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Nationalanarchismus

 letzte Aktualisierung: 30. Mai 2007

AUTO:  -CHTHON & -NOM
Nr. 18, 18. Mai 2005
– Übersicht –

 

Hanne Pfiz-Soderstrom

„Befreiung“ von Leben, Familie und Heimat

Unlängst stieß ich in einem nordamerikanischen Antiquariat auf das Buch „Ostpreußisches Tagebuch/Aufzeichnungen eines Arztes aus den Jahren 1945-1947“ von Hans Graf von Lehndorff. Das erschien mir gleich einer Fügung, zumal der 8. Mai 2005 – nunmehr 60 Jahre nach der „bedingungslosen Kapitulation“ – von den Bütteln der Siegermächte den Deutschen als Tag der „Befreiung“ aufgepfropft wird und dieser Tag in der BRD Jahr für Jahr gefeiert wird.

Man merke auf: Mitgefeiert werden also auch der Siegermächte Zerstörung, Mord an den Deutschen, Ausplünderung und Eroberung nach Kriegsende. Unfaßbar.

Die Tagebuchaufzeichnungen Lehndorffs, erschienen erstmals als 3. Beiheft zur „Dokumentation der Vertreibung der Deutschen aus Ost-Mitteleuropa“, sprechen von Mord, Vergewaltigung, Hungertod und Raub und wurden vom Bundesministerium für Vertriebene, Bonn herausgegeben. In Berlin dürfte man also Kenntnis darüber haben.

Am 8. Mai 1945 befindet sich der Arzt Graf Lehndorff im Lager Rothenstein in Königsberg. Kälte ist Grund der meisten Todesfälle. Hinter der Umzäunung des Lagers wird ein Loch gegraben, „in das die Toten, fünfzig bis sechzig am Tage, hineingeworfen werden, größtenteils nackt. Bei den Männern stirbt ein großer Teil an Gesichtsrose. Bei den Frauen ist die qualvollste Begleiterscheinung von Hunger und Kälte ein plötzlich auftretender ungeheuerlicher Schmerz in den Grundgelenken der Zehen. Ein Mann, der aus dem Keller des Lagers getragen wurde, war mit Läusen so bedeckt, daß man ihn nur mit einem Ameisenhaufen vergleichen konnte.“

In Pillau (westlich von Königsberg am friesischen Haff) liegen am 31. Januar 1945 zahllose Menschen in den Dünen. „Das Haff selbst ist z. Zt. Schauplatz unermeßlichen Leidens. Viele tausend Flüchtlinge sind mit ihren Wagen unterwegs über das Eis zur Nehrung hin, und über ihnen kreisen russische Schlachtflieger.“

In Königsberg wimmelt es am 9. April 1945 von Russen. Die Stadt ist in ihrer Hand. Alles Eßbare wird von ihnen zerstört. Säcke mit Mehl aufgeschlitzt, Patienten des Krankenhauses werden geplündert, „Davai suda! Frau komm“; die „Frauen wimmern und werden unter Zuhilfenahme der Polen mitgeschleppt. Es stört die Russen nicht, daß sie halbe Leichen vor sich haben. Achtzigjährige Frauen sind vor ihnen ebensowenig sicher wie bewußtlose. Eine der Frauen wurde 128 mal von den Russen vergewaltigt.“

Ende April 1945 werden etwa zweitausend Männer im Lager Rothenstein zusammengepfercht. Die meisten hocken oder stehen. Die Frauen sind getrennt von den Männern und sitzen Rücken an Rücken auf dem Boden. Die Zahl der Toten hat sich vermehrt. Es sind hauptsächlich Ruhrkranke, ganz abgesehen von „der ungeheueren Zahl geschlechtskranker Frauen, an deren Sichtung gar nicht zu denken ist“. Die Gefangenen suchen nach verbrannten Holzresten, um diese gegen Ruhr zu kauen. Die Zwillinge, die vor einem Monat im Lager geboren wurden, sind an Kälte gestorben.

