie irgendwelche Gesetzbücher heraus, um Paragraphen ausfindig zu machen, die euch daran hindern, eure Meinung zu sagen.

Man muß ertragen können, daß mißliebige Gruppen eben auch ihre Meinung sagen. Und zwar egal, ob es Nationalsozialisten, Kommunisten oder religiöse Gruppen sind.“[4]

Es darf bezweifelt werden, ob die Ratschläge von Jahnel in dieser Republik Gehör finden. So werden wahrscheinlich weiter Grundrechte abgebaut und diejenigen, die eine totale Diktatur errichten würden, wenn man sie ließe, können sich auch in Zukunft als arme Verfolgte und Märtyrer gerieren.

Weiter werden junge Idealisten und Suchende sich genau aus diesen Gründen ihren Reihen anschließen. Ob das vom Staat gewollt ist, um sie von wirklichen Alternativen abzuhalten und politisch zu neutralisieren, wie manche vermuten? Ich bezweifle das. An den Folgen ändert das nichts.

Aber auch die Fluktuation in der Szene wird weiter hoch sein, da der Nationalsozialismus im Kern wirklichkeitsfremd ist, und äußerst inhuman. Besonders Überzeugte lassen nicht zu schnell los und brauchen schon mal zehn Jahre, bis sich die Zweifel am Weltbild Platz verschaffen. An Beschleunigern in Grenzsituationen wird es auch nicht mangeln, wie zum Beispiel eine Haft oder erdrückende Strafandrohung. Zurückgebliebene dürfen sich dann als Weizen ausgeben, ihre Starre als Treue veredeln, und den Aussteiger als verräterische Spreu verabscheuen.

Ahnen diese, daß auch in ihnen einst der Tag nahen könnte, wo sie erkennen, auf dem Holzweg zu sein? Wo sie auf sich allein gestellt sein, mit neuen Fragen konfrontiert werden könnten und auf alles neue Antworten finden müssen? Ist es eine unbewußte Angst, die sie auf „Verräter“ und „Aussteiger“ wie Jahnel, Petri und Nolde so hochallergisch reagieren läßt?

Wie aufrichtig ist es beispielsweise auch, wenn Frank Schwerdt – seines Zeichens mittlerweile NPD-Bundesgeschäftsführer – bis zu meinem Ausstieg 1997 eng mit mir politisch zusammengearbeitet hat, um im September 2002 in der Deutschen Stimme sich über meine „fehlgeleiteten Aktivitäten“ als „eingefleischter Hitler-Verehrer“ auszulassen? Hat ihn das vorher nicht gestört? Auch über solche Heuchelei berichtet Jahnel in seinem Buch.

Ich zumindest hatte nach meinem Ausstieg ein wunderbares Gefühl der inneren Freiheit. Fesseln waren von mir zerrissen oder haben sich in nichts aufgelöst, die ich mir selbst angelegt hatte. Und ich habe Jahre gebraucht, um alles zu verarbeiten. Diese Zeit war nicht frei von Widersprüchen oder Meinungen, die ich so heute nicht mehr vertrete oder äußern würde. Aber ich stehe dazu, denn wirkliches Leben bedeutet Veränderung, nicht Stillstand. Jedoch eines war mir immer klar: Ein Zurück zum alten Denken wird es bei mir nicht geben.

Ähnliche Empfindungen meine ich auch bei Stefan Jahnel herausgelesen zu haben. Da ähneln sich wohl Berichte von Menschen, die sich von einem sektiererisch-totalitären Denken freigemacht haben, und das mitunter in einer schweren Lebenssituation. Jahnel schreibt:

„Meine Trennung von der Weltanschauung des Nationalsozialismus ist eine persönliche Wandlung. Sie bedarf deshalb nicht der Allgemeingültigkeit. Mich hat das Überdenken meines damaligen Weltbildes und die Schlüsse, die ich daraus gezogen habe, ziemlich direkt zum Liberalismus geführt. Bei einem anderen mag das ganz anders sein, und er wird dann vielleicht Sozialdemokrat oder Konservativer oder Grüner. Das heißt dann aber weder, daß meine oder daß seine Denkansätze richtiger sind. Es gibt eben verschiedene politische Weltanschauungen, und diese Vielfalt ist wohl das eigentlich Richtige.“[5]

Der Journalist und Buchautor Burkhard Schröder – dessen Denken selbst aus Betonquadern bestand (Ex-KPD) und leider auch heute noch zum Teil besteht – sieht das ähnlich:

„Welche Weltanschauung jemand vertritt, der nach dem schwierigen Ausstieg aus einem – die Gruppendynamik betreffend – sektenähnlichen Milieu nach neuer Orientierung sucht, ist unwichtig. Ein Aussteiger ist dann glaubhaft, wenn er sich öffentlich von seiner Vergangenheit distanziert…“(B. Schröder 2004, http://www.burks.de/ausst.html)

