Nationalanarchismus

nA

 ~ Startseite ~

~ Bücher ~

 AUTO:
-CHTHON & -NOM
nA-Stromzeitschrift
Nr.
1 - 5  6 - 8 9 10 
11 12 13 14 15 16 
17 18 19 20 21 22
23 24 25 26 27
28 (Teheran)
 
Abo
some about AUTO in English

~ Freiheit für
     
Germar Rudolf! ~

  ~ Freiheit für Ernst
Zündel!
~

~ eine Art Manifest ~

~ Erklärung zu Organi-
sation und Doktrin
~

~ Nationalanarchismus
international
und  etwas zu seiner Geschichte
~
français / español /

~ alle Texte im Überblick ~

 ~ Verweise/Links ~

~ nA-Kontakt /
 
Impressum ~

~ Fotos ~

~ Videos ~

 ~ adk mit komittee freiheit für Horst Mahler ~

~ Schluß mit der Desinformation gegen Peter Töpfer!
Eine Aktion der Nationalen Antifa Berlin
~

~ Peter Töpfer,
privat und aktuell
~
 

Nationalanarchismus

 letzte Aktualisierung: 30. Mai 2007

Nationalanarchismus

AUTO:  Nr. 12,  Juli 2004
 

Der Nationalanarchismus – eine Art Manifest

[Manifest 1. bis 3. => / 4. bis 5. hier / 6. bis 8. => / 9. bis 12. =>]
 

4. Radikale Aufklärung

                                „Rage, rage against the dying of the light
                                       
John Cale / Dylan Thomas

Die nationale Anarchie sieht sich in der Tradition der Aufklärung. Sie wird nie verstehen, wie man von sich aus sagen kann, daß man etwas gegen Aufklärung haben, d.h. wie man das Dunkel dem Hellen vorziehen kann, wie man nicht immer weiter aufklären will, und sei es die Aufklärung. Genau so wenig wird die nationale Anarchie je verstehen, wie Konservative sagen können, die Nihilisten haben prinzipiell recht, aber ohne Religion gehe es nun mal nicht, weswegen eine Religion – an die man nicht glaubt – institutionalisiert werden müsse: Die anderen sollen dran glauben; von den anderen wird dieser Glaube erwartet.

Man könnte diesen Konservativen Ehrlichkeit bescheinigen, und sie sind gewiß sympathischer als jene, die dies gar nicht aussprechen.

Aber eine Lüge bleibt es dennoch, wenn auch eine, zu der man sich bekennt.

Anarchisten lehnen solche Lüge als unwürdig ab, sie sind zu ihr nicht imstande. Sicher weiß auch der Anarchist oft nicht, wo ihm der Kopf steht, und kann die Dinge nicht erkennen und begreifen, ist er oft unaufgeklärt. Und bestimmt kann es manchmal auch Dinge geben, die er nicht wissen will. Aber dann weiß ich sie wahrscheinlich einfach nicht und habe wahrscheinlich wirklich keine Ahnung, was vor sich geht. Wie könnte ich aber behaupten, sie nicht wissen zu wollen, da ich ja von ihnen und von meiner Unwissenheit selbst kein Wissen habe? Es erscheint mir absurd und nicht möglich, bewußt gegen Bewußtsein, d.h. Aufklärung, zu sein. Dennoch gibt es auf konservativer Seiten Leute, die von sich sagen, sie seien gegen Aufklärung. Viele Konservative führen – meiner Meinung nach – sehr viele nachvollziehbare und vernünftige Argumente an, zeichnen sich in vielen Punkten durch mehr Bewußtheit aus als ihre weltanschaulichen Gegner, bringen sehr viel Licht ins Dunkel, das von Leuten gehütet wird, die sich auf die Aufklärung berufen.

