Nationalanarchismus

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Nationalanarchismus

 letzte Aktualisierung: 30. Mai 2007

Nationalanarchismus

AUTO:  -CHTHON & -NOM
Nr. 20, September 2005
– Übersicht –


 

Peter Töpfer

Der Unsinn vom Fortpflanzungs- und Arterhaltungstrieb. Gegen die Lügen der Wixenschaftler!

Des Finalismus’ Finale, der Teleologie Telos

Stürzen wir Telos, den Theo der Neuzeit!

Radikaler Bio-Revisionismus, Punk-Naturphilosophie

 

1. Teil (für Normalos)                            2. Teil (für Intellos)
 

Es ist langsam mal an der Zeit, mit bestimmtem Blödsinn, den uns irgendwelche Wixenschaftler andauernd erzählen, gründlich aufzuräumen. Für wen halten sich diese Leute überhaupt, daß sie glauben, uns Tag für Tag mit ihrem Scheiß in den Ohren liegen zu müssen? Halten die sich etwa für ganz schlau?

Unglaublich!

Schaltet der Zeitgenosse – weil es kein Gemeindeleben mehr gibt – seinen Fernsehapparat an, um wenigstens ein paar Bilder aus der guten alten Zeit (einer Zeit, als wir noch Tiere waren) zu genießen, d.h. um sich Sendungen über Tiere und Pflanzen anzuschauen, hat er es ausschließlich mit völlig schwachsinnigen Kommentaren zu tun. Bildauswahl und Kommentierung liegen ausschließlich in Händen von Wixenschaftlern, die einem mit ihren hirnrissigen Theorien jeden Genuß verderben und einen auf die Palme treiben.

Es muß einmal deutlich gesagt werden, daß die Grütze, die diese Wixenschaftler abliefern, schlichtweg nicht mehr auszuhalten ist. Ist denn bei den Sendeanstalten niemand, der diesen Schwachköpfen wenigstens ab und zu das Mikro abdreht und kreative Kräfte mit dem Dreh von Naturfilmen beauftragt? Aber ich sehe tatsächlich niemanden weit und breit, der hier mal für etwas frische Luft sorgen könnte.

Ditsche? Sido? Luni?

Aus der unendlichen Flut an wixenschaftlichem Blödsinn hier nur drei kleine Beispiele:

    „Der Fisch samt ab, um die Eier zu befruchten.“

    „Die kleinen Affen spielen, um ihre Kletterkunst zu trainieren.“

    „Die beiden [ein Paar Erdhörnchen im sexuellen Spiel] widmen sich ihrem Nachwuchs.“

Wer auch nur ein bißchen noch seine Sinne beisammen hat, erkennt sofort, daß nichts davon wahr ist und daß unsere Wixenschaftler all das den Tieren nur unterstellen. Die Leute sind aber alle an diese Sprüche gewöhnt, so daß niemandem mehr auffällt, wie falsch und saublöd sie eigentlich sind.

Die „Biologen“ (d.h. die „Lebenskundigen“ – das ist der Brüller!) stellen die Tiere als total plemplem dar, die keine Ahnung haben, was sie eigentlich tun. Die Tiere wüßten nicht, was sie tun, ihrem Handeln läge ein ihnen nicht bewußtes Motiv zugrunde.

Selbstverständlich samt der Fisch nicht ab, um „Eier zu befruchten“. Wie könnte der Fisch also etwas wissen, was er nicht tut?

Der Wixenschaftler dagegen „weiß“ es nicht nur, er „erkennt“ nicht nur jenes zugrunde liegende Motiv, den „höheren Sinn des Ganzen“. In ihm erfährt – so erklären es stolz die „Biologen“ – die „Evolution“ auch nicht nur ihren triumphalen Höhepunkt, nein, im Wixenschaftler kommt gar die Evolution „sich selbst zu Bewußtsein“!

Bitte versuchen Sie sich, lieber Leser, einen Moment vorzustellen, wie das aussieht, wenn „die Evolution sich selbst zu Bewußtsein kommt“. Präsentiert sich uns da nicht gleich die ganze Tragödie dieser armen Kerle?

Das Tier weiß tatsächlich nichts von irgendeiner „Befruchtung“, erst recht nichts von einer „Evolution“. Das Tier ist ja nicht verrückt!

Aber zu sagen, daß es nicht weiß, was es tut – was es tatsächlich und wirklich tut –, das kann doch nur dem Oberignoranten vom Dienst, dem menschlichen Wixenschaftler, einfallen, der sich im Besitze eines ganz besonderen Wissens, nämlich eines höheren, dünkt.


   ***  ***  ***  ***  ***  ***  ***


Nicht, daß mir die Tiere ob ihrer angeblichen Unwissenheit leid täten und ich sie gegen böse und überhebliche Wixenschaftler in Schutz nehmen zu müssen glaubte. Bitte verstehen Sie mich, lieber Leser, da nicht falsch: das ganz und gar nicht. – Die Tiere haben ein viel größeres Wissen, ein viel tieferes Bewußtsein als die Menschen, für welche Wissen allen Ernstes Durchgeistigung, d.h. innere Verwüstung heißt. Die Tiere brauchen in ihrer absolut gelassenen Souveränität nun wahrlich keine Hilfe gegen philosophierende „Biologen“, gegen die Biosophen.

Wie können Menschen, die ja wohl auch mal Tiere waren – und herablassend ihr „tierisches Erbe“ einräumen –, diese majestätisch-bescheidene Gelassenheit und Souveränität der Tiere so vollständig übersehen, so überhaupt nicht mehr wahrnehmen?

Die Wixenschaftler spielen in keiner anderen Liga – sie leben in einer anderen Dimension! Nein, gegen diese Vollpfosten von Menschen brauchen die Tiere keine Hilfe. Es sei denn, die „Biologen“ stellen mit ihnen ihre „Versuche“ an.

Wenn einem jemand leid tun könnte, dann sind es diese jämmerlichen Gestalten von Wixenschaftlern. Aber ich muß Ihnen ehrlich sagen, lieber Leser, ich habe nicht nur kein Mitleid mit diesen Gestalten, sondern ich verachte und hasse sie.

Ich verachte sie, weil im Vergleich mit diesen arroganten Ignoranten jede Schmalspurbahn einen riesigen Horizont hat, diese Leute sich aber in ihrer abenteuerlichen Dünkelhaftigkeit noch ganz großartig vorkommen und sich als Experten in Schicksalsfragen heranziehen lassen. Und ich hasse sie, weil sie sich sadistisch an völlig unschuldigen und völlig wehrlosen Tieren zu schaffen machen, und das nur, um ihre Fürze von Ideen auszuprobieren oder neue Fürze ablassen zu können.

Wenn das Todesurteil gegen den Menschen nicht sowieso schon längst gesprochen wäre – was er mit den Tieren in seinen wixenschaftlichen Labors macht, das allein wäre Grund genug zur sofortigen Hinrichtung. (Und wir reden hier noch nicht über die Zucht- und Schlachtfabriken!) Hier hat er endgültig das kleine Bißchen ihm verbliebene Unschuld verhökert. Jeder Mensch hat schon einmal Bilder von gefolterten und verdrahteten Äffchen gesehen. Jeder weiß von den Kaninchen, denen die Augen ausgeschnitten werden, und von den Mäuschen, die am lebendigen Leibe aufgeschnitten werden. Keiner kann sagen, er wäre noch nie an einem Stand von Tierschützern vorbeigekommen.