„Ein ‚Ausstieg’ ist nichts anderes als die Gewißheit, eine Phase des eigenen Lebens irreversibel hinter sich gelassen zu haben und das Gefühl, einen Bruch der Biografie erlebt zu haben.“ (B. Schröder März 2005, http://www.burks.de/forum/phpBB2/viewtopic.php?t=4533)

Besondere Betonung verdienen auch die unverkrampften Ratschläge von Jahnel, wie man mit „Neonazis“ umgehen sollte. Seine Worte richten sich an „betroffene Eltern“, an Leute, die „etwas tun wollen“, aber auch an die, die in der „nationalsozialistischen“ oder „nationaldemokratischen“ Szene sind. An letztere richtet er die Worte:

„Überlegt Euch doch mal genau, was ihr wollt. Wollt ihr wirklich Befehl und Gehorsam? Wollt Ihr, daß ein Vorgesetzter euch bis ins Privatleben hinein Befehle gibt? Daß es schließlich noch weniger Spielraum für freie Meinungsäußerung (die ihr stets so lautstark fordert) gibt? Denkt noch mal darüber nach!“[6]

Ähnlich zitiert mich Burkhard Schröder in seinem Aussteiger-Buch:

„Ich möchte denjenigen Mut machen, die sich immer noch in dieser sektiererischen Szene aufhalten und insgeheim an ihr zweifeln. Nichts ist für immer, auch nicht die politische Gesinnung. Deshalb sage ich euch: Hört auf eure innere Stimme, nicht auf vorgefertigte Meinungen von anderen. Geht offen auf alle Menschen zu, nicht mit Vorurteilen. Lebt mit Verständnis für den anderen und lebt in Freiheit!“

Das ist immer noch mein Ansatz, wenn ich es mit jungen Menschen zu tun habe, die sich als Nationalsozialisten bezeichnen: ihnen aufzuzeigen, welche Widersprüche ihre Weltanschauung aufweist, welche nationale Heuchelei und soziale Demagogie darin steckt. Aber auch zu sagen, daß sowohl das Aussteiger-Wunschbild gewisser interessierter etablierter Kreise, die Leute wie Fischer und Adrian hofieren, als auch das Negativ-Klischee der „NS-Bewegung“ nicht ihr Denken und Fühlen bestimmen sollte. Ihr eigenes Wollen ist entscheidend.

Sich nicht vom nationalen und sozialen (oder sozialistischen) Denken abzuwenden, wie das auch Stefan Jahnel angedeutet hat, und gerade deshalb dem verlogenen nationalsozialistischen, rassistischen und antidemokratischen Weltbild offensiv entgegenzutreten, das ist ein Vorsatz, den ich auch verfolgt habe, als ich vor Jahren einige Wochen als Ansprechpartner im Rahmen der „Initiative Dialog/nazis.de“ fungierte. Und in der Tat haben sich ein paar Neo-Nationalsozialisten an mich gewendet, weil sie eher mir vertrauten als etwa dem dortigen Betreiber, der heute noch nicht verkraftet hat, daß ich seine Plattform „zweckentfremdete“. Heute zählen sie zu der gewollt namenlosen Schar derjenigen, die still und leise ausgestiegen sind aus der nationalsozialistischen Denke und Bewegung, aber mitnichten jegliches nationale Fühlen unterdrücken und sich nicht von erklärt antideutschen Kreisen instrumentalisieren lassen haben.

Denn nationales und soziales Denken hat nicht nur seine Berechtigung, sondern ist auch mehr als angebracht. Eine soziale, nationale und emanzipatorische Politik wird in Zukunft nur dann Erfolg haben, wenn sie sich glaubhaft und konsequent von jeglichem Nationalsozialismus und seinen ideologischen Bestandteilen lösen kann. Egal, ob es sich dabei um übersteigerten Nationalismus, Rassismus, Totalitarismus oder Antijudaismus handelt. Rechte „Volksfronten“ können wichtige Themen ansprechen und zeitweise unterstützenswert sein – eine tragfähige Alternative auf Dauer sind sie schon allein wegen ihrer braunen Bündnispartner nicht. Und hierbei habe ich wirtschaftspolitische Vorbehalte noch nicht einmal mit einbezogen, weil über rechte Sozialdemagogie an anderer Stelle sich gründlich auseinandergesetzt wird.

Fazit: Ich kann das Buch von Stefan Jahnel nur jedem empfehlen. Er hat Mut bewiesen, Mut zur Veränderung, Mut, seinen eigenen Weg zu gehen. Und er beweist Rückgrat, weil er unbequeme Wahrheiten ausspricht. Für alle Seiten.


[1] Stefan Jahnel, „Mythos Neonazi – Abrechnung eines Aussteigers“, Buchreihe Weisse-Rose-Jugendbündnis 2004, ISBN 3-937034-63-3
[2] Burkhard Schröder, „Aussteiger – Wege aus der rechten Szene“, 2002, ISBN 3-473-58175-5
[3] Jahnel, S. 128
[4] Ebenda S. 72
[5] Ebenda S. 116
[6] Ebenda S. 133

Detlef Nolde im Netz:
http://detlefnolde.blog.de ,
Forum:
http://www.detlef-nolde.de.vu

 

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