Nationalanarchismus

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Nationalanarchismus

 letzte Aktualisierung: 30. Mai 2007

AUTO:  -CHTHON & -NOM
Nr. 19, August 2005
– Übersicht –


 

Johannes Scholler

Vergessener Anarchismus im nachmonarchistischen Rußland und Deutschland. Die Räterepublik als Ziel des Jungdeutschen Ordens in den 1920er Jahren (1)

Die Revolutionen 1917 in Rußland und 1918 in Deutschland zielten auf die Beseitigung monarchischer, auf den Adel gestützter, wie auch parlamentarischer, auf Parteien gestützter bürgerlicher Regierungsformen. Der neue Staat sollte allein auf Arbeiter-, Soldaten- und Bauern-Räte gestellt sein. In beiden Fällen endete die Räte-Revolution in Diktaturen; in Rußland innerhalb eines Jahres, in Deutschland war es ein 14 Jahre währender Übergang zur nationalsozialistischen Diktatur. Auch in Deutschland scheiterte die Räterevolution schnell. Aber es waren dann zehn Jahre Zeit für einen zweiten Anlauf. Dieser zweite Anlauf erstickte in der nationalsozialistischen Diktatur, aber man hatte aus Fehlern gelernt und ein Fundament gelegt, auf dem aufgebaut werden kann. Für jene in Rußland, die den Glauben an eine menschengerechte Räteordnung nicht verloren haben, ist deshalb Grund, an die in Deutschland erzielten Ergebnisse anzuknüpfen.

Es waren und sind zwei zählebige Irrtümer, die einem Erfolg bisher entgegenstanden:

1. der Glaube, ein Rätesystem müsse politisch links orientiert sein,

2. die Meinung, die Räteordnung sei im Produktionsprozeß zu verankern.

zu 1.: In Wirklichkeit ist der Rätegedanke im eigentlichen Sinne unpolitisch und läßt sich in ein politisches Links/rechts-Schema nicht einordnen. Er ist eine Art Schutzimpfung gegen ständige Bedrohung durch Staats- und Wirtschafts-Krankheiten.

zu 2.: Dafür gibt es bei einer an Handarbeit orientierten Wirtschaft eine Chance, nicht bei einer maschinengestützten großindustriellen.

Nachdem auch in Deutschland eine von links herkommende, an diesen beiden Grundsätzen orientierte Rätebewegung schnell scheiterte, blieb noch Zeit für eine neue Rätebewegung, die diese Kinderkrankheiten vermied.

Merkwürdigerweise kam diese Bewegung von rechts, nahm aber Fahrt nach links und war bald in ein Rechts/links-Schema inhaltlich nicht mehr einzuordnen. Getreu dem Rätegedanken war man parteifeindlich, mied aber ideologische Reizworte wie „sozialistisch“, „sowjetisch“ (rätisch), „liberalistisch“, „konservativ“ etc. Das im praktischen Alltag im Wohnbereich zu übende öffentliche Verhalten bedurfte klarer Grundsätze, aber keiner Ideologie.

Die Bewegung war zu auffallend, als daß die politische Wissenschaft diese hätte ignorieren können. Aber sie paßte nicht ins wissenschaftliche Schema und wurde und wird gelegentlich als „nationalistisch“ oder „antisemitisch“ abgewertet (obwohl eine Aussöhnung mit dem „Erbfeind“ Frankreich verlangt wurde und obwohl Nationalsozialisten dieser Bewegung „Judenschutz“ vorwarfen).

Die Bewegung wurde bekannt unter dem Namen „Jungdeutscher Orden“. Ihre antikapitalistische und pazifistische Ausrichtung erscheint schon in den Untertiteln „Volk gegen Kaste und Geld“ und „Sicherung des Friedens durch Neubau der Staaten“ ihres 1927 erschienenen Manifests.