Aber das ist heute nicht unser Thema. Unser Thema ist der „gedankliche“ Schwachsinn, mit dem diese Roboter uns in den Ohren liegen und der endlich aufhören muß.


   ***  ***  ***  ***  ***  ***  ***
 

Die Menschen – zumindest die Wixenschaftler unter ihnen, aber die anderen haben es sich von diesen gründlich einreden lassen – wissen so gut wie nichts mehr. Sie wissen vor allem nicht mehr, was Wissen ist.

Da, wo von „höherem Wissen“ die Rede ist, da ist das Wissen verschwunden, da hat es sich verflüchtigt zugunsten von Ideen, die außerhalb der Menschen liegen. Diese Ideen haben nicht die geringste gefühlsmäßige Komponente. Wissen aber ohne Gefühls- und Erfahrungsbezogenheit ist kein Wissen. Das weiß der verwixenschaftlichte Mensch aber nicht mehr. Die Menschen halten ihre leeren, rein geistigen Produkte für „Wissen“. Damit ist das endgültige Urteil der vollständigen Verblödung gesprochen.

Das, was der Wixenschaftler, der in seinem Labor steht oder an seinem Schreibtisch sitzt, wirklich wissen könnte, das ist, daß er eine leicht quälende Eifersucht hat, aber seine Frau wird ihn schon nicht verlassen; das ist, daß er seine Kollegin unter dem weißen Kittel geil findet; das ist, daß er wütend auf einen Kollegen ist, weil der mehr Geld als er verdient oder befördert wurde. Aber er könnte nur die Erfahrung wirklichen Wissens machen, er läßt es aber nicht richtig an sich heran, dieses Wissen ist nur diffus. Er sagt sich: „Nein, so bin ich nicht. Ich bin doch zivilisiert!“ Abends quatscht er dußliges Zeug mit seinen Saufkumpanen oder sitzt mit seiner Frau vor dem Fernseher, und alles ist vergessen. Alles wirkliche Wissen ist weit weit weg und meldet sich nur noch in seltsamen Empfindungen und rätselhaften Symbolen in den Träumen. Das ist alles, was vom wirklichen Wissen übriggeblieben ist.

Es ist nicht die Erfahrung, nicht das Erleben und nicht das Fühlen des Fisches, „abzusamen, um die Eier zu befruchten“. Seine Erfahrung, sein Erleben ist es, sich der Anziehung von einem wunderbar funkelnden, eine magische Wirkung ausübenden Etwas hinzugeben. Die am Grunde des Wassers liegenden Eier der Fischin haben eine betörende Anziehungskraft, strahlen sexuell, törnen den Fisch an, bringen ihn fast um den Verstand. Er tänzelt über den Eiern herum, alles in ihm wird fiebrig, er vergißt vollständig die Welt um ihn herum und will jetzt nur noch unbedingt über diesen Eiern eine sensationell geile Erregung abfließen lassen. Das weiß der Fisch – er fühlt es zu deutlich. Erst wer um seinen Verstand gebracht wird, weiß etwas; und weiß, was Wissen ist. Und das ist jetzt kein „Vitalismus“, das ist einfach wahr.

Oder wenn der Fisch in rasantem Tempo mit seinen Volksgenossen mal hierhin, mal dorthin schießt… Da geht die Post ab, hui! und hui!, in alle Richtungen, das geht drunter und drüber, er immer voll dabei, mang die Kameraden, alles dreht sich und glitzert wild…

Im übrigen ist es mir völlig egal, was der Fisch treibt und denkt.

Was der Mensch dagegen unter Wissen versteht – das entzieht sich meinem Wissen… Ich kann den Kommentar des Wixenschaftlers („der Fisch samt ab, um die Eier zu befruchten“) kein bißchen nachvollziehen; ich verstehe nicht, was der Herr Wixenschaftler damit meint. Wenn ich mich an die Stelle des Fisches versetze, dann habe ich keine Ahnung von irgendwelchen „Eiern“, die ich gar „befruchten“ wollte. Ich merke und weiß nur eins: Mir läuft es warm die Beine runter!

Der Fisch fühlt seine Hitze zu deutlich, als daß sie sich seinem Wissen entziehen kann. Wenn der Fisch könnte – gottseidank kann er es nicht, gottseidank ist er noch nicht mit Geist verpestet und zu Ideen verwinzt –, würde er dem Wixenschaftler und seiner komischen „Befruchtung“ den Vogel zeigen. Aber gottseidank für unseren glücklichen Fisch versteht er den Wixenschaftler nicht und wird nie – wie wir – in die ärgerliche Verlegenheit kommen, sich mit wixenschaftlichem Blödsinn auseinandersetzen zu müssen.

Was geht im Wixenschaftler vor, wenn er das „Wissen“ von sich als dem Höhepunkt der „Evolution“ erlangt? Kriegt er so was wie einen Hirnorgasmus, wenn er die Idee hat, daß just in diesem Moment in ihm „die Evolution zu Bewußtsein“ kommt? Warum grinst der bescheuerte Wixenschaftler dabei so dämlich? Will er uns sagen, daß man eine Idee (die der „Evolution“) wissen kann?! Hat er Spaß daran, eine Idee von einer Idee zu haben? – Das muß man ja langsam annehmen!

Was hat unser Wixenschaftler von seinem Höheren Wissen? Zu was nützt es ihm? Kann er es irgendwie genießen?

Na gut, er kann seine Ideen ans Fernsehen verkaufen…

Oh Gott, was ist aus diesen einst anmutigen und stolzen Tieren geworden…

Der Abstand vom Fisch zum Wixenschaftler ist kosmisch. Es liegt ein Kosmos zwischen Fisch und Wixenschaftler. Der Fisch fühlt und weiß alles – der Wixenschaftler fühlt nichts und weiß von daher auch nichts. Außer Ideen hat er nichts. Was soll er auch wissen? Er erlebt nichts, also kann er auch nichts wissen. Das, was er zu wissen glaubt, das verdient natürlich überhaupt nicht die Bezeichnung „Wissen“. Das ist eine Verhohnepiepelung, eine Schändung, eine kosmische Verarschung von Wissen.

„Die beiden [ein Paar Erdhörnchen im sexuellen Spiel] widmen sich ihrem Nachwuchs“, sagt der Wixenschaftler Augen zwinkernd und hält das wirklich für witzig. Er weiß eigentlich, welchen Blödsinn er da labert. Ist er vielleicht nur verklemmt, daß er so witzig glaubt sein zu müssen?

„Sex dient der Fortpflanzung“ – einen sonderbaren Humor haben diese Wixenschaftler!

Die Erdhörnchen „widmen“ sich selbst und ihrem sexuellen Spiel! So einfach ist das. Von Einfachheit hält der witzige Wixenschaftler nichts. Aber er ist nicht nur verklemmt – in seinem Kopf geistert und west und wabert und nähert sich die Katastrophe: der höhere Zweck.


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Was nur veranlaßt die „Biologen“, davon zu sprechen, daß die Tiere und wir nicht wissen, was wir tun? Warum postulieren sie etwas, das von uns, von unseren Gefühlen und vom sinnlich Wahrgenommenen unabhängig ist? Die Wixenschaftler wollen uns einreden, es gäbe in uns noch etwas anderes als wir, eine andere Person vielleicht sogar; etwas, von dem wir nichts wissen, das wir nicht fühlen können und das mit uns etwas bezweckt. Denn da der Fisch nicht „absamt, um die Eier zu befruchten“, muß es in ihm jemanden oder etwas anderes geben, der dieses Ziel verfolgt.

