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Nationalanarchismus

 letzte Aktualisierung: 30. Mai 2007

Nationalanarchismus

AUTO:  Nr. 12,  Juli 2004
 

Pierre Guillaume: Interview für die Wochenzeitung VSD.
Über Pierre Guillaumes Verhältnis zu Lionel Jospin, ehemaliger französischer Premierminister und sozialistischer Präsidentschaftskandidat 1 

Das Nahen der Präsidentschaftswahlen und das Erscheinen mehrerer Biographien über Lionel Jospin, insbesondere die Claude Askolovitchs (August 2001) hat mehrere Journalisten dazu geführt, sich zu fragen, warum alle Biographen sich über die Beziehung „Lionels“ zu Pierre Guillaume ausschweigen, dem Gründer der Verlagsbuchhandlung La Vieille Taupe und Verleger der revisionistischen Historiker in Frankreich.

Diese Beziehung war den Eingeweihten bekannt. Über sie ist dann im Offenen Brief an Lionel Jospin vom 25. Mai 1997 geschrieben worden2 , der in den Redaktionen die Runde gemacht hat und an hervorragender Stelle in der Straßenzeitung Le Réverbère (Nr. 114) abgedruckt worden ist. Diese Beziehung war im übrigen schon seit Erscheinen der ersten Ausgabe der Zeitschrift La Vieille Taupe (S. 133) bekannt, die im Frühjahr 1995 von der Post vertrieben wurde und in den Kiosken auslag.

Deshalb hat sich Pierre Guillaume am 9. September 2001 (21. Elul 5762) in Thouars mit einem dieser Journalisten der Presse, die man aufgrund ihrer Auflage die „große“ nennt, getroffen, um ihm den Text eines „Zweiten und letzten Offenen Briefes“3  an Lionel Jospin zu übergeben und ihm zu ermöglichen, dem sichtbaren Teil einer „Sonderaktion“ der Vieille Taupe beizuwohnen und Fotos von den starken Momenten dieser Aktion zu machen.

Bei dieser Gelegenheit unterbreitete dieser Journalist Pierre Guillaume 16 schriftlich gestellte Fragen für ein Interview, das im Anschluß an eine Reportage des Journalisten in einer Ausgabe Ende September oder Anfang Oktober 2001 in extenso ne varietur in der Wochenzeitung VSD veröffentlicht werden sollte.

Der Angriff auf das Welthandelszentrum am 11. September 2001 und die aktuelle Bedeutung, die dieses Ereignis für sich in Anspruch nahm, ließ die Veröffentlichung von Reportage und Interview Woche für Woche hinausschieben.4  Es hat danach Druck von verschiedenster Seite gegeben, so daß die Veröffentlichung in einer Presse verhindert wurde, die so frei ist – sich zu unterwerfen.

Der „Zweite und letzte Offene Brief“ an Lionel ist also seit dem 9. September 2001 spontan durch Internet und Fotokopie weit verbreitet worden.

Nun hat sich ein zweiter Journalist der „großen“ Presse für diese Affäre interessiert. Er hat einen Artikel unter seiner eigenen Verantwortung verfaßt, von dem ich nicht den Inhalt kenne. Er hat mich angerufen, um zu prüfen, ob sein Inhalt keine falschen Informationen enthält, und er hat mir gegenüber nicht verhehlt, daß es sein Hauptziel sei, zur Niederlage Lionel Jospins bei den Präsidentschaftswahlen beizutragen. Er wollte seinen Artikel der Zeitung Valeurs Actuelles vorschlagen, die, wie es scheint, nach einigem Zögern nicht darauf eingegangen ist.

Einen Monat oder zwei Monate später bekam ich einen aufgebrachten Telefonanruf von einer Person, die mich gut kennt. Diese Person hatte zufällig in einem Café im 5. Arrondissement mit zwei Journalisten an einem Tisch gesessen, die von mir sprachen. Einer der beiden übergab dem anderen einen Artikel, in dem es um meine Beziehung zu Jospin ging, damit dieser im Figaro erscheine.

Am Ende sollte dem nicht so sein.

Schließlich hat mir ein weiterer Freund vor kurzem mitgeteilt, daß er einen der wenigen Journalisten von La Croix getroffen habe, der sich, wie er sagte, eine katholische Kultur bewahrt habe, und der eine Kopie meines „Zweiten und letzten Offenen Briefes“ an Lionel besaß.

Die Redaktionen mehrerer großer Medien verfügen also über Informationen, die sie für wichtig erachten, doch die sie unterm Strich für sich behalten. Einem vierten Freund nach – einem begeisterten Wahlkampftaktiker – würden die Chirakisten ihrerseits die Informationen blockieren, um sie vor dem zweiten Wahlgang loszulassen.

Wie dem auch sei, ich übergebe dem Publikum dieses Interview, das im VSD erscheinen sollte und dessen Veröffentlichung der Anschlag vom 11. September zuvorkam.

23. Februar 2002

 

Wann und in welchen Umständen sind Sie mit Lionel Jospin zusammengetroffen?

