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Nationalanarchismus

 letzte Aktualisierung: 30. Mai 2007

Nationalanarchismus

AUTO:  -CHTHON & -NOM
Nr. 16,  April 2005
– Übersicht –

 

Ernst Zündel

... mit dem „Zündelblick“ in die Augen
Brief aus dem Gefängnis an seine Frau

Mannheim, den 4. März 2005

Meine liebe Ingrid,

Ich schreibe Dir in Deutsch, obwohl ich weiß, daß Du Englisch vorziehen würdest, weil es Dir geläufiger ist. Aber der Richter erklärte mir, daß fremdsprachige Briefe länger dauern, bis sie von den Zensoren gelesen worden sind und (in unserem Fall) ein Mangel englischkundiger Staatsanwälte bestünde. (...)

Also, liebe Ingrid, versuche Deine Briefe in Deutsch zu schreiben. Es braucht Dir nicht peinlich zu sein, wenn Du einen Fehler machst, unsere Zukunft hängt davon nicht ab – ausgenommen in Fällen gerichtlicher Dokumente, die an unseren Anwalt geschickt werden müssen, da die Regeln diesbezüglich sehr, sehr strikt sind. Also bitte keine Anlagen in Briefen mitschicken!

Gesetze und Gewohnheiten sind hier anders. Dementsprechend bewahre Dokumente auf, bis ich Dich darum bitte, da ich mich zunächst über die betreffenden Regelungen kundig machen muß.

Bitte, Ingrid, beachte Folgendes genau!

Währen der Zeit der Untersuchungshaft ist mir Telefonieren nicht erlaubt, mit Dir, mit meiner Schwester und mit meinen Söhnen nicht. Die rege Korrespondenz, die mir in Toronto gestattet war, ist derzeit hier nicht möglich. Ich bitte Dich, Ingrid, vermittle diese Nachricht an meine Geschwister und Freunde und lege ihnen nahe, nichts in ihre Briefe einzulegen, eine Ausnahme sind drei (deutsche) Briefmarken für normale Standardbriefe, nicht mehr, denn alles andere wird konfisziert und dadurch ist niemandem geholfen.

Seit wir am Abend vor meinem Abflug [inToronto] miteinander gesprochen haben, ist folgendes geschehen:

Dank meiner Aufsichtsperson in Toronto, die wie eine Mutter besorgt um mich war und mich mit Höflichkeit behandelte, lief alles glatt. Es war sogar erlaubt, daß meine Bleistifte, die großen und kleinen und auch die farbigen aus meiner Zelle herausgebracht werden durften. Bitte beantrage diese sofort, zusammen mit all den Briefumschlägen und Adressen, die noch eine Woche vor meiner Abschiebung aus allen Ecken der Welt eingegangen sind. Ich erhielt Korrespondenz aus der Mongolei, Ägypten, Tahiti und sogar von der Insel Réunion. Der Brief aus der Mongolei stammte von einem internationalen Geschäftsmann, der mir mitteilte, er habe einen Vortrag über mich und meinen Fall für Geschäftleute – die noch nicht darüber gehört hatten – in Seoul, Südkorea, gehalten.

Meine Abschiebung aus Kanada hatte auch einige Höhepunkte. Ich konnte das ganze Wochenende vorher mit Abschiedsbriefen und Telefongesprächen verbringen. Ich konnte alle meine Anwälte in Kanada und in den USA anrufen. (...)

Über den Zeitpunkt meiner Abschiebung wurde ich nicht informiert und arbeitete aus diesem Grunde fast die ganze Nacht durch, ließ mich nach zweistündigem Schlaf wecken, um weitere Briefe schreiben zu können. Es war mir bekannt, daß Lufthansa und Air Canada so um 19.00 Uhr abfliegen und vermutete deshalb, bis um 12.00 Uhr Zeit zu haben. Nun, wie meine Mutter immer sagte: Wir planen und Gott lenkt!

Um 5.00 Uhr morgens fanden sich zwei uniformierte Aufseher vor meiner Zellentür ein. Sie drängten zur Eile, aber ich war noch nicht soweit. Sie halfen mir packen, und es ging los!

Am Tag zuvor ging das Gerücht um, ich würde wieder in die USA deportiert werden, was ich selbstverständlich nicht glaubte. Das Komische war, daß meine Leibwächter plötzlich alle in Zivilkleidung waren.

Draußen wütete ein typischer kanadischer Schneesturm... (...) Ich bemerkte, daß wir am Flughafen vorbeifuhren und Richtung auf die Privatflugzeuge der Staatsmacht nahmen. Wir hielten vor einer Zweiturbomaschine, die für die horrende Summe von 50.000 Dollar gemietet war. An Bord waren zwei Piloten. (...)

Normalerweise sind in diesen kleinen Maschinen 35 Sitze mit herausziehbaren Sofas, einer Bar, TV, DVD- und CD-Spieler.

Die Maschine flog leicht und geräuschlos. Ich trank meine erste, duftende Tasse Kaffee nach zwei Jahren, genoß gutes Essen, Früchte, Kuchen, Schokolade... Es war wie im Schlaraffenland! Die Chefs der kanadischen Deportationsabteilung, Mr. Morris und Mr. Mitchell (...) waren anwesend. Die Atmosphäre war harmonisch. Wir führten eine angeregte Unterhaltung (...) Einer von Ihnen sagte mir, er würde seinen Enkeln erzählen, daß er mich auf dem Deportationsflug nach Deutschland begleitet hätte.