Warum sagen die Wixenschaftler nicht einfach die Wahrheit, die da wäre: „Ihr wollt Sex, weil Ihr geil danach seid, weil es lustvoll ist und ihr es wollt, weil ihr Druck ablassen und euch entspannen wollt.“ Nicht daß man das oft sagen oder Einladungen dazu verteilen müßte, aber wenn man schon mal was dazu sagen will, dann ist das wenigstens die Wahrheit. Jeder weiß das, das ist das Wissen. Wozu den Leuten einreden, es gäbe in ihnen eine sonderbare unbekannte Instanz, die mittels uns ein Ziel verfolgt, von dem wir nichts wissen? 

Farbe, Form und Geruch einer Frucht „dient dazu“, so die Naturwixenschaftler, unter anderen Früchten auserwählt zu werden. Der Geruch hat „die Funktion“, den Vogel anzulocken.

Der rote Arsch der Pavian-Frau „dient dazu“, so der Biosoph, den Pavian-Mann anzulocken, damit er sie befruchte. Der rote Arsch erfüllt in einem „Reproduktionsmechanismus“ die „Funktion“ des Anlockens. Der Reproduktionsmechanismus ist von einem diesem zugrundeliegenden „Trieb“ gesteuert: dem Arterhaltungstrieb. Und so ist das gesamte Verhalten der Paviane von diesem „Trieb“ gesteuert und letztlich nur in diesem Lichte zu sehen.

In Wahrheit sind die Ärsche der Pavian-Frauen immer röter geworden, weil die Pavian-Kerle diese roten Ärsche geiler fanden und immer mehr Pavian-Kinder rote Ärsche vererbt bekamen, bis alle mit roten Ärschen herumrannten. Und nicht etwa hat „die Natur“ in ihrer unendlichen Weisheit die Ärsche rot angemalt, damit die Pavian-Männer nicht vergessen, dort ihre Gene hineinzubringen, weil die Natur etwas ganz Großes und Tolles mit den Pavianen vor hatte, nämlich diese zu Auserwählten zu machen und sie andere Affen überleben zu lassen.

Die Natur hat nicht nur nichts angemalt – es gibt die Natur als weise Wesenheit, als oberste Intelligenz nicht! Na gut, vielleicht gibt es einen Großen Strippenzieher –  aber dazu (zum Unsinn der Annahme eines großen Puppenspielers) später mehr.

Daß fast das gesamte Verhalten der Paviane von einem gewissen Trieb gesteuert ist, das wollen wir gern glauben... – aber es ist mit Sicherheit kein „Arterhaltungstrieb“. Wir haben ja nicht unbedingt etwas gegen letztliche Begründungen und das Erkennen dessen, was uns wirklich treibt. Wir bestreiten nur was die Wixenschaftler als tiefste Ursache herausgefunden haben. Wir stellen dem angeblichen Fortpflanzungs- und Arterhaltungstrieb die sexuelle Spielfreude und die Geilheit der Paviane, den richtigen Trieb der Paviane entgegen. Darin sehen wir die Ursache ihres Verhaltens.

Das heißt nicht, daß nun ein besonderes Aufhebens, etwa eine Lehre, aus diesem banalen Wissen gemacht werden sollte. Aber wir wollen genau so wenig und erst recht keine Arterhaltungslehre und fordern mit Entschiedenheit, daß die Belästigung mit der Lehre von einer aus dem Hintergrund gesteuerten Arterhaltung aufhört. Religion muß Privatsache sein; niemand darf mit Zwang religiöser Propaganda ausgesetzt werden!

Weder Kruzifixe noch das Gesülze von allen möglichen „tieferen Beweggründen“ in den Schulen! Sofortiger Stopp aller Öde vom „Höheren“! Sofortiger Ersatz des Lebenslehre-Unterrichtes („Biologie“) durch Leben, d.h. Freistunde für die Kinder! Schluß mit jeglicher Lehre vom Leben – laßt die Kinder leben!


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Warum postulieren die Wixenschaftler einen Fortpflanzungstrieb als höheren Zweck alles Lebendigen?

Weil sie an etwas Höheres glauben. Weil sie glauben, daß es etwas Höheres geben muß.

Warum muß es eigentlich etwas Höheres geben? Kann der Vogel nicht einfach die Frucht des Baumes essen, weil sie ihm schmeckt? Muß das Essen diesem oder jenem „dienen“? Muß man annehmen, der Vogel ißt, um am Leben zu bleiben? Hat der Vogel nicht einfach nur Hunger oder Appetit? Muß man glauben, der Vogel balzt um eine Vögelin, um schlußendlich seine Gene weiterzugeben?

Offenbar ja. Offenbar würde sonst etwas fehlen: der Sinn.

Unser Wixenschaftler lächelt gönnerisch und spricht mitleidig-verständnisvoll (wir sind ja Vollidioten, die vom Höheren Plan noch nichts wissen): „Natürlich frißt der Vogel einfach aus Hunger, vögelt aus Lust. Aber die Natur, genauer gesagt die Art des Vogels, bedient sich des Sexualtriebes des Vogels, um sich zu erhalten. Hinter dem einfachen Verhalten an der Oberfläche und hinter den einfachen, primitiven Gefühlen steckt eine tiefere Absicht der Natur! Der Vogel ist nur das Vollzugsorgan der Natur, genauer gesagt seiner Art, die einen Selbsterhaltungstrieb hat!“

Aha.

Der Wixenschaftler und sein Jünger, der Allgemeingebildete, schmunzeln und räumen, spricht man sie auf ihre offensichtlichen Phantastereien an, eine gewisse „Bildhaftigkeit“ ihrer Gedanken ein. Sie räumen auch ein, daß sie „die Natur“ oder „die Art“, die da angeblich etwas veranstalten, noch nie gesehen haben. Es tut ihnen auch leid, sagen sie, daß sie die Natur auf der einen Seite und die Individuen mit ihren Gefühlen auf der anderen Seite auseinanderreißen müssen, denn das tut sich in einer Zeit, wo „Ganzheitlichkeit“ in Mode gekommen ist, einfach nicht.

Tatsache aber ist, daß diese Leute gar keine andere als eine solche phantastische Sprache sprechen können. Sie wissen nicht, warum, aber sie glauben an „die Natur“ und deren weise Absichten. Dieser Glaube wird von keinem Gefühl genährt; er repräsentiert keine Empfindung und keine Erfahrung. Diese mickrigen Ideen von den Absichten einer „Natur“ (früher war das „Gott“) überdecken alle anderen Vorstellungen vom natürlichen Geschehen, etwa gefühls- und erfahrungsbezogene. Einfachheit ist den Wixenschaftlern zu billig. Sie brauchen die Phantasie von „Natur“ und „Höherem“ als Schutz vor Langeweile, als Kick, als Füllmasse.


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Die Welt des Lebenskundigen ist leer und langweilig. In seiner Welt gibt es kein Leben. Wenn der Lachs seinen Laich abgelegt hat, so hat er – denkt der Lebenskundige – sein Lebensziel erreicht und seinen Lebenszweck und -sinn erfüllt. Dieser vermeintliche Sinn ist aber völlig sinnlos („sinnlos“ im Sinne von „unsinnlich“).

Wenn die Weitergabe von Genen etwas Sinnvolles sein soll, dann muß daraus geschlossen werden, daß der Biologe gar keinen Sinn, keine Sinnlichkeit kennt. Ganz sicher sind die letzten Stunden des Lachses von äußerster Sinnlichkeit gekennzeichnet – aber dieser Sinn ist es ganz bestimmt nicht, den unser Biologe meint. Er denkt bei „Sinn“ nur an irgendwelche kleinen komischen Zellen, die der Lachs und die Lächsin ablegen, er denkt an die reine Form, an das rein Stoffliche, das gleichzeitig rein Geistiges ist, das es nur als Begriff oder Beobachtungsergebnis gibt: Fortpflanzung.