Die Aufklärung hatte schon immer Vertreter in ihren Reihen, die Aufklärung nur bis zu einem bestimmten Punkt wollten. Ab dort mußten Tabus errichtet werden, auch wenn Sprechverbote nicht gerade zum Programm der Aufklärung gehören. Das hat dazu geführt, daß sowohl Gegner der Aufklärung, die – malgré eux – zumindest in einigen Punkten aufgeklärter als die Aufklärer waren, mundtot oder auch ganz tot gemacht wurden, oder es wurden Leute aus den eigenen Reihen, die nur zu weit gingen, die sogenannten radikalen Aufklärer, mundtot oder ganz tot gemacht. Hier sticht – neben Marx – vor allem Nietzsche als Verräter an der Aufklärung hervor, der sich zunächst mit Hilfe der Junghegelianer vom Christentum gelöst hatte (und es bedauerte, die „geistesrege Zeit“ des Junghegelianismus nicht mit erlebt zu haben), den nächsten konsequenten Schritt der Aufklärung, nämlich die von Stirner vorgetragene Kritik an der Frömmigkeit der Atheisten und am Obskurantismus der Aufklärer, nicht mehr mit ging, statt dessen Zuflucht bei Schopenhauer suchte und schließlich, zum Philosophen („des Lebens“) verdinglicht und trotz offensichtlichen Mißlingens des Unternehmens Übermensch, ev’rybody’s darling der bürgerlich-gebildeten Gesellschaft wurde.

Nietzsche glaubte, das Problem Mensch durch „Überwindung“ und „Hochzüchtung“, d.h. durch Flucht vor der Realität lösen zu können und endete dabei – wie die ihn adorierenden Nazis – mit einem Bauchklatscher. Der Mensch muß unterwunden werden: Unten am Boden müssen wir uns winden im Verschmerzen der Verletzungen, die uns zu Menschen gemacht haben. Wir müssen Untermenschen, Menschentiere, wir selbst werden.

Stellen die atheistischen bzw. aufklärerischen Religionen noch einen Fortschritt (bzw. Rückschritt im positiven Sinne von Dekonstruktion und Devolution) gegenüber den theistischen Religionen dar, so herrscht mit dem Holocaustkult und der Judäoidolatrie wieder der nackte Asiatismus von strafgesetzlich verankertem Glaubenszwang.

Der Elitismus der Pseudoaufklärer ist mit dem jüdischen Auserwähltheitswahn ein Bündnis eingegangen.

Angefangen hat die Verräterei an der Aufklärung schon mit dem Möchtegernaufklärer Gotthold Ephraim Lessing, der sich darüber freute, „daß der König selbst zehn Exemplare davon ins Feuer geworfen hat“. Die Rede ist hier vom Buch „Über das Glück“ von Julien Offray de La Mettrie; der königliche Bücherverbrenner ist der „aufgeklärte Monarch“ Friedrich in Potsdam. „Über das Glück“ ist die „einzige philosophische unter den ‚scandaleusen Schriften’ in den ehemals geheimen Dossiers über ‚konfiskierte Bücher’ dieser Zeit.“ Lessing bezeichnete de la Mettries Schriften als „Porneutik“. Und Diderot sagte über de la Mettrie: „Einen in seinen Sitten und Anschauungen so verdorbenen Menschen schließe ich aus der Schar der Philosophen aus.“ Wenig später starb de la Mettrie, nur 42-jährig, zu Friedrichs Hofnarren als letztem Refugium geworden, unter bislang nicht aufgeklärten Umständen.

