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Wenn Ahmadinedschad die Umsiedlung von sechs Millionen europäischen Muslimen außerhalb Europas vorschlüge, würde niemand auch nur mit der Wimper zucken,
ausgenommen vielleicht Oriana Fallici und Monsieur Le Pen, die möglicherweise etwas gegen dieses Plagiat einzuwenden hätten. Forderte er die Ausradierung Frankreichs von der Landkarte, würden sich die Franzosen
nicht aus ihren Sitzen erheben, glauben sie doch, daß dafür schon eine Direktive aus Brüssel vorliegt! Ich bewundere Ahmadinedschad: nicht als Politiker: Dafür sollen ihn die Iraner beurteilen. Nicht als Theologe:
Das überlasse ich den Muslimen. Jedoch als einen wahren Dichter, der unsere Heuchelei entlarvt und unsere letzte heilige Kuh schlachtet. Die einzig mögliche Erklärung seiner Worte und Taten ist: Iraner haben
tatsächlich keinen nennenswerten Grund, sich um den jüdischen Holocaust zu kümmern. Niemand klagt sie an deswegen, noch nicht einmal Herr Yehuda Bauer von der Jerusalemer Holocaust-Gedenkstätte, der dazu neigt, die
Welt und ihre Nichte dafür anzuklagen, daß sie die Juden nicht gerettet haben. Die Perser von Cyrus bis Hosroes und Schah Mohammad Reza Pahlevi waren stets gut zu den Juden, und noch immer, auch noch jetzt in diesen
verrückten Tagen, gibt es im Iran eine große und blühende jüdische Gemeinde. Ahmadinedschad sprach über den Holocaust, so wie Hillary einst den Everest eroberte: als eine Herausforderung!
Die arglosen Revisionisten waren richtig aufgeregt, als er mit der Idee spielte, „endlich die Wahrheit aufzudecken“. Sie bereiteten ihre gut
durchblätterten Bücher und Diagramme über Gasverbrauch und Körperwärme vor. Doch Ahmadinedschad interessiert sich für die nackten Fakten des Zweiten Weltkrieges ungefähr so sehr wie Nerval dafür, seinen Hummer Gassi
zu führen. Die Holocaust-Doktrin anzuerkennen, ist für die Achse Tel Aviv / New York ein Zeichen der Unterwerfung, ein Zeichen des neuen Kolonialismus’. Ahmadinedschad weist das zurück, wie auch St. Paul die
Noachidischen Gesetze zurückgewiesen hatte: Nicht weil St. Paul an den heidnischen Opfern teilnehmen wollte, vielmehr, weil er es ablehnte, seine Befehle von den Juden entgegenzunehmen.
Die europäischen Führer – die fügsamen Unterstützer von offenkundigen Kriegsverbrechern, von George W. Bush, diesem Mörder unzähliger Afghanen, Iraker
und anderer Araber, und von Soul Mofaz, dem Mörder eines acht Jahre alten Mädchens2 (sowie Hunderten anderer), die er letzte Woche im belagerten Gaza tötete – saßen alle stramm und drückten brav ihre Empörung aus. Sie erhoben keine Einsprüche, als Israel im Gazastreifen Wehrlose im Tiefflug angriff. Als israelische Politiker damit drohten, den Iran in eine „radioaktive Wüste“ zu verwandeln, haben die Europäer das nicht als einen „Aufruf zum Völkermord“ bezeichnet.
Mit seiner Herausforderung bewahrte Präsident Ahmadinedschad die Ehre der Menschheit, wie es nur ein Dichter vermag.
Ich bewundere den Iran für seine Rosengärten, die leuchten wie Karmesin, für seine azurnen alten Moscheen, für die hinreißende Schönheit seiner Frauen, deren
schwarze Wimpern die Weiße ihrer Haut hervorheben, die durch den schwarzen Tschador schimmert. Ich bewundere den Iran für seine phantastischen Malereien, die der Verwüstung der Bilderstürmerei entgangen sind. Ich
bewundere den Iran für die geistige Subtilität seiner Dichter, die ihre Liebe zu Frauen und ihre Anbetung Gottes in einen untrennbaren Gesang vereinten, gleich dem Hohelied des Salomon. Ihre Rumi und Jami,
Sa’di und Ferdousi, Hafiz und Khayyam waren die verwegensten und lautersten, die jemals unsere Erde zierten. Ahmadinedschad ist Erbe dieser Tradition, ein verwegener Spötter unserer Heuchelei; ein Junge, der
des Kaisers neue Kleider durchschaut. Wenn auch der schinkenfaustige Yank diesen Wagehals plattwalzen und die Rosengärten von Schiraz verbrennen sollte, wie er einst die Blüten von Nagasaki einäscherte, dürfen wir
stolz sein auf Ahmadinedschad, unseren Zeitgenossen, der es wagte, auf den Schwanz des Tigers zu treten.