Ich kann mich an ein erstes Treffen nicht mehr erinnern. Élisabeth Dannemüller, Lionels erste Frau, war Klassenkameradin und Freundin meiner Schwestern. Sie hat später in der Rue Tournefort Nr. 29 gewohnt, bei einem gewissen Lautrec, der schwarz Zimmer an Studenten in Räumlichkeiten untervermietete, die ihm von der Stadt Paris für irgendeine Malereiakademie zur Verfügung gestellt worden waren. Lionel hat dort ein Zimmer bewohnt. Viele derer, die an den Aktivitäten der ersten Vieille Taupe beteiligt waren – einer linksradikalen Buchhandlung, die ich in Zusammenarbeit mit Guy Debord im September 1965 eröffnet habe –, haben bei diesem Lautrec gewohnt, zusammen mit Élisabeth, nachdem Lionel wieder fortgezogen war. Das war der Fall von Jacques Baynac und Denis Authier. Erst nachdem Élisabeth ihre Beziehung zu Lionel wieder aufgenommen hatte, habe ich ihn ziemlich regelmäßig getroffen. Aber viele der mir Nahestehenden, darunter meine Frau, kannten ihn, bevor ich ihm begegnet bin.

Waren Sie über sein lambertistisches5  Engagement auf dem laufenden? Wie weit ging Ihrer Meinung nach dieses Engagement, und glauben Sie, daß es nach seinem Beitritt zur Sozialistischen Partei angedauert hat?

Ich wußte schon bevor ich ihn kennenlernte, daß er Lambertist war, und zwar mit einem Sonderstatus für seine geheime Arbeit.

Ich war der OCI6  gegenüber absolut feindlich eingestellt. Ich hielt diese Gruppe für die dubioseste aller trotzkistischen Gruppen, und ihre Methoden des Vortäuschens und der Manipulation als die perversesten und gefährlichsten. 1968 habe ich mich in verschiedenen Betriebskomitees der OCI entgegengestellt, besonders bei der RATP7 . Ich habe ihre Technik der Zellenbildung in den Versammlungen bloßgestellt, wo sich jeder als Repräsentant der Arbeiterklasse und sonst etwas darstellte, aber sorglich seine Angehörigkeit zur selben Organisation verbarg. Die Arbeiter dieses oder jenes Bereichs wußten natürlich nicht, daß sie von solchen „Delegierten“ „repräsentiert“ wurden. Sie sprachen überall im Namen der Arbeiterklasse, vor allem gegenüber den unwissenden Studenten. Einmal hatte sich Renard, einer ihrer „Arbeiterführer“, der mit einem Dutzend Lambertisten in einem Amphitheater in der besetzten Universität Censier Schwierigkeiten hatte, heimlich selbst ein Glas seiner Brille zerbrochen und sich die Augenbrauen und Backenknochen aufgekratzt und zum Bluten gebracht. Dann hat er geschrien, um in der Diskussion wieder nach vorn zu kommen: „Ein Repräsentant der Arbeiterklasse ist angegriffen worden!“ Ich habe später erfahren, daß er dieses Ding mehrere Male durchgezogen und innerhalb der Organisation mit dieser Gerissenheit geprahlt hat. Ich kann etliche Geschichten über die OCI erzählen...

Aber Lionel nahm als hoher und geheimer Funktionär an all dem nicht teil. Er hatte bei geheimen Zusammenkünften mit der Führung Kontakt, wo es kaum um die Dinge an der Front gegangen sein dürfte.

Ich wußte also schon bevor ich ihn kennenlernte, daß er die PS (Sozialistische Partei) unterwanderte, das heißt in der Partei Zellenbildung betrieb. Ich hielt das alles für völlig absurd. Doch als ich Lionel kennenlernte, fand ich ihn offen, ehrlich, sogar gewissenhaft und sympathisch. Ich habe nie verstanden, was er mit diesen bizarren Typen zu schaffen hatte, auch nicht, wie er dann in dieser korrupten Partei von PS Karriere machen konnte. Ich wußte um alle Ambiguitäten der politischen Biographie Mitterands, die manch einer erst etwas später entdeckt hat oder vorgab zu entdecken...

Boris Fraenkel haben Sie selbst nicht gekannt, den „Führer“ Jospins in der Arbeiterpartei?

Boris Fraenkel ist mehrere Male in die Buchhandlung gekommen. Er machte einen auf wichtig. Ich fand ihn prätentiös und eingebildet, aber ich hatte zu der Zeit von der Rolle keine Ahnung, die er für Lionel spielte. Er erklärte sich für einen Schüler Wilhelm Reichs. Ich sagte mir, wenn Lionel von dieser Warte aus die revolutionäre Arbeiterbewegung zu kennen glaubt, dann ist das ziemlich traurig und deprimierend. Vielleicht ist Fraenkel bei der Vieille Taupe vorbeigekommen, weil Lionel ihm von ihr erzählt hat. Er muß die Vieille Taupe für suspekt gehalten haben und von dem beunruhigt gewesen sein, was die Vieille Taupe repräsentierte. Ich erinnere mich sehr genau daran, wie ich ihm gesagt habe, für wie schlecht ich die Unterwanderungstaktik und auch die Sozialdemokratie hielt... und den Trotzkismus. Aber ich bin allgemein geblieben, ohne dabei an Lionel zu denken.

Sie schreiben: „Ich gehöre wahrscheinlich zu den sehr wenigen Menschen, die Deine persönlichen politischen Ambitionen und insbesondere Deinen Ehrgeiz, Präsident der Republik zu werden, kennengelernt haben, und das zu einer Zeit, als Du noch damit beschäftigt warst, die Sozialistische Partei zu ‚unterwandern’.“ Sie schreiben auch, daß „dieser Ehrgeiz seine Geschichte in einem hartnäckig verfolgten Kindheitstraum“ habe. Wie können Sie so etwas behaupten?