Die Biologen haben Entstehungs- und Wachstumsprozesse beobachtet und dabei festgestellt, daß sich alles auf etwas hinbewegt und daß der Prozeß durch irgend etwas abgeschlossen wird. Jetzt denken sie, daß dieser Abschluß der Sinn des Ganzen sei. Das stimmt aber nicht. Jede Sekunde dieses Prozesses hat ihren eigenen Sinn, ihr eigenes Ziel: je nach Bedürfnis.

In jeder Sekunde sind das Lachsembryo und später der Lachs mit etwas anderem beschäftigt. Die Biologen sehen aber immer wieder nur das Ende: den großen, letztlichen „Sinn“, der eigentlich völlig sinnlos ist. Alles, was der Lachs bis zu seinem letzten Tag getan hat, interessiert den Biologen nicht, das ist für ihn sinnlos: „Sinn“, darunter kann er nur etwas Höheres oder Tieferes verstehen. All die äußerste Sinnlichkeit, das Getriebenwerden des Lachses an die Stelle seiner Geburt, das nimmt der Biologe nicht wahr. Jetzt forscht er wie besessen danach, wie der Lachs diesen Weg findet… Eines Tages will er ihn steuern!: dorthin, wo die Fischverarbeitungsfabrik steht. Nichts gegen Kybernetik – die höchste der Wixenschaften –, aber sie sollte sich gefälligst dort heraushalten, wo es um Motive und den Sinn von Verhalten geht.

Wenn der Biologe den Fischzüchtern hilft, die Zucht erfolgreich zu betreiben, und ihm das gelingt, indem er auf die günstigsten Bedingungen der Reproduktion hinweist, dann ist das völlig in Ordnung, und dem Biokybernetiker gebührt unser Dank, denn wir brauchen Fisch zum Essen. Aber er verschone uns mit seiner Metaphysik!

Das Leben des Lachses, so der leere Wixenschaftler, ist leer, der Lachs fühlt nichts – kein Wasser, kein Licht, keine Temperatur, er bewegt sich nicht. Gefühllos und blind hat er nur eines im „Sinn“: sein Finale, wo er ablaichen und sterben wird. Allein das zeigen die Biologen und faseln etwas von „Lebenszweck erfüllt“. Der Lachs hat zu keiner Zeit eine Gegenwart, jede Gegenwart dient nur der Zukunft und dem Finale. Die Gegenwart ist immer nur Vorstufe des Finales. 

„Euer Ziel ist es, euch fortzupflanzen!“ predigen die Bio-Priester in allen Schulen und auf allen Fernsehkanälen. Es ist eine ungeheure Frechheit, Bilder von wild lebenden und von keiner Nervosität und Sehnsucht gezeichneten schönen, ausgeglichenen Tieren mit dergleichen Pestgedanken zu untermalen.

Am liebsten würden unsere Lebenskundler den Tieren auch noch einreden, warum sie leben und welchen Zweck alles Leben hat. Stellt Euch mal vor!: Diese lebenslosen „Lebenskundler“, die längst schon am Ende angelangt sind – tot –, erzählen den lebendigen sinnlichen Tieren etwas vom „Leben“!

Das machen sie natürlich nicht, sie murmeln noch etwas von wegen „dafür seid ihr Tiere zu dumm, das versteht ihr eh’ nich!“ und wenden sich enttäuscht ab.

Der Löwe geht unterdessen rücklings auf die Löwin drauf oder meditiert im Schatten.

„Ich habe ja meine Menschen“, sagt der Lehrer des Lebens, „denen ich ungestört auf den Sack gehen kann.“ Die sind ja wirklich so blöde und hören sich diesen Mist an. Noch nie hatten die Menschen den Mut, die Langweiler, Lügner und Prediger wirklich davonzujagen. Sie sagen sich, daß das mit dem Höheren der Lebensprediger wohl irgendwie sein muß.

Sie wollen keine Primis sein.

Oder sie haben Mitleid mit den armen Intellos: „Oh, wie niedlich, der zerstreute Professor!“

Oder sie haben sich verloren und erwarten in ihrer Not von den Biologen Hilfe: „Herr Wixenschaftler, sag uns: Was ist der Sinn des Lebens?“

Aber bei denen sind sie ganz gewiß an der falschen Adresse! Die Antworten der Wixenschaftler sind leer und öde, sie helfen kein bißchen. Wann begreifen das die armen Menschen? Der Biologe sagt ihnen: „Alles, was das Leben ist und was ihr von ihm zu erwarten habt, ist die Erhaltung der Art und die Weitergabe eurer Gene.“

Die totale Öde. Das reine Maschinendasein.

Trotzdem rennen die Leute immer wieder zur Kirche der Biologie, anstatt in sich selbst den Sinn zu entdecken.

Ausgerechnet diese Roboter von Biologen wollen uns etwas vom Leben erzählen! In welchem Irrenhaus leben wir überhaupt? Wie lange hören sich die Menschen das Roboter-Gequatsche von den „Hormonen“ und den „Chromosomen“ noch an? Wie lange noch liefern sie ihre Kinder diesem Unsinn aus?


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Wenn der Wixenschaftler könnte oder müßte, würde er dem Hund beibringen, daß er die Hündin bespringen muß, damit seine Gene und seine Art gerettet werden. „Nein“, sagt der Wixenschaftler, „das hat die Natur schon so eingerichtet, da brauche ich nicht nachhelfen. Die Natur bedient sich des hündischen Sexualtriebes… Das ist ja gerade das Geniale an der Natur! Und außerdem würde mich der Hund ja gar nicht verstehen; verstehen können mich nur die Menschen, die höchsten Geschöpfe!“

Recht hat er; jedenfalls tun die Menschen brav so, als verstünden sie.

Hat jemand schon mal „die Natur“ gesehen? Wo steckt sie, „die Natur“, die da etwas „einrichtet“? Hat jemand von denen, die an „die Natur“ glauben, schon einmal darüber nachgedacht, was dieser Glaube eigentlich soll und was man von ihm hat?

An der Beobachtung der Schwangerschaft und deren Ursachen ist noch nichts Verwerfliches, das kann zur Verhütung von ungewollten Schwangerschaften nützlich sein. Die Frage ist vielmehr, warum wir dem Hokuspokus des Wixenschaftlers, der stets mit dieser sachlichen Beobachtung einherkommt, Glauben schenken und uns auch nur andauernd anhören sollen, der von einem „zugrundeliegenden Trieb“ oder „höherem Zweck“ spricht.

Gut, angenommen, es gäbe so einen Zweck – wozu aber davon sprechen? Es ist genau so sinnlos, wie von jeder anderen Gottheit zu sprechen, und sei es „Gott“ höchstpersönlich: Was haben wir davon, wenn wir wissen, daß es Ihn gibt oder nicht gibt?

Immer wieder kriege ich die Frage gestellt, von wieviel Geld ich leben muß, und kann die Frage nicht beantworten. Ich weiß es wirklich nicht. Es ist genug. Ich hätte aber nichts gegen mehr Geld; nur: wird es dadurch mehr, daß ich weiß, wie viel ich im Moment habe?

Nehmen wir einmal an, wir befinden uns tatsächlich an unsichtbaren Drähten und werden von Außerirdischen wie Marionetten bewegt, und diese Außerirdischen bewegen uns aus Gründen heraus, die natürlich nur sie kennen.