Ein weiterer Aufklärungsreaktionär ist Jean-Jacques Rousseau. Er schrieb in seinem pädagogischen Hauptwerk: „Laßt euren Zögling immer im Glauben, er sei der Meister, seid es in Wirklichkeit aber selbst. Es gibt keine vollkommenere Unterwerfung als die, der man den Schein der Freiheit zugesteht.“10 

Dazu paßt, was ein weiterer Aufklärungsreaktionär, der Pseudoanarchist Bakunin sagt, nämlich daß Kinder sich „bis zum Alter ihres Freiwerdens (...) unter dem Regime der Autorität befinden müssen (...), damit die herangewachsenen Jünglinge, wenn sie vom Gesetz freigemacht sind, vergessen haben mögen, wie sie in ihrer Kindheit durch etwas anderes als die Freiheit geleitet und beherrscht wurden“.11 

Rousseau und Bakunin befinden sich in trauter Übereinstimmung mit Hegel: „Hauptmoment der Erziehung ist die Zucht, welche den Sinn hat, den Eigenwillen des Kindes zu brechen [...] Das Vernünftige muß als seine eigenste Subjektivität in ihm erscheinen [...] Die Sittlichkeit muß als Empfindung in das Kind gepflanzt worden sein.“12 

Die nationale Anarchie gehört zu denjenigen, die radikal und konsequent die Aufklärung fortführt. Endziel der Aufklärung und aller emanzipatorischen Bemühungen ist, daß ich mich in einer Welt weiß, in der ich gern lebe. Es soll nicht dazu kommen, daß ich etwas aus meinem Bewußtsein verdrängen muß, weil das absurd ist, zur Selbstzerstörung führen muß bzw. diese ist und auch nur in einer solchen Situation passieren kann, wo mir etwas unerträglich Schmerzliches zustößt, die also zu verändern ist. Die Aufklärung wirkt dementsprechend an der Aufhebung der Zivilisation, weil es das tiefste Charakteristikum und der tiefste Widerspruch der Zivilisation ist, daß ich, der ich ihr angehöre und mit anderen Ichen diese Zivilisation erst bilde, ich selbst sein, d.h. gemäß meiner Wahrheit leben, d.h. sie verkörpern und frei ausdrücken will – ich das aber gleichzeitig in ihr nicht kann.

Einerseits verkauft sich das Echte – in geistiger oder materieller Form – gut, denn das wollen ja bis zu einem bestimmten Grad alle haben. Aber der Satz „je wahrer, desto besser“ hat dennoch keine Gültigkeit. Ein Rap-Star wie Eminem verkauft einerseits deswegen Millionen von Platten, weil er sich hochgradig echt ausdrückt. Aber er darf, obwohl er und das Publikum das dringende Bedürfnis danach haben, auf keinen Fall die ganze Wahrheit sagen. Dann würde er den Kapitalismus und die Zivilisation verlassen.

Es ist offenbar nur dem freien und unabhängigen Bauern oder Naturmenschen, dem Menschentier vergönnt, in der Wahrheit zu leben.

Endziel der Aufklärung und der Emanzipation ist also die Herstellung der Zufriedenheit und der Spannungslosigkeit des Einzelnen, d.h. ein Zustand ohne Verdrängung, was gleichzeitig sowohl eine Gemeinschaft Zufriedener zur Voraussetzung hat als auch diese erst bildet (Stirners „Verein der Egoisten“).

Das ist freilich nur von wenigen – den radikalen – Aufklärern so gesehen, formuliert und gewußt worden (de la Mettrie, Max Stirner, Wilhelm Reich, Arthur Janov).13  Es geht um die Wiederaufnahme, Radikalisierung und Realisierung der aufklärerischen Ansätze. Es gilt dort fortzusetzen, wo ihre bislang radikalsten Vertreter von der Reaktion innerhalb der Aufklärung (Diderot, Marx, Freud) erstickt wurden. Es gilt, den von den Pseudoaufklärern errichteten Schleier, nämlich die Religion der Aufklärer, die Menschlichkeitsreligion, zu zerreißen und konsequent an einer Bewußtwerdung aller Motive unseres Handelns, alle unsere Bedürfnisse, zu wirken.

Dazu gehört die konsequente Bejahung unserer Bedürfnisse und das Streben, diese zu befriedigen. Die Aufklärung darf nicht dort Schluß mit der Bewußtwerdung machen, wo sich die Bedürfnisse als nicht opportun, als primitiv, als unmoralisch und als den Kapitalismus störend erweisen.