Ich hatte in meinem Umfeld mehrere Personen, die Lionel kannten, bevor ich ihn kennengelernt habe. Durch diese Leute habe ich das erfahren. Aber ich kann dazu nicht mehr sagen, ohne meine Quelle zu verraten, die selbst als Revisionist verdächtigt werden könnte, was heutzutage alle Arten von Verfolgung nach sich zieht.

Es heißt, Mai ’68 sei an Lionel Jospin vorbeigegangen und er hätte dessen Bedeutung nicht bemerkt. Können Sie das bestätigen?

Meines Wissens hat er nie das Gegenteil behauptet. Aber meine Frau erinnert sich, ihn im Mai ’68 getroffen zu haben, um das Panthéon irrend wie eine leidende Seele; er hat ihr gestanden, daß ihn das Geschehen eher verwirrt hat.

Es gab eine Zeit, wo er zu verstehen versucht hat und sich informieren wollte, über die Situationisten zum Beispiel, aber die Idee von der Spontaneität und Kreativität der Arbeiterklasse war ihm nicht zugänglich. Er konnte einfach nicht verstehen, was sich nicht in Kräfteverhältnissen auf politischem Feld wiedergeben ließ.

Sie stehen zu einer Zeit Lionel so nahe, daß Sie im Sommer 1973 mit ihm – und anderen? – gemeinsam in Guadeloupe einen Urlaub verbringen. Woran können Sie sich erinnern?

Nein, wir sind nicht gemeinsam in Urlaub gefahren. Der Zufall wollte es, daß ich nach Guadeloupe ging, das erste Mal, um dort meine Schwiegereltern kennenzulernen und ihnen meine Tochter zu zeigen, die damals elf Monate alt war. Lionel und Élisabeth fuhren in den Urlaub nach Guadeloupe. Élisabeth war im sechsten Monat schwanger. Das war auch etwas, was sie meiner Frau näher brachte; wir alle kamen mehr zusammen, ohne irgendeine Politik. Wir haben uns oft getroffen und sind auch gemeinsam ausgegangen. Lionel, der sportlich ist und einen einfachen Geschmack hat, wollte eine Wanderung durch den Wald machen und fand keinen Partner. Wir sind zu zweit über die Hänge der Soufrière gegangen, abseits des normalen Aufstiegs der Touristen. Während der fünf Wanderstunden haben wir sehr wenig gesprochen und überhaupt nicht von Politik, auch nicht von revolutionärer Theorie (was ganz und gar nicht dasselbe ist).

Sie scheinen dort, an der Soufrière, eine Unterhaltung gehabt zu haben, die Sie beeindruckt hat.

Genauer gesagt auf der Rückkehr im Auto unten in Basse-Terre. Ich fragte mich eben, wie dieser so sympathische und ehrliche Kerl mit den Trotzkisten und den Sozialisten herumquaken konnte. Was hatten diese überhaupt mit Trotzki oder dem Sozialismus zu tun? Aber das ist eine andere Frage...

Ich hatte ihm zu erklären versucht – ohne Erfolg –, daß die wirklichen Probleme, die für die ernsten sozialen Auseinandersetzungen sorgen, einfach nichts mit dem zu tun hatten, was man in der Politik tut, und daß sich die Akteure dessen selten bewußt sind. Sie werden sich erst dann bewußt, wenn sie agieren; dann werden sie sich ihres Handelns bewußt. In diesen Umständen sind Politik und Demokratie Illusionen und Mystifikationen. Wenn die soziale Bewegung entsteht und die wirklichen Probleme aufwirft, emanzipiert sie sich nicht nur vom „demokratischen“ Rahmen, sondern die „demokratischen“ oder „revolutionären“ Organisationen sind die ersten Hindernisse, die der sozialen Bewegung im Wege stehen. Lionel hat mir mit einem politischen Gelübde und einem Bekenntnis zur parlamentarischen Demokratie geantwortet, was mir vollkommen naiv, aber absolut ehrlich erschien.

In Ihrem ersten Offenen Brief an ihn schreiben Sie, daß, wenn Ihre freundschaftliche Beziehung nichts mit Politik zu tun hatte, Sie doch beide sehr gut auf dem laufenden waren über die Aktivitäten und Ansichten des anderen. Soll das heißen, daß Lionel Jospin von Ihrem Engagement für die Revisionisten wußte? Was hielt er davon?

Ich habe ganz sicher die Bücher Paul Rassiniers erwähnt, die ich 1967/1968 entdeckt habe, und ihm meine Bedenken und Fragen bezüglich des Revisionismus’ mitgeteilt, aber vor 1978 und dem Ausbruch der Faurisson-Affäre kann man nicht von einem „Engagement für die Revisionisten“ sprechen; ich wußte von diesen nichts. Zu der damaligen Zeit war die Frage nicht tabu, und die Holocaust-Religion hatte noch nicht den öffentlichen Raum eingenommen. Noch dazu habe ich 1972 die Buchhandlung La Vieille Taupe geschlossen und war seither nach außen hin überhaupt nicht mehr sozial engagiert. Man muß also ihm die Frage stellen für den Zeitraum 1972 bis ’78.