Dann landeten wir. Mr. Morris bedankte sich für meine Kooperation (...), und ich nahm die Gelegenheit wahr und hielt eine kurze Rede, dankte den Herren für ihre zuvorkommende Behandlung, schüttelte allen die Hände und schaute ihnen dabei fest und geradewegs mit dem – wie Du es nennst –, „Zündelblick“ in die Augen.

Draußen sah ich Polizeiautos und Bundesgrenzschutzautos mit flackernden Blaulichtern, die das Flugzeug in alle Himmelsrichtungen umkreisten. Ein Formular von der JVA Mannheim wurde mir mit folgendem Textlaut ausgehändigt: Zündel, Ernst. 24.4.39. Geschlecht: männlich. Religion: keine. Familienstatus: verheiratet. Nationalität: deutsch. Beruf: keinen. (...)

Ich wurde am 3. März 2005 – eine Minute nach Mitternacht – auf dem Boden des Frankfurter Flughafens verhaftet, in nur einem Schritt Entfernung von des Flugzeugs Treppe und wieder in großer Entfernung vom Hauptflughafen, in der Umgebung, wo die teuren Privatflugzeuge geparkt sind, mit dem Unterschied, daß die meisten der Beamten und Beamtinnen meine Kinder oder Enkel hätten sein können. Durch meine jahrzehntelange Aktivität für mein Heimatland bin ich lebende Geschichte geworden.

Die Medien waren überaus zahlreich vertreten. Überall wurde gefilmt und photographiert. Die Verhaltensweise der Beamten war überaus korrekt, ich würde sogar sagen respektvoll. Die erste Nacht verbrachte ich im Polizeigebäude von Mannheim mit einer herrlichen Eingangstür aus Holz und Eisen, die mich an die deutschen Schlösser erinnerte. Das Gebäude gehört noch in die Zeit zwischen 1880 und 1910, und der architektonische Stil erinnert mich an meine Volksschule im Schwarzwald, die 1898 gegründet und 1902 fertig gebaut wurde. Ich vermute, daß dieses Gefängnis um diese Zeit erbaut wurde. (...)

Zu meiner Zelle ist folgendes zu sagen:

Diese ist so groß wie in Toronto, allerdings mit einem großen, herrlichen Unterschied – das Fenster kann weit geöffnet werden! Ich kann tatsächlich mein Zimmer auslüften. Großartig! Ich habe eine weiße Toilette mit einem Plastikdeckel, wie in einem deutschen Privathaus, ein großes, weißes Waschbecken, allerdings nur kaltes Wasser. Es gibt einen richtigen Spiegel, nicht wie in Toronto einen Streifen aus Stahl, in dem man sich kaum sehen konnte. Ich habe eine richtige Zahnbürste mit einem richtigen Stiel, normale Seife, einen Waschlappen, Handtücher am Haken, mein eigenes Rasierzeug, und ein Vorhang vor der Toilette garantiert mir meine private Sphäre, nicht wie in Toronto oder den USA, wo man 24 Stunden am Tag wie ein Tier im Käfig beobachtet werden kann.

Was ich bisher in der Mannheimer JVA gesehen habe, sollten sich die USA und Kanada als Beispiel nehmen. (...)

Die Essensgewohnheiten sind komisch hier, halt anders als gewohnt. Frühstück kriegt man am Abend vorher. Die meisten der Inhaftierten haben einen Tauchsieder. Zweimal pro Monat kann man Kaffee und Tee und ich vermute mal Kondensmilch kaufen, und dann macht man sich sein eigenes Frühstück. Einen Kühlschrank in der Zelle gibt es nicht, und das erinnert mich an meine Kindheit nach Kriegsende, wo's das auch nicht gab. Sogar der Schrank für meine Kleidung erinnert mich ein wenig an die Möbel meiner Kindheit. Viele verwöhnte Stadtleute mögen diese Einfachheit verwerfen, für mich ist das alles ein Rückblick in die Zeiten meiner Kindheit in Deutschland.

Mittagessen wird – wie im Kriege – den Häftlingen in ineinanderpassendem Metallgeschirr gebracht. Das Essen hält sich darin warm – es sind meine allerersten warmen Mahlzeiten in zwei Jahren! Zum Abendbrot erhalten wir Vollkornbrot, Käse und Wurst – leider nichts Frisches, Grünes. Allerdings bekomme ich in zehn Tagen die Erlaubnis, etwas einzukaufen. Ich besitze derzeit einige Euros; und ich lese in der JVA-Zeitung, daß man Karotten und anderes Gemüse kaufen kann.

Gegen meinen hohen Blutdruck werde ich behandelt wie zuvor, und gegen meine Periodontose erhielt ich Kräuterextrakte, die ich in den USA und Kanada seit zwei Jahren nicht erhalten habe. Und ich darf diese Produkte sogar mit in meine Zelle nehmen! Eine große Erleichterung!

Bitte faxe diesen Brief an meine Geschwister, Söhne, Freunde und Gefährten.

Ich verbleibe Dir in Treue

Dein E.Z.
 

Absender:
Ernst Zündel
JVA Mannheim
Herzogenriedstraße 111
D-68169 Mannheim
 

http://www.zundelsite.org/

[Protestkundgebung am 20. April 2005
gegen die Inhaftierung Ernst Zündels
]

Übersetzung. Hanne Pfiz-Soderstrom

Freiheit für Ernst Zündel!
Der Nationalanarchismus und
der Fall Ernst
Zündel
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