Sie muß über das rein Denkerische hinausgehen und sich nicht länger mit Beschreibungen und Analysen zufrieden geben – „ich kann alles ertragen, solange ich weiß, was vor sich geht“: Dieses Wissen ist eigentlich kein Wissen, kein Bewußtsein, sondern Opium, das mir die tatsächliche Nichtbefriedigung meiner Bedürfnisse erträglich macht.

Wir müssen uns mit dem Gedanken vertraut machen, daß Bewußtsein (Klarheit) mehr ist, als Wörter zu benutzen und Analysen von Dingen herzustellen.

Aufklärung ist mehr als Erklärung.

Aufklärung darf sich vor keiner Bewußtwerdung scheuen, vor allem aber nicht der Bewußtwerdung unserer Gefühle, weil es die Gefühle sind, die uns hauptsächlich ausmachen.

Aufklärung heißt: Offenlegung und Entfaltung des Wirklichen, heißt Wahrheit ohne Grenzen: Das Wirkliche entfaltet sich ganz. Bei der Erklärung werden nur Lichtstrahlen in das ganze hinabgeworfen; hier bleibt es beim Status quo, nur daß man das Gesehene mit Namen versieht.

Wirkliche Aufklärung setzt sich sofort in Handlung um. Wenn wir wirklich Licht, d.h. Bewußtsein, in uns eindringen lassen und die Wahrheit wirklich akzeptieren, ist eine entsprechende Handlung die notwendige Folge; dann können wir nicht mehr anders als handeln.

Bernd A. Laska, der sich an vorderster Front um die Wiederaufnahme und Fortsetzung der Aufklärung bemüht14 , schreibt: „Stirners Postulat, die (alte) Aufklärung, die im kognitiv-rationalen Bereich operierte, sei am Ende ihrer Möglichkeiten und deshalb durch eine neue, im affektiv-emotionalen Bereich operierende – und damit ‚praktisch’ werdende – fortzusetzen (…), dieses Postulat stieß bis heute stets auf spontane Abwehr.“15 

Es ist aber an der Zeit, uns nicht mehr länger gegen unsere Gefühle, gegen unser wirkliches und eigentliches Selbst, unsere wirklichen Interessen, zu wehren, auch wenn es oft sehr unbequem und sogar schmerzlich ist oder es einigen Herrschaften nicht paßt.

 

5. Gegen die Religion vom Menschen

      „Und meine ungläubigen Lippen beten voller Inbrunst
      zu MENSCH, dem Gott all meiner Gläubigkeit
      Ich singe für meinen Genossen Dagobert Biermann
      der ein Rauch ward aus den Schornsteinen
      der von Auschwitz stinkend auferstand
      und dessen Asche ewig verstreut ist
      über alle Meere und unter alle Völker
      und der jeglichen Tag neu gemordet wird
      und der jeglichen Tag neu aufersteht“
      Wolf Biermann
      15a

Die Religionen von vor der Aufklärung sind tot, es gibt nur noch die Religion der inkonsequenten, zur Macht und in Widerspruch zu sich selbst gekommenen Aufklärer, die „den Menschen“ zum zu erfüllenden Ideal, zur Göttlichkeit erhoben haben.

Dabei haben die sog. Wissenschaftler eine herausragende Rolle gespielt. Sie sind die Pfaffen der neuen Religion.

Doch wir wollen wir selbst sein und nicht das erfüllen, was von einem Menschen oder „dem Menschen“ oder von der „biologischen Rolle des Mannes“ usw. von Wissenschaftlern gesagt wird.

Seit Jahrhunderten wird nach dem „Wesen des Menschen“ geforscht, um den Menschen angeblich auf diese Weise in der Politik gerecht zu werden, um eine „menschliche Politik“ zu machen. Einfacher, effizienter und uns gerechter wäre es aber, nach dir und mir zu fragen, wie es uns geht, uns direkt auftreten zu lassen und uns unsere Dinge alleine, oder miteinander in Verhandlungen, regeln zu lassen.