Okay. Und nun, lieber Leser, stellen Sie sich bitte diese Puppe vor, wie sie an den Fäden des Puppenspielers hängt: Die Puppe ist sie selbst, sie kann nur so sein, wie sie ist. Sie hat keinen höheren Willen; sie hat keinen anderen Willen als ihren eigenen, wie bescheiden der auch immer ist.

Über ihr steht der Puppenspieler; der hat den Willen, die Puppe zu bewegen. Der bezweckt tatsächlich etwas mit dem Bewegen der Puppe: die Unterhaltung der Kinder. Der Wille des Puppenspielers könnte nun als „Höherer Wille“ der Puppe bezeichnet werden. Aber wozu?

Na klar will der Puppenspieler, daß die Puppen tanzen; er hat einen tatsächlichen Willen; aber wenn er verkünden würde, daß sein Wille gleichzeitig der „höhere Wille“ der Puppe ist – ja, was würden Sie dazu sagen?

Und was hätte es für die Puppe für einen Sinn, davon zu sprechen, daß es einen Höheren Willen gibt, daß ihr Tanz eigentlich nur der Wille ihres Manipulatoren ist? Sie hat Spaß am Tanzen, es sind ihr Spaß und ihr Tanz. Wozu sollte sie in die Zwecke des Puppenspielers eingeweiht werden wollen? Warum sollte die Puppe sich die Gedanken des Puppenspielers machen? Warum soll sie etwas von dessen Zwecken wissen? Sie ist Puppe und kann nur Puppe sein. 

Falls wir uns aber gegen böse Strippenzieher und Manipulatoren aus dem Weltall auflehnen und uns von ihnen emanzipieren sollen, dann wäre ein größeres Selbstbewußtsein, d.h. die Wahrheit unserer Erfahrungen und Gefühle, dem Befreiungskampf ganz bestimmt nicht abträglich.

Bei den Medien sitzen jedenfalls schon mal identifizierbare Strippenzieher; auch gegen die hilft Bewußtsein.

Wir hängen an genügend realen Gängelbändern. Jetzt erfinden wir noch irreale hinzu, weil unsere Angst vor der Befreiung eine Rationalisierung braucht: Unsichtbare Strippen, die wir also auch nicht durchschneiden können, binden uns.


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Manchmal wollen wir unsere tiefen Gefühle ausdrücken, und dann sagen wir so etwas wie „es wirkte eine andere Kraft in mir“, und daran mag auch was Wahres sein, schließlich müssen wir mit einer anderen Kraft in Verbindung sein, aus ihr entstammen, schließlich sind wir nicht allein in der Welt.

Aber diese Kraft fühlen wir, sie steht in keinem Gegensatz zu uns; sie entspricht unserem Wissen. Die Kraft ist keine Instanz, keine Idee. Sie ist kein Puppenspieler, sondern unser Ureigenstes. Es ist dermaßen subjektiv von uns empfunden, daß sich die Subjektivität auflöst: Alles fokussiert sich auf das Empfundene, und wir sind dann nur noch das, was wir fühlen; unser Ich verschwindet.

Diese Kraft, dieses Gefühl ist kein Ideechen wie „Arterhaltung“, von der wir nichts fühlen. Wir wissen, daß wir Liebe fühlen, und es ist nichts anderes als diese Liebe – es ist nichts „Höheres“, diese Liebe hat keinen „Zweck“. Wir fühlen und wissen, daß diese Liebe nicht einmal „Selbstzweck“ ist. Niemand muß uns erzählen, daß diese Liebe einen „tieferen Sinn“ hat. 

Meinetwegen gibt es also eine Weise Wesenheit, eine Oberste Intelligenz – doch was habe ich von ihrer „Erkenntnis“? Das „Wissen“ um die Pläne einer Extra-Intelligenz ist überflüssig. Was schert mich „die Natur“? Warum soll ich mir ihren Kopf zerbrechen, würde Max Stirner jetzt sagen.

Daß der Sex mit dem Anfang eines Wachstumsprozesses in Zusammenhang steht, wollen wir ja gar nicht abstreiten – wir wollen einzig die Frage stellen, was es für einen Sinn haben soll, deswegen von einem Ziel zu sprechen, das wir (oder unser „Unbewußtes“, unsere „Natur“) mit unserer Sexualität verfolgen. Wir wollen nicht einsehen, daß es irgendeinen Sinn machen soll, gesagt zu bekommen, mit dem Sex würden wir einer Sache „dienen“, nämlich der sog. Fortpflanzung.


   ***  ***  ***  ***  ***  ***  ***
 

Der Biologe reduziert durchaus nicht alles auf Fortpflanzung und Genweitergabe. Auch Lusterleben und sinnliche Erfahrungen wie Hunger sind seiner Wahrnehmung nicht entgangen, und er erforscht und protokolliert alles akribisch. Aber diese Sinne schwinden und verlieren komplett ihre Bedeutung im mystischen Scheine des letztlichen „Sinnes“: die Weitergabe der Gene und die Arterhaltung. Die Biologen nehmen durchaus Phänomene wie Geilheit wahr. Aber dieses Phänomen hat nur eine „Funktion“, es „dient“ nur einer höheren Sache.

Ich will mich hier gar nicht als Apostel der Sinne aufspielen; ich schreibe hier als langweiliger und verklemmter Intello, der auch nur mal recht haben will. Und als dieser geht es mir um keine Sinne, sondern nur darum, daß die Biologen rein gedanklich falsch liegen. Ich sage hier lediglich, daß es so etwas wie einen Arterhaltungs- oder Genweitergabetrieb nicht gibt. Mir geht es nur um klares und rationales Denken.

Natürlich stütze ich mich dabei auch auf die Sinne – auf meine eigenen Sinne und Erfahrungen –, auf den Wixenschaftlersinn sozusagen, der neben technischen Gerätschaften seit geraumer Zeit comme il faut zur instrumentellen Ausstattung des Naturforschers gehört. Und so werde auch ich auf meine alten Tage noch zum Naturforscher bzw. Naturphilosophen. Als solcher habe ich einen gewissen Ehrgeiz, Phantastisches, Irrationales und Falsches zu entlarven und der Lächerlichkeit preiszugeben.

Ich behaupte im übrigen natürlich nicht, eine sensationelle Entdeckung gemacht zu haben. Ganz im Gegenteil weiß ich – weil ich es beobachtet habe in Gesprächen mit Wixenschaftlern –, daß die Wixenschaftler selbst nicht so recht an ihren Unsinn glauben, daß sie selbst sehr gut verstehen, wovon die Rede ist, problembewußt lächeln und ihre Aufgespaltenheit zwischen eigener Erfahrung und „Wissen“, zwischen aus Identifizierung mit ihrem Forschungsobjekt gewonnenen Informationen und angelernter Biosophie anerkennen. Sie lächeln dann immer so wissend. Sie wissen, daß es eigentlich Quatsch ist, dem Fisch etwas zu unterstellen bzw. hinten rum den guten alten HErrn wieder zurückkehren zu lassen – diesmal unter dem Namen „Natur“. Dieses wissende Lächeln verwandelt sich dann, zumindest bei intelligenteren Wixenschaftlern, in Resignation. Sie ahnen, daß sie sich in einer paradigmatischen Irre, in einem irren Paradigma befinden.