Als die Faurisson-Affäre im September 1978 in der Öffentlichkeit ausbrach, war ich sehr diskret und ließ ihm ein paar Dokumente zukommen, u.a. das Buch „Die Lüge des Odysseus“ von Paul Rassinier8 , das ich 1979 neu herausgegeben habe. Ich hatte mit ihm mehrere Diskussion, wo ich ihm gebündelt meine Zweifel und Fragen darlegte, ohne daß er mir irgendein Argument entgegenhielt, bis auf daß es sich nicht gehörte, diese Fragen zu stellen. Einmal bin ich mit Faurisson zu ihm in die Rue Servandoni gegangen, aber er war nicht da. Wir haben mit Élisabeth über den Film gesprochen, den wir gerade gesehen hatten, „Good bye, Mister Chance“.

Lionel wollte sich sichtlich nicht auf die historische Diskussion einlassen, aber er hat nie meine Ehrlichkeit und Aufrichtigkeit in Zweifel gezogen. Er kannte mich, er wußte, daß ich kein Rassist und noch weniger Antisemit bin, aber für ihn war es Sache der Historiker, über die Frage, ob es Kammern als Mittel der Hinrichtung gab oder nicht, zu diskutieren. Das stellte die allgemeine Sicht der Geschichte des Krieges nicht in Frage; es war gewissermaßen ein „Detail“9 . Aber diese Frage sollte man nicht aufwerfen.

Ich war übrigens zu dieser Zeit, als ich nur einen Teil der historischen Literatur kannte, in etwa der gleichen Meinung, aber was für mich ganz und gar kein Detail mehr war, das war die ungeheuerliche Repression gegen die Revisionisten; das konnte ich nicht hinnehmen.

Bis zur Verabschiedung des Fabius-Gayssot-Gesetzes10  im Juli 1990, das das Holokaust-Dogma als Grundbaustein der Republik einführte, konnte man noch hoffen, daß sich eine Diskussion entwickelt.

Robert Jospin, der Vater Lionels, war ein pazifistischer Aktivist und arbeitete mit Paul Rassinier, dem Vater des historischen Revisionismus, zusammen. Kannte Lionel Jospin die Bücher Rassiniers?

An dem Tag, als ich ihm „Die Lüge des Odysseus“ gab, sagte mir Lionel, daß er von Rassinier nur „Candasse ou le huitième péché capital“11  gelesen habe. Die Position von Rassinier ließ ihn perplex.

Robert Jospin hatte Paul Rassinier auf pazifistischen Versammlungen kennen und schätzen gelernt. Sie waren beide Mitglieder der Union pacifiste. Als Rassinier Opfer von Angriffen wurde, die ihn als „Faschisten“ verleumdeten, wurde Robert von einem anderen „Pazifisten“, Maurice Laizat, desinformiert und konnte das Wahre nicht mehr vom Falschen trennen. Es scheint, als hätte er sich davon überzeugen lassen, daß Rassinier nicht „verteidigbar“ sei. Er hat sich mehr oder weniger der Kabale angeschlossen, aber es war ihm peinlich, und er bedauerte es. Rassinier schien ihm „zu weit zu gehen“. Aber er verstand die Logik des pazifistischen Engagements Rassiniers und stimmte ihm zu. Er verstand auch perfekt, wie die „Gaskammern“ und die Greuelpropaganda von den Bellizisten instrumentalisiert wurden, aber er glaubte, daß die Existenz der Gaskammern auf unbestreitbaren Beweisen beruhe.

Ich habe Robert Jospin getroffen, und ich habe diese Sache mit ihm besprochen, als er in den Räumen der Freidenker in der Rue des Fossés Saint-Jacques seinen letzten Vortrag gehalten hat, in dem er den Bellizismus, die Haltung der französischen Regierung, der „Sozialisten“ im allgemeinen und besonders Lionels – inzwischen zum Minister geworden – schwer kritisierte. Die Erwähnung Rassiniers und die Erinnerung an ihn hat ihn sichtlich bewegt, und der Gedanke, daß Rassinier recht gehabt haben und zu Unrecht verleumdet worden sein könnte, verstörte ihn tief.

Als die Faurisson-Affäre ausbrach, also um das Jahr 1980, befürchten Sie als Verleger Robert Faurissons Opfer einer Provokation zu werden, die darauf abzielte, Sie in etwas Terroristisches zu verwickeln. Da wenden Sie sich an Lionel Jospin, bevor Sie zur DST12  gehen und Ihren Verdacht darlegen. Wie reagiert Lionel Jospin, und was rät er Ihnen zu tun?

Die Faurisson-Affäre brach im September 1978 aus. Ende 1980 habe ich „Mémoire en défense contre ceux qui m’accuse de falsifier l’histoire“ von Robert Faurisson veröffentlicht; darin die Stellungnahme von Noam Chomsky13  als Vorwort, die er dem Pariser Gericht gesendet hat, wo gegen Faurisson ein Prozeß stattfand, in dem wir – Jacob Assous, Jean-Gabriel Cohn-Bendit, Maurice Di Scullio, Jean-Luc Redlinksi, Gabor Tamás Rittersporn, Serge Thion und ich selbst – an der Seite Faurissons teilgenommen haben.