Der Humanismus ist – positiv betrachtet – ein auf halbem Wege stehengebliebener Egoismus. Er will dem Menschen gerecht werden, der – so weit stimmt die Eigenschaftszuweisung durchaus – verletzlich, schmerzempfindlich, bedürftig ist und dessen Bedürfnisse befriedigt werden sollten, damit er zufrieden und heil ist.

Damit ist die volkstümliche Bedeutung von Humanismus gekennzeichnet: „menschlich sein“ heißt hier: nicht verletzen, Achtung vor dem anderen haben, wissen, was weh tut, dem anderen das Heil gönnend.

Dieser Inhalt muß unbedingt gewürdigt, aber er muß radikalisiert werden.

Negativ betrachtet aber verrennt der Humanismus sich in einen Exzeß der Objektivierung und Beschreibung des „wirklichen Wesens“ des Menschen, hat nur noch den Menschen im Blick und meint am Ende keinen einzigen Menschen, sondern nur noch ein „Wesen“, also etwas vollkommen abstraktes, einen Geist, den es eigentlich nirgends wirklich gibt und dessen Eigenschaften nichts als Normen und Vorschriften sind. Aus dem „Aufklärungshumanismus“ wird dann der „reale Humanismus“ der Kommunisten und artet in der offenen Diktatur – alles für das Wohl des Menschen – derjenigen aus, die den tiefsten Wesensgrund des Menschen erfaßt, eigentlich aber nur die größere Bestialität aufweisen bzw. die größere „Humanität“, denn kein Tier der Erde kann jemals so grausam sein wie die Menschen.

Selbst wenn der Humanismus differenziert – was er durchaus tut –, so differenziert er nicht bis zu Ende: Dort müßte nämlich jeder Einzelne, aber keine Gattung mehr übrig bleiben.

Der Humanismus hat aber nicht nur in seiner aggressivsten Ausformung, dem Kommunismus, sondern in allen Spielarten diktatorische Züge; seine Beschreibungen des Menschen haben politische Zwecke, d.h. sie sind Behandlungsanweisungen bzw. Vorschriften. Nie hebt er, trotz behaupteter Absichten, die Entfremdung auf; das tut nur das Gegenteil des Fremden: das Eigene.

Die alles entscheidende Waffe der Zivilisation in ihrer heutigen Ausformung (Globalkapitalismus), d.h. die Hauptwaffe des aggressivsten Teils des Bürgertums – die Plutokratie – ist die von den Pseudoaufklärern zubereitete Menschlichkeitsreligion.

Wenn wir Selbstbestimmung wollen, gilt es, diese Waffe zu entschärfen. Es gilt, den Mitbewohnern unserer Landstriche zu zeigen, daß sie im harten Griff der Geißel ihrer Schuldgefühle in der Menschenrechtsfalle gefangen sind. Es gilt, die Gutmenschen aufzuklären und ihnen zu sagen, daß der Globalkapitalist sich tot lacht, wenn er ihre „Liebe“ in seinen Dienst nimmt.

Empfindungen und Mitleid mit anderen Menschen ist das Eine, das Gute; etwas Anderes ist es, sich moralisch erpressen zu lassen, „den Menschen“ lieben zu sollen, und zwar gerade da, wo es dem Globalkapitalisten gerade von Nutzen ist.

Den „Menschen“ gibt es nur in der globalkapitalistischen Religion. Es gilt, die vom Bürgertum Korrumpierten oder an der bürgerlichen Herrschaft Partizipierenden als solche und als Verhinderer der Entspannung zu entlarven und ihre zynischen humanistischen Masken herunterzureißen.

Die amerikanische Führung zeigt jetzt ihr wahres Gesicht. Nur noch ihre korrupten Lakaien rechtfertigen ihre Parteinahme mit der Menschenrechtsideologie.