Im Juni 1945 müssen die Kranken ins Deutsche Zentralkrankenhaus in Königsberg umsiedeln... „Kein Fenster ist mehr heil. Die Türen sind aus den Angeln gehoben und liegen auf den Gängen herum. Alle Abflüsse sind verstopft. Licht- und Wasserleitungen sind aus den Wänden gerissen...“ Die Menschen, die dem Arzt gebracht werden, sind nahezu alle im gleichen Zustand. „Oben zu Skeletten abgemagert, unten schwere Wassersäcke. Ihre Beine spüren sie schon gar nicht mehr. Das zeigt sich, wenn wir sie auf den Tisch legen und ihnen mit einem Messer von oben herunter die speckige glasige Haut aufschneiden, ohne daß sie irgendwie darauf reagieren. (...) Ein merkwürdiges Sterben ist dieser Hungertod. Nichts von Revolte. Die Menschen machen den Eindruck, als hätten sie den eigentlichen Tod schon hinter sich.“

Am 19. Oktober 1945 gelingt es Lehndorff unbemerkt, Königsberg zu verlassen. Es zieht ihn nach Januschau, den Gutshof seiner Kindheit. Zu Fuß schlägt er sich bis Grasnitz durch. Dort vermutet er noch eine Tante. Die Ortschaften sind ausgebrannt. Das Getreide auf den Feldern steht ungeerntet. Seine Tante lebt noch. Er bleibt einige Zeit dort. Grasnitz steht unter der Verwaltung der Polen. Die noch zurückgebliebenen Deutschen müssen für die Polen arbeiten und kommen auf diese Weise zu etwas Kartoffeln, die sie sich mitnehmen und auf dem Feld für den kommenden Winter einmieten. Jede freie Stunde wird zur Nahrungssuche benutzt. Die Russen sprengen die Seen, um an die Fische zu kommen. Was übrig bleibt, holen sich die Deutschen bei Nacht. Wälder werden von den Russen gerodet. Rotwild und Wildschweine gejagt. Wild wird angeschossen und liegengelassen. „Güterzüge kommen voll aus Berlin und fahren leer wieder zurück. Auf ihnen transportieren die Russen alles, was sie in Deutschland abmontieren, in große Kisten verpackt oder auch lose, nach dem Osten.“ Deutsche und Polen fahren die Züge. Lehndorff behandelt wieder die Kranken. „Was ambulant zur Behandlung kommt, das sind in der Hauptsache all die Frauen und Mädchen mit den gleichen furchtbaren Krankheitserscheinungen, vor denen wir kapitulieren müssen...“

Am 14. Januar 1946 verläßt der Arzt Grasnitz. Seine Tante begleitet ihn durch den Wald. Wie aus einem Kinderbuch erscheint ihnen die Zeit, die sie zusammen gelebt haben. Die Heimat ist stark und gegenwärtig. Er weiß, daß in seinem Heimatort Januschau die Russen sind. Trotzdem zieht es ihn dorthin. Und dann ist er da. „Jede Biegung des Weges erfüllt von tausendfältigem Erinnern aus einem früheren Dasein. Ein Mensch allein kann das alles kaum fassen.“ Er sieht das elterliche Haus und hofft, daß noch ein paar Deutsche da sind. Aber es gibt in Januschau keine Deutschen mehr. Der Treck im vorigen Winter ist nur etwa 40 km weit gekommen. Seine Mutter und sein Bruder und mit ihnen 16 weitere Januschauer sind dort von den Russen erschossen worden. Die wenigen Deutschen, die noch in Schwalgendorf sind, häkeln sich Schuhe aus Bindefaden. Eine Frau fertigt aus zwei Futtersäcken eine Hose für den Arzt. Dieser schneidet aus Buchenholz Häkelhaken für die Schuhherstellung. „Außer Bindefaden ist dazu Fahrradgummi und Telefondraht notwendig. Beides ist vorhanden, da die Fahrräder kaputt sind und die Telefonleitungen von den Masten herunterhängen.“

Am 7. März 1946 werden die Russen unruhig und sprechen von Krieg. Die Amerikaner und Engländer sollen an der Elbe aufmarschiert sein und auch die Deutschen bewaffnet haben.

Am 10. März 1946 wurde in Rosenberg, wo Lehndorff jetzt die Kranken betreut, ein Kind geboren. Das letzte rein deutsche im Ort. Stalin soll eine Rede gegen die Engländer gehalten haben. In Januschau wurden viele Pferde geschlachtet um Konserven für die Russen zu machen.

