Nationalanarchismus

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Nationalanarchismus

 letzte Aktualisierung: 30. Mai 2007

Nationalanarchismus

AUTO:  -CHTHON & -NOM
Nr. 18, 18. Mai 2005
– Übersicht –

 

Luis Fernández Vidaud

Erklärung zum 8. Mai

Offener Brief an Ulrich Brinsa, Abgeordneter für den Wahlkreis 1 in Reinickendorf im Berliner Abgeordnetenhaus

Herr Abgeordneter,

heutzutage redet man von den Tugenden der Demokratie, während man im gleichen Atemzug den Nationalsozialismus als "undemokratisch" verurteilt. Aber diese Bewertung entspricht den Tatsachen m.E. nicht.

Diese Einfalt rührt auch von der irrtümlichen Auffassung, daß das Gegenteil von (bürgerlicher) Demokratie Diktatur heißt. Dies ist historisch falsch. Denn, wer sich mit den Schriften von Thomas Jefferson, einem der Gründer der nordamerikanischen Republik, befaßt, der stellt gleich fest, daß das Gegenstück von Demokratie und Republik Monarchie hieß und m.E. immer noch heißt.

Damals wurden Monarchien als "in der Regel absolutistisch" bezeichnet, aber damals hat man m.E. allzu sehr verallgemeinert. Man hat denjenigen Königen und Königinnen Unrecht getan, die gut regiert haben. Erinnern Sie doch an "le bon roi" in Frankreich oder woanders. Auch im heutigen Europa regieren manche Monarchien exemplarisch besser als Republiken.

Daß ein König gut war und auch wußte, zwischen Gutem und Bösen gut unterscheiden zu können, war allerdings keine Garantie dafür, daß der Nachfolger ebensogut sein wird. Tugend ist ja schließlich nicht vererbbar und auch nicht auf andere z.B. durch bestimmte Körpersäfte oder auf anderem Wege übertragbar. Platon hat sogar in seinem Dialog Menon in Zweifel gestellt, daß sie lernbar sei.

Heutzutage wissen wir, daß manche Demokratien und Republiken schlechte Regierungen bilden können – ja sogar sehr schlechte. Daraus folgt, daß die Demokratie kein Wertesystem verkörpert. Aus der Gewaltenteilung geht ebensowenig keine Wertordnung hervor. Auch die "öffentliche Ordnung" – so wie Demokratien und Republik diesen Begriff aus dem römischen Recht verstehen – gibt an sich keine Wertordnung wieder und kann auch keine hervorbringen. Alle diese Begriffe, alle diese Institutionen sind vielmehr wertentleert oder – wie Karlsruhe es einmal in Worte gefaßt hat – "wertneutral" bzw. laizistisch geprägt.

Und es fällt mir angesichts der Fülle an Information, die mir zur Verfügung steht, recht schwer, die Behauptung nach bestem Wissen und Gewissen aufzustellen, daß das Dritte Reich "undemokratisch" sei, vor allem in einem wesentlichen Aspekt hinsichtlich der Tatsache, ob es eine Volksherrschaft war oder nicht.

Denn Herr Dr. Roland Freisler hat in einem Aufsatz vom Jahre 1934 mit der Überschrift "Richter und Gesetz" zu Recht festgestellt, daß die Nationalsozialisten "die Herzen des Deutschen Volkes erobert haben." Also volksdemokratisch war das Dritte Reich auf alle Fälle, obwohl es nicht legitim an die Macht kam.

Nach der Niederbrennung des Reichstages hat aber auch das Dritte Reich das Parlament aufgrund seiner vermeintlichen "Überflüssigkeit" abgeschafft und den Gesetzgeber durch den Führer höchstpersönlich ersetzt.

Heutzutage erleben wir in Deutschland eine ähnliche Entwicklung, wo der Gesetzgeber durch die Kartellbildung von Rechtsprechung, Verwaltung und Regierung ebenfalls "überflüssig" gemacht und als "lästig" bzw. "unbeachtlich" empfunden wird. Sein Wirken ist durch die übrigen Staatsgewalten unerheblich geworden.

Wenn irgendetwas uns vom Nationalsozialismus unterscheiden soll, dann soll es in der ethischen Wertordnung liegen. Gerade Art. 2(2) GG wurde in das Grundgesetz aufgenommen, damit sich die nachkonstitutionelle Ordnung wenigstens in etwa vom Dritten Reich abgrenzen konnte.

Aber Wertordnung hat wiederum sehr viel mit Gedanken, Gewissen, Bewertung von Verhalten, Beobachtung und Wahrnehmung und auch mit Glauben und Bekenntnis zu tun. Das sind alle Größen und Kompetenzen, welche in der nachkonstitutionellen Ordnung zu kurz kommen und erheblich eingeschränkt werden. Durch diese Ordnung nach Ende des II. Weltkrieges ist der geistige Lebensraum beeinträchtigt. Daraus ergibt sich das Phänomen "Mensch ohne Raum".

Diese Verengung äußert sich insbesondere dadurch, daß die Menschen in diesem Land nicht nüchtern, nicht sachlich und nicht ausgiebig genug über ethische und sittliche Fragen reden können. Das hat zur Folge, daß entweder die Menschen darüber schweigen oder plötzlich aus dem Nichts Kommandos hochposaunen, die nach einer absoluten Gültigkeit trachten und sich als geltungssüchtig im höchsten Maße erweisen.

Die Kultur des Dialogs und des Abwägens sowie der Berücksichtigung unterschiedlicher Gesichtspunkte auf einmal fehlt. Weil sie fehlt, sind wir dem Fundamentalismus jeglicher Couleur wehrlos ausgeliefert.

In der nächsten Bürgersprechstunde wollte ich, Herr Abgeordneter, mit Ihnen auch über diese Themen sprechen, deren Erörterung die öffentliche Ordnung neugestalten und neu verfassen könnte. Um unsere Integrität wiederzuerlangen, müssen wir so nach Werten suchen, wie Kinder nach Ostereiern suchen. Wir müssen sie erst entdecken, weil sie einfach in unserer Nation nicht vorhanden sind.

Darum wünsche ich Ihnen für heute einen Tag ohne die Vorherrschaft von seelischer Belastung. Dies soll ein Tag sein, der für die innere Läuterung geeignet ist und der dies auch erlaubt.

Ihr Luis
im psychedelischen Sektor von Berlin
beim Tempel "Wat Nu"
http://www.psychonauten.de/

 

Ulrich Brinsa Berliner Abgeordnetenhaus

Luis Fernández Vidaud

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