Die religiöse Waffe des liberalen Bürgertums ist eine schreckliche, weil unsere intimsten Gefühle manipulierende und korrumpierende Waffe: „Der Mensch ist der letzte böse Geist oder Spuk, der täuschendste oder vertrauteste, der schlaueste Lügner mit ehrlicher Miene, der Vater der Lügen.“ (Max Stirner16 )

Es gilt, um wirklich und effektiv die stärkste Waffe der Globalkapitalisten unschädlich machen zu können, den rationalen Kern der Menschenrechtsideologie herauszustellen und sich in aller Deutlichkeit zu diesem zu bekennen, d.h. zu sagen: Ich will meinem Mitmenschen nicht weh tun, aber deshalb lasse ich mich nicht von Humanisten erpressen und benebeln, die – trotz Bekenntnis zu den „Rechten“ des Menschen – Millionen von Menschen gemordet haben und morden. Ein solches Bekenntnis gegenüber etwas letztlich Abstrakten ist immer ein Lippenbekenntnis gegenüber der Menschlichkeit im Sinne des Nicht-Schaden-Wollens, gegenüber dem konkreten. Im Konkreten und in Abwesenheit von Normen („Menschenrechte“) wird es zwar – leider, wir wollen alles dagegen tun – unter Umständen auch hart zu gehen, aber die Anzahl der Opfer oder der Leidenden wird vergleichsweise viel geringer sein als in der kapitalistischen Massenglobalgesellschaft, in der es trotz heiliger „Menschenrechte“ immer wieder zu Massenelend und Massensterben bzw. -mord kommt.

In einer primitiv-anarchischen Gemeinschaft gibt es keine „Rechte“. Aber es gibt mehr spontane, auf Mitgefühl basierende Achtung vor dem anderen, und der andere ist kein „Mensch“, sondern er ist Peter oder Paul. Wir achten ihn nicht, weil er Mensch ist, sondern weil wir ihn als fühlendes und uns ähnelndes Lebewesen kennen. Er kommt nicht aufgrund einer simplen Idee (die vom Menschen und seinen angeblichen Rechten – vom wem gewährt?) oder von Gesetzen in den Genuß von Achtung, sondern aufgrund von erlebten Gefühlen, die unmittelbar nachvollzogen werden: Das ist die wirkliche Erweisung von Achtung, das ist viel mehr als das Papier, auf das „Menschenrechte“ und Unterschriften gebracht werden.

Je größer eine Gesellschaft, desto weniger Mitgefühl. In der Weltmassengesellschaft dann sterben Tausende von Menschen, die Teil der Weltmaschine und von ihr abhängig sind, ohne daß sie durch Mitgefühl gerettet würden: Sie sind weit weg. Menschenrechts- und humanitäre bzw. karitative Organisationen stabilisieren – sofern sie überhaupt subjektiv an einer Linderung des Leids interessiert sind und nicht nur im Humanen eine Marktlücke gefunden haben – mit ihren Einsätzen nur die verlogene und heuchlerische Praxis des Kapitalismus.

Es gilt, die humanistische Aufklärung zu radikalisieren, d.h. den rationalen Kern von dem ihn umgebenden Dunst zu befreien: Nicht um irgendeinen „Menschen“ geht es, sondern es geht um mich und meine Gefühle zu anderen Menschen. Ich als empfindender Mensch möchte nicht, daß anderen weh getan wird. Dann wird es gelingen, diese Ideologie aus dem Arsenal der globalkapitalistischen Propaganda zu entfernen.

Doch der Kapitalismus und seine Menschlichkeitspropaganda ist ungeheuer stark. Das Bürgertum scheint unüberwindlich mächtig zu sein. Wir sind alle Bürgertum und jagen dem Geld nach. Seine Macht liegt im Humanismus begründet, der zu einer veritablen Religion geworden ist und einen übermächtigen Gott hat: den Menschen. Der Kapitalismus nutzt eiskalt das Mitgefühl der Menschen mit ihren Artgenossen aus. Am Ende merken die Menschen an allen Ecken der Welt nicht mehr, daß sie an der Nase herumgeführt und gegenseitig ausgespielt werden.