Und so lächeln sie nur noch resigniert, wenn sie sich die armen Geschöpfe der Natur anschauen, die angeblich von etwas getrieben sind, das sich über, unter oder hinter, jedenfalls außer ihnen befindet. Diese armen Geschöpfe – wozu natürlich auch wir Menschen zählen – hätten keinen „freien Willen“, sagen die Wixenschaftler. Die armen Geschöpfe seien Getriebene der unbarmherzig in ihnen herrschenden „Natur“, gegen die sich zu wehren vergeblich sei.

Daß man nicht nur mit seinen Gefühlen (meinetwegen mit seiner „Natur“) gehen kann, daß man das sogar als geil empfinden kann, mit und nach seinen Gefühlen zu leben, ja daß einige das sogar so wollen, daß Wille und Trieb eins sind, auf diesen Gedanken ist noch kein Wixenschaftler gekommen.

Der angebliche „Trieb“ der Fortpflanzungsfetischisten ist ein metaphysischer, jenseits des Realen liegender „Trieb“, so wie „die Natur“ der Wixenschaftler etwas Angenommenes, rein Geistiges ist.

„Freier Wille“, das heißt für den Wixenschaftler nur die Möglichkeit, gegen den allem Tun zugrundeliegenden „Trieb“ ankämpfen zu können.

Im Grunde wollen die Wixenschaftler nur gegen den echten Trieb, gegen die echte Natur, nämlich gegen die Natürlichkeit ankämpfen und müssen resigniert feststellen, daß das nicht geht. Deswegen sind sie immer so pessimistisch und deprimiert und werden oft auch sarkastisch bis zynisch.

„Ich will“ als Zeichen eines Triebes, eines Bedürfnisses – das ist für den Wixenschaftler nicht denkbar. Sofort muß er diese Art Primitivismus geringschätzen! „Das ist ja kein richtiger freier Wille“, sagt er. „Freiheit“ heißt für den Wixenschafler Losgelöstheit vom Natürlichen, Freiheit von den Trieben, Nicht-Existenz von Bedürfnissen! Freiheit heißt für ihn ein abgehobenes Leben im Geiste. Er möchte von den Bedürfnissen erlöst werden – nichts anderes drückt sich in seinem Gequatsche von der „Willensfreiheit“, und daß diese ein Illusion sei, aus.

Mir ist es egal, ob mein Wille „frei“ ist – Hauptsache, ich habe ihn und fühle ihn deutlich, damit er mich dazu führt, das zu kriegen, was ich will.


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Es ist das lächerlich Einfachste der Welt und eine Schande für die Menschheit, daß man darüber auch nur ein Wort verlieren muß, und jeder Mensch versteht sofort, was ich sagen will: Weder der Baum noch der Vogel haben irgendeine Ahnung von einem Selbst- oder Arterhaltungstrieb. Ich kann beim besten Willen und beim genauesten Hinsehen nichts dergleichen in ihnen und in mir entdecken.

Die Delphine gingen nicht vom Land ins Wasser, weil sie „überleben“ wollten, oder weil sie „sich erhalten“ oder ihre „Gene weitergeben“ wollten; sie gingen ins Wasser, weil sie Hunger hatten und dort etwas zu essen sahen, oder weil das Wasser schön frisch war (die Lufttemperatur war vielleicht angestiegen), oder weiß der Geier warum.

Das Samenkorn ist von einer Hülle umgeben, weil es im Laufe der Jahrmillionen immer wieder nur die Samenkörner zu Pflanzen geworden sind, die von einem Mantel umgeben waren, der die richtige Beschaffenheit hatte: nicht zu hart, nicht zu weich.

Die Hülle des Samenkorns ist nicht hart, „um“ lange zu überstehen oder um das Samenkorn zu schützen; die Härte „dient“ nicht der langen Beständigkeit und dem Schutz des Samens, sondern: Die Härte ist einfach da!

Warum? – Nicht weil die Härte einen „Sinn“ hätte oder einen „Zweck“ erfüllen würde oder ein „Diener“ der „Natur“ oder der „Art“ wäre. Das Samenkorn ist einfach so beschaffen, basta, es ist einfach so von seinen Eltern und von den Elterseltern abgekommen. Die Beschaffenheit ist nichts als ein Ergebnis, sie hat keinen Zweck.

(Trotzdem würde ich gern mal die Meinung des Wixenschaftlers dazu hören, warum „die Natur“ die Männer mit Brustwarzen „ausgestattet“ hat, und welcher „Anpassungsdruck“ dazu geführt hat, daß sich die Hoden in einem nach außen gestülpten Sack befinden, wo sie doch innen besser geschützt wären.)

Was im Korn ist, das will sicher heraus, das drängt, treibt, das will wachsen. Und so geht es jedem neuen Korn. Aber dieses Drängen hat nichts mit einem – durchaus feststellbaren – Ergebnis, mit einer Generationenfolge usw. zu tun.

Kämpfen tun Samenkörner durchaus im Boden, wenn sie nebeneinander liegen und sich ausbreiten wollen – aber nicht um die Weitergabe von Genen! Ein Korn verdrängt das andere, aber nur aus dem aktuellen Drang, dem aktuellen Willen heraus, und nicht im Hinblick auf irgendeine Zukunft, in der Gene weitergegeben werden sollen. Das Korn will nur Erde fressen und frißt gegen andere Körner an.

Es gibt einfach keine „Zukunft“, so wie es auch keine „Vergangenheit“ gibt. Es gibt Erinnerungen, und es gibt Träume und Vorstellungen, die sich in der Gegenwart nicht realisieren lassen – alles rein menschliche Dinge –, aber deshalb gibt es real weder „Zukunft“ noch „Vergangenheit“. Es gibt nur Gegenwart.

Man kann nicht einmal sagen, daß die Gegenwart immer nur eine Zehntelsekunde beträgt, denn wo es weder Zukunft noch Vergangenheit gibt, da gibt es auch keine Zeit. Also erübrigt sich auch der Begriff „Gegenwart“. Was sich nicht erübrigt, ist die Qualität des Daseins, die man als „gegenwärtig“ bezeichnet: aufmerksam, bei allen Sinnen und hellwach.

Alles ist eigentlich immer nur Gegenwart. Dort drängt oder entspannt sich etwas, aber nichts verfolgt ein höheres Ziel.

Völlig fremd ist mir das Zukunftsdenken auch nicht. Wenn ich Kinder liebe, will ich sie nicht leiden sehen. Das geht so weit, daß ich schon an ihr Leid denke, das sie haben könnten, ihre Kinder einst leiden zu sehen. Insofern kann ich durchaus an zukünftige Generationen denken und die Bedingungen für deren Leben so gut ich es kann zu deren Vorteil einrichten. Das tue ich aber nicht, damit meine Gene und meine Art überlebt, sondern aus einem direkten Mitgefühl heraus. Die Gene wären mir nur insofern nicht egal, als ich möglicherweise eine Krankheit habe, um deren Vererbung weiß und keine Person an dieser Krankheit leiden wissen will.


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Wenn wir heute in den Wald gehen und einen Baum sehen, dann können wir davon ausgehen, daß nicht nur der Samen seines Elternbaumes gefruchtet hat bzw. in der Erde aufgegangen ist, sondern der Samen dessen Elternbaumes usw., d.h. aller Samen in die wohl Millionen Jahre währende Geschichte zurück. Dieser Samen wird sich im Verlaufe all dieser Jahre gewandelt haben. Die Verwandlung fand dadurch statt, daß es von Buche zu Buche leicht unterschiedliche Samen gegeben hat und sich der Samen einer von zwei Buchen aufgegangen ist, weil er besser zur Erde paßte, die sich auch gewandelt hatte.