Die Aufregung war beträchtlich, und die Lage in der kleinen Gruppe der Revisionisten äußerst gespannt. Wir standen unter einem permanenten Druck und bekamen andauernd Drohungen. Ein Japaner, der sich auf die Empfehlung eines gemeinsam Bekannten berief – ein Zengakuren14  aus der Zeit von „Sozialismus oder Barbarei“ –, kreuzte bei mir auf und bat mich, ihn für ein paar Tage zu beherbergen. Das tat ich. Aber verschiedene Dinge, die ich hier nicht alle erzählen kann, ließen mich doch nachdenklich werden. Es war eine inszenierte Provokation. Es hätte genügt, daß der Japaner verschwindet, nachdem er Spuren seiner Beteiligung als Fahrer oder Kofferträger in einem terroristischen Attentat hinterlassen hätte, und schon wäre der Verleger Faurissons darin verwickelt gewesen und beschuldigt worden, seine Wohnung zur Verfügung gestellt zu haben...

Die einzig mögliche Parade war, meinen Verdacht öffentlich zu machen, aber ich hatte überhaupt kein Mittel dazu, und es war ja nur ein Verdacht. Der DST die Lage darzulegen, war keine Garantie, denn ich wußte nicht genau, woher der Angriff kam, und die DST gibt keine Kopien von dem heraus, was man bei ihr aussagt. Wenn die Sache ihren Lauf nähme und mein Verdacht bestätigt würde, würde die DST entscheiden können, mich hängen zu lassen. 

Lionel war Erster Sekretär der PS geworden. Er war die einzige mir bekannte Person, die im Staat von Gewicht war. Ich bin also erst einmal, bevor ich mich zur DST begab, zu ihm gegangen, um ihm den Inhalt der Aussage, die ich treffen wollte, darzulegen, und um ihn zu bitten, daß, im Falle, daß etwas passieren sollte, öffentlich zu bezeugen, was ich ihm gesagt habe. Und ich habe ihn gebeten, der DST sagen zu dürfen, daß ich zuvor ihm den Inhalt meiner Aussage mitgeteilt habe. Das hat er akzeptiert. Er hat sich wahrscheinlich gefragt, ob ich nicht vollständig irre bin, aber er hat akzeptiert, und dafür bin ich ihm dankbar. Er hat akzeptiert, für die Wahrheit und nichts als die Wahrheit zu zeugen, und ich habe ihn um nichts mehr als das gebeten... Aber das ist schon viel...

Im Verlauf unseres Gesprächs an diesem Tag (das genaue Datum hat die DST) sagte er mir, welchen Horror er vor all diesen brutalen Geschichten in der Politik habe. Er wollte damit nichts zu tun haben, aber er riet mir zu Grossouvre zu gehen, der „der Geheimdienstspezialist in der Partei“ wäre. Er hat mir seine Telefonnummer angeboten, aber ich habe abgelehnt.

An diesem Tag hat er mir auch erzählt – vielleicht, um mich zu beruhigen, denn ich war sehr geladen –, daß er selbst die historischen Dokumente nicht studieren wolle, daß es aber „in Frankreich nie in Frage kommen [würde], ein Geschichtsbuch zu zensieren“. Die Revisionisten hätten also nur ihre seriösen historischen Arbeiten zu publizieren, und ich würde mir umsonst Sorgen machen.

Meine Befürchtungen hinsichtlich einer Provokation im Zusammenhang mit dem Erscheinen dieses Japaners waren sehr wohl richtig. Ich habe herausgefunden, daß der „Zengakuren-Delegierte“, den ich schon seit vielen Jahren gekannt hatte und der nach Japan zurückgekehrt sein und diesen japanischen „Studenten“ empfohlen haben sollte, nicht etwa in Japan, sondern in Paris war und sich geheim mit diesem angeblich einsamen „Studenten“ in Cafés traf und nur meine Adresse als Zuflucht hatte!

Der Schluß lag auf der Hand, daß der Zengakuren-Delegierte, den ich 20 Jahre vorher gekannt hatte, nichts anderes war als ein in die linksradikale Szene eingeschleuster Polizeiagent. Was das Attentat anbelangt, in das man mich verwickeln wollte, so hat das sehr wohl stattgefunden. Es wird Carlos zugeschrieben, glaube ich... Aber das ist eine andere Geschichte...

Sie schreiben, daß Lionel Jospin als Minister „ohne überschwenglich zu werden, sondern mit einem gewissem Fingerspitzengefühl die verschiedenen Revisionismus-Affären behandelt [hat], die in der Volksbildung vorgefallen sind und in deren eine eine Jugendfreundin [seiner] Frau und ein Führungsmitglied der ‚Arbeiterpartei’ verwickelt waren“. Worum handelt es sich?

Er hat sich als Minister mit der Karriere Professor Faurissons und der anderer, als „Revisionisten“ beschuldigter Professoren befassen müssen. Das tat er, aber relativ maßvoll im Vergleich zu dem, was später geschehen ist, und im Vergleich mit dem Verhalten des hysterischen Tölpels Jack Lang. Faurisson ist nicht entlassen worden, und obwohl viel Illegales gegen ihn verübt und eine glanzvolle Karriere zerstört wurde, gibt man ihm eine Rente. Andere – Michel Adam, Vincent Reynouard, Serge Thion – sind entlassen worden, ohne Bezüge von einem Tag auf den anderen, oder man hat ihnen – wie Jean Plantin – den akademischen Abschluß nachträglich aberkannt; das hat es bis dahin noch nie gegeben. Aber ich will nicht mehr sagen zu den Revisionisten, die zu Zeiten, als Lionel Volksbildungsminister war, davon gekommen sind, und ich werde auf keinen Fall Namen nennen, denn ich möchte nicht zum Komplizen bei der Verfolgung der revisionistischen Hexer werden. Nur so viel: Einer der des Revisionismus verdächtigten Professoren ist ein ehemaliges Mitglied der lambertistischen OCI...

