AUTO: -CHTHON & -NOM Nr. 16, April 2005 – Übersicht –
Mike Mokry
Werfen holsteinische Nationalanarchisten mit Bomben? Wollen wir ein Revival der Landvolkbewegung?
„Sind Sie Mitglied der Landvolkbewegung?“ Diese Frage stellte mir die örtliche Staatsschützerin während eines Verhörs im letzten November.
Zuvor war meine Wohnung nach Sprengstoff und ähnlichen Brand-Utensilien durchsucht worden. Bis auf einige CDs, meinen PC und einer Packung Wunderkerzen konnte jedoch nichts Verwerfliches gefunden werden. Alles
beschlagnahmt und bis heute noch nicht zurückgegeben!
Nun, plante ich wirklich ein Revival der berühmt-berüchtigten „Landvolkbewegung“? Jener Protestbewegung der späten 20er bzw. frühen 30er, die sich damals
mit lautem Krachen selbstgebastelter „Bomben“ Gehör verschaffte?
Die Landvolkbewegung existiert seit nun fast 75 Jahren nicht mehr. Ursprünglich eine „Art APO der 20er Jahre“ (Armin Mohler), entstanden aus
materiellen Nöten, fühlten sich wenig später revolutionäre Kräfte von rechts („Nationalrevolutionäre“) und links (KPD) gleichermaßen angezogen. Bei Otto-Ernst Schüddekopf heißt es: „Auch Otto Strasser und die
sozialrevolutionären Nationalisten suchten nach den Wahlen vom September 1930 verstärkt Anschluß an 'nationalanarchistische Bauernkreise'. (...) Die Bauern haben sich aber weder von der KPD noch von den
Nationalrevolutionären überzeugen lassen.“
Was anfänglich reiner Existenzkampf war, das entwickelte sich rasch zum Kampf gegen „das System“. Die Herrschenden hatten die Bauern im Stich gelassen;
ja noch mehr, sie wurden auch noch durch maßlose Steuererhöhungen verraten. Folglich, so empfanden die Bauern, hatten sie „auch keinen Staat mehr“, man besann sich auf alte Gemeinschaften, wie der
Dorfgemeinschaften, der Familie und nicht zuletzt auf sich selbst.
Die rasch wachsende Bewegung begann sich, nachdem man nach einiger Zeit in die Defensive geraten war, rasch zu radikalisieren. Grund hierfür war
sicherlich die nationalrevolutionäre Einwirkung, aber auch die Selbsterkenntnis, daß kaum jemand ernsthaft Notiz von ihnen und ihrem Elend nahm.
Nun wollte man „die Entwicklung weitertreiben“ und setzte hierbei auf eine die ganze Öffentlichkeit aufrüttelnde Propaganda. Wenig später erfolgten die
ersten Anschläge, u.a. auf das Landratsamt in Itzehoe.
Diese Anschläge waren ein Fanal für die Landvolkbewegung. Zwar spaltete sich die Bewegung, aber schließlich setzte sich der aktionistische Teil unter Führung
der Nationalrevolutionäre durch. Denn nicht zuletzt hatten die Anschläge für die erstrebte Öffentlichkeit gesorgt. Sämtliche Zeitungen und Zeitschriften berichteten, wenn auch durchweg negativ, über die
Landvolkbewegung.
Daß durch diese Anschläge nicht die Möglichkeit bestand, die politische Situation zu ändern, das war ihnen bewußt. Man wollte damit die Kluft aufzeigen, die
sich „zwischen den bodenständigen Menschen unseres Volkes und den entwurzelten Kräften des Systems“ gebildet hatte.
Nun ja, wie es kommen mußte, wurden die führenden Aktivisten nach und nach festgenommen und wanderten in die Gefängnisse. Die Landvolkbewegung zerfiel, die
Reste sammelten KPD und NSDAP (die die Landvolkbewegung übrigens strikt ablehnte) auf...
Zurück ins Jahr 2005: Ich hatte nicht vor, die Landvolkbewegung wiederaufleben zu lassen, dazu sind die Menschen zu träge, und das wäre auch nicht
meine Sach´.
Daß sich die Menschen aber wieder auf sich und das eigene Ich besinnen, anstatt sich auf irgendwelche Zwangsgemeinschaften zu verlassen, das ist noch heute
aktuell und erstrebenswert. Und vielleicht bräuchte man auch heute wieder jemand, der die „Entwicklung vorantreibt“ (oder vielmehr zurück).
Zurück zu einem freien, selbstbestimmten Leben.
Doch dazu sind wir alle einzeln aufgerufen. Denn wie schreibt Ernst Jünger so schön in „Eumeswil“: „Von der Gesellschaft ist ebenso wenig zu
erhoffen wie vom Staat. Das Heil liegt im Einzelnen.“
|