Die europäische und amerikanische Reaktion auf das Atomprogramm des Iran glich der von Onkel Toms Sklavenhalter Simon Legree, als dieser von dem entkommen
Sklaven erfuhr: „Was untersteht sich dieser Dunkelhäutige, des weißen Herrn Spielzeug zu berühren?“ Ihr hohles Geschwätz der „iranischen Bedrohung“ ist für die Unwissenden vorgesehen: Der Iran hat seit
den Kriegen um Anatolien im 5. Jahrhundert nach Christus nie und nimmer eine europäische Nation angegriffen; im Gegensatz dazu haben europäische Imperialisten wiederholt den Iran besetzt und kontrolliert, das
letztemal im Jahre 1942. Oder 1953, als sie den demokratisch gewählten Mosaddeq absetzen ließen, um diese uralte Nation weiter beherrschen zu können.
Richtig, der alte Kolonialismus ist tot. Weder kann England den Irak beherrschen noch Frankreich Algerien, doch der neue, kollektive Kolonialismus der
Imperialisten, der im Kern von den hochindustrialisierten westlichen Nationen über den Rest der Welt ausgeht, ist kaum besser. Die alten Gebieter haben sich entschlossen, aus ihren Ressourcen und ihrer Macht ein
Kartell zu bilden, um gemeinsam über ihre ehemaligen Sklaven zu herrschen. Sie trennten sich vom athenischen Modell, wo ein Bürger einen Sklaven hielt, zugunsten des spartanischen, wo Sklaven allen Spartanern
gehören. In diesem neuen, kollektiv-imperialistischen Universum, sind die Vereinigten Staaten der Arm, der Vollstrecker dieses neuen Kolonialismus’, während die Meinung, die Ideologie, von einem riesigen
Konsortium geliefert wird, das die Mehrheit der linken und rechten Druck- und Fernsehmedien – trotz aller vorgetäuschter Rivalität und Konkurrenz – von Madrid bis Moskau und von Texas bis Timbuktu
vereinigt und koordiniert.
Dieses Konsortium ist die reale Machtbasis, welche von den beiden amerikanischen Professoren John Mearsheimer (Chicago) und Stephen Walt (Harvard) höflich als
die „israelische Lobby in den US“ genannt wurde, obwohl dieses Kartell neben dem Staat Israel auch noch andere Fische brät. Und obgleich Mearsheimer und Walt voll zuzustimmen ist – die Professoren haben
das Problem eher minimalisiert als übertrieben, denn es ist mehr ein globales als ein lokales (die USA betreffendes) Phänomen. Das furchterregende AIPAC (American Israel Public Affairs Committee) ist lediglich die
Spitze des Eisbergs, worunter Meile an Meile soliden Eises liegen: Medienbarone, Chefredakteure und deren Experten – die Meister des Diskurses. Wie mit einen Zauberstab wurde dies durch die iranische Krise dem
nackten Auge überdeutlich: Alle schrieen mit einer Stimme – wie die Legionen von Dämonen in der Synagoge zu Capernaum auf die Worte von Jesus Christus.
In seiner denkwürdigen Rede sagte Ahmadinedschad: „Das gewaltige zionistische Netzwerk ist seit Jahrzehnten im Dienst der Imperialisten.“ Ob die
Zionisten im Dienst der Imperialisten stehen, oder die Imperialisten im Dienst der Zionisten, darüber kann man streiten. Es ist ein Beispiel gemanagter Revolution: Einige behaupten, die Juden waren die Manager der
Imperialisten, bis sie selbst die Leitung der Show übernahmen. „Oh nein“, sagen die anderen, „sie sind immer noch die Diener ihrer imperialistischen Oberherren.“ Egal, welche Position wir vertreten, die
Zionisten und die Imperialisten sind selbstverständlich miteinander verwoben und integriert, und wenn man die Idee einer iranischen Bedrohung für Israel akzeptiert, billigt man dieses dämonische Netzwerk.