Daß der Samen aufgegangen ist, liegt daran, daß es irgendein Bedürfnis in der Erde gegeben hat, irgendein Gefälle zwischen Samen und Erde, das sich ausgleichen mußte; liegt daran, daß es ein gemeinsames Interesse zwischen Same und Krume gegeben hat. Dieses Interesse bestand sicher auch zwischen einem anderen Samen und einer anderen Krume, aber dieses Samen-Krume-Gespann ist von jenem Samen-Krume-Gespann verdrängt worden, weil es die stärkere Konstitution hatte, oder weil das Gefälle zwischen ihnen größer war und sich am dringlichsten ausgleichen, d.h. entspannen mußte.

Im Verlaufe der langen Zeit hat sich – so heißt es – der Samen der Bäume den Gegebenheiten – also dem Boden, dem Klima, den Tieren – immer besser „angepaßt“.

Da hätten wir die nächste Lüge!

Es gibt kein Subjekt, das sich irgendeiner Sache „angepaßt“ hätte. Es paßte einfach besser. 

Die „Biologen“ wollen uns einreden, die Bäume hätten „um ihr Überleben gekämpft“ und seien in diesem Kampf gegenüber anderen Pflanzen „erfolgreich“ gewesen. Dem ist überhaupt nicht so. Was ist, ist allein die Tatsache, daß von den Millionen von Samenkörnern genau die aufgegangen sind, die am besten zur Umwelt paßten, die am einfachsten aufgingen.

Einem Vogel gefiel die Frucht des Baumes am besten – sie sah lecker aus oder roch besonders gut –, er fraß sie und scheidete sie aus: Und in dieser Frucht befand sich unser Samenkorn.

Jetzt sagt der Wixenschaftler: „Genau so meine ich es ja auch!“ – Wenn er es so meint, warum sagt er es dann nicht? Ein simples Ausleseverfahren mutiert bei ihm zu einem mühsamen Anpassungsverfahren und Kampf. „Dieser Baum hat sich durchgesetzt und überlebt!“, sagt der Wixenschaftler voller Bewunderung. Dem Baum wären die Lorbeeren peinlich – wenn er überhaupt wüßte, was Kampf ist –, so wenig hat er für sein „Überleben“ getan.

Unser Baum, wie wir ihn auf unserem Spaziergang sehen, gedeiht nun prächtig und hat entsprechend üppige Früchte. Nun behaupten die sog. Biologen allen Ernstes, der Baum (oder „seine Art“ oder – noch besser – „die Natur“) wende besondere Listen an, damit sein Samen auf und in die Erde komme und der Baum und seine ganze Art sich fortpflanze. Der Baum hätte nicht nur einen „Fortpflanzungswillen“; er und seine Art würden mit anderen Pflanzen nicht nur einen „Kampf ums Dasein“ führen – der Fortpflanzungstrieb sei so stark und der Kampf ums Dasein so gnadenlos, daß alles Erdenkliche und die abartigsten Listen zum Einsatz kommen.

Eine List bestehe zum Beispiel darin, daß der Baum einem Vogel Früchte anbietet, die diesem besonders gut schmecken. Da sei die Natur wieder von ganz besonderer Raffinesse…

Das ist natürlich glatter Humbug und wird von jedem Menschen als solcher empfunden.

Wie kommt es aber, daß solcher Unsinn immer wieder seit ewigen Zeiten Tag für Tag in Schulen, Universitäten und populärwixenschaftlichen Sendungen erzählt wird? Eine Tier- oder Natursendung ohne dieses Märchen von den Listen im Fortpflanzungskampf ist gar nicht mehr vorstellbar.

Es liegt auf der Hand (natürlich nicht für wixenschaftliche Trottel), daß der Baum oder das Tier keinerlei Willen hat, sich fortzupflanzen und erst recht nicht irgendwelche „Listen“ dafür anwendet. Einige Tiere können wie die Menschen listig sein, aber nur, um an die Banane oder an das andersgeschlechtliche Tier heranzukommen, nicht um ihr Gene zu verbreiten.

Wenn schon Kampf, dann gibt es keinen darum, Gene zu verbreiten, oder „ums Dasein“, sondern um die Macht, d.h. das Vermögen, konkrete Bedürfnisse befriedigen zu können. Und denken Sie nicht, lieber Leser, ich betreibe hier nur Wortklauberei! Alles andere als das! Denn „Dasein“ und das simple Aneinanderreihen von Generationen in einem „Arterhaltungskampf“ sind von tatsächlichen Bedürfnissen und Interessen vollständig bereinigt! Auf der einen Seite ist von etwas Irrealem, Ideelem die Rede, auf der anderen Seite von Realem. Die Wixenschaftler wollen uns vom Realen abhalten!

Tiere wenden keine Listen an, um ihre „Gene weiterzugeben“ – den Menschen dagegen ist grundsätzlich jede Perversion zuzutrauen, auch daß er eine bewußte List einsetzt, um seine Gene weitergegeben zu wissen (vergleichbar etwa mit dem Spleen einiger reicher Amerikaner, sich nach ihrem Tod einfrieren zu lassen). Soweit sind die Menschen tatsächlich ver(bl)ödet. Ich kann mir eine Nickelbrille vorstellen, wie sie ein armes Mädel zur Ehe bringt, nur weil die Nickelbrille glaubt, sich auch an der Weitergabe von Genen beteiligen zu müssen.

Die gebildeten Menschen haben das Arterhaltungsmärchen so lange gehört, daß sie sich tatsächlich einbilden, es sei ihr Bedürfnis, die Menschheit fortzupflanzen. Ich kenne tatsächlich einen Studierten, der mir gebeichtet hat, daß er schon einmal den Koitus vollzogen hat und dabei feierlich an die Weitergabe seiner Gene gedacht hat: So versuchen die Intellos ihre Verzweiflung, ihre Schizophrenie unter einen Hut zu kriegen… Aber ein echtes gefühltes Bedürfnis nach einer „Arterhaltung“ können sie nicht behaupten zu empfinden. Es tut mir leid, sollte ich jetzt „religiöse Gefühle“ verletzt haben.

Der Baum hat seine Früchte, in ihnen stecken Samenkörner, die Früchte mit den Samen fallen vom Baum – mehr ist nicht. Was mit dem Samen passiert, ist dem Baum völlig Schnuppe.

Gut, man könnte sagen, daß er es als angenehm oder entlastend empfindet, wenn ihm die Früchte abgenommen werden. Auch hier gibt es wieder ein Gefälle, das Ausgleich oder Entspannung will. Bestimmt empfindet er dabei Lust. Aber was mit dem Samen geschieht, einmal, daß dieser von ihm gefallen ist, daß aus diesem Samen ein junger Baum sprießen kann, das ist dem Baum ganz egal.

Wieso nur muß unser Wixenschaftler dem Baum irgendwelchen Blödsinn unterstellen?

Der Gedanke, daß der Baum keine List anwendet, ist einfach – aber es ist wenigstens ein Gedanke –, und niemand wird ihn zurückweisen. Man wird mich einen Einfaltspinsel schelten, weil dieser Gedanke ja so offensichtlich ist und niemand ernsthaft daran zweifeln wird. Ja, es ist einfach zu offensichtlich, daß dieser Gedanke stimmt: Der Baum ist nicht listig. Niemand unterstellt dem Baum ernsthaft eine Listigkeit.

Warum ist aber dann im Fernsehen, wo mehrere Naturfilme am Tag laufen, von dieser List und von irgendeinem „Fortpflanzungstrieb“ die Rede? Immer wieder!