Max Stirner schreibt: „Aber auch der Form nach erklärt sich der Liberalismus als Religion, wenn er für dies höchste Wesen, den Menschen, einen Glaubenseifer fordert, ‚einen Glauben, der endlich auch einmal seinen Feuereifer beweisen wird, einen Eifer, der unüberwindlich sein wird’.“17 

Kein Gott wird so eifrig angebetet und keinem Gott unterwirft der Mensch sich so vollständig wie „dem Menschen“. Die Perfidität dieser Propaganda ist um so schwieriger zu durchschauen, als die Versuche, den bürgerlichen Humanismus zu überwinden, stets in riesige Katastrophen geführt haben.

Kein König thronte je so souverän wie der Fürst der Finanzen.

Schon im Anfang war sich das religiöse Bürgertum der Stärke seines Glaubens sicher, dieser Glaube konnte auch durch keine Metzelung von Millionen von Menschen in der Kolonialzeit und von keinem Atombombenabwurf erschüttert werden. Die Menschheit ist die Geißel der Menschheit. Sie sitzt tief, sehr tief.

Ernst Jünger wußte um die Stärke der bürgerlichen Propaganda und die Machtlosigkeit des Faschismus, d.h. der „falschen Mittel, die Moderne zu überwinden“ (Hans-Dietrich Sander): „Ganz unbestreitbar ist, daß in unseren Händeln die humanen Ideale länger hielten und weiter führten als die heroischen. Das rührt nicht daher, daß sie jünger, moderner, fortschrittlicher, sondern daher, daß sie älter sind, auf tieferen Bestand zurückgreifen. (...) Das Humane siegt deshalb ob, weil es dem Kern des Menschengeschlechts näher ist als das Heroische. Es liegt dichter am Goldenen Zeitalter.“18 

Und weiter: „Es ist kein Zufall, daß die Vorbilder der im Zweiten Weltkrieg geschlagenen Mächte der Bronze- und der frühen Eisenzeit entstammten: der nordische Mensch, der antike Römer, der japanische Samurai. Daß sie nicht siegen konnten, entspricht der Grundregel, daß der Mythos nicht wiederherzustellen ist, daß er zwar vulkanisch die Geschichtsdecke durchbrechen, nicht aber ein Weltklima schaffen kann.“19 

So wie das Humane stärker ist als das Heroische, weil es unter ihm liegt und seine Grundlage ist, so sind aber wiederum „die Spiegelungen des ‚Goldenen Zeitalters’ stärker als alle anderen“ (Ernst Jünger20 ), also stärker auch als das Humane.

Infolgedessen kann das Humane, sprich: der Liberalismus mit seinen Millionen von Opfern, nur von einem bezwungen werden: vom Goldenen Zeitalter. Das Goldene Zeitalter liegt allem zugrunde, und nichts Stärkeres gibt es als die Sehnsucht nach Frieden, Selbstbestimmung und das eigene Leben.

Nur das Eigene wird das Humane besiegen können.

Aber nicht als Mittel oder Waffe in einem Kampf. Das Eigene kann, wenn es wirklich eigen ist, immer nur viel mehr sein als ein irgendwie gearteter Zweck. Das Eigene lebt aus sich und für sich. Es hat nur sich selbst bzw. die Befriedigung seiner jeweiligen Bedürfnisse zum Zweck. Willst du es zu irgend etwas einspannen, willst du ihm ein Ziel geben, hört es auf.