Sie waren auf der Hochzeit von Lionel Jospin und Élisabeth Dannenmüller in Sceaux anwesend, es gab diesen Urlaub in Guadeloupe und viele andere Gelegenheiten, Erinnerungsfotos zu machen. Wie kann es sein, daß Sie kein Foto aufgehoben haben, auf dem man Sie beide sehen könnte?

Es gab ein traditionelles Mißtrauen in Hinsicht auf Gruppenfotos in den trotzkistischen Gruppen. Das hat seinen Grund in der Verfolgung unter den Stalinisten, bei den Faschisten und den Demokraten. Die Dienste sind ganz versessen auf Fotos, mit denen Verbindungen zwischen den einzelnen Leuten hergestellt werden können. Während der Résistance sind viele gefallen, weil man alte Fotos gefunden hat, mit denen die Polizei die Verbindungen unter den Widerstandskämpfern herstellen konnte, die ihr bis dahin unbekannt waren. Bei meiner ersten Heirat haben sich unsere Trauzeugen – Lyotard und Signorelli, Aktivisten bei „Sozialismus oder Barbarei“ – gefragt, ob sie auf einem Foto erscheinen sollten. Es war die Zeit des Algerienkrieges.

Es ist natürlich etwas ganz anderes, wenn es darum geht, aus wahltaktischen Gründen Dinge aus der Vergangenheit vor der Öffentlichkeit zu verbergen, die der Polizei bekannt sind, wie das Foto Mitterands mit Bousquet15 . Jedenfalls durfte man sich auf der Hochzeit in Sceaux, wo auch die Präsidentin der IUT16  und andere „Sozialisten“ anwesend waren, nicht zu sehr in Verbindung mit irgendwelchen Leuten sehen lassen, die zu „linksradikal“ oder „revolutionär“ waren.

So weit ich weiß, hat es nur ein Diapositiv von einem Picknick in Mare-Gaillard im Juli 1973 gegeben, auf dem Lionel neben Élisabeth, meiner Frau und mir zu sehen ist, mit dem Rücken zur Kamera gewandt. Er hatte unter dieser Bedingung meiner Tochter erlaubt, ein Foto zu machen. Doch zu dieser Zeit hatte seine Zurückhaltung überhaupt nichts mit dem Revisionismus zu tun, und niemand dachte an irgendeine Faurisson-Affäre. Andererseits ist dieses Dia mitten in der Faurisson-Affäre, zu einer Zeit, als viele Leute bei mir aus- und eingingen, aus der dritten Reihe meiner Bibliothek verschwunden. Ich habe dieses Verschwinden nie aufklären können. Aber es war zu Beginn eines Wahlkampfes, und jemand, der einige Erfahrung auf dem Gebiet hat, hat mir gesagt, das sähe ganz nach den R.G.17  aus.

Wann haben Sie Lionel Jospin das letzte Mal gesehen, und warum haben Sie sich immer seltener getroffen?

Ich kann meine Erinnerungen schlecht chronologisch ordnen. Ich kann auf Ihre Frage nicht genau antworten. Ich erinnere mich daran, daß ich ihm Papiere für den Parteitag in Bourg-en-Bresse zukommen lassen habe, aber wir haben uns schon vorher nicht mehr gesehen. Ich habe nur noch gehofft, daß Lionel Mäßigung an den Tag legt und bei der unvermeidlichen Repression gegen den Revisionismus die Gesetze achtet.

Von dem Moment an, wo das System, um seine Gründungs- und Identitätsmythen am Leben zu halten, vor nichts mehr zurückschreckte bei der Verhinderung der normalen Arbeit der Historiker, wußte ich genau, daß kein Politiker mehr etwas tun konnte außer abtreten und auf die Karriere verzichten. Was zu viel verlangt war. Es verblieben Ironie und Geduld... Und von seinem Standpunkt aus war ich aus offensichtlichen Gründen nicht mehr salonfähig. Die Frage müssen Sie also an ihn richten. Was sicher ist, ist, daß er mir gesagt hat, daß ich Unrecht hätte, mich in diese Affäre zu stürzen, und daß er mir aber nie gesagt hat, daß er von der Existenz der Gaskammern überzeugt sei, und er hat mir nicht ein Argument entgegengebracht.

Am 3. April 1995 richten Sie auf einer öffentlichen Versammlung im Rahmen des Präsidentschaftswahlkampfes eine Anfrage an Lionel Jospin über das Verbot, mit dem die revisionistischen Schriften belegt werden. Warum fragen Sie ihn da, ob er immer noch „persönlich“ gegen das Verbot von Büchern sei?

Ich kann nur das sagen, was ich in meinem Offenen Brief geschrieben habe. In dem großen Saal der Normal Sup18 , bis zum Brechen voll, waren viele meiner größten und hysterischsten Feinde versammelt, die nichts davon wußten, daß ich Jospin persönlich gekannt hatte. Deshalb habe ich gesagt: „Sie haben mir persönlich versprochen...“ Indem er das Wort „persönlich“ in seiner Antwort aufnahm, signalisierte Lionel, was ich schon wußte: daß, wenn er auch persönlich gegen die Zensur sei, die politischen Notwendigkeiten jedoch den Vorrang hätten. Das war klar.