Warum?


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Wissen Sie, lieber Leser, woran mich das alles erinnert? Die Befürworter für Gefängnisstrafen gegen Revisionisten (und 90 Prozent der Bundesbürger sind für Gefängnisstrafen gegen Andersdenkende) sagen: „Ob es nun 6 Millionen waren oder nur einer, ist doch ganz egal!“

Wenn es wirklich so egal wäre, dann bräuchte man doch auch nicht an der Zahl festhalten! Warum wollen diese Leute dann unbedingt jene in kleinen Gefängniszellen eingesperrt sehen, die eine Zahl bestreiten, obwohl die Zahlen doch angeblich egal sind? – Die Leute sitzen auf Monate oder sogar Jahre in 2 x 4 m großen und verriegelten Zellen, weil sie Dinge sagen, die ganz egal sind!

Schön!

Doch zurück zu unserem Wixenschaftler, der – wenn wir unter uns sind – auch zugibt, daß sich das Erdhörnchenpaar beim Sex nicht „dem Nachwuchs widmet“:

„Ja!“, sagt er, „es sieht danach aus, daß du recht hast. Aber“, sagt er dann – sein Glaube ist eine feste Burg –, „der Hund weiß einfach nicht, daß er nicht nur aus Lust heraus die Hündin bespringt; der Hund weiß nicht, daß seine Lust einen höheren Zweck erfüllt, einem Ziel dient.“

Er kann es einfach nicht lassen.

Er wird mich für meine Zweifel an der Arterhaltung nicht in den Knast stecken wollen, aber daß seine Theorie vom „Arterhaltungstrieb“ weiter gepredigt wird wie die 6 Millionen toten Juden, und die Biologie-Lehrbücher bleiben, wie sie sind, darauf legt er dann doch großen Wert.

Wo kämen wir denn ohne höheren Sinn schließlich hin?!

Und auch Sie, lieber Leser, sagen vielleicht, weil sie noch zum Volk und nicht zu denen da oben gehören, mit einigem Recht: „Klar stimmt das so mit dem Arterhaltungstrieb nicht. Aber ist das nicht völlig unbedeutend? Läßt sich denn jemand davon die Lust verderben? Das interessiert doch keine Sau!“ – Aber, so würde ich Sie dann fragen, wenn das wirklich keine Sau interessiert, warum kriegen wir es dann andauernd erzählt? Warum sollen wir uns damit abfinden? Soll ich mir die Ohren zuhalten? Warum soll nicht ein anderer Filmemacher das Geld verdienen, das der blöde Wixenschaftler verdient?

Das Volk hat eine unendliche Geduld mit denen da oben.

Wenn schon Kommentar, warum dann nicht einfach: „Der Hirsch muß einen tierischen Trieb haben, dermaßen röhrt er herum und rennt er den Kühen hinterher und vertreibt jeden anderen Hirschmann, der die Kuh besteigen will“? Warum kann man ausnahmsweise mal nicht etwas Sinnvolles zu den Bildern sagen?

Es soll ja durchaus auch Lehrmaterial geben, mit dem junge Menschen die Rinderzucht erlernen! Vielleicht müssen ja manche Lehrlinge auch darauf aufmerksam gemacht werden, daß der Ochse erst einmal geil sein muß, wenn die Kuh kalben soll. Aber auch im Handbuch für Rinderzüchter braucht von keinem Fortpflanzungstrieb die Rede sein.


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Warum das Märchen vom Höheren Zweck?

Will man uns etwa verwirren?

Das glaube ich nicht; es wird keine solche Absicht geben. Ich glaube, die Wixenschaftler wissen es einfach nicht besser, sie haben keine Ahnung. Sie wissen nicht, warum der Hirsch eifersüchtig seine Kühe bewacht und andere Männer verscheucht: Er will die Hirschkühe für sich allein haben, und die Kühe sind wohl meist damit einverstanden, weil er es ihnen am besten macht. Sie finden diesen Hirsch am geilsten! Oder die Kühe werden gar nicht gefragt. Wenn sie sich von einem jungen Hirsch bespringen lassen wollen, kommt einfach der Alte (oder Starke) und vertreibt den Jungen (oder Schwachen). So einfach ist das. Der Hirsch veranstaltet sein Theater nicht, weil er „seine Gene weitergeben“ will!

Daß die Gepflogenheiten in den Hirschherden damit zusammenhängen, daß der gesamte Nachwuchs nur vom Stärksten der Hirsche abstammt, unter dem sich wiederum der Stärkste durchsetzen wird, weswegen die Hirsche insgesamt – im Gegensatz zum Menschen – stark und am Leben bleiben, ist klar. Aber deswegen geht es noch längst nicht darum, die Erbanlagen weiterzugeben, sondern immer noch nur darum, die Hirschkühe zu bespringen und sich von Konkurrenten nicht die Lust klauen zu lassen.

Das alles weiß der Wixenschaftler nicht.

Auch im Fernsehen bestimmt die Nachfrage das Angebot, und so müssen wir den Unsinn vom obersten Ziel der Erbgutweitergabe über uns ergehen lassen, weil die Leute ihn hören wollen. Die Leute haben Heilserwartungen, sie suchen nach dem Sinn ihres Lebens.

Und weil sie nur nach Zielen und Zwecken funktionieren, sind sie beruhigt, wenn man ihnen sagt, daß die Tiere genau so funktionieren.

Man will uns vielleicht nicht verwirren, aber andererseits würden die Herren Pleitgen, Saban & Co. auch nicht dulden, daß besagte kreative, nicht-wixenschaftliche Kräfte, daß Luni oder Karl Nagel plötzlich Tierfilme kommentieren – das wäre gar nicht gut für die Untertanen…

Die Pflanzen und Tiere passen sich alle andauernd an – also paßt euch mal auch lieber an!

Und so schieben und stellen die zu Robotern verkommenen Menschen den Tieren alle möglichen Dinge unter, die nur auf sie selber zutreffen, denn sie sind wirklich Anpasser – sie vermenschlichen die Tiere. „Anthropomorphismus“ nennen das die Gebildeten. Sie, die Menschen, müssen wie Maschinen funktionieren, nicht die Tiere, die nach ihrem Biorhythmus leben, der mit dem Rhythmus der Natur und des Kosmos harmoniert. 

Wenn der Wixenschaftler jetzt den Menschen sagt, daß das Affenkind den ganzen Tag das Klettern trainiert, so spricht die Menschenmama zu ihrem Kind: „Siehst du, das Affenkind spielt auch nicht den ganzen Tag! Also schnell wieder zum Klavier und schön fleißig weiter trainiert!“ So klingt es doch schon viel überzeugender, und schon sitzt das arme Menschenkind viel braver – und blasser – auf dem Klavierschemel.

Wixenschaftliche Kommentare geben den Robotern, deren ganze Existenz nur aus Aufgaben besteht, das Gefühl, auf der richtigen Seite zu stehen. Roboter brauchen wie jede andere Maschine auch regelmäßig Schmiere. Die Schmiere für die Menschmaschine sind Ideen. Und nach der wixenschaftlichen Sendung geht der Roboter, ideologisch gefestigt, wieder daran,

    - ein Haus zu bauen,
    - ein Kind zu zeugen,
    - einen Baum zu pflanzen

oder all das zu tun, was er sich als seinen Lebenszweck hat einreden lassen.

Doch wollen wir uns hier nicht mit den Motiven der Fernsehkonsumenten beschäftigen, sondern weiter dem „gedanklichen“ Unsinn der Biosophen nachgehen.


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