Der Arzt wird von der UB, der polnischen Gestapo, angehalten und ins Gefängnis gesperrt. Da er jedoch für die Russen arbeitet, läßt man ihn nach Tagen wieder gehen. Die paar Deutschen haben sich daran gewöhnt, die Russen gegen die Polen auszuspielen. Neuerdings bekommen sie sogar „Gehalt“. Der Arzt erhält pro Monat 77 polnische Zloty. („Ein Pfund Zucker kostet 90 Zloty.“) Die Russen zünden überall im Wald Feuer an, um die explodierten Fische gleich zu braten. Das Land gilt ihnen nichts.

Am 4. Mai 1947 wurden alle noch vorhandenen Deutschen nach St. Eylau ins Lager gebracht und dort mit Läusepulver bestreut. Am 7. Mai werden sie nach Deutschland ins Lager Esterhorst, bei Hoyerswerda abtransportiert. Dem Arzt wird eine Krankenstation zugeteilt. Seine Patienten sind „fast ausnahmslos sogenannte Dystrophiker, Verhungerte, Menschen, die gerade noch lebten, Skelette mit maskenhaften Gesichtern und geschwollenen Beinen.“ Und hinter Stacheldraht waren lauter jüngere Männer, die um ihres Deutschtums willen aus den Donauländern nach Rußland verschleppt worden waren und jetzt nach Deutschland abgeschoben wurden. „Sprechen konnte man mit ihnen nur sehr behutsam. Instinktiv fühlte man: Nur nicht fragen, nur nichts anrühren in ihnen. Ein kleines Aufflackern der Seele könnte die Lebensgeister zum Erlöschen bringen.“

Pfingsten 1947 erlebte der Arzt noch im Lager, dann verließ er dieses und fuhr nach Berlin. Er hoffte, von dem berichten zu können, was in diesen Jahren über sie und ihre Heimat gegangen war.


Wagen an Wagen

Um Allerseelen
In der dunklen Nacht,
Wenn vor uns stehen,
Die immer neu unserem Herzen fehlen, –
Erinnerung erwacht
An die alten Kirchen, die Hügel im Feld,
Wo sie schlafen, Vätern und Nachbarn gesellt,
In verlorener Heimat über der See, –
Und an alle, die hilflos und einsam starben,
An alle, die sinkend im Eis verdarben,
Die keiner begrub, nur Wasser und Schnee,
Auf dem Weg unsrer Flucht, – dem Weg ohne Gnade!
Und wir ziehen im Traum verwehte Pfade
Wagen an Wagen, endloser Zug,
Der ein Volk von der Heimat trug!
Von Norden, von Osten kamen wir,
Über Heide und Ströme zogen wir,
Nach Westen wandernd, Greis, Frau und Kind.
Wir kamen gegangen, wir kamen gefahren,
Mit Schlitten und Bündel, mit Hund und Karren,
Gepeitscht vom Wind, vom Schneelicht blind, –
Und Wagen an Wagen.
Zuckend wie Nordlicht am Himmel stand
Verlaßner Dörfer und Städte Brand.
Und um uns heulte und pfiff der Tod,
Auf glühendem Ball durch die Luft getragen.
Und der Schnee wurde rot.
Und es sanken wie Garben, die hilflos starben.
Und wir zogen weiter,
Und Wagen an Wagen, – –
Und kamen noch einmal, trügrisches Hoffen,
Durch friedliches Land.
Tür stand uns offen
Bei jenen, die nicht unser Leiden gekannt.
Sie kamen, sie winkten, sie reichten uns Brot, –
Sie luden die Not
Am warmen Herde zu sich als Gast.
Scheune und Stroh rief Müde zur Rast.
Doch wir konnten nicht bleiben.
Wir zogen vorüber,
Und Wagen an Wagen.
Und hörten durch Sturm und Flockentreiben
Das Glockenlied ihrer Türme noch
Und hörten doch
Das Dröhnen des Krieges, der hinter uns zog.
Und vom Wegkreuz bog,
Blutend, mit ausgebreiteten Armen,
Sich dorngekrönter Liebe Erbarmen.
Wir konnten nicht halten, wir konnten nicht knien.
Sie kamen hinter uns, Wagen an Wagen, –
Unsre Herzen nur schrien:
O blick nach uns hin!
Wir wandern, wir wandern, endloser Zug,
Volk, das die Geißel des Krieges schlug,
Entwurzelter Wald, von der Flut getragen, –
Wohin?
Wohin? – – –


Agnes Miegel (1949) 

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