Die Nationen, die sich den Meistern des Diskurses widersetzen, werden per Zwang gebändigt. Die Atomwaffe dient als großer Gleichmacher, wie dazumal das Gewehr
von Smith & Wesson im Wilden Westen. Damit nicht zu viel der Gleichmachung passiert, verhüteten amerikanische Pioniere, daß Gewehre in die Hände der Einheimischen fielen. Mit der gleichen Taktik verfährt nun der
Westen in seinem Versuch, dem Iran die Atomenergie zu verweigern.
Vor einigen Tagen wurde ich vom russischen Fernsehen Kanal Eins zu einer direkt übertragenen Diskussion eingeladen, wobei der Chef des Moskauer BBC-Büros die rhetorische Frage stellte, warum ein friedvoller Iran ballistische Waffen brauche und dazu eine Aufstellung des iranischen Raketenarsenals gab. Die Frage, warum ein friedvolles Britannien ferngesteuerte und Atomwaffen brauche, konnte er nicht beantworten! Fürwahr, warum braucht diese überhaupt jemand?! Aber wenn England mit seiner langen, blutigen Geschichte, die Dritte Welt zu unterwerfen – angefangen mit Irland bis Japan – dieses Spielzeug haben darf, dann ist es gleichermaßen Pflicht einer jeden größeren Nation, ihre Bevölkerung vor den Launen westlicher Gebieter beschützen zu wollen.
Jawohl, der Iran arbeitet noch immer an einem friedlichen Atomprogramm. Falls und wenn sich das Land jedoch entscheidet, die Bombe zu bauen, sollte diese
Entscheidung unterstützt werden, da sie den Frieden fördern würde. Es ist eine Tatsache, daß kaum jemand mehr für die Sache des Weltfriedens getan hat als Julius und Ethel Rosenberg und ihre Mitstreiter Harry Gold
und Klaus Fuchs. Diese wunderbaren Männer übergaben die Geheimnisse der von den Amerikanern gebauten nuklearen Waffen an Rußland und retteten dadurch Moskau und St. Petersburg vor dem Schicksal Hiroschimas. Ohne
ihre heroische Tat wäre Rußland von den Kolonialherren in eine radioaktive Wüste verwandelt worden. Joseph Stalin gab dieses Wissen an das aufstrebende China weiter, und das war eine sehr gute Tat – die
Amerikaner hätten sonst nicht gezögert, Vietnam mit Kernwaffen anzugreifen, wie sie es mit Japan getan hatten.
Das einzige, was Gorbatschow und Jelzin im Zuge ihrer Abwicklung der Sowjetunion nicht zerstört haben, ist Rußlands Atomschutzschild, weil sie vermutlich nicht
erwarteten, daß jemals wieder patriotische Kräfte in Moskau an die Macht kommen könnten. Dieses Schutzschild gewährt den Russen, die Nörgelei einer Frau Merkel außer acht zu lassen, und gibt ihnen die freie Wahl:
ihr Öl und Gas an Europa zu verkaufen oder den Strom nach China zu leiten. Und es gewährt den Weißrussen, den Präsidenten ihrer Wahl zu haben, den sie mit großer Stimmenmehrheit wählten. Ohne jenes Schutzschild
würde Lukaschenko wegen seiner unbeugsamen Weigerung, Vermögenswerte von Weißrußland an George Soros zu verkaufen, das Schicksal Noriegas und Milosevics ereilen.
Also gewährt auch den Iranern diese freie Wahl und stellt wieder Gleichgewicht in der Region her.
Und zu den aufrichtigen Gönnern unseres israelischen Wohls sage ich: Der Iran ist keine Gefahr. Die Wahrheit ist, die Juden könnten außerordentlich gut in
Palästina leben. Hätten wir 1948 mit der einheimischen Bevölkerung Frieden geschlossen, hätten wir unser gemeinsames Haus Palästina als die Nabe des Nahen Ostens behalten: wo Öl aus dem Irak in die Raffinerien nach
Haifa fließt. Wo Züge aus Bagdad auf der Fahrt nach Kairo an Lydda und Jaffa vorbeiflitzen. Wo mohammedanische Pilger auf dem Wege nach Mekka an Al-Quds vorbeikommen. Wo Christen von Bethlehem nach Nazareth auf den
Spuren Christi wallfahren, und wo Juden ihre aliya machen (dieses Wort bedeutete, wie die Hadsch, eine jährliche Wallfahrt nach Jerusalem und nicht, wie die Zionisten meinten, die permanente Immigration
nach Palästina). Laut dem Versprechen der Propheten würden wir über unsere tollsten Träume hinaus gedeihen, könnten wir nur diese böse, alte Gewohnheit der Auserwähltheit und Vorherrschaft ablegen.