Bei einem anderen Gespräch haben Sie mir erzählt, wie FranVois Mitterand – damals in voller Vorbereitung des Gemeinsamen Programmes19  – eines Tages in Ihre Buchhandlung in der Rue des Fossés Saint-Jacques gekommen ist, um dort ein Buch von Karl Marx zu kaufen. Sie sind gegen FranVois Mitterands mit einer „Tomatage“20  vorgegangen, von der Lionel Jospin offenbar wußte.

Das gehört zu den Anekdoten, die ich in Reserve halte. Aber Mitterand kam nicht herein, um ein Buch von Karl Marx zu kaufen. Er kam zu dieser Zeit oft mit seiner Sekretärin an der Vieille Taupe vorbei, auf dem Weg zu Maurice Duverger, der etwas weiter oben in der Straße wohnt. Das war die Zeit der großen Mystifizierung, als der Parteitag von Épinay und der Ausverkauf der Linken und der radikalen Linken durch FranVois den Francisquaner21  stattfand.

Ich hatte eines der Cahiers Spartacus im Schaufenster, Marxens Kritiken der Programme von Gotha und Erfurt. FranVois stand lange vor dem Schaufenster, dann blieb sein Blick ganz offensichtlich auf dieser Broschüre hängen. Er kam mit einem breiten Lächeln herein und wollte auf sich aufmerksam machen, um das vorgetäuschte Interesse für eine revolutionäre Problematik beim Verfassen des Programms zu unterstreichen, dem er sich gerade widmete, wie es gerade in der Presse stand.

Das war alles lächerlich, und er hat sehr schnell gemerkt, daß wir nicht blöde sind, und es entstand eine erdrückende Atmosphäre der Verachtung, die man mit einem Messer hätte schneiden können. Sein Lächeln verschwand, er nahm sein Kleingeld und ging raus, ohne ein Wort.

Er hatte – auch von Jospin – offenbar von der Vieille Taupe gehört, und er wollte eine PR-Aktion von starten, etwa so, wenn Laurent Fabius immer am Anfang von Wahlkämpfen persönlich seine Baguette beim Bäcker unten bei mir im Haus holen geht.

Warum haben Sie Lionel Jospin zunächst einen ersten, und nun einen zweiten Offenen Brief geschrieben? Und warum haben Sie sich entschlossen, erst jetzt, nach so vielen Jahren, über Ihre Beziehung zu Lionel Jospin zu sprechen?

Meine Beziehung zu Lionel Jospin war immer absolut einfach und natürlich gewesen, sie hatte kein besonderes Interesse. Sie wird bloß dadurch brisant, daß der Revisionismus im allgemeinen und ich im besonderen Gegenstand einer hysterischen Dämonisierung wurde und immer noch ist. Lionel ist Premierminister einer Regierung geworden, die Zensur ausübt und das Dogma von der Vernichtung der Juden verkündet. Er ist Premierminister einer Regierung, die in der Ausbeutung einer Dämonisierung gründet, von der er sehr genau weiß, daß sie nicht gerechtfertigt ist.

Ich habe mich übrigens nicht im Namen unserer alten Bekanntschaft an ihn gewandt. Ich wende mich an ihn im Namen allgemeiner Prinzipien. Das Motiv für meinen ersten Offenen Brief war die Verurteilung von Roger Garaudy und mir.22  Das Verbot des „Rudolf-Gutachtens“23  und die Entlassung von Vincent Reynouard24  unter seiner Regierung und im Namen der Demokratie führten einen Totalitarismus ein, der sich nicht vor dem Stalinismus und dem Faschismus verstecken braucht.

Die Motive für meinen zweiten und letzten Brief waren die Entlassung Serge Thions und die völlig illegalen Umstände, in denen das geschah, und die unglaubliche Annullierung der Diplome Jean Plantins durch die Universität, aber auch die wirklich sagenhafte Rückgratlosigkeit des zuschauenden akademischen Gesindels.

Die Schwelle zur Ehrlosigkeit und Niederträchtigkeit war überschritten.

Sie war es bestimmt seit langem schon. Aber ich hatte den Eindruck, daß hier etwas nicht wieder Gutzumachendes geschehen ist. Wer so etwas unter seiner Verantwortung geschehen lassen kann, der ist zu keinerlei Widerstand mehr fähig. Exit Lionel.

Aber dieser letzte Brief wurde vor dem 11. September 2001 geschrieben, vor dem 23. Elul 5762.

Zu dieser Zeit hatten nur die „Negationisten“ im Westen unter dieser totalitären Demokratie, die den Vergleich mit Stalinismus und Faschismus nicht scheuen braucht, zu leiden, auch wenn sie sich den meisten Menschen noch nicht so brutal gezeigt hat.

Heute fällt die gekaperte Demokratie dank der emotionalen Manipulation durch den Anschlag von Neu Jork über alles her, was sich bewegt, und auf die gesamte Bevölkerung, so lange sie sich nicht rührt („wachsam und wehrfähig“).

Wir haben jetzt die Umstände, durch die die Diktatoren aufsteigen – wie ich es in meinem zweiten und letzten Brief geschrieben habe –, alle beisammen, wer auch immer zum Präsidenten gewählt wird.

Der Aufkleber, den ich am 9. September 2001 an das Tor der in Restaurierung befindlichen Kirche in Thouars angebracht habe, war unterzeichnet vom „Komitee der Ungehorsamen und Deserteure des Dritten Weltkriegs“.

Die Vieille Taupe vertreibt diesen Aufkleber seit zwei Jahren.

