AUTO: -CHTHON & -NOM Nr. 17, Mai 2005 – Übersicht –
Detlef Nolde1
Offener Brief an Ernst Zündel2
Werter Herr Zündel!
Über die Medien und zuletzt über die Nr. 16 der nationalanarchistischen Stromzeitschrift autochthon & autonom („Deckblatt“ liegt bei) habe ich von Ihrem Schicksal erfahren. Da ich bis ungefähr 1997 Ihre Germania-Rundbriefe erhalten habe und ein Anhänger der Meinungsfreiheit bin, bringe ich Ihrer Haltung als auch Ihrem Einsatz hohen Respekt entgegen.
Es ist wohl ein Merkmal der sich herausbildenden Weltdiktatur der Plutokraten, daß die Grundrechte der Menschen immer mehr ausgehebelt werden. Offenbar sind
die Architekten der „herrschenden Meinung“ in großer Angst, daß ihre „offenkundigen Tatsachen“ keiner kritischen Bestandsaufnahme standhalten, und irgendwie ist ihre Macht mit dem Erhalt dieser
Denkverbote gekoppelt. Wie sonst ist es zu erklären, daß Ernst Zündel im Gefängnis sitzt?
So denken zumindest viele. Aber ist das verwunderlich? Wäre es deshalb für die Obrigkeit nicht viel sinnvoller – auch im Hinblick auf die eigene
Glaubwürdigkeit –, würde man eine freie Diskussion zulassen, in dem jeder seine Standpunkte darlegen kann? Der ehemalige Nationalsozialist – heute FDP-Mitglied – Stefan Jahnel schreibt in seinem
Buch „Mythos Neonazi – Abrechnung eines Aussteigers“ auf Seite 72 ganz richtig:
„Tatsächlich denke ich, da gibt es eine gemeinsame irrige Grundhaltung zwischen Neonazis und Demokraten. Beide scheinen davon auszugehen, daß dieses
demokratische System zusammenbrechen würde, wenn die Leute nicht mehr an den Holocaust glauben würden. Ich halte das für hanebüchenen Unsinn. Das Dritte Reich hat sich in seiner Gesamtheit als nicht wünschenswerte
Alternative zu unserer Demokratie gezeigt. Selbst wenn man Krieg und Judenvernichtung abzieht, bleibt doch soviel Schlechtes als abschreckendes Beispiel über.“
Ich bin in der DDR aufgewachsen und kenne die Mechanismen der Unterdrückung und der Gesinnungsdiktatur noch genau. Ähnliche Tendenzen nehme ich heute wahr.
Nicht alle, aber die meisten tonangebenden „Linken“ kümmert das nicht, da sie sich in dem Irrglauben befinden, würde man offen über den Holocaust sprechen können, wäre das Ergebnis eine Aufwertung des
Nationalsozialismus, ihres politischen Gegners. Woher die Angst, frage ich dann, wenn doch das „eigene“ Geschichtsbild so wasserdicht ist? Eher das Gegenteil könnte sogar der Fall sein: Die Tabuisierung
bestimmter Themen stärkt eher den Neo-Nationalsozialismus, als es ihm schadet. Denn verbotene Früchte schmecken besonders gut. Es wäre also nur im antifaschistischen Sinne, endlich Meinungsfreiheit auch für
Revisionisten zu gewähren.
Es war mir eine Herzensangelegenheit, Ihnen in den Kerker einige solidarische Zeilen zukommen zu lassen. Ich hoffe, daß diese schlimme Zeit bald vorüber gehen
und Sie als gesunder Mann die Freiheit wiedererlangen werden.
Mit freundlichen Grüßen
Detlef Nolde
2 Ernst Zündel, 2005-04-15, JVA Mannheim, Herzogenriedstraße 111, D-68169 Mannheim
zurück zur Übersicht AUTO Nr. 17
|