Sogar jetzt ist es nicht zu spät, nach 60 Jahren und vielen Toten. Aus diesem Grund sollten wir Ahmadinedschads Rat annehmen: Laßt uns den exklusiv jüdischen
Staat von der Landkarte dieser Region entfernen, und ersetzen wir ihn mit einem Staat für alle Bürger des Landes, Juden oder nicht. „Das Recht zu regieren gehört allen Menschen Palästinas, seien sie Muslime,
Christen oder Juden“, sagte Ahmadinedschad, und bei Gott!, nur ein jüdischer Suprematist würde gegen seine Worte Einspruch erheben.
Als ich diese Aussage während der Moskauer Fernsehsendung machte, wurde ich vom Vorsitzenden des Russisch-Jüdischen Kongresses und Direktor eines zionistischen
Nahost-Instituts angegriffen, einem schmierigen und fleckigen, brutalen Kerl mit überhängendem Wanst, eine lebendige Karikatur aus dem Stürmer mit dem dazu passenden Namen Satansovsky. „Paß bloß auf“, sagte mir Satansovsky nach der Show, „scheinbar bist du noch nie ordentlich verdroschen worden. Hier in Moskau haben wir keine demokratischen Bedenken; meine jüdischen Kumpels werden dir die Eier schleifen, wie sie es schon mit einigen Typen wie dir getan haben. Israel soll auf ewig ein jüdischer Staat bleiben!“
Solche jüdischen Mafiosi sind die wahren Führer der jüdischen Lobby und die hauptsächlichen Verfechter des jüdischen Staates im Ausland. Diese Spezies leiten
die jüdischen Organisationen in Rußland, in Amerika und anderswo. Sie brauchen einen jüdischen Staat, um in der Stunde des Zorns aus ihren Ländern flüchten zu können, aber wir, die normalen Bürger Israels, brauchen
dies nicht.
Indessen, die Mafia kann nicht ewig herrschen. Ich beherzige die Worte Ahmadinedschads: „Der junge Baum des Widerstands grünt und blüht im Glauben und
Verlangen nach Freiheit. Das zionistische Regime ist ein verfaulender und zerbröckelnder Baum, der mit einem Sturm fallen wird. [Erinnert Ihr Euch an das Gleichnis des dürren Baumes? – I.S.] Palästina ist der
Treffpunkt von Recht und Unrecht. Das Schicksal der Region wird im Land Al-Quds entschieden, und es wird eine große Ehre sein, am Sieg Palästinas teilhaben zu dürfen.“
Der Sieg Palästinas ist unser Sieg, und wir werden glücklich sein, daran teilhaben zu dürfen.
„Sag, wird es Krieg geben?“, wird man oft gefragt. Ich besitze nicht das Vertrauen von George Bush, er teilt mir seine Pläne nicht mit. Während jedoch
die Torhüter der Linken sagen, Öl sei der Grund für Krieg, bin ich der Meinung, Öl kann der Grund für Frieden sein. Nun, da der Preis für Öl die 70-Dollar-Schwelle überschritten hat, muß Präsident Bush entscheiden,
ob er die Erhöhung von über 120 Dollar überstehen wird – ob seine Wähler freudestrahlend den Rat eines Experten vom American Jewish Congress, Eran Lerman (ehemaliger israelischer Agent), akzeptieren und dann
ihre Wagen nur alle zwei Tage fahren. Bush hat die Macht, die USA von ihrem gefährlichen Kurs wegzusteuern, und kann dem jüdischen Kongreß sagen, sich davonzumachen.
Und an meine israelischen Landsleute: Erinnert euch an unsere seit langen Zeiten währende Freundschaft mit dem Iran. Vor zweitausend Jahren wurde ein Bild der
iranischen Hauptstadt Susa am östlichen Portal des jüdischen Tempels in Jerusalem dargestellt. Die Mischna (Berakoth 9) gebot ihm gegenüber ganz besondere Vorsicht: „Zeige niemals Respektlosigkeit angesichts des
Ostportals!“ Laut Rambam wurde diese Ermahnung erteilt, um Furcht vor dem persischen König einzuflößen. Diese Tradition sollte in Erinnerung behalten und erhalten bleiben.
1 http://www.guardian.co.uk/israel/Story/0,,1760728,00.html
2 http://www.ynetnews.com/articles/0,7340,L-3238626,00.html
Übersetzung von Hanne Pfiz-Soderstrom. Der Text im englischen Original hier: http://www.israelshamir.com/English/Iran.htm
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