AUTO: -CHTHON & -NOM Nr. 18, 18. Mai 2005 – Übersicht –
Gerd Honsik
Offener Brief an Horst Mahler
Lieber Herr Mahler!
Ihre Briefe enthalten Licht- und Schattenseiten.
Gut fand ich es, daß Sie die Empfangsdemonstration für Ernst Zündel vom 20.
April auf einen anderen Tag verlegt haben. Schlecht fand ich, daß Sie diese Demonstration zunächst überhaupt an Hitlers Geburtstag anberaumten.
Gut fand ich, daß Sie Ihr „Gebot zur Diskriminierung“ später
dahingehend so interpretierten, daß Sie dieses zunächst schockierende „Gebot“ einleuchtend als die abwertende Unterscheidung des Bösen vom Guten deuteten.
Schlecht fand ich, ein solches „Gebot zur Diskriminierung“ zuvor
verlangt zu haben.
Gut fand ich Ihre Beteuerungen, daß Sie ohnehin nichts gegen die Juden als
Rasse hätten.
Schlecht finde ich es, daß Sie immer wieder verallgemeinernd den Kampf
gegen „den Juden“ oder gar gegen „Alljuda“ verlangen. Sie sind doch Mensch, und Sie sind Anwalt.
Gut fand ich, daß Sie beteuern, für die Freiheit des Volkes einzutreten.
Schlecht fand ich, daß Sie zuvor zum Beweis für dessen Unmündigkeit
Schiller aus dem Zusammenhang rissen, um mit dem folgenden Zitat das Gegenteil zu beweisen: „Mehrheit, das ist Unsinn. Verstand ist stets bei wen’gen nur gewesen.“ Das deutsche Volk in Österreich hat mit
seinem Mehrheitswillen im letzten Jahrhundert – auch gegen die eigene Regierung und gegen Hungerblockade – in mutigen Volksabstimmungen mehr Verstand bewiesen als selbsternannte Eliten, von denen Sie
offenbar schwärmen. Denn wer sonst sollte diese auf den Schild heben, wenn nicht das Volk?
Gut finde ich, daß Sie die Volksgemeinschaft loben und von einer
(heilsgeschichtlichen?) Kraftanstrengung des Deutschen Volkes im Zweiten Weltkrieg sprechen.
Schlecht finde ich es, daß Sie Hitler als Antidemokraten und die Demokratie
als eine Erfindung von Karl Marx bezeichnen, nachdem Sie fünf Zeilen vorher (Fax 29.4.2005) Demokratie und Kapitalismus gleichgesetzt hatten. Ihr intolerantes Eifern wider den Begriff Demokratie, dem sie einen
anderen Sinn geben wollen, halte ich für schädlich und hoffnungslos.
Sie gleichen dabei einem Mann, der seine Abneigung gegen Pferde damit begründet, daß diese zwei Höcker hätten und Wiederkäuer seien. Tatsächlich aber haben Pferde keine Höcker und sind keine Wiederkäuer. Sonst wären sie ja Kamele. Sie wählen Beispiele, die im voraus schon als falsch erkennbar
sind:
Sie beschreiben nun Amerika als Demokratie, obwohl sie wissen, daß diesem Lande alle Merkmale einer Demokratie fehlen: Die Macht geht dort vom
Gelde und nicht vom Volke aus. Die gegenteiligen Beteuerungen der dortigen Machthaber glaubt außer Ihnen niemand, den ich kenne. Gleichzeitig bemühen Sie sich immer wieder, Hitler als Beispiel für einen
Antidemokraten zu bemühen. Dabei müssen Sie hoffen, daß ihre Zuhörer niemals „Mein Kampf“, 3.Kapitel, gelesen haben, wo Demokratie so definiert wird, wie sie seit Jahrtausenden gepflogen wird. Da heißt es: „Dem
steht gegenüber die wahrhaft germanische Demokratie der freien Wahl des Führers mit dessen Verpflichtung zur Übernahme aller Verantwortung...“ Bei aller Milde, mit dem ich Ihrem Schwärmen für Hegel
begegne: Hitler zum Antidemokraten und die USA zur Demokratie zu machen, das wird ihnen auch mit Hegels Hilfe nicht gelingen.
Wäre es denn nicht besser, die Begriffe unserer Muttersprache einfach so zu gebrauchen, wie diese in der Umgangssprache verwendet werden? Also
ohne Spitzfindigkeiten, die ellenlange Erklärungen und Rechtfertigungen verlangen?
- Also das Wort „Diskriminierung“ einfach für ungerechte Benachteiligung zu nehmen?
- Also mit „Demokratie“ einfach eine von der Volksmehrheit legitimierte Staatsform zu bezeichnen und nicht die Diktatur einer illegitimen Minderheit
von Freimaurern?
- Also statt Judenhaß als „normal“, diesen besser als verwerflich zu bezeichnen? (Auch wenn er auf allen Kontinenten zur „Norm“ gehört!)
Dann bräuchten Sie nachher nicht Anstrengung darauf verwenden, daß Sie
a.) ohnehin niemanden ungerecht benachteiligen wollen, daß Sie b.) die USA ohnehin nicht für eine echte Demokratie, sondern für
eine Freimaurerherrschaft hielten und sie die Fremdbestimmung der USA über das Deutsche Volk ohnehin nicht durch eine andere Form der Entmündigung ersetzen wollten und daß Sie c.) ohnehin nicht zum
Haß gegen alle Menschen jüdischer Abkunft aufrufen wollten und den 11. 9. ohnehin nicht ... sondern nur ... u.s.w.
Wieviel wirksamer könnten Sie die Verbrechen von Juden verdammen, wenn sie die Unschuldigen von Ihrem gerechten Zorn klar erkennbar aussparen
würden!
Was bringt es, zuerst immer falsch verstanden werden zu wollen?
Was bringt es, wenn wir, denen seit sechzig Jahren die Demokratie verweigert wird, diese bekämpfen, obwohl wir unter deren Verweigerung zu leiden haben? Was bringt es, wenn wir, die wir seit sechzig
Jahren Opfer kollektiven Hasses sind, nun den Schein erweckten, kollektiven Haß als etwas Normales gutzuheißen? Was bringt es uns, wenn unser Volk und die, die es verteidigten, seit sechzig Jahren diskriminiert
werden, nun die Diskriminierung gutheißen? Was bringen uns diese Spitzfindigkeiten, außer unsere Verfolger darin zu bestärken, weiterhin mit uns so zu verfahren, wie bisher? Und unsere Standpunkte allem
Volke zu verschließen?
Auch Ihre jüngsten Wortschöpfungen halte ich für unglücklich: Werteverelendung: klingt, wie wenn nicht wir, sondern die Werte selbst sich
minderten. Güterverelendung: klingt, wie wenn nicht wir, sondern unsere Güter an Güte abnähmen.
Was bringt es, vor dem Versuch des Feindes, sich mit Trug und Tücke unserer Sprache zu bemächtigen, bedingungslos zu kapitulieren und ihm das
Feld kampflos zu überlassen, um in eine neue Sprache flüchten, die keiner versteht?
An Ihrem Mut und Ihrer Aufrichtigkeit habe ich keine Zweifel, die obige Kritik halte ich aber für unabdingbar.
Mit freundlichen Grüßen
Gerd Honsik
P.S: Die Schriften von Konrad Lorenz, Christus, Luther, Hitler oder Clausewitz sind allem Volke verständlich. Ihre Schriften zu erschließen,
kostet mich Anstrengung.
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