Artur Mahraun, der die Bewegung gründete und leitete, nahm aktiv am ersten Weltkrieg teil. Heimgekehrt, weigerte er sich, sein klassensprengendes Kameradschaftserlebnis im Felde gegen wirtschaftliches Ellenbogenverhalten im neuen heimatlichen „Frieden“ einzutauschen.

Er fand viele Gleichgesinnte. Die Bewegung (der Orden) wuchs an auf 50.000 Aktive und einige hunderttausend Sympathisanten. Infolge ihrer antikapitalistischen Einstellung fanden sie keine Unterstützung von den Geldmächten, welche die konkurrierenden Nationalsozialisten reichlich erhielten. Nur so konnten die Nationalsozialisten Ende der 1920er Jahre den Jungdeutschen Orden überrunden und den Staat erobern. Nach 1945 hinderten kapitalistisch eingestellte Besatzungsmächte einen Neuanfang dieser deutschen Bewegung. Daß im von der roten Armee besetzten Teil Deutschlands diese Bewegung keine Chance bekam, liegt auf der Hand, nachdem Lenin schon 1918 die Räte entmachtete und nur die äußere Form stehen ließ.

Der Kern des neu einzurichtenden Staates ist in der Vorstellung des Jungdeutschen Ordens die Neuschöpfung Gemeinde der Nachbarn, gebildet von je einigen hundert benachbarten Familien. Dieser Personenkreis, der einer Familie noch mehr ähnelt als einem Staat, besorgt die stets drängenden sozialen, wirtschaftlichen und kulturellen Aufgaben mutualistisch, d.h. in gegenseitigem Austausch aus freien Stücken. Erst was diese Gemeinde der Nachbarn aus eigener Kraft nicht leistet, wird nach Außen an größere und spezialisierte Gebilde abgetreten.

Die so verbundenen Nachbarn sind Räte und wählen aus ihrer Mitte Delegierte für einen Ring von Nachbarschaften. Mehrere solche Ringe bestimmen wieder ihre Delegierten für die nächste Stufe und so fort bis hinein in das staatliche Gebilde. Niemand wählt jemand, den er nicht gut kennenlernte. Das ist im „Jungdeutschen Manifest“ ohne wenn und aber so beschrieben, und auch wenn Mahraun und die begeisterte Gefolgschaft das Wort vermieden – sie wollten eine Räterepublik. Sie schufen wirksame Werkzeuge, diese einmal bei günstigen Winden zu gestalten und zu sichern.

Diesen Pionieren stand klar vor Augen, daß die feste Burg ihres neuen Staates – die Gemeinde der Nachbarn – mit neu entfachter Mitmenschlichkeit steht und fällt. Orientiert an den christlichen Begriffen des Nächsten und der Nächstenliebe fand Mahraun auf die Frage nach Autorität von Staat, Kirche, Partei und Wissenschaft einmal die Worte „sich neigen mehr zum Nächsten denn zum Höchsten“.

Orientiert am Christentum, wurde das Kreuzzeichen des altdeutschen Ritterordens zu ihrem Symbol gewählt. Es wurde nicht ausgeschlossen, daß die Wendung zum Nächsten im Kern jeder lebenszugewandten Religion enthalten ist.

An der ungelösten Sklavenfrage mit Ausgrenzung von Nächsten ging die Antike zugrunde. Noch ist keine Kultur aufgestiegen, die die Lösung brachte. Und so wurde und wird auch heute staatlich ausgeübter Mißbrauch fast allgemein billigend hingenommen, um die Entscheidung der 3000 Jahre alten Frage weiter hinauszuzögern. Doch die Zeit ist reif, und neu ertönt der Ruf „Sicherung des Friedens durch Neubau der Staaten“ – „Volk gegen Kaste und Geld“.
 

(1) geschrieben für einen Vortrag in Moskau 2003, die russische Übersetzung hier; damaliger Titel: Was war falsch mit den Räten?

 

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