Die derzeit zu beobachtende Zuspitzung der Menschlichkeitsreligion und ihr gleichzeitiger Rückfall in eine sehr weit vor der Aufklärung liegende Religiosität ist der Holocaust-Kult. Nimmt das Schaf im Rahmen der normalen Menschlichkeitsreligion alles im Namen der Menschheit und nach Appell an seine Schuldgefühle alles hin, so wird im Holocaust-Kult nicht mehr appelliert, sondern despotisch bis auf das Komma vorgesagt, bis auf die genaue Zahl der Holocaust-Opfer (6.000.000) die Wiedergabe des Dogmas erzwungen und die geringste Kritik am zentralen Heiligtum des Kultes bei Gefängnisstrafe verboten.

Der Holocaust als Religion, als Anspruch absoluter Herrschaft, nicht als historisches Ereignis, das, wie überhaupt Geschichte, für die nationale Anarchie von keinem Interesse ist, steht von daher der nationalen Anarchie am meisten im Wege. Auch hier trifft die radikale Aufklärung direkt auf die zu Mystikern im Dienste weltlicher und globaler Herrschaft gewordenen Ex- und Pseudoaufklärer, die heute ihre ärgsten Feinde sind.

Es gilt, die Amalgamierung von Aufklärung bzw. pseudoaufklärerischer Propaganda und totalem religiösem Fanatismus endgültig und gründlich aufzulösen. Durch den offenliegend asiatisch-despotischen Charakter der Holocaust-Religion und der Zuspitzung der Menschlichkeitsreligion in einen für Europa und die ganze Welt seit Jahrhunderten nicht mehr für möglich gehaltenen Exzeß kommen beide momentan ins Taumeln.
 

[Manifest 1. bis 3. => / 4. bis 5. hier / 6. bis 8. => / 9. bis 12. =>]
 

Anmerkungen

8 Brief Nietzsches an Raimund Granier, September 1865, zit. nach Bernd A. Laska, „Nietzsches initiale Krise. Die Stirner-Nietzsche-Frage in neuem Licht“, in: Germanic Notes and Reviews, vol. 33, Nr. 2, 2002, oder www.lsr-projekt.de/nietzsche.html

 9 Bernd A. Laska, Einleitung zu: Über das Glück oder Das höchste Gut („Anti-Seneca“), Nürnberg 1985, S. VIII-IX

 10 aus: Émile oder Über die Erziehung, UTB-Ausgabe 13. Auflage, S. 358, zit. nach einem Beitrag von Bernd A. Laska auf dem vom Goethe-Institut in Sao Paulo organisierten deutsch-brasilianischen Wilhelm-Reich-Seminar im November 2002, http://www.lsr-projekt.de/poly/ptwreduc.html

 11 Michail Bakunin, Prinzipien und Organisation der internationalen revolutionären Gesellschaft (1866), in: Gesammelte Werke, Bd. 3, Berlin, Der Syndikalist 1924, S. 25, zit. nach Bernd A. Laska, „Katechon“ und „Anarch“. Carl Schmitts und Ernst Jüngers Reaktionen auf Max Stirner, Nürnberg 1997, S. 42/43 oder http://www.franken.de/users/lsr/mseigner.html.

 12 G.W.F. Hegel, „Grundlinien der Philosophie des Rechts“, §§ 174, 175, zit. nach Bernd A. Laska, ebenda S. 42/43 oder http://www.franken.de/users/lsr/mseigner.html.

 13 www.lsr-projekt.de

 14 www.lsr-projekt.de

 15 Bernd A. Laska, Ein dauerhafter Dissident, 150 Jahre Stirners „Einziger“. Eine kurze Wirkungsgeschichte, Nürnberg 1996, S. 103

 15a Wolf Biermann, Gesang für meine Genossen, Alle Lieder, Köln 1991, S. 78

 16 Max Stirner, Der einzige und sein Eigentum, S. 202

 17 ebenda S. 193, der Zitierte ist Bruno Bauer, Die Judenfrage, Braunschweig 1843, S. 62

 18 Ernst Jünger, An der Zeitmauer, Gesammelte Werke, Stuttgart 1963, S. 494

 19 ebenda S. 496

 20 ebenda S. 492
 

zurück zur Übersicht AUTO:  Nr. 12,  Juli 2004