Angesichts des imperialistischen Krieges appelliere ich an den Geist Paul Rassiniers und Robert Jospins. Ich appelliere an den Geist von Zimmerwald und Kienthal.25 

Die Amerikaner haben jetzt entdeckt, was Krieg bedeutet. Sie haben das Leid bekommen, das sie so gern anderen zufügen.

Es geht jetzt für die Menschheit darum, den Terrorismus zu besiegen. Als erstes darf sie sich nicht mehr in den Dienst des mächtigsten der Terrorismen stellen.


Anmerkungen

 1 Dieses Interview ist bislang – Stand Juni 2004 – auf deutsch unveröffentlicht. VSD (Vendredi Samedi Dimanche), landesweit erscheinende auflagenstarke Wochenzeitung. Das Interview ist im September 2001 geführt worden, sollte im September/Oktober 2001 in VSD erscheinen.

 2 Siehe Sleipnir. Zeitschrift für Kultur, Geschichte und Politik, 4 /1997; http://www.nationalanarchismus.org/nationale_anarchie/AAARGH/A_Frankreich/GuiJospin/guijospin.html

 3 Pierre Guillaume, Lionel wollte Präsident werden, Sleipnir. Zeitschrift für Kultur, Geschichte und Politik Nr. 38

 4 Der beste Beweis dafür, daß die Vieille Taupe mit diesem Angriff nichts zu tun hat, ist, daß er den Ablauf ihrer eigenen Operationen gestört hat.

 5 Pierre Lambert (Pseudonym), damals Führer und Ideologe einer der drei wichtigsten trotzkistischen Gruppen (OCI); propagierte die Unterwanderung anderer Gruppierungen, Parteien und Gewerkschaften (Entrisme). Jospin ist in letzter Zeit in Schwierigkeiten gekommen, als seine trotzkistische Vergangenheit bekannt wurde und die Rechte ihn als U-Boot der Linksradikalen hinstellen wollte.

 6 OCI, Organisation Communiste Internationaliste, trotzkistische Gruppierung (lambertistisch), aus der dann die PT (Parti des Travailleurs, Arbeiterpartei) hervorging.

 7 RATP, Pariser Verkehrsbetriebe

 8 Paul Rassinier, Le Mensonge d’Ulysse, La Vieille Taupe, Paris 1979 ; dt. : Die Lüge des Odysseus, Verlag Karl-Heinz Priester, Wiesbaden 1960, http://aaargh.vho.org/fran/livres/PRlugeOd.pdf

 9 Guillaume spielt hier auf eine Aussage von Jean-Marie Le Pen, dem Chef der Front National, an, für die dieser verurteilt wurde („Die Gaskammern sind nur ein Detail der Geschichte des Zweiten Weltkrieges“) – Anm. d.Ü.

 10 entspricht § 130 StGB

 11 http://aaargh.vho.org/fran/archRassi/candasse/candasse1.html

 12 DST, Direction de la Sécurité du Territoire,  frz. Gegenspionagedienst

 13 http://aaargh.vho.org/fran/chomsky/NCprefacefr.html

 14 Zengakuren, japanische Studentorganisation

 15 Ein Kollaborateur.

 16 IUT, Institut Universitaire de Technologie. Lionel Jospin war Ökonomie-Professor am IUT in Sceaux, einem Vorort von Paris.

 17 R.G., Renseignements Généraux, Inlandsgeheimdienst der Polizei

 18 École Normale Supérieur, Universität in Paris

 19 Gemeinsames Regierungsprogramm der Linken (Sozialisten, Kommunisten und Radicaux de Gauche [Liberale])

 20 Tomatage, das Bewerfen mit überreifen Tomaten. Zu dieser Aktion kam es Ende 1969 oder Anfang 1970.

 21 FranVois Mitterand, der spätere „linke“ Präsident, hatte vom Marschall Pétain den höchsten Ordner im Vichy-Frankreich der Kollaborateure, die „Francisque“, erhalten.

 22 Im Verlag La Vieille Taupe war das Buch „Die Gründungsmythen des Staates Israel“ von Roger Garaudy erschienen.

 23 Germar Rudolf, Gutachten über die Bildung und Nachweisbarkeit von Cyanidverbindungen in den „Gaskammern“ von Auschwitz, http://vho.org/D/rga/rga.html; Guillame hatte es an alle französischen Chemie-Professoren geschickt.

 24 Siehe AAARGH: Anmerkung zum Verbot des Buches von Vincent Reynouard, Sleipnir. Zeitschrift für Kultur, Geschichte und Politik 1/98, S. 1, http://www.nationalanarchismus.org/nationale_anarchie/AAARGH/A_Frankreich/ThiReynouard/thirey nouard.html

 25 Während des Ersten Weltkrieges hat die 2. Internationale das internationalistische und pazifistische Programm verraten. Pazifisten hatten sich aber weiter organisiert, z.B. im Komitee für die Wiederaufnahme der internationalen Verbindungen. Verschiedene andere pazifistische, internationalistische und revolutionäre Gruppen haben im schweizerischen Zimmerwald eine Konferenz mit dem Ziel abgehalten, eine Bewegung gegen den Krieg wiederaufzubauen. Rosa Luxemburg und Lenin haben daran teilgenommen. In Kienthal trafen sich die radikalsten revolutionären Kräfte.
 

Übersetzung: Peter Töpfer

Eine Übersicht von weiteren Texten von Pierre Guillaume und Serge Thion hier.
 

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